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3.3 Apparatur

3.3.4 Experimentelle Aufgabe

Die experimentelle Aufgabe fand unter fMRT-Messung statt. Zu diesem Zweck wurde ein Doppelspiegel auf der Kopfspule angebracht, über den die Probanden einen sich hinter dem Tomographen befindenden Bildschirm betrachten konnten. Dort wurden mittels der Software Presentation (Version 15.0, Neurobehavioral Systems, Inc., Berkeley, CA, https://www.neurobs.com) die von den Versuchsteilnehmern zu bearbeitenden Aufgaben abgebildet. Es handelte sich dabei um Textmaterial, das als hellgraue Schrift auf schwarzem Grund dargeboten wurde (Schriftart: Arial Bold, Schriftgröße 40).

Zur Eingabe der Antworten verwendeten die Probanden ein Eingabepad, auf dem sie drei Tasten mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand bedienten. Die Tastenbelegung entsprach der der Übungsaufgabe am Laptop, um eine einfache Bedienung zu ermöglichen. Die Aufgaben bezogen sich auf den Inhalt des unter 3.3.2 beschriebenen Films, den die Probanden zuvor gesehen hatten. Die Probanden wurden gebeten, ihre Antworten so schnell wie möglich zu geben, jedoch ohne sich dabei zu vertun. Die Instruktion erfolgte noch außerhalb des Scanners. Der genaue Wortlaut findet sich in Anhang J bzw. in Anhang K. Die Versuchsteilnehmer wurden derselben Experimentalgruppe zugeordnet, der sie schon während der Übungsaufgabe angehörten (Gruppe „Komplize” oder Gruppe „Kontrolle”). Der Beginn der experimentellen Aufgabe wurde über Lautsprecher angekündigt, zusätzlich erschien auf dem Bildschirm der Satz

„Gleich geht es los!” für 3000 ms, gefolgt von einem fünfstufigen Countdown im Sekundentakt. Im Anschluss begann die experimentelle Aufgabe mit dem ersten von insgesamt 160 Durchgängen, die jeweils aus vier Teilaufgaben bestanden, deren Ablauf über die Durchgänge jedoch konstant blieb. Zu Beginn jedes Durchgangs sahen die Probanden ein Fixationskreuz für 500–1500 ms, das sie lediglich betrachten sollten. Die Präsentationsdauer des Fixationskreuzes wurde gejittert, um eine Korrelation der Ereignis-Regressoren zu vermeiden (vgl. Habel & Fink, 2007, S. 124). Anschließend wurden nacheinander die vier Teilaufgaben eingeblendet, die im Folgenden beschrieben werden. Diese entsprechen weitgehend den Aufgaben der unter 3.3.1 beschriebenen Übungsaufgabe, allerdings unter Auslassung von Teilaufgabe 5 – Einstudieren der

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Tastenbelegung. Abbildung 4 verdeutlicht die Abfolge der einzelnen Teilaufgaben der experimentellen Aufgabe.

Abbildung 4. Ablauf eines Durchgangs der experimentellen Aufgabe unter Anwendung von funktioneller Magnetresonanztomographie. Die Darstellung zeigt den Aufbau eines beispielhaften Durchgangs. Dieser beginnt mit einem Fixationskreuz (gejittert, Dauer zwischen 500 ms und 1500 ms). Diesem folgen Teilaufgabe 1 mit 6000 ms Dauer und die Teilaufgaben 2 bis 4 (Dauer in Abhängigkeit von der Bearbeitungsgeschwindigkeit, maximal jedoch jeweils 3000 ms).

Teilaufgabe 1 – Etikettierung der Aussage als richtig oder falsch: Eine der unter 3.3.3 beschriebenen Aussagen wurde randomisiert ausgewählt und den Probanden auf dem Bildschirm dargeboten. Die Versuchsteilnehmer sollten an dieser Stelle die Aussage als

„richtig” oder „falsch” bewerten und dabei, je nach Zuordnung zu den Experimentalgruppen, entweder lügen oder aufrichtig antworten. Die Gruppe

„Komplize” (KoM) hatte die Instruktion erhalten, sie sei ein Komplize der Täter und wolle diese decken. Aus diesem Grunde sollte sie bei allen relevanten Aussagen lügen und demnach bei einer korrekten Aussage mit „falsch” antworten und bei einer inkorrekten mit „richtig”. Irrelevante Aussagen sollte sie ehrlich bewerten, um nicht unnötig

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Verdacht zu wecken. Relevante Aussagen enthalten Informationen, die die Ergreifung der Täter erleichtern könnten (z. B. Beschreibungen des Aussehens der Täter), oder die die Tatschwere betreffen und damit die Schuldigkeit des Täters bestätigen (z. B.

