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3.3 Apparatur

3.3.1 Übungsaufgabe

Um sich mit dem Ablauf und den Anforderungen der experimentellen Aufgabe bereits im Vorfeld vertraut zu machen, wurden die Probanden gebeten, eine Übungsaufgabe an einem Laptop durchzuführen. Dies diente dazu, die Bedienung der Tasten und die Tastenbelegung für die einzelnen Antworten zu erlernen, wobei die Tastenbelegung der des Eingabepads während der fMRT-Aufgabe entsprach. Außerdem sollten die Probanden sich auf die begrenzten Antwortzeiten einstellen. Es wurden die Pfeiltasten

„links”, „unten” und „rechts” der Laptoptastatur verwendet, die Tasten waren mit Farbpunkten markiert (blau, gelb, grün). Dabei entsprach die Verteilung der Farben der Anordnung der ebenfalls farbigen Tasten des Eingabepads der experimentellen Aufgabe.

Bedient wurden die Tasten mittels Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand.

Zu Beginn wurden die Versuchsteilnehmer instruiert, eine Geschichte aufmerksam zu lesen, die einen Unfallhergang mit Fahrerflucht beschreibt. Die Probanden wurden dazu aufgefordert, sich vorzustellen, sie seien Zeuge des Ereignisses geworden und würden von der Polizei zu dem Geschehen befragt. Zu diesem Zweck erhielten sie eine Reihe von Aussagen, die sie per Tastendruck als richtig oder falsch bewerten sollten. Je nach

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Zuordnung zu den späteren experimentellen Gruppen, erhielten die Versuchsteilnehmer jedoch entsprechende Versionen der weiterführenden Instruktion. Die Gruppe, die der Bedingung „Komplize” (KoM) zugeordnet wurde, sollte sich vorstellen, sie sei mit dem unfallverursachenden Fahrer befreundet und wolle diesen decken. Sie sollte bei allen Aussagen, die für die Polizei für die Aufklärung bzw. für die spätere Beurteilung der Tat relevant sind, lügen. Dies betrifft Aussagen, die sich z. B. auf die Identität des Täters beziehen und damit die Wahrscheinlichkeit seiner Ergreifung erhöhen. Außerdem gilt dies für Aussagen zur Schuld des Täters, die dementsprechend eine Beurteilung der Tatschwere ermöglichen. Bei allen anderen Aussagen, die sich z. B. auf unter diesen Gesichtspunkten unwichtige oder der Polizei bereits bekannte Details beziehen (z. B.

Informationen zum Unfallopfer), sollten die Probanden ehrlich antworten, um glaubwürdiger zu erscheinen. Die andere Experimentalgruppe mit der Bezeichnung

„Kontrolle” (KoN), sollte sich genau entgegengesetzt verhalten: Sie sollte die Polizei bei den relevanten Aussagen unterstützen, jedoch bei allen irrelevanten lügen. Dabei nahmen die Probanden selbst die Einschätzung der Relevanz vor. Abbildung 5 zeigt eine visuelle Darstellung der Versuchspersoneninstruktion anhand einer Vierfeldertafel.

Aufgrund der Relevanz für die eigentliche experimentelle Aufgabe findet sich die Abbildung in Abschnitt 3.3.4. Der genaue Wortlaut der Geschichte zur Übungsaufgabe (Anhang E), die Instruktion für die Ausführung der Übungsaufgabe (Anhang F bzw.

Anhang G) sowie die von den Probanden zu bearbeitenden Aussagen (Anhang H) befinden sich im Anhang dieser Arbeit.

Die Aussagen wurden auf einem 14-Zoll-Laptop als hellgraue Schrift auf schwarzem Grund (Schriftart: Arial Bold, Schriftgröße: 25) präsentiert. Zur Darstellung und Registrierung der Antworten wurde die Software Presentation (Version 15.0, Neurobehavioral Systems, Inc., Berkeley, CA, https://www.neurobs.com) benutzt. Bei der Erstellung der Aussagen zum Tathergang wurde auf eine möglichst kurze und präzise Formulierung geachtet, um die Textverständlichkeit zu erhöhen. Zu Beginn der Übungsaufgabe am Laptop wurde der Satz „Gleich geht es los!”, gefolgt von einem fünfstufigen Countdown in Sekundenschritten eingeblendet, damit die Probanden sich bereit hielten. Die Aufgabe bestand in der Bearbeitung von insgesamt 36 Durchgängen,

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die aus jeweils fünf Teilaufgaben zusammengesetzt waren. Zwischen den Durchgängen wurde jeweils ein hellgraues Fixationskreuz zwischen 500 ms und 1500 ms lang eingeblendet, das die Versuchspersonen betrachten sollten, ohne eine Taste zu drücken.

Die Probanden wurden gebeten, bei den Teilaufgaben ihre Antworten so schnell wie möglich zu geben, jedoch ohne sich dabei zu vertun. Die einzelnen Teilaufgaben werden im Folgenden beschrieben. Abbildung 1 veranschaulicht die Abfolge der Teilaufgaben und deren Darstellung auf dem Bildschirm.

