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2 Umwelteffekte des Frachtverkehrs als Basis für die Kalkula- Kalkula-tion des Entgeltsatzes

2.1 Emissionen von Treibhausgasen

2.1.1 Höhe der Emissionen von Treibhausgasen durch den Seeverkehr

Erst seit 1995 liegen die Ergebnisse eines von Lloyd’s Register durchgeführten Unter-suchungsprogramms zur Menge der tatsächlich von Schiffsmaschinen ausgestoßenen Abgase vor. Die vorangegangenen Schätzungen hatten nur auf Angaben von Abgas-werten auf dem Teststand beruht und waren insgesamt viel zu niedrig. Die jährlichen Emissionen über dem Nordostatlantik betragen ca. 1,4 Mio. t Schwefeldioxid und knapp 2 Mio. t Stickoxide. Folglich liegt der Anteil der internationalen Schifffahrt am Schwefelausstoß weltweit bei 7 %, entsprechend 7,5 bis 11,5 Mio. t pro Jahr. Der Anteil der Schifffahrt an NOx am globalen Ausstoß wird auf 11 – 13 % oder 9,3 Mio. t

im Jahr geschätzt. Diese hohe Werte stehen in einem starken Kontrast zu nur 3 % Anteil am Verbrauch von Brennstoffen durch die Schiffe.

Zum Ausstoß von Kohlendioxid trägt die Schifffahrt ca. 2 – 3 % bei. Dagegen sind bisher noch keine Reduzierungsmaßnahmen bei der IMO beschlossen worden, in Zukunft ist aber auch dies zu erwarten.

Unabhängige Untersuchungen von Det Norske Veritas für Norwegen und initiiert von Liberia haben ergeben, dass weit mehr Emissionen in Landnähe stattfinden als gedacht. So befanden sich von den untersuchten Schiffen nur 20 – 25 % mehr als 200 sm vom Land entfernt, während die meisten im Hafen lagen oder in Küstennähe fuhren. Damit gelangen große Abgasmengen auf Böden, Flüsse und Seen. Mit den Reduzierungen an Land wird der Anteil der Schifffahrt immer höher, so dass sie in manchen Regionen zum Hauptemittenten wird. Beispiele dafür sind die Küstenstriche mit zahlreichen Fährhäfen wie in der südlichen Ostsee, wo die Fähren oft über kurze Routen in Landnähe fahren und auch im Hafen ihre Hilfsmaschinen benötigen.

2.1.2 Differenzierungen nach Schiffsarten und Möglichkeiten der Reduzierung Die Emission von Abgasen lässt sich grundsätzlich durchaus nach Schiffsarten und Schiffsgrößen unterscheiden, da verschiedene Antriebskonzepte möglich sind. Diese Maschinenanlagen haben jeweils eigene Charakteristika der Abgasentwicklung und Möglichkeiten der Reduzierung.

• Der Antrieb mittels Dampfturbinen, bei dem schweres Heizöl zur Dampferzeugung eingesetzt wird, hat nur noch geringe Bedeutung. Wegen des höheren Verbrauchs werden Dampfturbinen seit den 70er Jahren kaum noch installiert, so dass die letzten Turbinenschiffe bald zum Abwracken kommen. Wegen des ruhigen Laufs waren Turbinen auf Passagierschiffen beliebt, wo jedoch die Rußflocken besonders stören.

• Reeder von Kreuzfahrtschiffen wählen in jüngster Zeit vermehrt die vom Flugzeug-triebwerk abgeleiteten Gasturbinen. Diese fordern zwar teuren Treibstoff, sind aber hinsichtlich der Abgasentwicklung den anderen Schiffsantrieben vorzuziehen. Auch für kleine Schnellfähren werden Gasturbinen wegen ihres geringen Gewichts und Platzbedarfs installiert.

• Standardantrieb für mittlere und große Tanker, Bulker und Containerschiffe sind die langsamlaufenden Zweitakt-Diesel, da sie mit billigem Schweröl auskommen, eine lange Betriebsdauer haben und nur sie in der heute für Containerschiffe geforder-ten Leistungsklasse bis ca. 70.000 kW verfügbar sind.

• Bei kleineren Schiffen besteht die Wahl zwischen Zweitaktern und den mittel-schnellen Viertaktmotoren. Erst neuerdings werden letztere vermehrt gewählt, da mit ihnen leichter Emissionsgrenzen einzuhalten sind.

