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6. METHODIK

6.2 Elemente der Methodik

Für die Durchführung der Textinhaltsanalyse sind, wie oben aufgeführt, die Erfassung von Häufigkeiten und deren Auswertung von Bedeutung. Daher wendet sich dieser Abschnitt den drei Punkten a) Häufigkeit, b) Fragebogen und c) Codierung zu, um die Grundlagen näher zu betrachten.

6.2.1 Häufigkeitszählung

Sowohl R. Lisch 1979, wie auch Ph. Mayring 2010 halten beide fest, dass die Zählung der Häufigkeit eine Option bei der Anwendung der Inhaltsanalyse, beispielsweise bei der Auswertung von Zeitschriften, darstellt. Beide nennen die Einfachheit des Vorgehens als eindeutigen Vorteil. Wie beide angeben, liegen bei der Analyse festgelegte Kategorien zu Grunde, anhand derer die Textsichtung erfolge und Übereinstimmungen durch eine Markierung festgehalten würden. Am Ende stehe das Auszählen der erfassten Marker, um ein erstes Resultat zu erhalten.141

Auch Th. Bickelhaupt greift auf die Erfassung der Häufigkeit durch Zuordnung im Rahmen seiner Untersuchung zur Nutzung von Kunstwerken in Printmedien zurück, als durch ihn kunsthistorische Epochen als Kategorien gewählt wurden.142

Th. Bickelhaupt untersuchte mit Hilfe der Inhaltsanalyse die Aufnahme von kunsthistorischen Elementen in den Medien, und wertete mit einem entwickelten System die Jahrgänge 1991 bis 2000 der Zeitschrift Der Spiegel aus.143

Ph. Mayring verweist darauf, dass die ermittelten Werte in Relation zu setzen seien, um eine Aussage über die Resultate zu treffen. Des Weiteren gibt er an, dass je komplexer die auszuzählenden Aspekte seien, desto mehr Besonderheiten müssten berücksichtigt werden. Als eine weitere Ausführung der Häufigkeitszählung nennt er die Frequenzanalyse, bei der Medien vor dem Hintergrund einer Fragestellung auf Basis eines Kategoriensystems und mit Hilfe eines Codierbogens gesichtet werden. Der

141Lisch 1979, 111f.; Mayring 2010, 13.

142Bickelhaupt 2005, 146f.

143Bickelhaupt 2005, 146-152.

Umfang und die Komplexität variieren von der Fragestellung und dem Material, so Ph.

Mayring.144

Bereits R. Lisch formulierte 1979, dass als Voraussetzung für eine adäquate Anwendung der Häufigkeitszählung klar definierte Kategorien erforderlich seien. Herausforderungen stelle das Medium Schriftgut als Analysematerial dar, wenn sich die Untersuchung auf die Anzahl der Wörter beziehe. Bei diesem Material seien die persönlichen Fähigkeiten und Intentionen die größten Herausforderungen für die Zählung, so R. Lisch.145

Trotz kritischer Anmerkungen zu dem Modell der Häufigkeitszählung stellt die Methode für R. Lisch einen bedeutungsvollen Ansatz für „(…) weiterreichender Modelle der Inhaltsanalyse (…).“ da.146

Kritische Anmerkungen zum Aspekt der Häufigkeit von Wörtern in einem Text kommen von W. Knapp, der explizit auf Substantive verweist. Die kontinuierliche Verwendung eines Wortes lasse keinen Rückschluss auf das Thema oder den Textinhalt zu, so W.

Knapp und gibt weiter an, dass vielmehr weiterführende Kenntnisse über den gesamten Text oder Sender und Empfänger notwendig seien.147

Bei einer rein linguistischen Betrachtung wie sie von W. Knapp erfolgt, bedeutet dies:

„Das durch Inhaltsanalysen auszuwertende Material sind Texte, also sprachliche Produkte, und damit Resultate sprachlichen Handelns.“148

Das Textverständnis wäre abhängig von der Intention des Lesers und der ggf.

vorliegenden Fragestellung. Ebenso sei zu berücksichtigen, dass eine zeitversetzte erneute Lektüre eines bereits bekannten Textes zu neuen Erkenntnissen führen könne, oder einhergehe mit der Verlagerung des Blickwinkels auf den Text, so W. Knapp weiter.149

