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3. Ausstattung und Zustand des Gebietes

3.9 Beeinträchtigungen und Gefährdungen

Neben den für die Lebensraumtypen und Lebensstätten im Einzelnen festgestell-ten Beeinträchtigungen sind im Hinblick auf eine gesamthafte Betrachtung des Natura 2000-Gebietes folgende Aspekte zu berücksichtigen, die derzeit schon als Beeinträchti-gungen wirken, aber auch als künftige Gefährdungen anzusehen sind:

4 Die hohe Siedlungs- und Verkehrsinfrastrukturdichte des Ballungsraumes Rhein-Neckar und dessen Entwicklung, die auch künftig durch Flächeninanspruchnahmen, Zerschneidungen und einer wachsenden Nutzungsintensität der freien Landschaft durch Erholungssuchende zu einer weiteren Fragmentierung der Schutzgebiete mit den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Ausbreitung und Vernet-zung von Artenvorkommen führen kann,

4 die Tatsache, dass der Rhein-Neckar-Raum im landesweiten Vergleich überdurch-schnittlich durch sowohl im Gebiet entstehende als auch durch Ferntransport einge-tragene Schadstoffe belastet ist (IUS 1999), wodurch mittel- bis langfristige Verän-derungen der standörtlichen Gegebenheiten möglich sind, und

4 die hydrologische Situation des Gebietes, die eine weite Spanne von mittleren Grundwasserflurabständen im Bereich ehemaliger Gewässerläufe bis hin zu den dominierenden hohen Flurabständen im Bereich der Flugsanddecken und Dünen aufweist, und durch Grundwasserentnahmen, Trockenjahre (wie 2003) und die aktu-ell diskutierte Klimaveränderung (KORN & EPPLE 2006) sich zu Ungunsten der Le-bensraumtypen und Lebensstätten verändern kann.

Im Einzelnen liegen die nachfolgend angesprochenen Beeinträchtigungen und Ge-fährdungen vor:

Offenland-Lebensraumtypen

[2310] Trockene Sandheiden

Als Beeinträchtigung der häufig kleinflächigen Biotope macht sich die Beschattung durch randständige Gehölze bemerkbar. Zudem wandern die oft neophytischen Gehölze vielerorts in die Heideflächen ein und verändern in der Folge für den Lebensraumtyp maßgebliche Standortbedingungen. Auch die Überalterung der Besenheide-Bestände bei fehlender Pflege lässt mittelfristig eine Verringerung der Lebensraumqualität erwarten.

[2330] Dünen mit offenen Grasflächen

Analog zu den Sandheiden sind die offenen Grasflächen der Dünenstandorte durch Beschattung, fortschreitende Sukzession und Einwanderung von Gehölzarten ge-fährdet. Beeinträchtigend wirken insbesondere neophytische Laubgehölze wie Robinie, Götterbaum, Spätblühende Traubenkirsche und Eschen-Ahorn. Auch die Ausbildung von Dominanzbeständen des Land-Reitgrases führt stellenweise zu einer Beeinträchtigung

des Lebensraumtyps im Gebiet. Als weitere Gefährdungsursache ist eine erhöhte Trittbe-lastung in Teilgebieten mit hoher Erholungs- und Freizeitnutzung zu verzeichnen.

[6120*] Trockene, kalkreiche Sandrasen

Die Beschattung durch angrenzende Gehölze, eine fortschreitende Sukzession und das Vordringen von Gehölzen stellen auch für die kalkreichen Sandrasen des Gebie-tes die wichtigsten Beeinträchtigungen dar. Auch die Kleinflächigkeit und Verinselung vieler Vorkommen sowie Nährstoffeinträge können mittelfristig das Vorkommen wertge-bender Charakterarten und damit die Qualität des Lebensraumtyps im Gebiet gefährden.

[6212] Halbtrockenrasen

Das einzige Vorkommen des Lebensraumtyps auf dem Feldherrnhügel ist eben-falls durch fortschreitende Sukzession gefährdet. Die Ausbreitung von Gehölzen und abbauenden Arten wie der Fieder-Zwenke beeinträchtigen die Funktion der Fläche als Lebensraum für charakteristische Arten.

[6510] Magere Flachland-Mähwiesen

Der nur mit geringem Flächenanteil im FFH-Gebiet vorkommende Lebensraumtyp weist aktuell lediglich geringe Beeinträchtigungen auf. Teilweise sind lokale Randeffekte und Initialvorkommen von Störzeigern zu verzeichnen. Als weiterer Faktor ist ein verfrüh-ter Mahdverfrüh-termin im Rahmen der Pflegemahd zu nennen.

Wald-Lebensraumtypen

[9110] Hainsimsen-Buchenwald und [9130] Waldmeister-Buchenwald

Im Bereich der Schwetzinger Hardt sind gegenwärtig keine Beeinträchtigungen des hier vorhandenen Waldmeister-Buchenwaldes zu verzeichnen. Dagegen stellen im Käfertaler Wald der Besucherdruck durch Erholungssuchende, Schäden durch Enger-lingsfrass des Maikäfers sowie das Aufkommen der Spätblühenden Traubenkirsche ak-tuelle Beeinträchtigung des Hainsimsen-Buchenwaldes dar. Verschiebungen im Arten-spektrum des Hainsimsen-Buchenwaldes zu Gunsten der neophytischen Traubenkirsche werden unter anderem durch den Maikäferbestand verursacht.

