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An insgesamt sieben Messtagen im März und im April 2001 wurden Keimmessungen und Staubmessungen im Stallgebäude durchgeführt. Für diesen Zweck wurden zwei Messpositionen auf einem der Mittelgänge im vorderen Stallbereich und im mittleren Stallbereich zwischen den Tiere aufgebaut. Keim- und Staubmessungen wurden aus praktischen Erwägungen in einer Höhe von 0,90 m durchgeführt. Die Festlegung der Meßhöhe erfolgte wesentlich unter dem Gesichtspunkt, daß die Tiere die Meßinstrumente nicht erreichen sollten. Sowohl die Befunde der Keimmessung (s. Tabelle 50) als auch die Befunde der Staubmessung (s. Tabelle 51) wiesen eine überwiegend hohe Streubreite auf, welche zum einen mit der Aktivität der Legehennen zusammenhängen könnte, zum anderen waren die Abluftventilatoren während der Probenahmen nicht synchron geschaltet, was eine unterschiedliche Lüftungsintensität und Luftverteilung an den zwei Messpositionen verursacht haben könnte. Dies zeigte sich auch an den unterschiedlichen Temperaturen und relativen Luftfeuchtigkeiten. Zusätzlich wurden die Konzentrationen von Ammoniak und Kohlendioxid an den zwei Messpositionen bestimmt (s. Tabelle 52), wobei die Befunde von Meßtag zu Meßtag erheblich schwankten. Der höchste Ammoniakwert lag bei 13 ppm, die höchste Kohlendioxidkonzentration erreichte 2100 ppm. Grenz- und Richtwerte wurden nicht erreicht.

4.12.1 Ergebnisse der Keimmessungen

Da an insgesamt sieben Messtagen an zwei Messpositionen je eine Keimmessung mit einer Dauer von 30 Minuten durchgeführt wurde, resultieren daraus insgesamt 14 Keimmessungen.

Während der Messungen verblieben die Tiere an drei Messtagen im Stall (06.03., 12.03. und 27.03.2001), an vier Messtagen hatten sie Zugang zum Wintergarten oder zur Auslauffläche, was aber, wenn man die Ergebnisse der einzelnen Messtage betrachtet, keinen Einfluss zu haben schien. Während der Keimmessungen herrschten mittlere Temperaturen von 14 °C bis 19 °C und mittlere relative Luftfeuchtigkeiten von 53 % bis 74 %. Aufgrund der Streuung sind die Ergebnisse in Tabelle 50 als Median mit Minimal- und Maximalwerten genannt.

Tab. 50: Aerogener Keim- (KBE/m³) und Endotoxingehalt (EU/m³) im Stallgebäude angegeben als Median, sowie als Minimal- (min) und Maximalwert (max), n=14

Mes. n.n.: nicht nachweisbar Mes. Gk.: Mesophile Gesamtkeime Eba.: Enterobakterien

Mes. Pilze: Mesophile Pilze Therm. Pilze: Thermotolerante Pilze

Mes. Aktin.: Mesophile Aktinomyzeten Therm. Aktin.: Thermotolerante Aktinomyzeten ET : Endotoxine

Bei den Untersuchungen ließen sich Gesamtkeimzahlen in einer Größenordnung von 1,9 x 105 bis 7,1 x 106 KBE/m³ nachweisen. Die Staphylokokken bewegten sich in einer Größenordnung von 1,6 x 105 bis 11,3 x 106, die Streptokokken in einer Größenordnung von 6,3 x 10³ bis 4,8 x 104 KBE/m³. Mesophile Pilze ließen sich gar nicht nachweisen oder erreichten Werte in einem Bereich bis 10³ KBE/m³. Die thermotoleranten Pilze waren nicht oder nur in geringen Konzentrationen nachweisbar. Mesophile Aktinomyzeten wurden in einem Konzentrationsbereich bis 1,2 x 10³ KBE/m³ nachgewiesen, thermotolerante Aktinomyzeten wurden nicht gefunden. Bei den Endotoxinen wurden Konzentrationen von 2,6 x 10³ bis 2 x 105 EU/m³ gefunden.

