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3. Ausstattung und Zustand des Gebietes

3.4 Fauna

Hinsichtlich der Tierwelt des FFH-Gebietes liegt kein einheitlicher Kenntnisstand zum Artenvorkommen in den verschiedenen Teilgebieten vor. Hinweise auf das natur-räumlich vorgegebene Artenpotenzial des Gesamtgebietes liefern die Ausführungen in der Schutzgebietskonzeption Hardtplatten von DEMUTH &BREUNIG (1999). Nähere An-gaben stammen dagegen aus gebietsbezogenen Erhebungen zum Artenbestand auf verschiedenen Teilflächen des Gebietes.

Vergleichsweise gut untersucht ist die Tierwelt der Sandhausener Dünen. Die na-turkundlichen Beiträge zu den Naturschutzgebieten "Pferdstrieb" und "Pflege Schönau-Galgenbuckel" (LFU 1994) umfassen Bestandserhebungen zu folgenden Tiergruppen:

4 Heuschrecken, Wanzen, Großschmetterlinge, Raupenfliegen, Stechimmen, Amei-sen, Käfer, Spinnen, Mesofauna des Bodens.

Umfassende Informationen zum faunistischen Artenvorkommen liegen auch für die Einrichtungen der U.S. Armee im südlichen Abschnitt des Teilgebietes "Dossenwald-Hirschacker" bei Schwetzingen und im Bereich der "Oftersheimer Dünen" vor (IVL&WBI 2003). Im Rahmen der 2002 durchgeführten Bestandserhebungen wurden mit Fleder-mäusen, Vögeln, Amphibien, Reptilien, Tag- und Nachtfaltern, Libellen, Ameisen, Wild-bienen, Laufkäfern und Heuschrecken insgesamt 11 Tiergruppen in den genannten Ge-bieten untersucht.

Weitere Angaben zum Vorkommen gebietstypischer Arten sind in den Würdigun-gen und VerordnunWürdigun-gen der im FFH-Gebiet lieWürdigun-genden Naturschutzgebiete enthalten. Hin-weise auf das Vorkommen seltener Tierarten liefern auch die Ergebnisse der Offenland- und Waldbiotopkartierung. Generell als faunistisch bedeutsam sind Vorkommen von Arten des landesweiten Artenschutzprogramms zu bewerten (siehe Kapitel 3.1).

Die der Naturschutzverwaltung vorliegenden Funddaten und Artvorkommen sind in die Meldung des FFH-Gebietes eingeflossen. Untersuchungen zu Vorkommen und Verbreitung von Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie im Gebiet sind Bestandteil des vorliegenden Pflege- und Entwicklungsplans und werden in Kapitel 3.7 ausführlich dar-gestellt.

Zahlreiche bemerkenswerte Tierarten des Offenlandes finden auf Grund der häufig lichten Waldbestände und der mosaikartigen Verzahnung der vorhandenen Vegetations-typen auch innerhalb der Waldungen des FFH-Gebietes geeignete Lebensraumbedin-gungen vor. Solche Flächen übernehmen damit relevante Funktionen als Trittsteinbioto-pe und tragen zum Individuenaustausch innerhalb des Gebietes bei. Auf Grundlage der vorliegenden Informationen ergibt sich für die Fauna des Gebietes die nachfolgend zu-sammengefasste Situation.

Säugetiere:

Im Hinblick auf die Säugerfauna des Offenlandes sind unter anderem Vorkommen des streng geschützten Feldhamsters (Cricetus cricetus) in der Umgebung Mannheims von naturschutzfachlicher Bedeutung. Als relevante Fledermausarten des Naturraumes werden von DEMUTH & BREUNIG (1999) Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteini), Breitflügel-Fledermaus (Eptesicus serotinus), Wasserfledermaus (Myotis daubentoni), Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) sowie Braunes und Graues Langohr (Plecotus auritus, P. austriacus) genannt, die als Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie ebenfalls streng geschützt sind. Ein Großteil der ge-nannten Fledermausarten nutzt überwiegend oder teilweise die im Gebiet vorhandenen Waldflächen als Lebensraum. Mit Breitflügel-Fledermaus, Großem Abendsegler, Zwerg-fledermaus und Braunem Langohr wurden aktuell vier dieser Arten im Bereich der unter-suchten Liegenschaften der U.S. Armee nachgewiesen (IVL & WBI 2003).

