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8. QUALITATIVE ANALYSE

8.3 Bestattungen

8.3.2 Bestattungen: Paläolithikum

In den aufgezeigten Beispielen aus den Jugendbüchern mit paläolithischen Handlungen werden Todesursachen, Körperbestattungen und Beigaben thematisiert. Zu prüfen ist, inwieweit zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung entsprechende archäologische Belege bekannt waren.

Fund von Bonn-Oberkassel

M. Verworn schildert, dass die Universität Bonn im Februar 1914 über einen Knochenfund in Kenntnis gesetzt wurde, der zu dem Zeitpunkt in einer Kiste deponiert war und in einer Arbeitshütte im Steinbruch lagerte. Er gibt an, dass sowohl auf den

278Hartenstein 1966, 144.

279Hartenstein 1966, 188.

280Lornsen 2007, 24f.

281Lornsen 2007, 33.

282Lornsen 2007, 85.

Knochen, wie in der Umgebung des Fundortes sei der Nachweis von Rötelfärbung möglich gewesen sein.283

Wie R. Bonnet festhält, ist aufgrund der durchgeführten Untersuchung eine Bestätigung des guten Erhaltungszustandes der Knochen möglich gewesen. Des Weiteren ermöglichte die Untersuchung die Ansprache der Skelette als das eines männlichen Individuums von 50-60 Jahren, und als das eines weiblichen Individuums von 20-25 Jahren. Die Datierung erfolge in die sogenannte Rentierzeit, so R. Bonnet weiter.284

Wie M. Verworn ausführt, konnten neben den Skeletten auch Beigaben sichergestellt werden. Er führt an, dass es sich bei den Beigaben um Werkzeuge und Schnitzereien handele.285 Nach M. Verworn handelt sich um ein Begräbnis. Er äußert die Vermutung, dass die Bestatteten in der näheren Umgebung gelebt haben.286

E. Trinkaus/S. A. Lacy 2014 ist zu entnehmen, dass aktuelle Forschungen zu den Funden aus Bonn-Oberkassel das Alter des Mannes mit 35-45 Jahren, und das des weiblichen Individuums mit 25 Jahren angeben. Bei E. Trinkaus/S. A Lacy ist weiterhin der Verweis auf die Gesichtsrekonstruktionen der beiden Individuen gegeben. Es sei, so E. Trinkaus/S.

A. Lacy, von einem Verwandtschafts- oder engen Beziehungsverhältnis auszugehen.287

Grimaldi Höhlen

Die Verwendung von Eisenoxyd ist, wie E. O. James 1960 zusammenfasst, von mehreren Fundorten bekannt. Angeführt werden von ihm zum einen die seit 1901 bekannten Grimaldi Höhlen mit der Doppelbestattung einer Frau und eines männlichen Individuums von 15-17 Jahren. Beide Individuen sollen nach E. O. James in einer extremen Hockerposition beigesetzt worden sein. In der mit einer Steinplatte abgedeckten Grube konnten Schneckenschalen sichergestellt werden. Als weiteres Beispiel wird durch E. O.

James die Beisetzung eines männlichen Individuums in der Grotte du Cavillon, und damit eine jungpaläolithische Körperbestattung, angeführt. Neben der typischen roten Färbung fanden sich in dem Grab Beigaben in Form von Tierzähnen, Schnecken und einer Knochenspitze, wie E. O. James zu entnehmen ist.288

283Verworn (a) 1919, 1ff.

284Bonnet 1919, 16f.; ebd. 183f.

285Verworn (b) 1919, 186ff.

286Verworn (b) 1919, 192.

287Trinkaus/Lacy 2014, 153ff.

288James 1960, 22f.

Die Bestattung von Bonn-Oberkassel, und die zwei von E. O. James angeführten Beisetzungen zeigen, dass bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in das Paläolithikum datierte Körperbestattungen bekannt waren. Neben den Skeletten beinhalteten die Gräber Beigaben aus nicht vergänglichen und unterschiedlichen Materialien.

Damit bestätigen die Beispiele anhand von archäologischen Funden die Textpassagen in zwei Punkten: a) die Körperbestattung von Individuen unterschiedlichen Alters und Geschlechts im Paläolithikum, b) Grabbeigaben und den Verschluss von Gräbern durch Steine.

Der nächste Abschnitt wendet sich den Bestattungen in den neolithischen Handlungen zu.