4.12.2 Ergebnisse der Staubmessungen

An den sieben Messtagen wurden insgesamt 10 Staubmessungen vorgenommen, welche zwischen 357 bis 367 Minuten dauerten. Während der Staubmessungen erhielten die Tiere an zwei Messtagen Zugang zu den Wintergärten (06.03. und 12.03.2001), an einem Messtag wurde den Hühnern schon bei Beginn der Messungen Zugang zu den Wintergärten gewährt (19.03.2001) und an den übrigen Messtagen hatten die Tiere ebenfalls schon Wintergartenzugang bei Beginn der Messungen und erhielten dann während der Messungen Zugang zur Auslauffläche (06.04., 19.04. und 26.04.2001). Am 27.03.2001 hingegen

verblieben die Tiere den ganzen Tag im Stall, während der Staubmessungen wurden Arbeiten (Einstreuarbeiten) im Stall durchgeführt. Die Temperaturen während der Staubmessungen lagen im Mittel zwischen 15 und 20 °C bei mittleren relativen Luftfeuchten von 53 bis 63 %.

In Tabelle 58 finden sich die Ergebnisse der Staubmessungen der einzelnen Messtage.

Tab. 51: Ergebnisse der Staubmessungen (mg/m³)

Datum Position 1 Position 2 06.03.2001 12,39 /

12.03.2001 / 8,1

19.03.2001 37,25 /

27.03.2001 / 13,25

06.04.2001 31,55 28,36 19.04.2001 19,92 11,03 26.04.2001 13,96 7,96 /: nicht auswertbar

Der höchste Befund mit 37,25 mg/m³ wurde bei der Staubmessung am 19.03.2001 erzielt, der niedrigste am 26.04.2001 an Position 2 mit 7,96 mg/m³, was eine hohe Schwankungsbreite der Befunde aufzeigte. Damit wurde der allgemeine Staubgrenzwert für Arbeitsplätze stets deutlich übertroffen. Diese Beobachtung deckt sich mit früheren Berichten (z.B. HARTUNG, 2001), dass Volierenhaltungen einen besonders hohen Luftstaubgehalt aufweisen.

4.12.3 Ergebnisse der Messungen von Ammoniak und Kohlendioxid

Die Befunde sind in Tabelle 52 zusammengefaßt.

Tab. 52: Ergebnisse der Ammoniak- und Kohlendioxidmessungen

Position 1 Position 2

Datum Ammoniak (ppm)

Kohlendioxid (ppm)

Ammoniak (ppm)

Kohlendioxid (ppm)

06.03.2001 13 1700 10 1600

12.03.2001 6 1500 6 1500

19.03.2001 8 2100 6 1500

27.03.2001 4 600 6 1000

06.04.2001 2 800 2 1000

19.04.2001 8 1300 5 1000

26.04.2001 6 1000 5 800

Mit maximal 13 ppm Ammoniak und maximal 0,21 Vol% Kohlendioxid wurden die maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen (MAK-Werte) von 20 ppm bzw. 0,5 Vol% nicht erreicht (DEUTSCHE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT, 2002).

5 Diskussion

Normale Einatemluft ist nicht keimfrei. Außenluft kann zwischen 100 und 10 000 KBE/m³ enthalten (BOVALLIUS et al., 1978; JONES u. COOKSON, 1983, zit. nach WEIßENFELS u. SCHERER,1997; SENKPIEL u. OHGKE, 1992; ECKRICH et al., 1995, JAGER et al., 1996 zit. nach DIEHL u. HOFMANN, 1996; BÖHM et al., 1998). Die Keimkonzentrationen können nach Regen, Jahreszeit und unter Einfluss der Witterung erheblich schwanken (BOVALLIUS et. al., 1978; BOTZENHART, 1991; HARTUNG, 1995). In geschlossenen Wohnräumen werden in der Regel ebenfalls höhere Luftkeimkonzentrationen angetroffen (RÜDEN u. MORISKE, 1991), die bei ungünstigen Gegebenheiten über das 1000fache des Außenluftwertes steigen können (HILLIGER, 1976), wobei die wesentlichsten Quellen der Mensch, seine Aktivitäten, Luftbewegungen, Sedimentationsstaub sowie Haustiere sein können, wobei noch fehlende Verdünnung durch Zufuhr frischer Luft einen weiteren Beitrag leisten kann (BOTZENHART, 1991; HARTUNG, 1997; KÄMPFER u. WEIßENFELS, 1997).

