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Dynamik und Triebkräfte der Regionalen Netzwerke

Im Dokument Die Regionalen Netzwerke von IMST (Seite 171-174)

4 Cross-Case-Analyse – Auswertung aus bundeslandübergreifender Sicht

4.1 Struktur und Dynamik der Regionalen Netzwerke

4.1.4 Dynamik und Triebkräfte der Regionalen Netzwerke

Die Gründung der Regionalen Netzwerke von IMST erfolgte zwischen 2003 (RN Steiermark) und 2008 (RN Burgenland und RN Deutsch Oberösterreich). Sechs von ihnen bestehen schon mindestens zehn Jahre. Das RN Niederösterreich und das RN Vorarlberg werden im nächsten Jahr diesen Jahrestag begehen können. Die Regionalen Netzwerke haben sich in dieser Zeit weiterentwickelt und es gibt nur noch wenige Personen in den Steurgruppen, die das Netzwerk von Anfang an mitgestaltet haben. Die Netzwerke entwickelten sich über diesen relativ langen Zeitraum nicht kontinuierlich, weil die Dynamik der Netzwerkentwicklung Schwankungen unterworfen ist. Gleichzeitig verliert das unterschiedliche Gründungsjahr jedoch zunehmend an Bedeutung. Nachdem die Entwicklung der einzelnen Regionalen Netzwerke in den Fallstudien skizziert worden ist (siehe Abschnitte 3.1.2, 3.2.2, 3.3.2, 3.4.2, 3.5.2, 3.6.2, 3.7.2, 3.8.2, 3.9.2) liegt der Fokus an dieser Stelle auf den beiden Aspekten Entwicklungsphasen und Triebkräfte, die in den Interviews mit Steuergruppenmitgliedern besprochen wurden. Die Basis für die folgenden Ausführungen bilden damit ausschließlich die Interviews mit Steuergruppenmitgliedern.

Die Entwicklungsphasen der Regionalen Netzwerke wurden ganz unterschiedlich charak-terisiert (siehe Abb. 4.1-4). Für das RN Steiermark wurde die schrittweise Hinzunahme der verschiedenen Schultypen und Schulstufen betont, obwohl die Netzwerkentwicklung noch durch eine Reihe anderer Aspekte wie die Etablierung der RFDZs und die Schaffung von Bezirks-netzwerken, die Gründung eines Vereins und die zunehmende Kooperationstätigkeit mit der Industrie beschrieben werden kann. In Wien und Kärnten wurde zum Ausdruck gebracht, dass es in der Steuergruppe am Anfang eine große Aufbruchstimmung gab, dann aber bald deutlich wurde, dass ein Teil der angestrebten Ziele nicht umsetzbar ist. Für das RN Wien wurde diese erste Phase einerseits als Findungsphase und andererseits als Phase des In-Frage-Stellens beschrieben. Das Netzwerk musste seine Aufgaben zunächst definieren und die LehrerInnen das Netzwerk als einen neuen Akteur in der Bildungslandschaft wahrnehmen, der sich nicht unmittelbar in die Hierarchie des Schulsystems einordnen lässt. Bezogen auf das RN Salzburg wurde die Suche nach Strategien angesprochen, etwa wie man das Netzwerk durch größere Veranstaltungen bekannt machen kann, gleichzeitig aber auch die LehrerInnen erreicht. In

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dieser Phase wurden teilweise über mehrere Jahre bestimmte Veranstaltungsformate entwickelt und eine gewisse Kontinuität aufgebaut. Auf der anderen Seite hat sich zum Beispiel in Wien und in Kärnten gezeigt, dass Angebote des Regionalen Netzwerks einige Zeit lang gut funktionieren, dann aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr ausreichend nachgefragt werden. Bei den Regionalen Netzwerken Niederösterreich und Tirol wurden keine Ent-wicklungsphasen festgestellt. In Niederösterreich wurde die Kontinuität der Netzwerkentwick-lung hervorgehoben, wobei die Anzahl der Veranstaltungen auch vom Budget der PH abhängt.

Mit der erneuten Forcierung der Kleinprojektförderung, die im Schuljahr 2014/15 erste Erfolge zeigte, könnte hier eine neue Phase eingeleitet worden sein. In Tirol konnte im Schuljahr 2012/13 zum Jahresthema Wasser eine größere Zahl von Kleinprojekten gefördert werden, danach ging die Beteiligung am dem Jahresthemen jedoch wieder zurück. Als kontinuierlich wird auch die Entwicklung des BMHS-Netzwerks NAWI in Oberösterreich eingeschätzt (siehe Abschnitte 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5, 3.6, 3.7, 3.8, 3.9, Interviews mit Steuergruppenmitgliedern).

Abb. 4.1-4 Entwicklung der Regionalen Netzwerke aus Sicht der Steuergruppen 2014/15

Für das RN Tirol, das RN NIederösterreich und das RN NAWI Oberösterreich wurden keine Entwicklungs-phasen beschrieben.

