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Familiensprache der betreuten Kinder unter 3 Jahre

Im Dokument 3. Bildungsbericht Augsburg 2020 (Seite 61-66)

2 Sprachbildung, Deutsch als Zweitsprache

2.3 Familiensprache der betreuten Kinder unter 3 Jahre

Krippen und Tagesmütter sind Bildungsinstanzen. Im Sinne einer kompensatorischen Förderung können Kinder zusätzlich zum Elternhaus bzw. anders als im Elternhaus gefördert werden. Für eine Bildungsteilhabe ist der Spracherwerb in Deutsch besonders wichtig. Deshalb wurden bei den Analysen auch die Informationen zur Familiensprache, die in der amtlichen Statistik erfasst sind, berücksichtigt. Gleichzeitig geben diese Informationen einen Hinweis auf notwenige Sprach-bildungsansätze für mehrsprachige Kinder (vgl. 2.1 Die Bedeutung der Mehrsprachigkeit, Seite 60).

Zum Stichtag 01.03.2018 war bei 74 % der betreuten Kinder unter 3 Jahre die Familiensprache Deutsch, egal ob ein Elternteil im Ausland geboren wurde oder nicht. Bei den Kindern über 3 bis unter 6 Jahren lag dieser Anteil bei 61 %. Der Anteil der Kinder, die zwar in der Familie Deutsch sprechen, aber mindestens ein Elternteil ausländische Wurzeln hat, geht seit 2012 (21 %) bis 2018 (18 %) leicht zurück.

Bei 26 % der Kinder war zu diesem Stichtag Deutsch die Zweitsprache27.

Dagegen nimmt der Anteil der Kinder unter 3 Jahre, für die Deutsch die Zweitsprache ist, deutlich zu: hier lag der Wert 2012 noch bei 15 % (entspricht 1398 Kinder) und hat inzwischen 24 % er-reicht (entspricht 1943 Kinder). Damit kommen deutlich mehr Kinder mit Deutsch als Zweitspra-che früher in eine Bildungssituation, in der Deutsch vermittelt wird. VergliZweitspra-chen mit den 3- bis un-ter 6-Jährigen (39 %) ist diese Gruppe aber noch deutlich unun-terrepräsentiert. Die nachfolgende

Abbildung 36: Betreuungsquote unter 3 Jahren nach Familiensprache

Für die Bundesebene wurde festgestellt, dass „... der Zuwachs der Bildungsbeteiligung bei U3-Kindern [insgesamt ] deutlich [ist], „allerdings fällt die Zunahme bei den unter 3-jährigen U3-Kindern mit Migrationshintergrund leicht geringer aus als bei denen ohne Migrationshintergrund (neun Prozent zu 13 Prozent)“ (Aktionsrat Bildung, 2016, S. 125) Dies kann so für Augsburg nicht beo-bachtet werden. Hier blieb das Verhältnis konstant, wenngleich Kinder mit Migrationshintergrund noch unterrepräsentiert sind.

Nachfolgend der Vergleich Augsburg mit Bayern und der Bundesrepublik.

Augsburg

(2016)28 Bayern (2016)29 Deutschland (2016) Kinder mit Migrationshintergrund

und Deutsch als Zweitsprache 19 % 11 % 9 %

Kinder mit Migrationshintergrund

und deutscher Familiensprache 18 % 11 % 12 %

Kinder ohne Migrationshintergrund 62 % 78 % 80 %

Tabelle 7: Familiäre Sprachpraxis der Kinder unter 3 Jahre in Kitas (Vergleich Augsburg-Bayern-Deutschland)

Die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren in Einrichtungen wird überwiegend durch freie bzw.

private Träger gestellt. Nur 9 % der betreuten Kinder sind bei einem kommunalen bzw. öffentli-chen Träger betreut.

28 Zum Zeitpunkt der Erstellung des Bildungsberichtes lagen keine neueren Daten vor.

29 Datenquelle: Länderreport (Bock-Famulla, Strunz, & Löhle, 2017, S. 35)

Wie aus der nachfolgenden Tabelle 8: "Betreuung von Kindern unter 3 Jahren" – Trägerschaft und Familiensprache

in den Spalten „Anteil bezogen auf den Träger“ ersichtlich, ist beim öffentlichen Träger der Anteil der Kinder

x mit einem Elternteil aus dem Ausland mit 56 % deutlich höher als bei freien / privaten Trägern (34 %) (Summe der Werte C und D)

x deren Zweitsprache Deutsch ist, mit 31 % beim öffentlichen Träger höher als bei freien / priva-ten Trägern (23 %) (Summe der Werte B und D)

x

freie / private Trägerschaft öffentliche Trägerschaft Herkunft /

Sprache

Anteil bezogen auf

den Träger Anteil an allen betreuten Kindern Anteil bezogen auf den Träger

A 59 % 54 % 4 % 44 %

B 3 % 3 % 0 % 0 %

C 15 % 14 % 2 % 25 %

D 22 % 20 % 3 % 31 %

Erläuterungen zur Herkunft / Sprache:

A kein Elternteil ausländischer Herkunft, Familiensprache Deutsch

B kein Elternteil ausländischer Herkunft, Familiensprache nicht Deutsch / Deutsch als Zweitsprache C mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft, Familiensprache Deutsch

D mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft, Familiensprache nicht Deutsch / Deutsch als Zweitsprache Tabelle 8: "Betreuung von Kindern unter 3 Jahren" – Trägerschaft und Familiensprache

Dieses Verhältnis wird in der nachfolgenden Abbildung 37 deutlich.

