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Fabienne & Silvio Bischof & Angela Billi-Tosio

Im Dokument in Zug (Seite 102-110)

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Nettoausgleichszahlungen pro Kopf in CHF; Finanzausgleich 2017

Aargau Zürich

Im Jahre 1315 sammelte der österreichische Herzog Leopold in Zug sein Kriegsvolk für eine Strafaktion gegen die Schwyzer, wobei er im Morgarten­Krieg überraschend unterlag. Noch heute erinnert die Äge­

rer Fasnachtsfigur des «Legor» an des Herzogs Nar­

ren, der ihm gesagt haben soll: «Ihr redet nur immer davon, wie Ihr in dieses verwunschene Bergland hin­

ein­, aber nicht davon, wie Ihr wieder herauskommt.

Und das wird Euer Verhängnis sein.» So wuchs das Freiheitsbewusstsein der Bevölkerung. Die Stadt Zug schloss sich zwar 1352 dem Bund der Eidgenossen an, doch die Reichsfreiheit begann erst 1415.

In der Reformationszeit wurde Zug wegen der Bei­

behaltung des alten Glaubens zum konfessionellen Grenzort. Es unterstützte die katholischen Orte der Innerschweiz in den Kriegen bei Kappel am Albis und am Gubel, wo Gedenkstätten entstanden sind.

Schlimme Unruhen brachte das Jahr 1798, als mit dem Einmarsch der Franzosen die alte Ordnung zu­

sammenbrach und harte Hungerjahre folgten.

Die Industrialisierung setzte 1834 mit der ersten

Baumwollspinnerei in Unterägeri ein. Der Ameri­

kaner George Ham Page gründete 1866 die erste Kondensmilchfabrik in Cham, die später mit Nestlé fusionierte. Aus dem früheren Agrarkanton entwi­

ckelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein wichtiger nationaler und internationaler Finanz­

und Handelsplatz. Der kleinste Schweizer Kanton gehört heute zu den reichsten: Er zahlt dieses Jahr 341 Millionen Franken in den Nationalen Finanzaus­

gleich NFA ein.

Die Architektur

Im 10. Jahrhundert haben die Lenzburger Grafen mit dem Bau der Zuger Burg begonnen. Heute dient das älteste Gebäude der Stadt mit seiner Ringmauer als Museum, wo neben dem Sodbrunnen die gemalten Dekorationen an Wänden und Decken, die Kachel­

öfen des berühmten Hafners Josef Keiser sowie als Schmuckstück das Rokoko­Kabinett zu sehen sind.

Wenige Schritte entfernt liegt die vom Baumeister Hans Felder d. Ä. im 15. Jahrhundert erstellte spätgo­

tische Kirche St. Oswald. Etwa um jene Zeit entstan­

den das Stadthaus und das Gasthaus Ochsen. Den

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Brunnen davor ziert das Standbild des Bannerherrn Wolfgang Kolin, nach dem der Platz benannt ist.

Die historischen Gebäude befinden sich innerhalb der alten Stadtbefestigung, deren Türme gut erhal­

ten sind. Von ihnen ist der Zytturm – das Wahrzei­

chen der Stadt – mit den blau­weissen Ziegeln und der astronomischen Uhr am bekanntesten. Wer vom lärmigen Kolinplatz durch das Tor spaziert, kommt in die malerische Altstadt, das mittelalterliche Zug. Die Fronten des Rathauses mit dem angebauten Rathaus­

keller weisen eindrückliche Portale und Erker auf.

Das 1505 erbaute spätgotische Rathaus gehört zu den bedeutendsten profanen Gebäuden der Schweiz.

Darin manifestiert sich die Mächtigkeit des Standes Zug, der damals durch den Handel an der Gotthard­

route an Aufschwung gewann. Das Rathaus ist im Besitz der Bürgergemeinde, die es als Kanzlei nutzt;

der Gotische Saal im dritten Obergeschoss – einer der schönsten der Schweiz – wird für Kulturanlässe zur Verfügung gestellt. In der Nähe befindet sich an der Untergasse das Alte Kaufhaus, ein Holzgebäude aus dem 15. Jahrhundert. Das Herz der Altstadt ist aber der Landsgemeindeplatz. Hier treffen sich die

Zuger an lauen Abenden, am Seenachtsfest, an der Jazz­Night oder der Fasnacht, wenn unter den Klän­

gen der Guggen «Gret Schäll» mit ihren «Lölis» ihr Unwesen treibt.

