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Entwicklung Güterverkehr

Im Dokument 56/2016 (Seite 157-163)

4 Methodischer und inhaltlicher Rahmen der Szenarienerstellung

5.2.2 Entwicklung Güterverkehr

Zur Quantifizierung der Güterverkehrsentwicklungen im Referenzszenario wird das weiter oben be-schriebene Wirkungsmodell eingesetzt, mit dem auch die nichttechnischen Wirkungen zum Klima-schutzszenario operationalisiert werden. Der Unterschied zwischen den beiden Szenarien besteht darin, dass für das Referenzszenario die VVP 2030-Entwicklungen 2010-2030 bis 2050 übernom-men und fortgeschrieben werden. Die Fortschreibung bestand jedoch nicht aus einem simplen Fest-halten der Zustände in 2030, sondern in einer dynamischen Weiterentwicklung der Vergangenheits- und Prognoseentwicklungen gemäß VVP 2030. Im Anschluss wurden die resultierenden Pfade kri-tisch überprüft und bei Bedarf, d.h. vor allem bei allzu hohen Wachstumsraten (nach unten) modifi-ziert. Zur Überprüfung wurden die wichtigsten Kenngrößenentwicklungen in allen 40 Teilsegmenten (d.h. nach 4 Hauptverkehrsverbindungen und je 10 Warengruppen) begutachtet und diskutiert. Für die gesamtmodale Nachfrage wurde dazu die Transportintensitäten mit Bezug auf das BIP bzw. auf Importe und Exporte (in Tonnen je Euro) und mit Bezug auf die Bevölkerung (in Tonnen pro Kopf) betrachtet. Dazu kamen weitere Kenngrößen wie Modal Split-Anteile und modale Transportweiten.

Gesamtmodale Aufkommensentwicklungen

Der Binnenverkehrsmarkt wird sich in seiner Größe – gemessen am Aufkommen – wenig verän-dern. Während im Pfad bis 2030 gemäß VVP 2030 noch geringfügige Zuwächse unterstellt sind, ma-chen sich ab 2030 die Bevölkerungsrückgänge bemerkbar. Insgesamt verharrt das Aufkommen im Binnenverkehr zwischen 2030 und 2050 bei rund 3,2 Mrd. Tonnen. Die Struktur des Binnenver-kehrsmarktes verändert sich jedoch – auch infolge der Bevölkerungsentwicklungen. Da beispielswei-se der Bedarf an Bautätigkeiten zurückgeht, sinkt auch der Anteil des marktbestimmenden Teilbeispielswei-seg- Teilseg-ments der Erze, Steine und Erden sowie auch des TeilsegTeilseg-ments mit den Baustoffen.

154 Abbildung 28: Aufkommensbezogene Teilmarktentwicklungen im gesamtmodalen Binnenverkehr

für das Referenzszenario

Bereits deutlich anders sieht die Entwicklung im grenzüberschreitenden Versand aus. Hier nimmt der Gesamtmarkt bereits bis 2030 gemäß VVP 2030 um gut 45 % zu. In Verbindung mit den Außen-handelserwartungen bis 2050 sind weitere Aufkommenszuwächse in Höhe von circa 18 % möglich;

dass die Wachstumsdynamik des VVP 2030-Pfades nicht ungebremst fortgesetzt wird, ist das Resul-tat der weiter sinkenden Transportintensitäten gerade auf den grenzüberschreitenden Teilsegmen-ten. Es sind vor allem die hochwertigen Produkte der exportorientierten Industrie, deren spezifischen Warengewichte durch Materialsubstitution optimiert werden und die gleichzeitig (real) an Wert ge-winnen. Dies umfasst insbesondere Nahrungsmittel (Konsumgüter) sowie chemische Erzeugnisse und Kunststoffe, wobei ein großer Teil dieser Güter als nicht weiter spezifizierbare Waren im Stück- und Sammelgutsegment der Sonstigen Produkte (u.a. dort im stark wachsenden kombinierten Ver-kehr) transportiert werden.

