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10. Diskussion

10.7. Ergebnisse der Laboruntersuchungen

Als kardiale Einflussgrößen sind die linksventrikuläre systolische und diastolische Dysfunktion, die Myokardhypertrophie, entzündliche Herzerkrankungen, Herzrhythmusstörungen

(Vorhofflimmern und –flattern), das Cor pulmonale anerkannt. Nichtkardiale Faktoren werden in der Niereninsuffizienz, Hämodialyse, Leberzirrhose, Morbus Cushing, Morbus Conn,

Subarachnoidalblutung, pulmonale Erkrankungen wie Lungenembolie und Bronchialkarzinom angesehen. Patientenbezogen haben Alter und Geschlecht Einfluss, sowie, wenn auch in geringerem Maße, die körperliche Aktivität [100]. Ungeklärt ist der gegenläufige Einfluss des Körpergewichtes bzw. Body-Mass-Indexes [99]. Pfister et al. fassen zusammen: BNP ist an der Regulierung von Blutdruck, Diurese und Natriurese beteiligt und wird durch gesteigerte kardiale Füllungsdrücke freigesetzt. Diese BNP-Aktivierung tritt in erster Linie im Rahmen einer

linksventrikulären Dysfunktion sowie hypervolämischer Erkrankungen wie schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz auf.

Die bestimmten Werte des NT-proBNP sind einer breiten Streuung unterworfen, minimal 5 pg/ml und maximal 11.748 pg/ml, im Mittel 987,71 pg/ml und Median 275,40 pg/ml.

Pathologische Werte wurden bei 52,82 % bestimmt, d.h. bei 47,18 % der Patienten mit

hypertoner Kreislaufregulationsstörung war NT-proBNP normal. Dabei ist für Betrachtung der Aussagekraft des Parameters eine Gruppenanalyse nach Alter und Geschlecht notwendig. Die bestimmten NT-proBNP-Werte bei der Analyse der Risikostratifizierung zeigen, dass erhöhte Mittel- bzw. Medianwerte bei beiden Geschlechtern zu ermitteln waren.

Allerdings zeigt die Betrachtung der Altersgruppen, dass in der Gruppe der unter 65-jährigen in der untersuchten Patientenpopulation die männlichen Patienten im Mittel höhere Werte hatten, als in der Frauengruppe. Erst in der Gruppe über 65 Jahre sind die Werte bei den Frauen höher (Abbildungen 8.7.1.-3 und 8.7.1.-6 und 7).

Es ist an Hand der ermittelten Ergebnisse und der festgestellten Streuung der Werte nachweisbar, dass die Verteilung der Patienten nach Geschlecht und den Altersgruppen bei der Beurteilung der Aussagekraft des NT-proBNP beachtet werden sollte.

Die Problematik beim NT-proBNP besteht in der Varianz der Ergebnisse in Abhängigkeit vieler Faktoren. So müssen bei gezeigter Gegenläufigkeit des Einflusses bei übergewichtigen Patienten niedrigere Werte erwartet werden [99]. Die Ursache, als auch der Stellenwert bei der

Interpretation des NT-proBNP-Niveaus, bleiben unklar. Bei einer durchschnittlich übergewich- tigen Population, wie der untersuchten, scheint der Einfluss nicht wesentlich zu sein, wie das

Ranking mit Platz 35 verdeutlicht (Abbildung 9.8.-3).

Die Betrachtung in Wertegruppen zeigt bei großer Streuung der NT-proBNP-Werte und teilweise extremen Ausreißern die Variabilität aller Einflüsse.

Weder ein signifikanter noch in der Richtung des Einflusses eindeutiger Zusammenhang konnte beim Blutdruck gefunden werden. Es ist aber auffällig, dass die Einflüsse der Variablen

„Hypertonieschweregrad“ in den Wertebereichen bis 200 pg/ml noch deutlich sind, ab 1000 pg/ml gering bis invers gefunden werden (s. 9.2.). Ähnlich verhalten sich die Beziehungen bei den Patienten unter 50 Jahren. Besonders deutlich wird dies bei der Betrachtung der Beziehung mit den Ergebnissen zur invasiven Diagnostik. Dort finden sich teilweise signifikante

Zusammenhänge in NT-proBNP-Niveaus kleiner 500 pg/ml. In Wertegruppen > 1.000 pg/ml sind keine statistisch signifikanten Beziehungen mehr nachweisbar. Es muss vermutet werden, dass die Patientenpopulation mit der großen Zahl von Einflussgrößen, wie sie in der Praxis relevant sind, nur in Fällen mit einem Alter < 65 Jahre und wenigen oder fehlenden Begleit-erkrankungen, d.h. Einflussgrößen sichere Aussagen an Hand der NT-proBNP-Konzentration zulässt.

In der Regressionsanalyse mit Einbeziehung aller Einflussgrößen dieser Untersuchung ist der NT-proBNP-Wert nur zu rund 67 % aus diesen unabhängigen Variablen erklärt, d.h. die Varianz der NT-proBNP-Werte ist zu 33% aus diesen 62 Variablen nicht erklärbar. Die

ROC-Kurvenanalyse lässt bei einem Konfidenzintevall von 95% eine Fläche von 0,46 bis 0,72 in den Gruppen der Patienten mit neudiagnostizierter koronarer Herzkrankheit ermitteln. Eine sichere Prädiktion für kardiovaskuläre Begleiterkrankungen ist damit nicht möglich.