Vögel:

Die lichten Wälder und vegetationsarmen Trockenbiotope auf den Flugsanddecken und Binnendünen ermöglichen das Vorkommen einiger bemerkenswerter Vogelarten.

Nach DEMUTH &BREUNIG (1999) wurden bislang 30 gefährdete Vogelarten im Bereich der gesamten Hardtplatten nachgewiesen. Für drei Arten bilden die Hardtplatten den wichtigsten Lebensraum in Baden-Württemberg.

Für mehrere seltene Vogelarten fungieren die Laubholz- und Laubmischwaldbe-stände des FFH-Gebietes als Bruthabitat. Zu nennen sind insbesondere Brutvorkommen typischer Waldarten wie Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Hohltaube (Columba oenas). Sie nutzen als Höhlenbrüter vorrangig geschlossene Waldbestände mit hohem Altholzanteil als Bruthabitat. Die Anlage der Bruthöhle erfolgt vor allem in alten Buchen und Kiefern (HÖLZINGER & MAHLER 2001). Der ebenfalls vorkommende Mittelspecht (Picoides medius) nutzt hingegen bevorzugt ältere, abgängige Eichen als Brutbaum. Er wurde 2002 im Teilgebiet "Dossenwald-Hirschacker" mit mehreren Brutpaaren nachge-wiesen (IVL & WBI 2003).

Deutlich abweichende Habitatansprüche weisen Ziegenmelker (Caprimulgus euro-paeus) und Heidelerche (Lullula arborea) als weitere, gebietstypische Vogelarten auf.

Beide Arten nutzen lichte Kiefernwälder, Schlagflächen und sandige Blößen als Bruthabi-tat. Als Bodenbrüter sind sie auf lückige, niedrigwüchsige Bestände mit offenen Boden-stellen angewiesen. Für die Heidelerche liegen aktuelle Brutnachweise aus dem FFH-Gebiet vor. So wurden 2002 zwei Brutpaare der Art im Teilgebiet "Dossenwald-Hirschacker" festgestellt (IVL & WBI 2003). Brutvorkommen des Ziegenmelkers werden hier ebenfalls vermutet, sind derzeit aber nicht abschließend geklärt.

Mit Neuntöter (Lanius collurio), Wendehals (Jynx torquilla) und Grauspecht (Picus canus) profitieren weitere seltene Brutvögel von den lichten Waldstrukturen. Baumfalke

(Falco subbuteo) und Wespenbussard (Pernis apivorus) bilden weitere Vogelarten der Hardtplatten, die auch in der Schwetzinger und Hockenheimer Hardt anzutreffen sind.

Brutvorkommen von Heidelerche, Ziegenmelker, Mittelspecht, Neuntöter, Schwarzspecht, Wespenbussard, Baumfalke, Hohltaube und Wendehals waren die Gründe für die Nachmeldung des Vogelschutzgebietes Schwetzinger und Hockenheimer Hardt. Partielle Überlagerungen bestehen mit den südlich gelegenen Teilflächen des FFH-Gebiet nordwestlich von Walldorf.

Herpetofauna:

Klimagunst und überwiegend trockene Standortverhältnisse begünstigen das Rep-tilienvorkommen im Gebiet. Neben der Zauneidechse (Lacerta agilis) kommt auch die

"stark gefährdete" Mauereidechse (Podarcis muralis) an geeigneten Stellen wie dem Rangierbahnhof Mannheim mit hoher Populationsdichte vor. Beide Arten werden in An-hang IV FFH-Richtlinie geführt und unterliegen folglich einem strengen Schutz.

Im Gegensatz zu den Reptilien bestehen für viele Amphibienarten wegen der vor-herrschen Gewässerarmut und der Trockenheit der Flugsanddecken keine günstigen Voraussetzungen. Die Vorkommen der meisten Arten konzentrieren sich in der Folge auf wenige künstliche Stillgewässer, die im Rahmen früherer Kies- und Sandgewinnung ent-standen sind. Eine wichtige Reproduktionsstätte der Amphibienfauna bildete in der Ver-gangenheit das NSG "Zugmantel-Bandholz". Mit Kammmolch und Gelbbauchunke ka-men auch die beiden für das FFH-Gebiet gemeldeten Amphibienarten in dieser Teilfläche des FFH-Gebietes vor (BNLKARLSRUHE 1984).