Die Verfasserin weist an dieser Stelle darauf hin, dass im Rahmen dieser Arbeit keine Untersuchung der Lesbarkeit, d. h. keine Zählung von Wörtern, Betrachtung des Satzbaus oder vergleichbares erfolgt. Entsprechende Untersuchungen sind mit der Methode grundsätzlich realisierbar. Vielmehr wird unter Anwendung der Inhaltsanalyse die Ansprache archäologisch relevanter Themen in der Kinder- und Jugendliteratur untersucht.

144Mayring 2010, 13ff.

145Lisch 1979, 112-115.

146Lisch 1979, 117.

147Knapp 2005, 27.

148Knapp 2005, 21.

149Knapp 2005, 22f.

Nach der Thematisierung der Häufigkeitszählung wendet sich der nächste Abschnitt dem Fragebogen/Erfassungsbogen zu.

6.2.2 Fragebogen

Durch P. Rössler werden zwei Aspekte genannt, die im Rahmen der Erstellung von Fragebögen zu beachten sind. P. Rössler gibt an, dass a) der Seitenumfang des Fragebogens in Abhängigkeit zu setzen sei mit der Fragestellung, und b) der Bogen primär nicht für die Öffentlichkeit gedacht sei, sondern alleine für die Auswertung.150 Durch P. Rössler werden mehrere Punkte des Fragebogens angeführt. Er gibt an, dass

a) der Codierbogen ein elementares Instrument für die Durchführung der Analyse darstelle, die grundlegenden Bereiche des Forschungsgegenstandes auffasse und den Ausgangspunkt für die quantitative Aufnahme sei.151

b) eine allgemeingültige Vorlage für einen solchen Bogen nicht existiere.

Herausgebildet habe sich eine Basis, die regelmäßig Anwendung erfahre und in Abhängigkeit zur Forschungsfrage ausgefüllt werde. Der erste Teil verfüge über einen einführenden Charakter, während der zweite Abschnitt des Bogens den Hauptteil mit den jeweiligen Kategorien bilde, so P. Rössler.152

c) die detaillierte Ausarbeitung der Themen in Abhängigkeit zum

Forschungsinteresse und der Fragestellung zu setzen sei. Durch P. Rössler wird die Option einer Hierarchie bei der Aufgliederung vorgeschlagen, die ausgehend von einem allgemeinen Begriff eine in die Tiefe gehende Fortführung

ermögliche.153

d) vor der Anwendung auf das zu analysierende Material eine Testphase stehen sollte. Im Rahmen dieses Funktionstest werde Analysematerial mit Hilfe des entwickelten Bogens ausgewertet, so P. Rössler. Er gibt weiter an, dass es anhand der erzielten Ergebnisse entweder zu einer weiteren Anwendung, oder einer Korrektur des Bogens komme.154

Im weiteren Verlauf wird auf die Bezeichnung Fragebogen/Erfassungsbogen oder Codierbogen zurückgegriffen. Die Applikation der Titulierung Codebuch suggeriert nach Ansicht der Verfasserin eine buchartige Ausführung und wird als irreführend angesehen.

150Rössler 2017, 95ff.

151Rössler 2017, 95.

152Rössler 2017, 95f.

153Rössler 2017, 131f.

154Rössler 2017, 177f.

Die nächsten Abschnitte verdeutlichen das Verfahren des Codierens und die Arbeit des Codierers.

6.2.3 Codierung

Wie im Folgenden aufgezeigt wird, verbirgt sich hinter der Bezeichnung Codierung die Auswertung des verfügbaren Materials anhand einer vorgegebenen Matrix. Mit Hilfe der ermittelten Ergebnisse erfolgen die quantitative und die qualitative Auswertung.