8.3.3 Neolithikum

Für den archäologischen Abgleich mit den Bestattungen ist es möglich, entsprechenden Textpassagen aus den drei Werken heranzuziehen. Das Vorgehen folgt dem bereits bekannten Muster, dass zunächst eine Vorstellung von Textpassagen vorsieht und im Anschluss den archäologischen Abgleich.

8.3.3.1 H. Kocher, Namuk der Fremde (Hannover 1957)

In dem Jugendbuch von H. Kocher finden sich Schilderungen von mehreren Bestattungen, wie die nachfolgende Zusammenstellung von Textpassagen veranschaulicht.

a) Bei der ersten in der Erzählung beschriebenen Bestattungsform handelt es sich um Körperbestattungen in Hockerlage. Neben Waffen und einer Matte wird den Verstorbenen Nahrung mitgegeben.289

b) Der erwachsene Hauptcharakter hält neben der verstorbenen Ehefrau Wache, bevor er in ein Gefäß verschiedene Nahrungsmittel, darunter Beeren und Wildbret, füllt und eine Felldecke nimmt, um beides seiner Frau mitzugeben. In diesem Fall wird in der Erzählung die Verbrennung des Leichnams geschildert.290 c) Von zwei weiteren Brandbestattungen berichtet die Erzählung im weiteren

Verlauf, einhergehend mit der Totenklage.291

d) In der Handlung wird der Hinweis gegeben, dass eine Brandbestattung durchaus verweigert werden kann, was in der Folge zu einer Aufbahrung des Hauptcharakters in dessen Haus und der Entzündung des selbigen führt.292

289Kocher 1957, 8.

290Kocher 1957, 13f.

291Kocher 1957, 141.

292Kocher 1957, 182.

8.3.3.2 B. Flögel, Jiri. Der Junge aus dem Pfahldorf (Bad Schussenried 2012)

In dem Jugendbuch von B. Flögel findet sich eine umfangreichere Schilderung einer Bestattung, sowie der Hinweis auf den jahreszeitbedingten Umgang mit der Grabpflege, wie die nachfolgenden Textpassagen zeigen.

a) Bei der Teilnahme an einer Pferdejagd wird ein Jäger tödlich verletzt.293

b) Der Abend vor der Beisetzung ist geprägt durch das Klagen der Frauen und Trommelmusik, wie der Erzählung zu entnehmen ist. Der Leichnam wird von Jägern auf einer Bahre getragen und von einem Prozessionszug der Dorfbewohner begleitet. Ein Korb mit Lebensmitteln für den Verstorbenen wird mitgeführt.

Zunächst erfolgt die Aufbahrung auf einem als Altar dienenden Stein. Im weiteren Verlauf der Zeremonie kommt es zur Deponierung von Beigaben, darunter eine Kette und ein Amulett.294

c) In der Erzählung erfolgt die Beisetzung des Leichnams in einem Hügelgrab, in dessen Umgebung sich weitere Gräber befinden. 295

d) Aufgrund von Witterungsbedingungen werden Beisetzungszeremonien zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt und die angelegten Grabhügel mit Blumen geschmückt.296

8.3.3.3 M. Rösch, Tolpas vom See. Eine Geschichte aus der Steinzeit. (Norderstedt 2011)

Die nachfolgenden zwei Textpassagen sind dem Jugendbuch von M. Rösch entnommen und beziehen sich auf die Schilderung einer Todesursache und einer Bestattung.

a) In der von M. Rösch verfassten Erzählung wird der Häuptling bei der Jagd auf einen Bären schwer verwundet.297

b) Bei dem Bestattungsort handelt es sich in der Erzählung um eine Schlucht, die sich außerhalb des Dorfes befindet. Die dortige Geologie ermöglicht die Bearbeitung und die Anlage von Grotten, die als Beisetzungsort dienen. Die Öffnung wird nach der Beisetzung mit einem Stein verschlossen. Geschildert wird in der von M. Rösch verfassten Geschichte eine Körperbestattung, bei der der Leichnam durch eine Behandlung einbalsamiert wird. Bei den Grabbeigaben handelt es sich um Waffen.298

293Flögel 2012, 36ff.

294Flögel 2012, 46ff.

295Flögel 2012, 64.

296Flögel 2012, 214.

297Rösch 2011, 63.

298Rösch 2011, 73ff.