Eine besondere Bedeutung kommt den Sandgebieten trotz des geringen Gewäs-serangebotes für die Kreuzkröte (Bufo calamita) zu. Sie profitiert von den lockeren, san-digen Böden, in die sich die erwachsenen Tiere tagsüber eingraben. Als Laichgewässer genügen temporäre Kleinstgewässer, die sich oft nur für kurze Zeit nach starken Regen-fällen bilden. Auch Wechselkröte (Bufo viridis) und Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) können als grabende, tagsüber versteckt im Boden ruhende Arten die im Gebiet vorherr-schenden Sandböden nutzen. Durch die bevorzugten Laichbiotope sind sie im Vergleich zur Kreuzkröte aber stärker an vorhandene Dauergewässer gebunden.

Schmetterlinge:

Für die einheimische Tagfalterfauna sind die vorherrschenden Sandrasenflächen nach Einschätzung von EBERT (1991) eher von untergeordneter Bedeutung. Dagegen übernimmt das Gebiet für zahlreiche Nachtfalterarten wichtige Habitatfunktionen. Neben der für das FFH-Gebiet gemeldeten Spanischen Flagge (Euplagia quadripunctaria) sind vor allem Vorkommen der in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohten Sandstroh-blumen-Eule (Eublema noctualis) hervorzuheben. Die Raupe dieser Art nutzt ausschließ-lich die seltene Sand-Strohblume als Futterpflanze. Aktuelle Vorkommen im Teilbereich

"Dossenwald-Hirschacker" des FFH-Gebietes (IVL & WBI 2003) sind landesweit von herausragender Bedeutung für die Erhaltung dieser Schmetterlingsart. Auch der für

Ba-den-Württemberg als "gefährdet" eingestufte Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae) und seine auffällig gefärbte, an Wolfsmilcharten (Euphorbia cyparissias, E. seguieriana) fressende Raupe können im Gebiet noch vergleichsweise häufig angetroffen werden.

Heuschrecken:

Die trockenwarmen Standorte der Flugsandecken und Binnendünen ermöglichen das Vorkommen zahlreicher seltener Heuschreckenarten. Hierzu zählt unter anderem die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus), die hier die Nordwestgrenze ihres Verbrei-tungsgebietes erreicht und zu den nach der Bundesartenschutzverordnung streng ge-schützten Arten gehört. Weitere gebietstypische, aber landesweit seltene Arten sind Westliche Dornschrecke (Tetrix ceperoi), Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda cae-rulescens), Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans), Gefleckte Keulen-schrecke (Myrmeleotettix maculatus), Steppengrashüpfer (Chorthippus vagans) und Rot-leibiger Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis). Mit Ausnahme der Grünen Strand-schrecke und des Rotleibigen Grashüpfers liegen aktuelle Nachweise der genannten Arten aus dem FFH-Gebiet vor (SPANG. FISCHER. NATZSCHKA. GMBH 2006).

Wildbienen und Wespen:

Eine besondere Bedeutung besitzen die sandigen Trockenstandorte der Hardtplat-ten für die Wildbienenfauna. Die Vorkommen zahlreicher WildbienenarHardtplat-ten des ArHardtplat-ten- Arten-schutzprogramms belegen auch für die Sandgebiet zwischen Mannheim und Sandhau-sen eine entsprechende Funktion als hochwertiger Lebensraum. Vor allem SandraSandhau-sen- Sandrasen-bewohner finden auf den offenen, trockenen Sandflächen ideale Bedingungen vor.

Im Teilgebiet "Dossenwald-Hirschacker" wurden 2002 insgesamt neun Arten der Roten Liste Baden-Württembergs festgestellt (IVL & WBI 2003). Mit Andrena argentata, Lasioglossum prasinum und Nomioides minutissimus befinden sich darunter drei lan-desweit als "vom Aussterben bedroht" geltende Wildbienenarten. Lasioglossum prasinum und Nomioides minutissimus werden von WESTRICH (1989) auch für die Sandhausener Dünen angegeben. Mit Coelioxys conoidea kommt im NSG "Sandhausener Düne, Pflege Schönau-Galgenbuckel" eine weitere Art der höchsten Gefährdungsstufe vor.