0 500 1'000 1'500 2'000 2'500 3'000 3'500 4'000

2000 2010 2020 2030 2040 2050

Aufkommen in Mio. Tonnen

Sonstige Produkte

Sekundärrohstoffe, Abfälle Maschinen, Ausrüstungen Metalle, Metallerzeugnisse Chemie und Baustoffe Mineralölerzeugnisse Konsumgüter Erze, Steine, Erden Kohle, Erdöl, Erdgas Land-/Forstwirtschaft

155 Abbildung 29: Aufkommensbezogene Teilmarktentwicklungen im gesamtmodalen

grenzüber-schreitenden Versand für das Referenzszenario

Hinweis: Die Skalierung unterscheidet sich von der vorigen Abbildung zum Binnenverkehrsmarkt!

Ähnlich dynamisch wie der Versand verhält sich auch der grenzüberschreitende Empfang. Nach Zu-nahmen von knapp 43 % bis 2030 wird für die Periode bis 2050 ein weiteres Aufkommenswachstum in Höhe von 13 % erwartet. Hier sind ähnliche Marktmechanismen wirksam wie beim Versand, d.h.

die Transportintensitäten nehmen weiter ab. Auch die Marktstruktur ist vergleichbar, indem vor al-lem Nahrungsmittel (Konsumgüter) sowie chemische Erzeugnisse und Kunststoffe sowie die sonsti-gen (d.h. nicht näher spezifizierten) Produkte überwiesonsti-gen. Es ist jedoch eine etwas größere Homoge-nität zwischen den Teilsegmenten festzustellen als noch beim Versand. Der Hintergrund liegt im Be-darf an gewichtsintensiven Vorprodukten (teilweise auch als Massengüter), deren Herstellung in Deutschland nicht mehr rentabel ist und daher importiert werden muss.

0 100 200 300 400 500 600

2000 2010 2020 2030 2040 2050

Aufkommen in Mio. Tonnen

Sonstige Produkte

Sekundärrohstoffe, Abfälle Maschinen, Ausrüstungen Metalle, Metallerzeugnisse Chemie und Baustoffe Mineralölerzeugnisse Konsumgüter Erze, Steine, Erden Kohle, Erdöl, Erdgas Land-/Forstwirtschaft

156 Abbildung 30: Aufkommensbezogene Teilmarktentwicklungen im gesamtmodalen

grenzüber-schreitenden Empfang für das Referenzszenario

Hinweis: Die Skalierung unterscheidet sich von der weiter oben stehenden Abb. zum Binnenverkehrsmarkt!

Der dynamischste Teilmarkt wird vom Durchgangsverkehr gebildet. Nach Zunahmen von 53 % bis 2030 werden bis 2050 noch weitere 21 % erwartet. Absolut besehen ist jedoch dieser Teilmarkt der kleinste von allen vier Hauptverkehrsverbindungen. Für den Gesamtzeitraum 2010 bis 2050 kann das Aufkommensverhältnis der absoluten Nachfragezunahmen zwischen den vier Hauptverkehrs-verbindungen Binnenverkehr, Versand, Empfang, Durchgangsverkehr mit 3 zu 2 zu 2 zu 1 angege-ben werden.

0 100 200 300 400 500 600

2000 2010 2020 2030 2040 2050

Aufkommen in Mio. Tonnen

Sonstige Produkte

Sekundärrohstoffe, Abfälle Maschinen, Ausrüstungen Metalle, Metallerzeugnisse Chemie und Baustoffe Mineralölerzeugnisse Konsumgüter Erze, Steine, Erden Kohle, Erdöl, Erdgas Land-/Forstwirtschaft

157 Abbildung 31: Aufkommensbezogene Teilmarktentwicklungen im gesamtmodalen

Durchgangs-verkehr für das Referenzszenario

Hinweis: Die Skalierung unterscheidet sich von allen drei oben stehenden Abbildungen zu den Teilmärkten im Binnenverkehr und den grenzüberschreitenden Relationen.

Insgesamt nimmt damit die gesamtmodale Aufkommensmenge im landverkehrsgestützten Güterver-kehr auf deutschen Infrastrukturen zwischen 2010 und 2050 im Referenzszenario um 22,8 % auf dann 4.6 Mrd. t zu. Das Hauptwachstum wird mit knapp +0.7 Mrd. t bis 2030 erwartet. Ab 2030 steigt die Nachfrage noch um weitere +0.2 Mrd. t.

