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Entwicklung des Regionalen Netzwerks Tirol

Im Dokument Die Regionalen Netzwerke von IMST (Seite 70-73)

3 Case-Studies der Regionalen Netzwerke

3.4 Tirol – Netzwerk als Projektförderstelle oder doch mehr?

3.4.2 Entwicklung des Regionalen Netzwerks Tirol

Im Jahr 2005 gegründet gehört das RN Tirol zu den frühen Bundesländernetzwerken vom IMST. Nach dem IMST3-Netzwerktreffen in Seggauberg bei Leibnitz (Südsteiermark) im Dezem-ber 2004 entschieden sich die Initiatoren in Tirol für das „steirische Modell“. Das Regionale Netzwerk Tirol wurde durch die ARGEs im AHS-Bereich und deren LeiterInnen gebildet, um Synergien nutzen zu können und eine Parallelstruktur zu vermeiden. Das Netzwerk sollte schultypenübergreifend von KollegInnen an den AHS, BHS und APS nutzbar sein. Bei den ARGE-LeiterInnen stieß die Netzwerkidee auf Interesse, sodass sich bereits Ende Januar 2005 eine Steuergruppe konstituierte, die sich aus den ARGE-LeiterInnen für Physik, Biologie, Chemie, Geographie und Wirtschaftskunde, Informatik und Mathematik sowie Vertretern des Bezirks- und Landeschulrats und dem Leiter der Abteilung AHS am Pädagogischen Institut Tirol zusammensetzte. Die Einbindung je eines Vertreters/einer Vertreterin von BMHS und APS wurden vorgesehen. Ziel des neu gegründeten RN Tirol war es, einen Beitrag zu leisten, dass

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der naturwissenschaftlich-mathematische Unterricht attraktiver wird, und die LehrerInnen dabei aktiv zu unterstützen. Die von IMST bereitgestellten Mittel sollten möglichst effizient und nachhaltig eingesetzt werden. Die KollegInnen sollten über den MNI-Fonds informiert und bei den Projektanträgen unterstützt werden. Durch die Netzwerkarbeit sollte zudem ein fächerübergreifender Austausch initiiert werden, der mehr Ideen für die eigene Projekt- und Unterrichtsarbeit hervorbringt und so auf Dauer zu einer Attraktivierung des NAWI-Unterrichts in den AHS und HS führen wird (Bericht des RN 2004/05, S. 3-4, 15-17).

Bei der Auftaktveranstaltung des RN Tirol am 2. Mai 2005, an der 35 LehrerInnen aus nahezu allen AHS Tirols teilnahmen, wurde das erste tirolweite, fächerübergreifende Jahresprojekt zum Thema „Luft, Wetter, Klima“ gestartet. Das Hauptreferat von Michael Kuhn, Institut für Meteorologie und Geodynamik der Universität Innsbruck, beinhaltete die meteorologischen Messungen am Institut für Meteorologie sowie diejenigen meteorologischen Messungen, die SchülerInnen sinnvoll durchführen und auswerten können. Anschließend wurden in fünf Arbeitsgruppen – Biologie und Umweltkunde, Chemie, Geographie und Wirtschaftskunde, Informatik und Physik (Zuordnung der MathematikerInnen nach dem Zweitfach) – Vorschläge für die Messungen erarbeitet und dem Plenum vorgestellt, wobei erste Vernetzungen sichtbar wurden. Von der Biologie wurden unter anderem mikroklimatische Messungen in Hecken, auf Straßen und an Hauswänden sowie Flechtenkartierungen geplant, von der Geographie ein Vergleich der gemessenen Werte mit denen von anderen Schulen und offiziellen Messwerten, eine Betrachtung der Besonderheiten des Gebirgsklimas sowie typischer Wetterlagen in Tirol, von der Physik eine Messung der Sonnenscheindauer mit Fotozelle oder Autograph und die Bauanleitung für ein Wetterhaus und von der Informatik die Bereitstellung einer Datenbank und Betreuung einer Homepage. Die Fachgruppe Mathematik befasste sich mit den Auswertungs- und Berechnungsmethoden (Bericht des RN 2004/05, S. 6-11)

Die Hauptarbeit am Projekt „Luft, Wetter, Klima“ erfolgte im Schuljahr 2005/06, wobei die Mess-perioden der Fächergruppen unterschiedlich waren, etwa in der Physik- und Geographiegruppe durchgehend vom 15. Oktober 2005 bis zum 31. Jänner 2006 und bei den Biologen im Herbst und im Frühjahr. Die Informatikgruppe hat die Homepage http://wetter.tsn.at (nicht mehr verfügbar) und eine Datenbank angelegt und betreut, über die die Messwerte der SchülerInnen passwortgeschützt eingegeben wurden. Insgesamt haben sich am Projekt 15 AHS und vier HS (75 LehrerInnen mit ihrer Klasse) aus allen Tiroler Bezirken beteiligt. Zu den Ergebnissen gehörten Wetteraufzeichnungen und -diagramme, Baumprotokolle, Wolkenarten-beschreibungen, Bauernregeln und Vergleiche von Innen- und Außentemperatur. Die Berichte der Schulen wurden auf der Homepage und zum Teil im Jahresbericht des RN Tirol 2005/06 veröffentlicht (Bericht des RN 2005/06, S. 4/5, 34-79).

