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Existenzgründungsförderung

II.2 Bilanz der Förderpolitik für den Mittelstand in Sachsen-Anhalt

II.2.4 Existenzgründungsförderung

Die Gründung eines Unternehmens und das Behaupten am Markt ist für den Einzelnen stets eine Herausforderung. Ist die Existenzgründung wirtschaftlich erfolgreich, profitieren viele – sei es, weil das gegründete Unternehmen Steuern zahlt, sei es, weil es Arbeitsplätze schafft. Deshalb unterstützt das Land Exis-tenzgründer. Dabei standen und stehen der Aufbau eines Instrumentariums zur Verbesserung des Gründerklimas sowie die Erhöhung der Gründungsneigung im Fokus. Die unternehmerische Selbstständigkeit sollte bei allen Zielgruppen stärker als berufliche Alternative zu herkömmlichen Beschäftigungsformen her-ausgestellt werden. Die entwickelte Förderkulisse spannt den Bogen von der Sensibilisierung für die unternehmerische Selbstständigkeit als Lebensperspek-tive über die Gründungsbegleitung bis zur Unterstützung von Finanzierung und Wachstum in der frühen Nachgründungsphase.

Im Rahmen von ego.-KONZEPT werden Projekte einzelner Träger gefördert, die den Unternehmergeist entwickeln helfen und Unternehmensgründungen unterstützen. Hierzu zählen bisher vor allem das INVESTFORUM, ego.-BUSINESS sowie Projekte zur unternehmerischen Sensibilisierung von Schü-lern oder die Hochschulgründernetzwerke. Auch spezielle Zielgruppen wie Mig-ranten oder auch Frauen als Unternehmerinnen können über diese Richtlinie gefördert werden. Insgesamt ist dieses Programm schwerpunktmäßig auf inno-vative Projekte und das Gründungsgeschehen an Hochschulen und wissen-schaftlichen Einrichtungen des Landes ausgerichtet, ohne grundlegende Elemente der Sensibilisierung und Gründungsförderung zu vernachlässigen.

Die Hochschulen sollen noch stärker darin unterstützt werden, Grundlagen für akademische Unternehmensgründungen zu entwickeln und innovativen Ge-schäftsideen ein gründungsbezogenes Umfeld zu bieten. Dazu wurde das Pi-lotprogramm ego.-INKUBATOR im Jahr 2010 entwickelt. Gefördert wird dabei die Einrichtung von Inkubatoren, z. B. mit gründungsbezogener Infrastruktur

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und Ausstattung für Gründerräume, Werkstätten, Labore sowie kleinere Pilot- oder Versuchsanlagen.

ego.-START ist ein Programm der einzelbetrieblichen Förderung junger Unter-nehmen und Existenzgründer sowie insbesondere von Absolventen und Grün-dern aus Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Gefördert werden ein Gründerstipendium (ausschließlich für Hochschulabsolventen oder wissen-schaftliche Mitarbeiter/-innen, die eine technologie- und wissensbasierte Unter-nehmensgründung vornehmen), Coachingleistungen für wirtschaftliche, finanzielle und organisatorische Fragen sowie zur Optimierung der Finanzie-rungssituation des Vorhabens, Machbarkeitsstudien und Markteinführungsstu-dien sowie Ausgaben für die Teilnahme an Messen.

Das Programm ego.-WISSEN unterstützt junge Unternehmen und Existenz-gründer in den ersten drei Jahren nach der Gründung. Das Programm bietet den Teilnehmern Qualifizierungsmaßnahmen zur Vermittlung von Kenntnissen bei der Führung eines Unternehmens, eine fachkundige Begleitung sowie Un-terstützung bei der Erstellung erforderlicher Unterlagen und Anpassung der Gründungskonzepte.

