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Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Bewusstseinslagen werden in diesem Abschnitt einige der Untersuchungen aufgeführt, die experimentelle Befunde zu den kognitiven Bewusstseinslagen liefern. Erste diesbezügliche Studien wurden bislang zur abwägenden und zur geplanten Bewusstseinslage durchgeführt. Unter-suchungen zu Prozessen der Informationsverarbeitung der unterschiedlichen Bewusstseinslagen sowie zu den aktionalen und bewertenden Bewusstseinslagen stehen noch aus (vgl. Achtziger & Gollwitzer, 2006, S. 283).

Verarbeitung aufgabenkongruenter Informationen

Gollwitzer, Heckhausen & Steller (1990) stellten in einer Reihe von Experimenten fest, dass sowohl in abwägender als auch in planender Bewusstseinslage bevor-zugt aufgabenkongruente Informationen verarbeitet werden. In der abwägenden Bewusstseinslage handelt es sich um Informationen über die Realisierbarkeit und Wünschbarkeit, in der planenden Bewusstseinslage um Informationen über die Modalitäten der Handlungsinitiierung. Um diese These zu stützen, wurden in zwei

unterschiedlich konzipierten Studien Versuchspersonen zunächst in eine ab-wägende und in eine planende Bewusstseinslage eingeteilt. In der ersten Studie wurden die Probanden angehalten, in einem angeblichen Kreativitätstest Fort-setzungen von schriftlich vorgelegten, unvollständigen Märchen zu schreiben (vgl.

Gollwitzer, Heckhausen & Steller, 1990, S. 1122). In der zweiten Studie wurden sie aufgefordert, Dias von Personen zu betrachten, die Sätze als Repräsentation von Gedanken einer anderen Person enthielten, die sich entweder auf das Abwägen oder auf die Realisierung eines Ziels bezogen (Gollwitzer, Heckhausen & Steller, 1990, S.1124). Beide Untersuchungen stützten die Hypothese der bevorzugten Verarbeitung aufgabenkongruenter Information. Personen der planenden Bewusst-seinslage erfanden im ersten Versuch häufiger Protagonisten, die das Erreichen eines bestimmten Ziels planen als Versuchspersonen der abwägenden Bewusst-seinslage. Im zweiten Versuch konnten sich die Versuchspersonen der ab-wägenden Bewusstseinslage besser an die Sätze der Dias erinnern, die sich auf das Abwägen von Handlungen bezogen, als an Sätze, die das Planen und Handeln betrafen (vgl. Achtziger & Gollwitzer, 2006, S. 284). Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass auch bei der Aufnahme von Dopinginformationen, abhängig von der jeweiligen Bewusstseinslage bevorzugt aufgabenkongruente Informationen verarbeitet werden.

Verarbeitung relevanter und irrelevanter Informationen

In empirischen Untersuchungen wiesen Heckhausen & Gollwitzer (1987) und Goll-witzer & Bayer (1999) nach, dass sich in einer abwägenden Bewusstseinslage be-findliche Versuchspersonen im Vergleich zu Personen in einer planenden Bewusstseinslage eher von Informationen ablenken lassen, die für die Ziel-erreichung nicht von Bedeutung sind. In Übereinstimmung damit konnte zudem belegt werden, dass eine abwägende Bewusstseinslage mit einer peripheren Auf-merksamkeitsverteilung verbunden ist. In der planenden Bewusstseinslage werden dagegen fokussiert Informationen gesammelt, die für eine Zielrealisierung von Be-deutung sind (vgl. Achtziger & Gollwitzer, 2006, S. 285). Auch für das Dopingthema ist anzunehmen, dass Personen einer planenden Bewusstseinslage zielgerichteter ihre Aufmerksamkeit auf die Einnahme von Dopingmitteln lenken.