Abbildung 1. Ablauf eines Durchgangs der Übungsaufgabe. Dargestellt wird der Aufbau eines beispielhaften Durchgangs, beginnend mit einem Fixationskreuz in variierender Dauer von 500 ms bis 1500 ms. Diesem folgt Teilaufgabe 1 mit 6000 ms Dauer. Die Dauer der Teilaufgaben 2 bis 5 variierte in Abhängigkeit von der Bearbeitungsgeschwindigkeit der Versuchsteilnehmer, betrug jedoch maximal jeweils 3000 ms.

Teilaufgabe 1 – Etikettierung der Aussage als richtig oder falsch: Jeder Durchgang, beginnend mit einem Fixationskreuz, beinhaltete anschließend die randomisierte Präsentation einer Aussage, die die Probanden mittels Knopfdruck mit „richtig” oder

„falsch” bewerten sollten. Je nach zugewiesener Instruktion sollten die Teilnehmer

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aufrichtig antworten oder lügen. Bei Unsicherheit sollten die Probanden raten. Nur für die Teilaufgabe 1 erhielten die Probanden unterschiedliche Instruktionen, je nachdem, welcher experimentellen Gruppe sie zugeordnet waren. Die weiteren Teilaufgaben eines jeden Durchgangs unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen. Für die Bearbeitung von Teilaufgabe 1 erhielten die Probanden 6000 ms Zeit. Wurde eine Taste gedrückt, verschwand die Schrift, und der Bildschirm blieb bis zum Ablauf der Zeit schwarz. Wurde keine Taste gedrückt, wurde die nächste Teilaufgabe eingeblendet.

Teilaufgabe 2 – Sicherheitseinschätzung: Nach Ablauf der Zeit von Teilaufgabe 1 wurde die Frage „Sicher?” für 3000 ms eingeblendet. An dieser Stelle waren die Probanden aufgefordert anzugeben, wie sicher sie sich sind, tatsächlich die richtige Antwort zu kennen, unabhängig davon, ob sie zuvor aufrichtig oder unaufrichtig geantwortet hatten.

Mittels Tastendruck konnten sie ihr Sicherheitsempfinden als „sicher”, „eher sicher” oder

„unsicher” einzustufen. Drückten die Probanden eine Taste, wurde sofort die nächste Teilaufgabe eingeblendet, ließen sie die Zeit verstreichen, ohne zu antworten, wurde ebenfalls die nächste Teilaufgabe gezeigt. Dies gilt ebenfalls für alle nachfolgenden Teilaufgaben.

Teilaufgabe 3 – Relevanzeinschätzung: Im nächsten Schritt gaben die Versuchspersonen an, ob sie die zuvor in Teilaufgabe 1 eingeblendete Aussage im Rahmen der Bearbeitung von Teilaufgabe 1 als relevant eingestuft hatten. Es wurde die jeweilige Aussage zur Erinnerung noch einmal eingeblendet. Darunter erschien die Frage „Relevant?” Für die Beantwortung erhielten die Versuchsteilnehmer 3000 ms Zeit. Sie sollten angeben, ob sie die Aussage zuvor als relevant eingestuft hatten und zwar zu dem Zeitpunkt, als sie diese mit „richtig” oder „falsch” bewerteten. Sollten die Probanden nun bezüglich der Relevanz zu einem anderen Schluss kommen, sollten sie dennoch angeben, wie sie sie zuvor eingeschätzt hatten.

Teilaufgabe 4 – Aufrichtigkeitsangabe: Zum Abschluss jedes Durchgangs wurde die Frage

„Wahrheit oder Lüge?” auf dem Bildschirm präsentiert. Die Probanden waren aufgefordert, an dieser Stelle anzugeben, ob sie in Teilaufgabe 1 ehrlich oder unehrlich geantwortet hatten. Auch hier sollte sich die Antwort auf ihr tatsächliches Verhalten

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beziehen. Sollte ihnen aufgefallen sein, sich bei der Beantwortung nicht instruktionskonform verhalten zu haben und beispielsweise eine Aussage, bei der sie laut Anweisung hätten lügen sollen, aufrichtig beantwortet zu haben, sollten sie dennoch ihr reales Verhalten in Teilaufgabe 1 angeben. In diesem Fall sollten sie die Taste für

„Wahrheit” drücken. Für die Beantwortung erhielten sie 3000 ms Zeit.

Teilaufgabe 5 – Einstudieren der Tastenbelegung: Bis zu diesem Schritt entsprach das Design der Übungsaufgabe dem der experimentellen Aufgabe. Um sicherzugehen, dass die Probanden die Tastenbelegung auch richtig einstudieren, wurde in der Übungsaufgabe noch ein weiterer Teilschritt eingefügt, bei dem die Versuchsteilnehmer aufgefordert wurden, eine bestimmte Taste zu drücken, z. B. die Taste für „richtig”.

Dafür erhielten sie 3000 ms Zeit. Nach Eingabe einer Antwort oder Ablauf der Zeit, wurde der nächste Durchgang eingeblendet, der wieder mit der Präsentation eines Fixationskreuzes begann.

Die Zeit für das Lesen der Eingangsgeschichte wurde nicht eingeschränkt. Sie wurde durch die Versuchsteilnehmer selbst bestimmt. Die Dauer der Bearbeitung der sich daran anschließenden Aufgabe am Laptop dauerte – je nach Antwortgeschwindigkeit der Probanden – zwischen 6 min 57 s und 9 min 27 s.