Wie St. Geise/P. Rössler betonen, ist der Vorgang des Codierens von Medien ein Zusammenspiel von Rezeption und Entscheidung. Dabei komme dem Codebuch eine entscheidende Rolle zu. Erfolgt der Einsatz von mehreren Codierern, so liege es im Verantwortungsbereich des leitenden Forschers neben dem Buch weitere Anweisungen zu geben und Codierschulungen durchzuführen, so St. Geise/P. Rössler weiter.155

Nach M. Degen handelt es sich bei der Materialcodierung um die gezielte Lektüre des Materials anhand des Fragebogens. Von M. Degen wird das Vorgehen wir folgt formuliert: „Im Kern handelt es sich beim Codieren im Rahmen einer Inhaltsanalyse um einen Vorgang des Rezipierens und Entscheidens.“156

Zu berücksichtigen und kritisch zu hinterfragen seien die damit verbundenen Herausforderungen, so M. Degen. Er gibt an, dass sowohl die EDV wie auch die Durchführung durch den Menschen anfällig für Fehler seien. Während die Maschine in der Lage ist objektiv zu arbeiten, bestehe in diesem elementaren Aspekt eine natürliche Herausforderung für den menschlichen Codierer, so M. Degen.157

Ein entsprechender Hinweis auf die Problematik findet sich bereits bei R. Lisch, der seine Arbeit Ende der 1970er Jahre veröffentlichte. Nach ihm bedeutete der Einsatz von technischen Entwicklungen in der elektronischen Datenverarbeitung für die Inhaltsanalyse große Fortschritte. Er hält fest, dass die Technik zum einen Vorteile im Bereich der Verarbeitungsgeschwindigkeit und des Datenvolumens biete und daneben ein Aspekt offenkundig sei: „(…) dem Fehlen (typisch menschlicher) Irrtümer (…)“.158 Martin Degen spricht in diesem Kontext von sogenannten Codierer-Effekten, die sich auf die Arbeit auswirkten. Von Relevanz seien a) das erforderliche Vorwissen, und b) die Erfahrungswerte mit der Codierung von Inhalten, was sich in Arbeitsstunden,

155Geise/Rössler 2015, 241.

156Degen 2015, 79.

157Degen 2015, 78.

158Lisch 1979, 18.

Methodenkenntnisse oder den Umgang mit Medien widerspiegele. Als Risikofaktoren nennt er Ermüdung und Routine, die zu einem Anstieg des Auftretens von Flüchtigkeitsfehlern führen.159

Zu den Codierer-Effekten konstatiert M. Degen, dass die umfassende Forschung zu dem Aspekt der Codierer und der damit verbundenen Effekte noch am Anfang stehe.160 Er plädiert daher für eine umfassende Aufnahme des Themas in den Forschungskanon der Sozialwissenschaften, um eine gezielte Analyse durchzuführen.161

Zwischenfazit

Die bisherigen Abschnitte des Kapitels zur Methodik haben sich mit der Inhaltsanalyse per se und den drei wichtigen Punkten Häufigkeitszählung, Fragebogen und

Codierung/Codierer befasst. Als Kernpunkte hält die Verfasserin fest:

a) Die Flexibilität der Inhaltsanalyse hinsichtlich des Materials macht die Methode für den weiteren Verlauf interessant. Zeitgleich ist zu erkennen, dass konkrete Definitionen bezügliche des Materials, der Fragestellung und des Vorgehens notwendig sind.

b) Für die quantitative Analyse bedeutet die Wahl der Häufigkeitszählung als Erfassungsmethode, dass ein entsprechendes Erfassungsschema erforderlich ist, das zum analysierenden Material passt.

c) Die Häufigkeitszählung unter Anwendung von definierten Kategorien dient als Ausgangsmodell für die durchzuführende Analyse, wobei die bisher verwendeten Arbeiten als Anregung für die Ausarbeitung und Durchführung der Untersuchung berücksichtigt werden.

d) Der eigentliche Auswertungsvorgang ist ein umfangreiches Verfahren, welches mit der Erarbeitung eines entsprechenden Fragebogens beginnt, um im weiteren Verfahren über die Anwendung des Bogens auf das Material zu Ergebnissen zu gelangen.

Der nächste Abschnitt des Kapitels konzentriert sich auf die Übersetzung der Methodentheorie ist die Praxis im Zusammenhang mit der Arbeit.

159Degen 2015, 82-86.

160Degen 2015, 79.

161Degen 2015, 91f.