Verarbeitung relevanter Informationen hinsichtlich der Realisierbarkeit eines Ziels und der Selbstbewertung

Folgende Unterschiede wurden bei Personen der planende Bewusstseinslage gegenüber Personen der abwägenden Bewusstseinslage in Studien von Puca &

Schmalt (2001, Studie 1 und 2) sowie Gagné & Lydon (2001a) festgestellt:

Personen der planenden Bewusstseinslage verfügen über einen gesteigerten Optimismus hinsichtlich des eigenen Einflusses auf die erwünschter Handlungs-ergebnisse, über eine positivere Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass eine Handlung erfolgreich vollzogen werden kann, und sie bevorzugen zudem die Aus-einandersetzung mit schwierigeren Aufgaben.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Personen der planenden Bewusstseins-lage mit einer höheren Selbstwirksamkeitserwartung hinsichtlich der Handlungs-ziels ausgestattet sind: „Offensichtlich ist es so, dass durch die Induktion einer planenden Bewusstseinslage der Glaube an sich und seine Fähigkeiten gestärkt wird“ (Achtziger & Gollwitzer, 2006, S. 287). Es wird festzustellen sein, ob dies auch für den Dopingkontext zutrifft.

Abweichende Merkmale der abwägenden und planenden Bewusstseinslage Gollwitzer (2003) beschreibt, dass Effekte der planenden und abwägenden Bewusstseinslage sowohl auf Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen als auch auf bestimmte Kontextvariablen zurückzuführen sind. Empirische Unter-suchungen von Puca & Schmalt (2001) kamen beispielsweise zu dem Ergebnis, dass sich die oben beschriebenen Bewusstseinslageneffekte hinsichtlich der Leistungsmotivation nur bei Erfolgsmotivierten, nicht aber bei Misserfolgs-motivierten widerspiegelten.

Bayer & Gollwitzer (2005) beschreiben den Effekt des positiven Selbstkonzepts als Moderator von Effekten der Bewusstseinslagen. Personen mit einem positiven Selbstkonzept suchen in der abwägenden Bewusstseinslage sehr objektiv nach positiven und negativen Informationen hinsichtlich ihres Leistungspotentials. In der planenden Bewusstseinslage halten sie dagegen einseitig nach positiven Informationen Ausschau. Dagegen suchen Personen mit einem negativen Selbst-konzept in der abwägenden Bewusstseinslage vor allem nach positiven Informationen und in der planenden Bewusstseinslage nach hoch diagnostischen positiven und negativen Informationen (vgl. Achtziger & Gollwitzer, 2006, S. 287).

Der Kontext, in dem sich eine Versuchsperson befindet, stellt sich als weitere Ein-flussgröße auf die Effekte der abwägenden und planenden Bewusstseinslage dar.

Gagné & Lydon (2001a; 2001b) belegen in ihren Untersuchungen, dass die Ein-stellung gegenüber der Partnerschaft eine wichtige Einflussgröße auf die Effekte der abwägenden und planenden Bewusstseinslage bei partnerschaftlichen Themen darstellt. Dies würde für einen starken sozialen Einfluss im Dopingkontext sprechen.

Bewusstseinslage und konkrete Zielrealisierung

Generell lässt sich feststellen, dass eine planende Bewusstseinslage die Realisierung von Zielen stärker unterstützt als die abwägende Bewusstseinslage.

Folglich ist auch die Ausdauer, mit der handelnde Personen versuchen, Schwierig-keiten zu begegnen, nach Brandstätter & Frank (2002) höher, wenn sich die Personen in einer planenden Bewusstseinslage befinden. In einer Untersuchung von Armor & Tylor (2003) konnte eine bessere Leistung hinsichtlich einer effektiveren Zielrealisierung bei Versuchspersonen der planenden Bewusstseins-lage gegenüber Versuchspersonen der abwägenden BewusstseinsBewusstseins-lage festgestellt werden.

Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass die Bewusstseinslage einer Person nicht zu einer permanenten Beeinflussung der Informationsverarbeitung und der Selbsteinschätzung führt: „Je weiter die Aufgabendurchführung zeitlich von der In-duktion der planenden Bewusstseinslage entfernt ist, desto weniger kommt ihr Ein-fluss auf die Zielrealisierung zum tragen“ (Achtziger & Gollwitzer, 2006, S. 288).