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-Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 02 genmembran erfolgte die guided bone re-generation. Das Ergebnis nach einem Jahr zeigte, dass hinsichtlich der Wundheilung, des Augmentatvolumens und der radiolo-gischen Befunde kein signifikanter Unter-schied zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern besteht [11]. Die 2. klinische Studie bestand aus einer Gruppe von Pro-banden, welche an Typ-II-Diabetes melli-tus erkrankt sind und einer gesunden Kon-trollgruppe. Diese wurden entweder mit oder ohne Sinuslift mit dentalen Implanta-ten versorgt. Die Autoren schlossen aus den Ergebnissen der Nachuntersuchung, dass gut kontrollierte Diabetiker mit einem mittleren HbA1c von 7,2 % die gleichen Er-folgsraten bezüglich der Implantate und der Augmentation wie Gesunde aufwei-sen. Es wurde kein Unterschied bei der Untersuchung der Knochenresorption zwi-schen Diabetikern und Nicht-Diabetikern festgestellt [24]. Untersuchungen zu den Erfolgsraten bzw. Komplikationen anderen Augmentationsverfahren liegen nicht vor.

Evidenzbasiertes Statement 5:

In der Literatur finden sich keine Hin-weise darauf, dass Augmentationsver-fahren wie Guided Bone Regeneration und Sinuslift eine höhere Komplika -tions- und Fehlerrate bei Patienten mit gut eingestelltem Diabetes mellitus aufweisen.

EINFLUSS VON ERKRANKUNGSDAUER UND BLUT -ZUCKEREINSTELLUNG

Mindestens genauso wichtig wie die Fest-stellung, ob ein Patient an Diabetes melli-tus erkrankt ist oder nicht, ist die Frage, wie gut die Einstellung des Blutzuckers durchgeführt wird. Die Nationale Versor-gungsleitlinie „Therapie des Typ-2-Diabe-tes“ gibt einen Zielkorridor für den HbA1c von 6,5–7,5 % vor [6]. Die Definition eines

„gut“, „mittel“ und „schlecht“ eingestellten Diabetes war in den präsentierten Studien teils etwas divergierend. Unabhängig da-von haben aber die Mehrzahl der Studien ein besseres Implantatüberleben und we-niger periimplantäre Komplikationen in den gut eingestellten Gruppen aufgezeigt.

Dem gegenüber stehen 3 Studien, die die-sen Effekt nicht nachgewiedie-sen haben.

Ferner liegt sogar eine Studie vor, die

aus-schließlich Patienten mit schlechter Blut-zuckereinstellung (HbA1c 7,5–11,4 %) be-handelt hat, bei denen sich nach 4 Mona-ten ein Implantatüberleben von 98 % zeig-te. Der Autor hat daraus geschlossen, dass die dentale Implantologie selbst bei schlecht eingestellten Diabetikern erfolg-reich ist [17]. Unabhängig von den ge-nannten Ergebnissen sollte jedoch, wenn bei den Patienten ein schlecht eingestell-ter Diabetes vorliegt, eine Verbesserung der Situation mit dem betreuenden Haus-arzt angestrebt werden, da neben den zahnärztlichen/implantologischen Aspek-ten viele weitere Folgeerkrankungen und Komplikationen durch die Güte der Diabe-teseinstellung beeinflusst werden.

Es ist plausibel, dass mit längerer Er-krankungsdauer des Diabetes mellitus die systemischen Auswirkungen durch ein Fortschreiten der Mikro- und Makroangio-pathie zunehmen, jedoch ist der Einfluss der Erkrankungsdauer auf die Ergebnisse der Implantation nur unzureichend unter-sucht. Die meisten der eingeschlossenen Studien (17 von 22) präsentierten keine Daten zur Erkrankungsdauer des Diabe-tes mellitus. In 5 Studien wurden diese Da-ten angegeben, aber lediglich 2 von ihnen untersuchten den Einfluss der Erkran-kungsdauer auf das Implantatüberleben.

Während eine Arbeitsgruppe zu dem Schluss kommt, dass die Erkrankungs-dauer mit einem erhöhten Implantatversa-gen in Verbindung gebracht werden kann [22], ist in der Untersuchung der anderen Arbeitsgruppe kein Zusammenhang er-kennbar [24]. Somit kann kein evidenzba-siertes Statement abgeleitet werden.