Die Sandhausener Dünen sind darüber hinaus Lebensraum mehrerer im Bestand gefährdeter Wespenarten, darunter die Kreiselwespe (Bembix rostrata) und die Heu-schreckenjäger Tachyspex fulvitarsis und T. helveticus. Eine ausführliche Darstellung des Stechimmenvorkommens findet sich bei KRÜSS (1994).

Käfer:

Auch für die Käferfauna übernehmen die Sandgebiete bedeutende Habitatfunktio-nen, wie BÜCHE (1994) für die Dünengebiete bei Sandhausen beschreibt. Danach konn-ten hier zwischen 1990 und 1993 insgesamt 560 Käferarkonn-ten festgestellt werden, darunter stenotope und seltene Sandrasenarten. Als faunistisch besonders bemerkenswert für Baden-Württemberg wird von BÜCHE der Nachweis des Rüsselkäfers Apion variegatum

bewertet, der in Baumkronen an Misteln (Viscum spec.) lebt. Regelmäßig und in größerer Zahl auf den offenen Flächen anzutreffen ist der landesweit "gefährdete" Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida).

Für das Teilgebiet "Dossenwald-Hirschacker" sind ebenfalls Vorkommen mehrerer Laufkäferarten der Roten Liste nachgewiesen (IVL & WBI 2003). Mit dem Rostgelben Schnellläufer (Harpalus flavescens) befindet sich darunter auch eine in Baden-Württemberg "vom Aussterben bedrohte" Art. Vier weitere Laufkäferarten des Gebietes gelten als "stark gefährdet".

Neben den Offenlandflächen dienen die im Gebiet vorhandenen Wälder ebenfalls einer Reihe seltener Käferarten als Lebensraum. Vielerorts bilden die vorhandenen Altei-chen die Lebensgrundlage für eine seltene, hochspezialisierte Insektenfauna, zu denen nicht zuletzt Eichen-Heldbock (Cerambyx cerdo) und Hirschkäfer (Lucanus cervus) gehö-ren. Für den Schwetzinger Schlosspark ist mit dem Körnerbock (Megopis scabricornis) eine weitere seltene Käferart nachgewiesen, die verschiedene Laubbaumarten als Brut-baum nutzt. Der von BÜCHE (1994) für die Sandhausener Dünen angeführte Achtfleckige Kiefernprachtkäfer (Buprestis octoguttata) entwickelt sich hingegen in abgestorbenem, liegendem Kiefernholz.

In Verbindung mit der lokalen Käferfauna ist auch der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) anzusprechen, der im nördlichen Teil des FFH-Gebietes seit einigen Jah-ren verstärkt in Erscheinung tritt. Bei weiter zunehmender Populationsdichte stellt er auf Grund der Schadwirkung des daraus resultierenden Engerlingfraßes und deren Auswir-kungen auf die Begründung neuer Laubwaldbestände eine wesentliche waldbauliche Restriktion im Gebiet dar. Vor diesem Hintergrund wurde in den vergangenen Jahren auf ausgesuchten Teilflächen des Käfertaler Waldes eine Bekämpfung des Maikäfers durch-geführt (SCHRÖTER 2004).

Sonstige Tiergruppen:

Die insgesamt hohe Bedeutung des FFH-Gebietes für die einheimische Tierwelt spiegelt sich auch im Artenbestand weiterer Tiergruppen wieder, für die Bestandserhe-bungen aus dem Gebiet vorliegen. Hervorzuheben ist beispielsweise das Vorkommen der nach der BArtSchV besonders geschützten und in Baden-Württemberg "gefährdeten"

Roten Röhrenspinne (Eresus cinnaberinus) auf den Dünen bei Sandhausen. Eine Auflis-tung weiterer Spinnenarten der Roten Listen enthält der Beitrag von LEIST (1994). Die Untersuchungen zur Ameisenfauna im gleichen Gebiet erbrachten Nachweise von 14 Rote Liste-Arten, die auf trockenwarme Standorte angewiesen sind (RAQUE 1994).

Insgesamt sind es die zahlreich und in verschiedener Ausprägung vorhandenen Trockenstandorte, die durch ihre Habitateignung für xerotherme und termophile Arten die besondere faunistische Qualität des FFH-Gebietes prägen.