Quelle: Interviews mit Steuergruppenmitgliedern

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Dynamik dieser Regionalen Netzwerke in den ersten Jahren bis etwa 2008/2009 bedingt durch den Aufbau des Netzwerks und die damit ver-bundenen Vernetzungsprozesse, die Entwicklung und Umsetzung von schultypen- und teilweise auch fächerübergreifenden Angeboten allgemein hoch war. In diese Phase gehören beispielsweise die Ausweitung der Regionalen Netzwerke über die AHS hinaus auf die anderen Schultypen, der Aufbau von Kommunikationsstrukturen und Fortbildungsangeboten in Zusammenarbeit mit den neu gegründeten Pädagogischen Hochschulen, Kooperationen mit der

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Industrie, die Einführung der Kleinprojektförderung, die Schaffung von Regionalen Fach-didaktikzentren (siehe Abschnitt 4.1.3) und Bezirksnetzwerken und die Durch- bzw. Einführung von Veranstaltungen wie Netzwerktage, Tage der Naturwissenschaften, mehrtägige Fortbil-dungsveranstaltungen oder die Experimentale in Oberösterreich. Danach hat eher eine Phase der Konsolidierung eingesetzt, in welcher die Einbeziehung aller Schultypen und MINDT-Fächer fortgesetzt und weitgehend abgeschlossen wurde und die verschiedenen Netzwerkaktivitäten etabliert, ausgestaltet und weitentwickelt wurden. Das schließt neue Strategien und Angebote durchaus ein, beispielsweise die Ausweitung der Kooperationen mit der Wirtschaft, die Entwicklung des Science Days in Salzburg unter dem Motto „Students for Students – Lernen voneinander, miteinander, füreinander“, die Einführung von Jahresprojekten in Vorarlberg und die Etablierung eines Netzwerktags in Niederösterreich. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass die Ressourcen für die Netzwerkarbeit in den letzten Jahren sukzessive reduziert worden sind und auch die Veränderungen im Bildungssystem, insbesondere Einführung der NMS, neue Reifeprüfung und kompetenzorientierter Unterricht neue Anforderungen für die LehrerInnen darstellen (siehe Abschnitte 3.2, 3.3, 3.4, 3.5, 3.6, 3.7, 3.8, 3.9).

Abb. 4.1-5 Triebkräfte der Netzwerkentwicklung aus Sicht der Steuergruppen 2014/15

Quelle: Interviews mit Steuergruppenmitgliedern

Die Entwicklung des RN Burgenland und des RN Deutsch Oberösterreich verlief dagegen anders. Beide sind nicht nur jünger (Gründung 2008), sondern auch durch eine schwierigere

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Startphase gekennzeichnet, so dass eine größere Dynamik hier erst in den letzten Jahren ein-setzte. Im Burgenland ging diese Aufbruchphase von der neuen Koordinatorin aus, die die Steuergruppe neu aufstellte und gemeinsam mit den Steuergruppenmitgliedern die Netzwerkarbeit neu organisierte und forcierte. Für das RN Deutsch Oberösterreich war anfangs zum einen die Ressoucensituation schwierig – Reduzierung der finanziellen Mittel, Streichung von Werteinheiten und krankheitsbedingter Ausfall von Steuergruppenmitgliedern – und zum anderen brauchte es einige Zeit, das RN Deutsch in Oberösterreich zu etablieren bzw. seine Daseinsberechtigung nachzuweisen. Ein wichtiger Entwicklungsfaktor war hier der Aufbau des RECC, mit dem zugleich eine Aufwertung des RN Deutsch verbunden war (siehe Abschnitte 3.1.2, 3.9.2, Interviews mit Steuergruppenmitgliedern).

Auf die Frage nach den Triebkräften der Regionalen Netzwerke, bzw. wer oder was das Netzwerk voranbringt, wurden in erster Linie Personen oder Persönlichkeiten genannt (siehe Abb. 4.1-5). Konkret wurden die KoordinatorInnen und weitere Steuergruppenmitglieder, die Arbeit der Steuergruppe, aber auch andere aktive KollegInnen, die Ideen einbringen oder Veranstaltungen organisieren, genannt. Es wurde aber auch darauf verwiesen, dass es nicht zuletzt die engagierten und begeisterungsfähigen LehrerInnen sind, die mit viel Eigeninitiative Unterrichtsprojekte umsetzen und somit auch das Netzwerk voranbringen. Mit den Personen sind eine Reihe weiterer Faktoren verbunden, die als Triebkräfte angesehen werden. Das reicht von der naturwissenschaftlichen Neugier und dem gemeinsamen naturwissenschaftlichen Den-ken über den Teamgeist und die gemeinsame Energie, die beispielsweise bei den Steuer-gruppensitzungen entwickelt wird, bis zur persönlichen Ansprache der LehrerInnen. Letzteres hat sich immer wieder und praktisch in allen Regionalen Netzwerken als wichtige Grundlage und Motor der Netzwerkarbeit erwiesen. Einen zweiten wichtigen Aspekt bilden die Kleinprojekt-förderung und die dafür zur Verfügung gestellten Mittel, die einen unmittelbaren Einfluss auf den MINDT-Unterricht und damit auf die Umsetzung der IMST-Ziele hat (siehe Abschnitt 4.3.2). Eine dritte Gruppe von Triebkräften umfasst Einflussfaktoren von außen wie die umfangreichen Veränderungen im Schulsystem in den letzten Jahren, deren Umsetzung die Regionalen Netzerke mit ihren Angeboten unterstützt haben. Als Triebkraft wurden aber auch die Prognosen zum Fachkräftemangel im Bereich NAWI und Technik genannt, weil hierdurch das Interesse der Industrie gesteigert und Kooperationen erleichtert worden sind. Und schließlich wurden in Niederösterreich die unterschiedlichen Potenziale der beiden Pädagogischen Hochschulen als Triebkraft für das Regionale Netzwerk angesehen (Interviews mit Steuergruppenmitgliedern, siehe Abschnitte 3.1.2, 3.2.2, 3.3.2, 3.4.2, 3.5.2, 3.6.2, 3.7.2, 3.8.2, 3.9.2).

Im Dokument Die Regionalen Netzwerke von IMST (Seite 171-174)

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