Die Bestimmung des NT-proBNP bei Hypertonikern erlaubt nur in der Gesamtheit der klinischen und paraklinischen Diagnostik eine Beurteilung des kardiovaskulären Risikos.

10.7.2 Laborparameter: Troponin I, C-reaktives Protein, Nierenfunktion Da ein akutes Koronarsyndrom bzw. ein akuter Myokardinfarkt aus der Untersuchung

auszuschließen waren, liegen die ermittelten Werte des Troponin I im Mittel im Normbereich (Norm < 0,080 ng/ml). Abweichungen sind vorrangig einer eingeschränkten Nierenfunktion zuzuordnen. Bei fehlendem Anhalt für ein akutes Myokardgeschehen ist erwartungsgemäß der Cutt-off für ein akutes Koronarsyndrom nicht erreicht worden. Die Verteilung der Troponin I-Ergebnisse zeigt konform mit den klinischen Diagnosen eine Zunahme mit dem Alter in der Gesamtpopulation, innerhalb des Referenz, was vorrangig auf das häufigere Auftreten pathologischer Werte bei den Männern zurückzuführen ist.

Es ist kein signifikanter Einfluss vom Troponin I vorhanden.

In der Klinik wird kein High-sensitiv-CrP (hsCrP) angewandt. Bei der Bestimmung des C-

reaktiven Proteins wurde ein Mittelwert von 8,99 mg/l ermittelt (Norm < 5,0 mg/l), wobei bei keinem Patienten eine floride Infektion vorlag. Das CrP als Entzündungsparameter zeigt ebenfalls eine Altersabhängigkeit.

Der Einfluss der CrP-Werte auf die NT-proBNP-Werte ist ausgeprägt (p < 0,01) (siehe auch Rangliste zur Korrelation).

Die Nierenfunktionsparameter zeigen im Mittel eine, wenn auch gering eingeschränkte Nierenfunktion an, es ist dabei die deutlichste Abhängigkeit vom Alter aller Laborparameter auffällig (Diagramm 8.6.2.-3 anhand der Unterteilung in normale und pathologische Ergebnisse).

Darin spiegelt sich die physiologische Reduktion der Nierenfunktion wider, aber auch die Häufung von Nierenschäden im Krankheitsverlauf der Hypertonie, des Diabetes mellitus und primärer Nierenerkrankungen.

Bei den Parametern für die Nierenfunktion ist die Differenzierung nach Geschlecht von Belang (Männer < 104 µmol/l, Frauen < 84 µmol/l). Gleiches gilt für Ermittlung der glomerulären Filtrationsrate (nach MDRD-Formel), die ebenfalls einer Unterteilung nach dem Geschlecht unterliegt.

Über die Ausscheidung von NT-proBNP gibt es keine umfassenden pharmakokinetischen Studien [Goetze JP, 2004]. Postuliert wird die Ausscheidung über die Nieren. Eine Elimination über die Lunge ist noch unklar [Goetze JP 2004]. Es wird angenommen, dass bei Nierenin-suffizienz die Flüssigkeitsüberladung des Körpers zu ansteigenden BNP-Spiegeln führen kann.

Ob ein verminderter Abbau des BNP ebenfalls eine Rolle spielt, ist nicht sicher geklärt. Eine vermehrte Ausschüttung von BNP in diesem Zusammenhang ist noch nicht geprüft. Eine

Kombination beider Ursachen ist möglich. Luchner et al. zeigten in ihrer Studie 2005, dass BNP- bzw. NT-proBNP Konzentrationen bei zunehmender Einschränkung der Nierenfunktion

ansteigen [71]. Das trifft im Besonderen auch auf Patienten ohne kardiale Dysfunktionen zu.

Neuere Studien beschäftigen sich mit dem prognostischen Wert der natriuretischen Peptide bei fehlender Herzinsuffizienz, aber eingeschränkter Nierenfunktion für kardiovaskuläre

Erkrankungen. Die Beurteilung des BNP-Spiegels bezüglich Herzschwäche ist also bei Niereninsuffizienz schwieriger.

Bis zu einem Serumkreatininspiegel von 200 µmol/l (=2.26 mg/dl) sollen der Einfluss des Nierenschadens auf das BNP nicht entscheidend sein und man soll sich nach den üblichen Referenzbereichen richten können [90]. In der vorliegenden Arbeit zeigen die Parameter der Nierenfunktion einen signifikanten (p < 0,01) Zusammenhang zum NT-proBNP.

Die Nierenfunktion hat für Praxis bei der Beurteilung von NT-proBNP-Werten, insbesondere auf pathologischen Niveaus eine noch nicht geklärte Bedeutung. Der Einfluss sollte bei der

Interpretation der NT-proBNP-Werte nicht unterschätzt werden, besonders wenn eine schwere Nierenfunktionsstörung vorliegt.