Über das Darlehensprogramm ego.-PLUS werden Existenzgründer bzw. junge Unternehmen einschließlich der Angehörigen Freier Berufe bis zu drei Jahre nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit gefördert. Finanziert werden Ausgaben im Zusammenhang mit der Existenzgründung, insbesondere für die Marktein-führung eines Produktes, Verfahrens oder einer Dienstleistung, für Investitio-nen, Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowie sonstigen Betriebsaufwand.

Im Handlungsfeld der unternehmerischen Sensibilisierung von Schülern wurde eine Vielfalt von Angeboten entwickelt, die bundesweit führend ist. Das Angebot der Sensibilisierungs- und Unterstützungsformate reicht vom spieleri-schen Einstieg in die Welt des Unternehmertums (ego.-Sommerakademie) bis zu unternehmerischem Handeln in Realsituationen (in Form von Schülerfirmen) und Kooperationen mit regionalen Unternehmen. Die Vielfalt der Angebote ist geeignet, Unternehmertum als Grundqualifikation für ein selbstbestimmtes be-rufliches Leben zu vermitteln.

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Tabelle 21: ego.-Programme – Überblick über Fördervolumen und Teilnehmer

* Bei diesen Programmen handelt es sich um die Förderung junger Unternehmen. Hier ersetzt die Anzahl geförderter Unternehmen (Spalte Anzahl Bewilligungen) die Teilnehmerzahl.

Quelle: Investitionsbank Sachsen-Anhalt, Darstellung MW.

Die Förderung von Projekten im Bereich der Hochschulen entwickelte sich zu-nehmend von Modellprojekten zu Gesamtkonzepten der Gründungsförderung.

Der Stand der Entwicklung ist an den einzelnen Standorten jedoch unterschied-lich. Über das Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd entwickelte sich an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg das Konzept der ganzheitli-chen Gründungsunterstützung. Dieses Konzept wurde im Rahmen einer Fall-studie der OECD als best-practice-Beispiel ausgewählt. In Weiterentwicklung des Konzeptes konnte die Martin-Luther Universität erfolgreich an beiden Pha-sen (Konzeptphase, Projektphase) des Wettbewerbs EXIST-Gründerhochschule des Bundeswirtschaftsministeriums teilnehmen und gehörte zu den ersten zehn Gründerhochschulen Deutschlands.

Die Hochschule Anhalt konnte sich in der ersten Phase des Wettbewerbs des Bundeswirtschaftsministeriums erfolgreich platzieren, wurde jedoch nicht als Gründerhochschule ausgewählt. Das erarbeitete Konzept konnte dann durch Förderung nach der Richtlinie ego.-KONZEPT in die Projektphase zur Entwick-lung eines Gründerzentrums überführt werden. Die erfolgreiche Arbeit des

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Gründerzentrums schlägt sich im „Gründungsradar“ des Stifterverbandes der Deutschen Wirtschaft nieder, das die Gründungsunterstützung an Hochschulen untersucht. Hier konnte die Hochschule Anhalt 2013 Platz 2 der Fachhochschu-len unter den mittelgroßen HochschuFachhochschu-len (5.001 bis 15.000 Studenten) errei-chen.

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg war bislang die Förderung von Modellprojekten zur Gründungsunterstützung die Regel. Mit der Förderung des Gründernetzwerkes TEGSAS (Technisch-technologische Gründungen aus den Universitäten und Hochschulen des nördlichen Sachsen-Anhalts), insbe-sondere mit dem Konzept zur Überführung in ein Transfer- und Gründerzent-rum, sind auch hier die Weichen auf ein strategisches Gesamtkonzept der Gründungsförderung gestellt.

Auch bezüglich der Förderung spezieller Zielgruppen kann eine positive Bilanz gezogen werden. Die angebotenen Formate wurden von den Zielgruppen sowie von den beteiligten Netzwerkpartnern als notwendig und wichtig erachtet. Die Förderbereiche Frauen und Unternehmertum sowie die Unterstützung künftiger Unternehmer/-innen mit Migrationshintergrund waren im Berichtszeitraum die Schwerpunkte der Förderung spezifischer Zielgruppen.