Die ältesten Denkmäler finden sich ausserhalb von Zug, wo im 8./9. Jahrhundert Kapellen und Höfe ent­

standen, wie zum Beispiel die karolingische Kirche St. Verena in Risch. Sie steht unter eidgenössischem Schutz, ebenso die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Oberägeri, die in der jetzigen Form von 1905 zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Innerschweiz zählt. An dieser Stelle soll bereits 877 eine Kirche gestanden sein, urkundlich erwähnt wird sie erst­

mals 1226.

Jüngere historische Orte sind der Zurlaubenhof in Zug, der Stammsitz der zwischen dem 16. und 18.

Jahrhundert einflussreichen Familie Zurlauben, das Kloster auf dem Gubel mit der Schlachtkapelle sowie das Morgarten­Denkmal in Oberägeri. Die Zeit über­

dauert haben von den Schlössern Buonas und Cham;

von den Burgen Hünenberg und Baar existieren nur noch Mauerreste – sowie die Legenden.

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Kultur und Museen

Das Theater Casino Zug, an einmaliger Lage direkt beim Seebad Seeliken (www.theatercasino.ch), gilt in der Region als ein Leuchtturm. Egal ob hochkaräti­

ges Konzert, klasse Comedy, herausragende Tanzver­

anstaltungen oder Kinderaufführung – man findet alles im erfrischenden, überraschenden Programm.

In Zug gedeiht Kultur in allen Ecken, wird selbst gemacht und intensiv gelebt, etwa wenn im Burg­

bachkeller, Zugs Kleintheater, seit Jahren Geheim­

tipps und Trouvaillen die Bühne beherrschen und auf Begeisterung stossen. Oder wenn der Privatverein

«Jazz­Night Zug» jedes Jahr (diesmal am 24. und 25.

August 2017) die Zuger Altstadt mit Jazz­Combos be­

schallt und damit dem jahrhundertealten Gemäuer neuen Puls verleiht, wenn die Feuerwehr der Stadt Zug jedes Jahr den Himmel über dem See ansteckt, beim Seenachtsfest (24. Juni 2017), mit einem Feuer­

werk, das seinesgleichen über die Landesgrenzen hinaus sucht.

In Sachen Esskultur kann der Kanton Zug ebenfalls einige Höhepunkte vorweisen. Der wunderschöne Biedermeiersaal im Zuger «Schiff» ist alleine einen

Besuch wert – hier isst das Auge mit. Saucenkünst­

ler Peter Doswald im «Falken» Neuheim bringt es im Restaurantführer Gault Millau seit vielen Jahren auf ein Rating von 16 Punkten. Zu den Aufsteigern im Kanton Zug gehören laut dem Gourmetführer «The Blinker» (14) in Cham und der «Lindenhof» (14) in Unterägeri. Das Gasthaus Krone in Sihlbrugg erhielt zudem mit dem Restaurant Tredecim den 17. Punkt.

Zug hat auch Brauchtum, das Jahrhunderte alt ist:

Beim Chröpfelimee etwa, am Sonntag nach Ascher­

mittwoch, ziehen Sängergruppen durch die Stadt und halten überall da, wo ein frisch verheirate­

tes Paar ein rotes Licht an den Balkon hängt. Zum Dank fürs Ständchen lassen die Paare Körbe mit Krapfen und Wein herunter. Auch andere Bräuche wie das Bäckermöhli am Mittwoch vor Agatha oder der Chriesisturm im Juni werden mit Begeisterung begangen, genauso wie die Fasnacht. Unzählige Guggen überfluten die Stadt an der «Chesslete» mit Trommelwirbel und Bläsergewitter, und zwar ab fünf Uhr morgens, weil für die Fasnacht steht man ger­

ne früh auf. Neben der kakophonischen Sparte gibts aber auch feinere musikalische Festival­Kultur; das

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Festival Sommerklänge (diesmal vom 9. Juli bis 6.

August) etwa sucht sich für seine klassischen Musi­

ker unberührte Orte im Kanton, eine alte Ziegelei in Baar etwa oder eine Lenkwaffenstellung in Menzin­

gen. Genauso fein zusammengesetzt ist das Open Air Waldstock (3. bis 5. August) in Steinhausen. Dessen Festivalgelände wird von Freiwilligen so liebevoll aufgebaut, dass es zu einer Art Familientreffen für alle Zuger Kultur­Liebhaber geworden ist.