In Tierställen, namentlich auch in Geflügelställen, liegen die Keimzahlen noch um mehrere Zehnerpotenzen höher. Die Quellen sind die Tiere selbst oder die Einstreu, aus der durch die Aktivität der Tiere erhebliche Keimmengen in die Luft freigesetzt werden, das Futter und in geringem Umfang auch die Zuluft aus der Stallumgebung (z. B. KÖSTERS, 1984;

HARTUNG u. WHYTE, 1994). Die Zusammensetzung der Luftkeimflora ist sehr vielfältig.

Den Hauptanteil bilden aerob wachsende Bakterien, von denen etwa 90 % zu den Staphylokokken und Streptokokken zählen, während sich der Rest aus Pilzen, Sporenbildnern und wechselnden Zahlen anderer Mikroorganismen wie z. B. Enterobakterien zusammensetzt (HARTUNG u. WHYTE, 1994).

Zusammen mit dem Stallstaub gelangen die Mikroorganismen über die Abluft in die Stallumgebung, wo sie sich je nach Witterungsbedingungen und Windrichtung in der Stallumgebung verteilen. Die Ausbreitungsentfernung von lebenden Mikroorganismen hängt neben den meteorologischen Bedingungen und der Art des Lüftungssystems im Stall auch von Eigenschaften wie Partikelgröße, Schwebfähigkeit in der Luft, Sedimentationsneigung, Überlebensfähigkeit in der Luft und Tenazität gegenüber nachteiligen Einflüssen wie Sonnenlicht oder Trockenheit ab (TOMSON, 1959 zit. nach JARNYCH 1976; MAY et al., 1969; BOVALLIUS et. al., 1978; BAUSUM et. al., 1982; BÖHM et al., 1998).

Für die meisten vegetativen Bakterien gilt, dass sie relativ rasch in der Außenluft absterben.

Ausnahmen bilden die sporenbildenden Keime, deren Dauerformen lange überleben und bei Vorhandensein günstiger Umweltbedingungen zu Infektionen führen können (HALLMANN u. BURKHARDT, 1974). Aber auch die abgestorbenen Mikroorganismen oder ihre Bruchstücke wie z. B. die Endotoxine können im luftgetragenen Zustand verbleiben und aufgrund ihrer Eigenschaften z. B. nach Einatmung zu allergisch-toxischen Reaktionen beim Empfänger führen (RYLANDER et al., 1977; HARTUNG, 1998; RIETSCHEL, 1999; u.a.).

Die Ausbreitungsentfernung von der Keimquelle Stall wird auch vom Lüftungssystem beeinflusst. Bei Zwangslüftung wird die Abluft z. B. zur Verdünnung der Luftverunreinigungen hoch über dem Dach mit Geschwindigkeiten bis 12 m/s ausgeblasen, wodurch eine weiträumige Verteilung bei geringer Konzentration erzielt wird (MÜLLER et al., 1978). Bei Ställen mit freier Lüftung hingegen können die Luftverunreinigungen in stallnahen Bereichen hohe Konzentrationen erreichen. Sehen moderne Legehennenställe beispielsweise Ausläufe für Tiere vor, sind die Keimquellen Stall und Auslauf nur schwer voneinander zu trennen. Es besteht jedoch seitens der Anwohner ein Interesse daran zu wissen, ob von den Ausläufen nennenswerte zusätzliche Emissionen ausgehen, da die Auslauffläche z. T bis in die Nähe der Anwohnergrundstücke reichen. Informationen über Art und Umfang der Keimabgaben von Auslaufflächen liegen derzeit kaum vor, so dass auch keine Berechnungen über mögliche Keimabgaben oder über das mögliche Ausbreitungsverhalten der bodennahen Emissionen vorgenommen werden können. Es wurden daher in einem Praxisbetrieb Messungen des Keim- und Endotoxingehaltes der Luft in Bodennähe über einer typischen Auslauffläche für Legehennen in der Umgebung des Stalles und vergleichsweise im Stall durchgeführt.

5.1 Kritische Beurteilung der eingesetzten Methoden und Verfahren bei den