Verbissschäden sind in den Beständen beider Lebensraumtypen nur gering aus-geprägt. Der Fortbestand beider Lebensraumtypen im Gebiet ist derzeit nicht gefährdet.

Im Falle des Käfertaler Waldes ist langfristig eine Gefährdung der Buchennachhaltigkeit durch den Wurzelfraß des Maikäfers aber nicht auszuschließen. Auch in der

Schwetzin-ger Hardt kann die Ausbreitung des Maikäfers langfristig das Vorkommen der Waldle-bensraumtypen gefährden.

[9190] Alte, bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen

Das randliche Einwandern von Neophyten stellt eine mittlere Beeinträchtigung des Lebensraumtyps dar, ebenso die Bodenverdichtung durch Befahrung mit Militärfahrzeu-gen auf einem Teil der Flächen. Stellenweise sind leichte bis mittlere BeeinträchtigunMilitärfahrzeu-gen durch Freizeit- und Erholungsnutzungen festzustellen. Hinsichtlich des Verbisses beste-hen insgesamt nur geringe Beeinträchtigungen. Insgesamt sind gegenwärtig keine Be-einträchtigungen zu verzeichnen, die den langfristigen Fortbestand des Lebensraumtyps gefährden.

[91U0] Steppen-Kiefernwälder

Neben anhaltenden Stickstoffeinträgen und starkem Neophytenaufkommen ma-chen sich vor allem die im Gebiet etablierten Erholungs- und Freizeitnutzungen als Be-einträchtigung der Steppen-Kiefernwälder bemerkbar. Daneben kann die Unterpflanzung des Kiefernschirmes mit gesellschaftsfremden Baumarten den Fortbestand des Lebens-raumtyps im Natura-2000-Gebiet langfristig gefährden. Der Verbiss durch Wildkaninchen ist stellenweise erheblich, bezogen auf die Gesamtfläche des Lebensraumtyps aber als gering zu bewerten.

Lebensstätten von Arten

[1805*] Sand-Silberscharte

Als wesentliche Beeinträchtigung bzw. Gefährdung der Vorkommen im Gebiet ist die Isolation der bestehenden Wuchsorte anzusehen. Die Populationen auf der Düne

„Pflege Schönau“ und „Güterbahnhof-Ost“ sind wahrscheinlich auch in Zukunft ohne Eingriffe zu keiner selbständigen Reproduktion fähig und erhalten sich lediglich durch vegetatives Wachstum auf beschränkter Fläche. Generell können sich die für kalkreiche Sandrasen des Gebietes beschriebenen Beeinträchtigungsfaktoren auch auf die Vor-kommen der Silberscharte negativ auswirken.

[1037] Grüne Flussjungfer

Deutliche Beeinträchtigungen resultieren aus dem anthropogen geprägten Aus-bauzustand des Hardtbaches und der damit verbundenen Strukturarmut des Gewässers.

Die durchgängige Beschattung einzelner Gewässerabschnitte durch den angrenzenden Waldbestand schränkt die Besiedelbarkeit ebenfalls ein. Darüber hinaus beeinträchtigt die Verschlammung des Gewässers durch den Eintrag von Nährstoffen und Feinmaterial die Habitatqualität.

[1078*] Spanische Flagge

Aktuelle Beeinträchtigungen sind in der Mahd von Wegsäumen zur Flugzeit der Falter zu sehen. Auch Tritt und Befahrung bewirken lokale Beeinträchtigungen potenziel-ler Saughabitate und Eiablageplätze im Gebiet. Die Ausbreitung nicht standortheimischer Gehölze und Neophyten beeinträchtigt zusätzlich die Eignung als Lebensraum für die Larven und Falter der Spanischen Flagge.

[1083] Hirschkäfer

Für die Lebenstätten des Hirschkäfers stellen reiche Vorkommen an neophyti-schen Gehölzen und die damit zusammenhängende Beschattung von Bruthölzern die stärkste Beeinträchtigung dar. Die Entfernung von Brutbäumen und verschiedene Erho-lungs- und Freizeitaktivitäten stellen weitere Beeinträchtigungen der Lebensstätten dar, die insgesamt als mittel zu bewerten sind. Als Gefährdung für den Bestand des Hirschkä-fers ist die vor allem durch Neophyten und Wurzelfraß des MaikäHirschkä-fers bedingte mangeln-de Eichennachhaltigkeit zu benennen.

[1088] Heldbock

Für die Lebenstätten des Heldbockes im Gebiet sind die Entfernung von Brutbäu-men und VerkehrssicherungsmaßnahBrutbäu-men sowie die Ausbreitung neophytischer Gehölze als aktuelle Beeinträchtigungen anzuführen, die als mittel bis stark zu bewerten sind.

Mangelnder Eichenjungwuchs und eine Überalterung des Eichenbestandes können vie-lerorts langfristig ein ausreichendes Brutbaumangebot in Frage stellen und damit den Bestand gefährden.

[1166] Kammmolch

Als wesentliche Beeinträchtigung stellt das Fehlen geeigneter Laichgewässer für den Kammmolch bei niedrigem Grundwasserstand den Fortbestand der Art im Gebiet in Frage. Störungen durch Freizeitaktivitäten und die fortschreitende Gehölzsukzession im NSG "Zugmantel-Bandholz" sind als weitere Beeinträchtigungen der Lebensstätte wirk-sam.

[1193] Gelbbauchunke

Für die Gelbbauchunke liegen keine aktuellen Nachweise aus dem FFH-Gebiet vor. Angaben über bestehende Beeinträchtigungen und Gefährdungen sind daher nicht möglich.