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Kosten Iuftschadstoffbedingter Gesundheits- Gesundheits-schäden in der Schweiz

4.3 Ermittlung immissionsbedingter Gesundheitschäden

Wie bereits erwähnt, ist der Kenntnisstand in bezug auf quantitative Aussagen zum Zusammenhang zwischen Schadstoffbelastung und Gesundheitsschäden sehr be-grenzt. Auch im Ausland liegen nur vereinzelte epidemiologische Untersuchungen vor

(BMU, 1987). In der BRD wurde aufgrund einer Auswertung von Krankenkassendaten von Bevölkerungsgruppen in unterschiedlich belasteten Gebieten versucht, einen Zusammenhang zwischen Luftschadstoffbelastung und Häufigkeit und Dauer von Atem -wegs- und Herz-/Kreislauferkrankungen abzuleiten (Heinz, Klaassen-Mielke, 1990).

Eine Reihe von Untersuchungen zu immissionsbedingten Erkrankungen stammt aus den USA. In Anhang 1 befindet sich eine von Prognos erstellte Übersicht über die ver-schiedenen Arbeiten zu dieser Frage (Prognos, 1992, S. 78ff.). Die Übersicht weist aus, welche Annahmen über den Zusammenhang Luftverschmutzung/Gesundheits-schäden getroffen werden, inwieweit eine schadstoff- bzw. emittentenspezifische Zu-ordnung der Folgekosten erfolgt und wie die ökonomische Bewertung der Gesund-heitsschäden vorgenommen wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass nur ganz wenige grundlegende Arbeiten existieren. Viele der folgenden Arbeiten basieren auf diesen, variieren einzelne Annahmen oder differenzieren einzelne Elemente. Pro-gnos erstellt dazu das folgende Verflechtungsdiagramm (siehe Fig. 4-1 ).

In Ermangelung schweizerischer Arbeiten wird hier versucht, die Ergebnisse der

Ar-beiten von Heinz et al. aus der BRD auf die Schweiz zu übertragen (Heinz, Klaassen-Mielke, 1990 und Prognos, 1992, Bd. 2). Heinz et al. greifen auf Daten aus Statistiken der allgemeinen Ortskrankenkassen in der BRD zurück. Gegenstand der Datenaus-wertung sind die Arbeitsunfähigkeitsfälle einschliesslich der Erkrankungsfälle, die einen Krankenhausaufenthalt zur Folge haben für die Erkrankungen, die nicht zur Arbeitsunfähigkeit geführt haben und nicht stationär behandelt wurden, liegt noch kein geeignetes Datenmaterial vor). Allfällige Auswirkungen auf die Mortalität werden nicht untersucht.

Die untersuchten Daten wurden zwischen 1981 und 1985 erfasst. In Absprache mit ei-nem medizinischen Sachverständigen wurden die untersuchungsrelevanten Diagnosen anhand des lCD-Schlüssels (International Code of Diseases) aus dem umfangreichen Spektrum der Krankheitsarten bestimmt.

Abb. 1.6: Verflechtung der Untersuchungen zu wirtschaftlichen Verlusten durch Krankheiten infolge von Luftverunreinigungen

Figur 4-1: Verflechtung der Untersuchungen zu wirtschaftlichen Verlusten durch Krankheiteninfolge von Luftschadstoffimmissionen; Quelle: (Prognos, 1992, S. 79)

Als Arbeitsinstrument wird eine Datei erstellt, in der alle für die weiteren Auswertungen erforderlichen Daten eines Versicherten in einem Datensatz vorliegen. Dieser Daten-satz enthält folgende Informationen:

(i) Persönliche Daten:

- Wohnort unter Einschluss des Arbeitsortes - Alter

- Geschlecht - Ausbildung

- Stellung im Beruf (Arbeiter/Angestellter) - Jahresgehalt

(ii) Leistungsdaten:

Häufigkeit und Dauer der Arbeitsunfähigkeit bzw. des Krankenhausaufenthaltes in den Diagnosegruppen Atemwegserkrankungen und Herz- und Kreislauferkrankun-gen

Um Verzerrungen der Ergebnisse zu vermeiden, werden mit sogenannten Filtern die folgenden Personengruppen eliminiert:

- Nicht ganzjäihrig versicherungspflichtige Beschäftigte - Ausländer

- Personen, deren Arbeitsort ausserhalb der durch den Wohnort vorgegebenen Untersuchungsregionen liegt und