2.3.1 Anteil der Familiensprache Deutsch pro Einrichtung in Bezug zum Anteil Deutscher ohne Migrationshintergrund –

Hinweise auf Segregationstendenzen

In der nachfolgenden Grafik wird der Anteil der Kinder unter 3 Jahren ohne Migrationshinter-grund im Stadtbezirk den Anteilen an Kindern mit Familiensprache Deutsch in den einzelnen Ein-richtungen (Krippen)30 des Stadtbezirks gegenübergestellt. Dieses Vorgehen liefert Anhaltspunkte dazu, ob hinsichtlich der Sprachfähigkeiten Segregationstendenzen vorliegen, was deutliche Aus-wirkungen darauf hätte, wie die Kinder dieser Einrichtung in Kontakt mit der deutschen Sprache kommen. Eine mögliche Segregation ist dabei sowohl auf der Ebene der Stadtbezirke, als auch gesamtstädtisch zu betrachten.

Wie aus der Grafik (Punktwolke) und dem Bestimmtheitsmaß R2 von 0,23 erkennbar, gibt es kei-nen direkten Zusammenhang zwischen dem Migrationsanteil im Stadtbezirk und dem Anteil von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Dies lässt sich am deutlichsten an den rot und blau um-rahmten Bereichen, die jeweils einen Stadtbezirk umfassen, darstellen:

Bei den Stadtbezirken mit rotem Rahmen fällt eine sehr große Spreizung bei den Anteilen zur Fa-miliensprache in den jeweiligen Einrichtungen auf. So betreut eine Krippe kein Kind, deren Famili-ensprache Deutsch ist, während in einer anderen 100% der Kinder als FamiliFamili-ensprache Deutsch sprechen. Eine weitere Einrichtung liegt dazwischen. Damit wird deutlich, dass in diesem Stadt-bezirk die Kinder mit Familiensprache Deutsch bzw. mit Deutsch als Zweitsprache sehr ungleich auf die Einrichtungen verteilt sind.

Die Werte zu den Anteilen der Familiensprache Deutsch liegen in den Einrichtungen des blau um-randeten Stadtbezirks deutlich näher beieinander – die Zusammensetzung der Kinder hinsichtlich ihrer angenommenen Deutschkompetenzen ist also ausgeglichener als bei den Einrichtungen des rot umrandeten Stadtbezirks. Aufgrund des höheren Anteils an Kindern ohne Migrationshinter-grund in diesem Stadtteil sind erwartungsgemäß hier auch die Anteile der Kinder mit Familien-sprache Deutsch insgesamt höher.

Wie zu erwarten, ist tendenziell in den Stadtbezirken, in denen der Migrationsanteil höher ist, auch insgesamt die Anzahl der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache höher. Dieses bildet sich aber nicht direkt auf Einrichtungsebene ab, wie am rot umrandeten Stadtbezirk deutlich wird.

In Bezug auf Segregationstendenzen lässt sich daraus folgern, dass hinsichtlich der Familienspra-che es AnzeiFamilienspra-chen einer Segregation (hier: bezogen auf die Anteile der FamilienspraFamilienspra-che in den Ein-richtungen) sowohl bezogen auf die Stadtbezirke als auch auf die Gesamtstadt gibt. Die gesamt-städtische Segregationsvermutung wird aus den orange umrandeten Bereichen deutlich. Auf der einen Seite gibt es Stadtbezirke mit fast keinem Migrationshintergrund – entsprechend sind dort fast keine Kinder mit Deutsch als Zeitsprache. Auf der anderen Seite gibt es Stadtbezirke in denen der Anteil von Kindern zwischen 3 und unter 6 Jahren über 80 % liegt und in denen sich Einrich-tung mit einem Anteil von Kindern mit Familiensprache Deutsch unter 20 % befinden. Bei den Krippen fällt zudem auf, dass es Stadtbezirke gibt, in denen ein hoher Anteil von Kindern an Mig-rationshintergrund wohnt, der Anteil der Kinder in den Einrichtungen, die Deutsch als Zweitspra-che haben, aber gering ist. Dieses wird in den grün umrandeten BereiZweitspra-chen deutlich.

In dieser Analyse wird nur die Familiensprache berücksichtigt. Weitere Aspekte, wie ein Armutsri-siko, Krisen in der Familie aber auch instabile Wohnquartiere (Hohe Fluktuation) können, bezogen auf die Einrichtungen, nicht analysiert werden. Diese Informationen würden jedoch einen wichti-gen Hinweis darauf geben, ob die angedeuteten Segregationstendenzen umfassender und für die Chancen auf Bildungsteilhabe der Kinder gravierender sind.

Die Abkürzungen neben den Punkten (Einrichtungen) benennen die Trägerart:

KA: Katholischer Träger EV: Evangelischer Träger KO: Kommunaler Träger SO: Sonstiger Träger

30Für diese Analyse konnten nur die Einrichtungen zu Grunde gelegt werden, die keine altersübergreifenden Gruppen (z.B. Häuser für Kinder etc.) haben.

2.4 Familiensprache der betreuten Kinder zwischen 3 und unter 6

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