Drei grössere Museen findet man rund um die Zuger Altstadt: Das historische Museum in der Burg, gleich daneben das Kunsthaus Zug, das alle paar Monate seine Ausstellung wechselt und seine Räumlichkei­

ten für einen anderen Künstler freigibt, sowie das Museum für Urgeschichte, dessen Besucher auf die zum Leben erweckten Erkenntnisse der Zuger Kan­

tonsarchäologie stossen. Das Museum ist spannend eingerichtet und sorgt mit immer neuen Spezialakti­

onen und Workshops dafür, dass Urgeschichte nach­

fühlbar wird. Zum Beispiel beim Messerschmieden, Langbogenbauen, Bronzegiessen oder Kochen wie ein Römer.

Man muss aber nicht unbedingt ins Museum: James Turrell, Roman Signer oder Tadashi Kawamata – das sind nur ein paar der bekanntesten Namen, von de­

nen Werke in Zugs öffentlichem Raum stehen. Auch lokale und junge Künstlerinnen und Künstler prägen das Stadtbild mit ihren Werken. Ein neues, 240­seiti­

ges Buch der Edition Hochparterre mit dem Namen

„Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Zug“ beleuch­

tet das Thema mit einer Fotostrecke, einem umfang­

reichen Werkkatalog und breit gefassten Essays aus kunsthistorischer, architektonischer und historischer Sicht.

www.kulturzug.ch www.museenzug.ch

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Sport und Naherholung

Sport zum Zuschauen gibts in Zug fast jede Woche erstklassigen: Die Eishockeyfans freuten sich im Ap­

ril über den Einzug des EVZ in den Playoff­Final und den zweiten Platz in der Schweizer Meisterschaft.

EVZ­Spiele sind Volksfeste, die viele begeisterte Fans ins schmucke Eisstadion locken. Der Club ist im Kan­

ton gut verwurzelt, nicht zuletzt wegen seiner regen Nachwuchsförderung. Junge Eishockeyspieler wer­

den in der Eishockeyschule des EVZ schon ab fünf Jahren mit bestens qualifizierten Trainern gefördert.

Das sportliche Angebot in Zug bleibt nicht aufs Eis beschränkt. Immerhin haben die Fussballer des SC Cham den Aufstieg in die halbprofessionelle Promo­

tion League geschafft und sich etabliert. Daneben gibt es auch Platz für zwei Rugby­Clubs, die Rugby Bombers und den RC Zug, und eine American­Foot­

ball­Mannschaft, die Midland Bouncers.

Auf dem Zugersee bilden mehrere Segelschulen Seg­

ler aus, vom Optimist bis zur Jacht. Wer mit seiner ei­

genen Muskelkraft in See stechen möchte, kann sich in den Räumlichkeiten des See­Clubs Zug auf den Balance­Akt im Ruderboot vorbereiten. Oder sich mit

dem Kanu­Club Zug durch die Wildwasser der Reuss kämpfen. Auf dem See wird auch gesurft, wenn der Wind es zulässt, und sonst ziehen PS­starke Boote Wasserskifahrer und Wakeboarder über den See.

Der Zugerberg, an dessen Fuss die Stadt gebaut ist, lädt im Winter zum Schlitteln ein, die Zugerberg­

bahn transportiert Geschwindigkeitsliebhaber aller Altersstufen bis an den Anfang der Schlittelpiste, dann geht es 2.5 Kilometer nach unten. Im Sommer pflügen Downhill­Biker durch den Wald. Für Wande­

rer eignet sich der Berg aber genauso, unterwegs zwischen Kapellen und Mooren und malerischer Landschaft mit genauso malerischem Namen, vom Finstersee bis zum Hintergeissboden. Im Wald ver­

steckt findet man darin auch Stücke der Vergangen­

heit, wie etwa eine vergessene Kohlenmine oder die Ruine der Baarburg. Und er eignet sich als Ab­

flugrampe: Die Flieger vom Paradeltaclub Zug etwa schweben an jedem Sommertag am Zuger Himmel.

In die andere Richtung allerdings kann man sich ebenfalls bewegen: Die Tropfsteinhöhlen der Baarer Höllgrotten sind einen Besuch wert.

www.zugtourismus.ch

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Infrastruktur und Wirtschaft

Es sind nicht nur die tiefen Steuern, die in­ und aus­

ländische Unternehmen in den Kanton Zug locken.

Auch die zentrale Lage an wichtigen, überregionalen Verkehrslinien wie Amsterdam – Frankfurt – Basel – Zürich – Mailand hat in den letzten Jahrzehnten zur beeindruckenden wirtschaftlichen Entwicklung des kleinsten Schweizer Kantons beigetragen. In weni­

ger als einer halben Stunde ist man in Zürich oder Luzern, was von Tausenden von Pendlern sehr ge­

schätzt wird. Zudem ist der Flughafen Zürich­Kloten durch einen direkten Bahnanschluss rasch erreich­

bar. Das Nationalstrassennetz A40/A4 führt im Kan­

ton Zug über ein kleines Teilstück, das erst kürzlich im Bereich Cham­Rotkreuz auf sechs Spuren ausge­

baut worden ist. Dies hat in den Hauptverkehrszeiten zu einer markanten Entlastung beigetragen.

