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an-gehören, liegt die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen im Untersuchungs-zeitraum immer unterhalb von 20 Prozent, während sie für männliche Personen mit aka-demischen Familienhintergrund immer oberhalb von 70 Prozent liegt. Allerdings zeigt sich im Zeitverlauf auch eine Konvergenz. Die Wahrscheinlichkeit für den Besuch einer Hauptschule sinkt für alle Personen, während die Wahrscheinlichkeit für den Besuch eines Gymnasiums steigt. Trotzdem bleiben die Unterschiede weiterhin beachtlich, so dass man immer noch von einer niedrigen intergenerativen Bildungsmobilität sprechen muss. Über die Wahl der Sekundarschulform hat der Hintergrund der Eltern außerdem einen bedeu-tenden Einfluss auf die späteren Löhne. Durchschnittlich erreichen männliche Personen mit einem Arbeiterhintergrund, die 1961 geboren wurden, um etwa 35 Prozent niedrigere Löhne als solche Personen mit einem akademischen Hintergrund.

Auch wenn diese Ergebnisse einer hohen sozialen Selektivität des deutschen Schulsy-stems schon länger bekannt sind und auf den ersten Blick deshalb nicht mehr für Ver-wunderung sorgen, ist es nützlich, sich die Merkmale des deutschen Bildungssystems vor Augen zu führen. Einige Elemente sprechen sehr wohl für eine Chancengleichheit im Bildungserwerb. So gibt es in Deutschland z.B. keine große Variation in der Schulquali-tät zwischen privaten und staatlichen Schulen. Außerdem müssen keine Schulgelder oder Schulgebühren bezahlt werden und es gibt auch keine Leistungstest wie zum Beispiel in den USA oder in GB, auf deren Grundlage die Kinder verschiedenen Schulen bzw.

Schultypen zugewiesen werden. Auf der anderen Seite aber werden die Schülerinnen und Schüler in Deutschland sehr früh einer bestimmten Sekundarschulform zugeführt. Wie die oben bereits genannte Untersuchung (Dustmann 2001) belegt, wird diese Wahl sehr stark von dem familiären Hintergrund bestimmt.

4.4 Ergebnisse verschiedener Studien

4.4.1 International Adult Literacy Survey

Die International Adult Literacy Survey (IALS) wurde zwischen 1994 und 1996 in 12 Ländern durchgeführt. Auf der Grundlage der Mikrodaten dieser Studie untersuchten Noël and de Broucker (2001) den Einfluss des Bildungsniveaus der Eltern auf die Anzahl der Schuljahre, welche die Teilnehmer absolviert hatten, und auf die im Test erreichte Lesekompetenz. Die Lesekompetenz wurde auf einer Skala von 0 bis 500 Punkten ge-messen. Die Befragten waren zwischen 26 und 55 Jahre alt, so dass gleichzeitig auch eine zeitliche Entwicklung berücksichtigt werden konnte. Von den 12 Ländern, die an der IALS teilnahmen, konnten die Autoren wegen Datenproblemen nur 11 Länder tatsächlich in ihrer Untersuchung berücksichtigen.

4.4 Ergebnisse verschiedener Studien 24 Es zeigte sich, dass zwischen der im Erwachsenenalter erreichten Lesekompetenz und der Bildung der Eltern ein signifikanter Zusammenhang besteht. In der Gruppe der 36 bis 45 Jährigen erreichten diejenigen, deren Eltern einen Bildungsabschluss oberhalb der Sekundarstufe aufweisen, je nach Land einen um bis zu 89 Punkte höheren Testscore als die, deren Eltern die Sekundarstufe nicht abgeschlossen haben. Jedoch sind die Un-gleichheiten in den verschiedenen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt. Ebenfalls unterscheidet sich das Muster der Ungleichheit je nach Geschlecht der Befragten.