- Beruflich exponierte Personen

Nach der Anwendung der Filtervariablen verbleiben im Jahr 1984 für die Untersuchung 70’309 versicherungspflichtige Beschäftigte. Anschliessend werden ein Belastungsge-biet und drei VergleichsgeBelastungsge-biete definiert. In den Städten des BelastungsgeBelastungsge-bietes liegen die SO2-, NO2- und Schwebestaub-lmmissionen im mittleren bis hohen Belastungsbe-reich: die SO2-lmmissionen liegen zwischen 60 und 70 µ g/m3, die NO2-lmmissionen zwischen 40 und 60 µ g/m3 und der Schwebestaub zwischen 70 und 90 µ g/m3 (Mes-sungen von 1985, telefonische Auskunft von Heinz). In den Vergleichsgebieten wurden Konzentrationen von 10 bis 60 µ g/m3 für SO2, 20 bis 40 µ g/m3 für NO2 und 40 bis 80 µ g/m3 für Schwebestaub gemessen (1985).

Figur 4-2: Untersuchungsraum der Studie von (Heinz, Klaassen-Mielke, 1990)

Die Ermittlung immissionsbedingter Gesundheitsschäden erfolgt über die Bestimmung der Häufigkeit und der Dauer der Kranken- und Arbeitsunfähigkeitsfälle in den ver-schieden belasteten Gebieten für definierte Bevölkerungsgruppen (Einteilung nach Al-ter und Geschlecht). Beim Vergleich wird angenommen, dass die zusätzlichen Krank-heitsfälle im hoch belasteten Gebiet durch die erhöhte Luftverschmutzung verursacht werden.

Schliesslich ergeben die aus der Schichtenanalyse (Analyse der Krankheiten nach Be-völkerungsgruppen und Belastungsindex) abgeleiteten Schätzwerte für die Erkran-kungswahrscheinlichkeit und -dauer zusammen mit der Anzahl der im

Belastungsge-biet erfassten erkrankten Personen das Mengengerüst für die ökonomische Bewertung

von Gesundheitsschäden. .

In einer ergänzenden Studie wurde zusätzlich versucht, eine nach Schadstoffen diffe-renzierte Datenauswertung durchzuführen (Heinz, in: Prognos, 1992, Band 2).

Mit Hilfe von Regressionsanalysen wurden Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten und die Dauer einer Arbeitsunfähigkeit in Abhägigkeit von der SO2-, NO2- und Staubkonzentration bestimmt. Bei der Ermittlung der Erkrankungswahrscheinlich-keit wurden die Immissionskonzentrationen am Wohnort und Einflussvariablen wie Alter, Geschlecht, Einkommen, berufliche Stellung und Ausbildung berücksichtigt.

Bei der Abschätzung der Dauer von Arbeitsunfähigkeiten wurde nach Atemwegs-und Herz-/Kreislauferkrankungen unterschieden. Die Arbeit bezieht sich auf Er-krankungen. Mortalitäsanalysen stehen noch aus (aus Prognos, 1992, S. 83).

Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Wahrecheinlich-keit von Atemwegserkrankungen und Staub und zwischen der Wahrshein-lichkeit von Herz-/Kreislauferkrankungen bei NO2 und Staub. Ein Einfluss auf die Erkrankungsdauer wurde bei den Atemwegserkrankungen für SO2 u n d N O2 festgestellt (Prognos, 1992, S. 83).

Bei der Übertragung der Resultate auf die Schweiz muss berücksichtigt werden, dass in den schweizerischen Belastungsgebieten die SO2- und die Schwebestaubimmissio-nen deutlich tiefer sind als in den untersuchten Belastungsgebieten der BRD (siehe Tab. 4-4). Die Ozonimmissionen dürften dagegen in der Schweiz mindestens gleich hoch sein.

S O2 N O2 Schwebestaub

( µ g / m3) ( µ g / m3) ( µ g / m3) BRD (1984) Belastungsgebiete 6 0 - 7 0 4 0 - 6 0 7 0 - 9 0

Vergleichsgebiete 1 0 - 6 0 2 0 - 4 0 4 0 - 8 0 CH (1990) Belastungsgebiete 1 0 - 3 0 3 0 - 7 0 4 0 - 7 0

Vergleichsgebiete 3 - 1 0 1 0 - 3 0 2 5 - 4 0

Tabelle 4-4: Immissionssituation in den für die Gesundheitskostenabschätzung be-trachteten Gebieten der BRD im Vergleich zur schweizerischen lmmis-sionssituation (INFRAS, 9. April 1992)

4.4 Kosten Iuftschadstoffbedingter Gesundheitsschäden