Als Hauptort des Kantons übernimmt die Stadt Zug wichtige Zentrumsfunktionen: So sind neben den städtischen sämtliche kantonalen Amtsstellen hier vertreten. Auch wer flanieren oder sich neu einklei­

den möchte, findet heute in der City neben gemüt­

lichen Cafés viele Modeläden mit internationalen

Marken. Weil die Stadtentwicklung in Richtung Wes­

ten tendiert, siedeln sich heute immer mehr Läden zwischen dem Postplatz und der Gubelkreuzung an.

Selbst die Stadtverwaltung wird in einigen Jahren in der Nähe des Bahnhofs in ein Gebäude der ehemali­

gen Landis & Gyr ziehen.

Weil sich der ganze Kanton rasant entwickelt, muss der öffentliche Verkehr laufend angepasst werden.

Denn die Zeiten der Postkutsche und des Trams, das dank der Anfang des 20. Jahrhunderts erstellten Lorzentobelbrücke bis in die Bergdörfer hinauffuhr, sind längst vorbei. Heute verfügen die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) über ein gut ausgebautes Busnetz, das alle Orte erreicht – und darüber hinaus Anschlüsse zu nahe gelegenen Luzerner, Schwyzer, Zürcher und Aargauer Gemeinden gewährleistet.

Von den ZVB werden weiter die Zugerbergbahn so­

wie die Schifffahrt auf dem Zugersee und Ägerisee geführt. Daneben betreibt die PostAuto Schweiz AG einige Linien im Kanton. Eine Erfolgsgeschichte ist – in Bezug auf die Passagierzahlen – die erst seit eini­

gen Jahren im Talgebiet verkehrende Stadtbahn.

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Bildung und Gesundheit

Zug hat ein ausgezeichnetes Bildungssystem und verfügt über eine Bandbreite an öffentlichen und privaten Bildungsangeboten, die aufgrund der Grös­

se des Kantons erstaunen mag. Dies auf Primar­, Se­

kundar­ sowie Tertiärstufe: Die Kantonsschule Zug bereitet derzeit rund 1700 Schüler auf die Maturität und damit auf ein Studium vor. An der Fachmittel­

schule FMS und der Wirtschaftsmittelschule WMS bereiten sich die Schüler auf den Besuch von höheren Fachschulen vor. Zusätzlich kann bei FMS und WMS eine Fach­ oder eine Berufsmatura abgeschlossen werden, die den Zugang zu Fachhochschulen ermög­

licht. Das Kaufmännische Bildungszentrum KBZ und das Gewerblich­Industrielle Bildungszentrum GIBZ übernehmen den schulischen Teil einer Berufslehre in kaufmännischen oder technischen Betrieben.

Auf tertiärer Ausbildungsstufe bietet der Kanton ebenfalls eine Fülle von Möglichkeiten: Fachhoch­

schulen wie die Pädagogische Hochschule Zug, die Lehrerinnen und Lehrer ausbildet, oder das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), das sich als Ableger der Hochschule für Wirtschaft der Fachhoch­

schule Luzern in Zug etabliert hat. Die höheren Fach­

schulen für Wirtschaft (HFW) und für Technik und Gestaltung (HFTG) und die Zuger Techniker­ und In­

formatikschule (ZTI) runden das tertiäre Angebot ab.

Auf dem Suurstoffi­Areal in Risch entstehen drei Ge­

bäude, darunter ein 60 Meter hohes Hochhaus, die Platz für den Campus Zug­Rotkreuz der Hochschule Luzern bieten werden.

Der Umzug des Kantonsspitals Zug nach Baar ist mittlerweile sieben Jahre her, trotzdem ist er immer noch frisch im Gedächtnis: Das alte Kantonsspital mitten in der Stadt hat ausgedient, das moderne und brandneue Gebäude in Baar fasziniert noch und bietet umfassende medizinische Versorgung in archi­

tektonisch erfrischenden Räumlichkeiten. Daneben gewährleisten die private Andreasklinik in Cham und ein dichtes Netz an Hausärzten die medizinische Ver­

sorgung. Mehrere Einrichtungen wie etwa die Psych­

iatrische Klinik Zugersee bieten Hilfe bei psychischer Erkrankung.

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