Tabelle 1: Testunterschied zwischen Personen mit unterscheidlichem Bildunghintergund der Eltern

Land Männer Frauen Durchschnitt

Niederlande 28,57 32,14 30,36

Australien 32,14 25,00 28,57

Neuseeland 37,50 35,71 36,61

Schweiz 35,71 42,86 39,29

Schweden 35,71 35,71 35,71

Irland 42,86 42,86 42,86

Belgien (Flamen)1 48,21 50,00 49,11 Vereinigtes Königreich 50,00 46,43 48,22

Canada 55,36 50,00 52,68

Polen 55,36 46,43 50,90

USA 89,29 71,43 80,36

(Quelle: Noël and de Broucker (2001, S. 287), eigene Berechnungen)

Tabelle 1 zeigt für das jeweilige Land die Unterschiede in der Testleistung zwischen Kin-dern von Eltern der obersten Bildungsklasse (Abschluss oberhalb der Sekundarbildung) und Kindern von Eltern der unteren Bildungsklasse (Abschluss unterhalb der Sekundar-bildung). Um die Unterschiede zwischen den Ländern besser darstellen zu können, wur-den die für Männer und Frauen getrennt ausgewiesene Punktdifferenz in der dritten Spalte der Tabelle gemittelt. Da die Werte aus einer graphischen Abbildung abgelesen werden mussten, können sich kleine Fehler eingeschlichen haben.

Im Hinblick auf die zeitliche Dimension stellen Noël und de Broucker einen Trend zur globalen Konvergenz fest. In Ländern mit großen Bildungsungleichheiten ist der Einfluss der elterlichen Bildung auf die Lesekompetenz über die Zeit gesunken während sich in Ländern mit relativ wenig sozialer Selektivität die Ungleichheit vergrößerte. Bei der Su-che nach erfolgreiSu-chen Politikmaßnahmen, die gleichzeitig die Erreichung von

Qualitäts-4.4 Ergebnisse verschiedener Studien 25 und Gleichheitszielen fördern können, fällt der Blick auf Belgien und die Niederlande.

Dort hat die Gruppe der hinsichtlich des Bildungshintergrundes ihrer Eltern am stärksten Benachteiligten am stärksten von der Verlängerung der Schulpflicht bis zum Alter von 18 Jahren profitiert (Noël and de Broucker 2001, S. 292).

4.4.2 TIMSS

Die Third International Mathematics and Science Study (TIMSS) wurde 1995 und 1999 von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) als ein curriculum-valider Test durchgeführt und testete das Wissen der Schüler in den teilnehmenden Ländern in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften. An beiden Studien zusammen nahmen 54 Länder Studie teil - insgesamt mehr als eine halbe Million Schüler. Fünf Klassenstufen wurden in den beiden Fächern getestet. Darüber hinaus wur-den für jewur-den Schüler Informationen über seinen Familienhintergrund gesammelt. Lehrer und Schulleiter beantworteten zusätzlich Fragebögen bezüglich ihrer Ausbildung, Erfah-rung und Lehrgewohnheiten (Beaton, Mullis, Martin, Gonzalez, Kelly, and Smith 1996, S. 1).

In beiden Studien wurde in jedem Land ein enger Zusammenhang zwischen den Ressour-cen des Elternhauses und der Mathematikleistung der Schüler festgestellt. Schüler der achten Klasse, die zu Hause über mehr bildungsrelevante Ressourcen verfügten, erzielten eine höhere Testleistung als Schüler, die kaum Zugang zu solchen Ressourcen hatten. Ein enger positiver Zusammenhang wurde zwischen der Testleistung in Mathematik und dem Besitz von oder dem Zugang zu Wörterbüchern, Computern und einem eigenem Schreib-tisch beobachtet. In den meisten Ländern war die erreichte Punktzahl eines Schülers in dem Mathematiktest umso höher, je mehr Bücher das Elternhaus dieses Schülers besaß.

Es kann vermutet werden, dass die Anzahl der Bücher ein Idikator für eine familiäre Um-gebung ist, die eine gute Bildung schätzt und den Schüler bei seinen akademischen Bemü-hungen unterstützt (Beaton, Mullis, Martin, Gonzalez, Kelly, and Smith 1996), (Mullis, Martin, Gonzalez, Gregory, Garden, O’Connor, Chrostowski, and Smith 2000).

4.4.3 PISA

Die PISA Studie (Programme for International Student Assessment) wurde im Jahr 2000 in 32 Ländern durchgeführt. Getestet wurde die Kompetenz von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, wobei der Schwerpunkt der Studie eindeutig auf der Ermittlung der Lesekompetenz lag. Innerhalb der Studie wur-den neben der Testleistung der Schüler auch Hintergrunddaten über die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe eines Schülerfragebogens erhoben sowie außerdem Informationen über den Fachlehrer und dessen Unterrichtsstil und über Schulmerkmale (Lehrerfragebogen,

4.5 Tradeoff zwischen Effizienz und Gleichheit? 26