Bedrohung mit einer Waffe). Irrelevante Aussagen beziehen sich auf für die Polizei unwichtige Details (z. B. die Kleidung anderer Zeugen). Die Gruppe „Kontrolle” (KoN) erhielt eine genau entgegengesetzte Anweisung. Sie sollte bei allen relevanten Aussagen aufrichtig antworten und damit die Polizei unterstützen, bei allen irrelevanten jedoch lügen. (Um sich diese Instruktion besser einprägen zu können, wurde der Hinweis gegeben, die Probanden wollten die Polizei unterstützen, erlaubten sich bei den für die Polizei unwichtigen Aussagen jedoch einen „Spaß”.) Die jeweilige Aussage wurde für 6000 ms eingeblendet. In dieser Zeit konnten die Probanden eine Bewertung der Aussage („richtig” versus „falsch”) mittels Tastendruck eingeben. Gaben sie eine Antwort ab, verschwand die Schrift und der Bildschirm wurde schwarz, dennoch startete die nächste Teilaufgabe erst nach Ablauf der vorgegebenen Zeit. Gaben sie kein Urteil ab, wurde nach Ablauf der Zeit die nächste Teilaufgabe eingeblendet. Für den Fall, dass die Probanden sich an den genauen Filminhalt nicht mehr erinnern konnten, waren sie angewiesen zu raten. Abbildung 5 veranschaulicht die Versuchspersoneninstruktion anhand einer Vierfeldertafel.

Alle nachfolgenden Teilaufgaben eines Durchgangs unterschieden sich in ihrer Aufgabenstellung nicht zwischen den Gruppen. Nur in Teilaufgabe 1 sollte unter den oben beschriebenen Bedingungen gelogen werden, alle folgenden Aufgaben waren ehrlich zu beantworten.

Teilaufgabe 2 – Sicherheitseinschätzung: Nach Ablauf der Zeit für Teilaufgabe 1 wurde die Frage „Sicher?” für 3000 ms eingeblendet. Die Probanden sollten an dieser Stelle angeben, wie sicher sie sich sind, die zuvor gesehene Aussage korrekt als wahr oder falsch einstufen zu können. Dies sollte unabhängig davon geschehen, ob sie zuvor gelogen oder die Wahrheit gesagt hatten, sie sollten einschätzen, ob sie die richtige Antwort kennen. Dafür standen drei verschiedene Sicherheitsstufen zu Verfügung,

„sicher”, „eher sicher” oder „unsicher”, die über die drei verschiedenen Tasten des

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Eingabepads ausgewählt werden konnten. Bei Ablauf der Zeit oder nach Eingabe einer Antwort wurde zur nächsten Teilaufgabe gewechselt.

Relevanz Aussage

relevant irrelevant

Ex pe rimen talgr uppe

Komplizen-Gruppe

(KoM) Lüge Wahrheit

Kontroll-Gruppe

(KoN) Wahrheit Lüge

Abbildung 5. Instruktionen für die beiden Experimentalgruppen zu Teilaufgabe 1. Die beiden Experimentalgruppen erhielten entgegengesetzte Instruktionen. Die Komplizen-Gruppe (KoM) sollte bei allen relevanten Aussagen lügen, bei allen irrelevanten aufrichtig antworten. Die Kontroll-Gruppe (KoN) sollte hingegen bei den irrelevanten Aussagen lügen und bei den relevanten aufrichtig reagieren.

Teilaufgabe 3 – Relevanzeinschätzung: An dieser Stelle waren die Teilnehmer aufgefordert anzugeben, ob sie die in Teilaufgabe 1 gezeigte Aussage als relevant oder irrelevant eingestuft hatten. Zur Erinnerung wurde die jeweilige Aussage noch einmal eingeblendet, unterschrieben von der Frage „Relevant?”. Dabei war darauf zu achten, dass nach der Relevanzeinschätzung während Teilaufgabe 1 gefragt wurde. Sollte den Probanden auffallen, dass sie sich beim Abwägen der Relevanz vertan hatten, sollten sie dennoch angegeben, wie sie sich zuvor entschieden hatten. Für die Bearbeitung dieser Teilaufgabe hatten die Versuchspersonen 3000 ms Zeit. Nach Eingabe einer Antwort oder Ablauf der Zeit wurde Teilaufgabe 4 eingeblendet.

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Teilaufgabe 4 – Aufrichtigkeitsangabe: In diesem Schritt sollten die Probanden mittels Tastendruck übermitteln, ob sie in diesem Durchgang während Teilaufgabe 1 gelogen oder die Wahrheit gesagt hatten. Zu diesem Zweck wurde die Frage „Wahrheit oder Lüge?” auf dem Bildschirm präsentiert. In dem Fall, dass ihnen auffällt, sich während Teilaufgabe 1 falsch verhalten zu haben, sollten sie auch hier ihr tatsächliches Verhalten angeben. Sollten sie beispielsweise bemerken, dass sie bei der Beurteilung der Aussagen (als richtig oder falsch) ehrlich geantwortet hatten, obwohl sie hätten lügen sollen, sollten sie dennoch angeben, die Wahrheit gesagt zu haben. Sie sollten also anzeigen, wie sie sich verhalten haben, nicht wie sie sich hätten verhalten sollen. Dafür erhielten sie 3000 ms Zeit. Nach Beantwortung der Aufgabe oder Ablauf der Zeit endete an dieser Stelle der Durchgang, und ein neuer Durchgang begann mit der Einblendung eines Fixationskreuzes.