Modal Split

Die Modal Split-Entwicklung des Referenzszenarios wurde für den Zeitraum bis 2030 vom VVP 2030-Trendszenario übernommen und für die nachfolgende Periode bis 2050 extrapoliert. Das heißt, beide Zeiträume weisen theoretisch Verschiebungen in der gleichen relativen Größenordnung auf; die da-hinter stehenden absoluten Mengen unterscheiden sich in Abhängigkeit der jeweiligen Gesamtmark-tentwicklungen. Praktisch wurde dieses Prinzip für alle 40 Teilmarktsegmente autonom angewendet.

Durch die teilsegmentspezifischen Marktentwicklungen können sich dennoch im Gesamtmarkt un-terschiedliche Modal Split-Entwicklungen zwischen beiden Perioden ergeben. So gewinnt die Bahn im Referenzszenario zwischen 2010 und 2030 einen halben Prozentpunkt (0,5) am Aufkommens-bezogenen Modal Split dazu. Für den Zeitraum ab 2030 steigt diese Verlagerung auf 0,6 Prozent-punkte, weil die bahnaffineren Teilsegmente wie bspw. die Sonstigen Produkte (mit dem darin sub-summierten kombinierten Verkehr) bereits gesamtmodal stärker zunehmen.

Insgesamt werden im Schienengüterverkehr bis 2030 Aufkommenszunahmen in Höhe von 23,6 % erwartet. Bis 2050 kommen nochmals 11,6 % dazu. Damit beläuft sich die über das deutsche Schie-nennetz zu transportierende Menge auf 495 Mio. t. Der Straßengüterverkehr wird gemäß Referenz-szenario 3 793 Mio. t zu transportieren haben. Dahinter stehen relative Zunahmen von 16,8 % (bis 2030) und 4,1 % (weiter bis 2050).

0 50 100 150 200 250 300 350

2000 2010 2020 2030 2040 2050

Aufkommen in Mio. Tonnen

Sonstige Produkte

Sekundärrohstoffe, Abfälle Maschinen, Ausrüstungen Metalle, Metallerzeugnisse Chemie und Baustoffe Mineralölerzeugnisse Konsumgüter Erze, Steine, Erden Kohle, Erdöl, Erdgas Land-/Forstwirtschaft

158 Abbildung 32: Entwicklung des aufkommensbezogenen Modal Split im Gesamtverkehr des

Refe-renzszenarios

Verkehrsleistungsentwicklungen

Die Verbindung der modalen Aufkommensmengen mit den jeweiligen mittleren Transportweiten führt zur modalen Verkehrsleistung der einzelnen Teilsegmente. Vergleichbar mit der Ableitung der Modal Split-Entwicklungen wurden für das Referenzszenario die Transportweitenveränderungen aus der VVP 2030 für den Zeitraum bis 2030 auf den hier relevanten Zeitraum bis 2050 übertragen;

punktuelle Modifikationen sind dabei nicht ausgeschlossen, vor allem, damit die Leistungsentwick-lungen nicht unplausibel hohe Zunahmen aufweisen.

Dennoch ergeben sich am Ende durchaus markante weitere Zunahmen der Gesamtverkehrsleistun-gen im deutschen Transportmarkt. Die im Straßengüterverkehr erbrachten Tonnenkilometer (tkm) wachsen bis 2030 um 38,9 %, für den Zeitraum ab 2030 werden im Referenzszenario weitere 17,6 % erwartet. Dies entspricht einer Verkehrsleistung von 714 Mrd. tkm – gegenüber 437 Mrd. tkm in 2010. Im Schienengüterverkehr steigt die Verkehrsleistung bis 2030 um 42,9 % und ab 2030 um weitere 21,1 %, so dass dann in 2050 circa 186 Mrd. tkm auf deutschen Bahnstrecken abzuwickeln sein werden.

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2000 2010 2020 2030 2040 2050

Anteil am Aufkommen

Binnenschiff Straße Schiene

159 Abbildung 33: Entwicklung der Verkehrsleistungen im Gesamtverkehr nach Modi im

Referenzsze-nario

Im Dokument 56/2016 (Seite 157-163)