• Auf Fährschiffen oder Kreuzfahrtschiffen waren lange Mehrmotorenanlagen aus Mittelschnellläufern die Regel, da so den Anforderungen des Schiffsbetriebes

leichter entsprochen werden konnte. Zudem sind die kleineren Mittelschnellläufer Platz sparender einzubauen. Dieses Argument zählt auch bei diesel-elektrischen Antrieben, wo die Energieerzeugung und die elektrischen Fahrmotoren räumlich getrennt sein können bis zum Einbau des Antriebsmotors in Pods. Mit solchen Mehrmotorenanlagen kann auch die Nachfrage für sonstige Energie bedarfsge-recht gedeckt werden, während die Diesel immer im optimalen Drehzahlbereich laufen.

• In kleinen Schnellfähren, Yachten und schnellen Marineschiffen oder Behörden-booten kommen die schnelllaufenden Diesel mit der höchsten Leistungsdichte zum Einsatz. Da sie höherwertigen Treibstoff wie Marine Gas Oil (MGO) benötigen, sind die Abgase sauberer.

MGO enthält gemäß einer EU-Direktive nur 0,2 % Schwefel. Schweröl hat, je nach Provenienz, einen Gehalt von bis zu 5 % Schwefel. Ein geringerer Schwefelgehalt kann mit Kosten von ca. 20 US $ für einen Prozentpunkt kalkuliert werden, d.h. der Preis von einer Tonne MGO liegt bis zu 100 US $ über dem von Schweröl. Die IMO strebt eine Begrenzung des Schwefelanteils auf 4,5 % an. Bei einem durchschnittlichen Gehalt von 3 % Schwefel erzeugt ein Mittelschnellläufer die in Tab. 2-1 aufgelisteten Emissionen und Schadstoffe.

Tab. 2-1: Emissionen eines mittelschnell laufenden Dieselmotors

Emissionen 100 %

Der Ausstoß des ebenfalls als Treibhausgas bezeichneten CO2 steigt ungefähr parallel zum Verbrauch des Motors an Treibstoff. Die in langer Entwicklung erzielte Effizienz der Motoren von 52 % Energieausnutzung beim Langsamläufer und 47 % bei mittel-schnellen Motoren wird jedoch durch Maßnahmen zur Verringerung der Stickoxide wieder beeinträchtigt, was schließlich auch den CO2-Ausstoß erhöht.

Zu Reduzierung des NOx haben die Motorenhersteller verschiedene Verfahren entwi-ckelt, die teilweise schon Eingang in die Praxis gefunden haben und die Forderungen der IMO leicht erfüllen. NOx entsteht während der Verbrennung im Zylinder, abhängig

7 Cleaning up medium-speed diesel engines‘ exhausts, Vortrag während der INEC 2000, Hamburg

von der Temperatur, Sauerstoffkonzentration und Verbrennungsdauer. Daher produ-zieren die schnelleren Motoren weniger Stickoxide als die Langsamläufer. Dies umso mehr als letztere häufiger mit Schweröl betrieben werden, das einen höheren Stick-stoffgehalt hat. Die Grenzwerte der IMO für NOx variieren daher mit der Drehzahl zwischen knapp 10 und 17 g/kW/h.

Tab. 2-2: NOx-Ausstoß unterschiedlicher Antriebe und Verfahren der Re-duzierung

Antrieb und Verfahren Gramm NOx / kW / Stunde

MAN 48/60 (mittelschnell) 12

do. mit Emulsion 8-9

do. mit Wassereinspritzung 6

do. mit HAM-Technologie 3-4

do. mit Katalysator 2

Gasturbine 5

Gasturbine mit Wassereinspritzung 2-3 Vergleich: IMO-Grenze für Typ 48/60 12-13

Quelle: Köhler, H.W., MANB&W Diesel AG, Vortag am 7.7.2000

Der bei Ottomotoren bewährte Dreiwegekatalysator funktioniert bei Dieselmotoren wegen des geringen Gehalts an CO und HC nicht. Stattdessen wurde die „Selektive katalytische Reduktion“ entwickelt, die bei Zugabe von Harnstoff eine Verminderung von 90-95 % ermöglicht. Andere Verfahren sind die noch im Test befindliche Befeuch-tung der Verbrennungsluft (HAM-Technologie mit einer Reduktion des NOx um 70-80 %), die Abgasrückführung (< 60 %), die direkte Wassereinspritzung (10 % auf 10 bis 30 % Wasser), Optimierung der Verbrennung (25 %), verzögerte Brennstoffein-spritzung (< 20 %) oder die EinBrennstoffein-spritzung einer Brennstoff-Wasser-Emulsion (10 % Verringerung je 10 % Wassergehalt)8.