Weitere Aktivitäten des RN Tirol im Schuljahr 2005/06 erfolgten im Rahmen der Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit. In einer Zeit, in der es noch keine Pädagogische Hochschule und kein RFDZ gab, war das Regionale Netzwerk bestrebt, den LehrerInnen ein Gefühl der Stabilität zu vermitteln. Das RN Tirol nahm am zweiten „Tag der AHS“ im November 2005 in Innsbruck und an der BildungOnline 2006 im Juni 2006 in Hall in Tirol teil und war jeweils mit einem Stand vertreten, der von SchülerInnen gestaltet und betreut wurde. Ausgelöst durch eine Untersuchung von Eurostat wurde ein Gesprächskreis „Zukunft der Naturwissenschaften“ (April

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2006, Pädagogisches Institut Tirol) initiiert, bei dem Steuergruppenmitglieder des Regionalen Netzwerks mit Vertretern der Uni Innsbruck aus Physik, Biologie, Mathematik und Meteorologie die Situation der Naturwissenschaften an der Universität Innsbruck diskutiert und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit erkundet haben. In Kooperation mit der Uni Innsbruck, Institut für Experimentalphysik, wurden zwei öffentliche Vorträge der Nobelpreisträger Carl Wieman und William Phillips bei der Internationalen Konferenz für Atomphysik (Juli 2006, Saal Tirol im Innsbrucker Kongresshaus) organisiert (Bericht des RN 2005/06, S. 6/7, 31-33, Informationen von Steuergruppenmitgliedern).

In Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Landesschulrat für Tirol wirkte das RN Tirol maßgeblich an der Einführung und Organisation des Probe-EMS zur Vor-bereitung österreichischer SchülerInnen auf den Eignungstest (EMS) zum Medizinstudium (ab 2013 MedAT-Test) mit. Die Vorbereitung beinhaltete eine Informationsveranstaltung zum EMS (Road-Show) und den Probe-EMS, der dann in Lienz, Wörgl, Landeck und Innsbruck sowie in Vorarlberg (Feldkirch) und Südtirol (Bozen), in Kooperation mit dortigen Partnern, durchgeführt wurde. Anders als in Vorarlberg (siehe Abschnitt 3.7.3) hat die Steuergruppe des RN Tirol jedoch 2010 entschieden, die Koordinierung und Durchführung des EMS-Probetests nicht fortzuführen, da die Ressourcen inzwischen geringer waren und dieser nicht unmittelbar dem Hauptziel von IMST, Innovationen im NAWI-Unterricht zu fördern, dient. Gegenwärtig wird der Probetest zum Aufnahmetest für die Humanmedizin (MedAT) vom LSR und der PH Tirol, Zentrum für Fachdidaktik, organisiert (Med-Uni Innsbruck 2010, S. 219, Bericht des RN 2010/11, S. 109, 112, LSR Tirol: Anmeldung zum Medizin-Probetest 2015, Interviews mit Steuergruppenmitgliedern).

Eine Entwicklung lässt sich beim RN Tirol angesichts der über einen Zeitraum von 10 Jahren nahezu unveränderten Aufgabenstellung und Arbeitsweise schwer erkennen. Die Einbindung weiterer Schultypen und die Zahl der ProjektteilnehmerInnen waren bei den Jahresprojekten sehr unterschiedlich. Die größte TeilnehmerInnenzahl verzeichnete das Wasserprojekt (2012/13) mit 22 Kleinprojekten und drei Projekten, die mit Sonderfördermitteln für die Schnitt-stelle Volksschule – Kindergarten unterstützt wurden. Das Thema hat sicher viele angesprochen, aber es wurde auch aktiv mit einem Folder und einem Poster beworben. Im Schuljahr 2013/14 wurden nur 16 Projekte gefördert und in diesem Schuljahr gab es sehr wenige Projektanträge, sodass das Projekt „Die Welt von morgen“ im Schuljahr 2015/16 weitergeführt wird (neue Auftaktveranstaltung am 14. Oktober 2015). Die Ursache für den erneuten Rückgang der Projektanträge sehen die Steuergruppenmitglieder vor allem in der Belastung der AHS-LehrerInnen, insbesondere durch die neue kompetenzorientierte Zentralmatura mit den Themenbereichen und dem Aufgabenpool, die entsprechend vorbereitet werden muss (Bericht des RN 2011/12, S. 9, Bericht des RN 2012/13, S. 5-7, Bericht des RN 2013/14, S. 8, Interviews mit Steuergruppenmitgliedern).

Als Triebkräfte des RN Tirol nannten die interviewten Steuergruppenmitglieder vor allem das Regionalteam bzw. die ARGE-LeiterInnen, die in Ihren Fächern engagierte LehrerInnen ansprechen (Interviews mit Steuergruppenmitgliedern). Auf der anderen Seite sind es jedoch begeisterungsfähige LehrerInnen, die das Netzwerk voranbringen. Das geht nicht ohne Eigen-initiative und ist auch nicht in der Arbeitszeit allein zu schaffen. Zu den Triebkräften gehören

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ebenso Innovation und Kreativität und die finanzielle Förderung der Projekte, die es engagierten LehrerInnen ermöglicht, spezifische Projekte zu interessanten Themen durchzuführen (Interviews mit Steuergruppenmitgliedern).

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