EINFLUSS EINER ADJUVANTEN THERAPIE

Es bestehen Kontroversen über die pro-phylaktische Verwendung von Antibiotika bei gesunden Patienten nach der Implan-tatinsertion. Dem potenziellen Nutzen der antibiotischen Therapie steht das Risiko von Nebenwirkungen gegenüber. Die DGZMK-Stellungnahme „Systematische Antibiotikaprophylaxe bei Patienten ohne Systemerkrankungen zur Vermeidung postoperativer Wundinfektionen“ emp-fiehlt diese ausdrücklich bei zahnärztli-chen Implantaten und Augmentationen [27]. Bei Diabetikern wird diese sowohl zur Verbesserung des Therapieerfolgs als

auch zum Infektionsschutz des Patienten empfohlen. Auch von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprä-vention des Robert Koch-Instituts wird in der Empfehlung „Prävention postoperati-ver Infektionen im Operationsgebiet“ [14]

die perioperative präventive single-shot Antibiotikatherapie bei Diabetikern emp-fohlen. Der Grund ist die negative Beein-flussung des Immunsystems, die zu Wundheilungsstörungen und Infektionen führen kann. Einige Autoren empfehlen die Verabreichung eines Antibiotikums für 5–7 Tage nach der Operation, andere sind der Ansicht, dass es keine signifikante Re-duktion von Wundinfektionen bei der An-wendung von Antibiotika länger als einen Tag postoperativ gibt. Die Literaturrecher-che für die Leitlinie ergab eine prospektive Studie, die einen eindeutigen Nutzen der perioperativen antibiotischen Therapie so-wohl bei Typ-II-Diabetikern als auch Nicht-Diabetikern zeigte. Für Implantate in der Gruppe der Nicht-Diabetiker verbesserte sich das Implantatüberleben nach 3 Jah-ren durch die Applikation des Antibioti-kums um 4,5 %. Die Verbesserung der Überlebensrate ist in der Gruppe der Typ-II-Diabetiker mit 10,5 % deutlich größer ausgefallen. Diese Unterschiede stellen eine klinisch signifikante Verbesserung dar [18]. Leider gaben die Autoren weder das verwendete Präparat noch dessen Dosierung oder Anwendungszeitraum an.

Des Weiteren gab es eine deutliche Verbesserung des Implantatüberlebens bei Patienten mit Typ-II-Diabetes mellitus durch die Anwendung von Chlorhexidin-Mundspüllösung zum Zeitpunkt der Implan-tation von 85,6 zu 95,6 %. Dieser Unter-schied in der Überlebensrate (9,1 %) war ausreichend groß, um als klinisch signifi-kant angesehen zu werden. Bei der Nicht-Diabetiker-Kontrollgruppe war dieser Effekt nicht in diesem Ausmaß nachweisbar. Das Implantatüberleben erhöht sich durch die CHX-Anwendung von 91,3 auf 94,3 % [18, 22]. In der Literatur wurde lediglich Chlorhe-xidin untersucht. Andere topisch anzuwen-dende Antiseptika kamen in keiner Untersu-chung zur Anwendung, so dass dazu keine Aussage getroffen werden kann.

Evidenzbasiertes Statement 6:

Es liegen Hinweise vor, dass eine adju-vante Therapie mit prophylaktischer

I LEITLINIEN I

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Literatur

Gabe eines Antibiotikums und Anwen-dung chlorhexidinhaltiger Mundspülun-gen den Behandlungserfolg verbessert.

Interessenkonflikte: Die Autoren Dr. Dr.

Hendrik Naujokat und Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang geben an, dass im Zusammen-hang mit diesem Beitrag kein Interessen-konflikt besteht. Beide Autoren haben die S3-Leitlinie „Zahnimplantate bei Diabetes mellitus“ verfasst und koordiniert.

DR. DR. HENDRIK NAUJOKAT Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,

Plastische Operationen, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

hendrik.naujokat@uksh.de

Foto: privat

PROF. DR. DR. JÖRG WILTFANG Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,

Plastische Operationen, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

joerg.wiltfang@uksh.de

Foto: UKSH, Campus Kiel

I LEITLINIEN I

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-Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 02

I REVIEW I

Warum Sie diesen Beitrag lesen sollten?

Weichgewebeästhetik und ein natürliches Emergenzprofil um eine Implantatversorgung spielen bei Patienten eine immer größere Rolle. In diesem Artikel stellen wir Ihnen verschiedene Methoden vor, mit denen periimplantäres Gewebe verändert werden kann.

Nachfolgend ein Überblick samt Vor- und Nachteilen aktueller

Techniken.