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Einschätzungen des demographischen Wandels seitens des Beherber- Beherber-gungsgewerbes in Sachsen-Anhalt

6. Neue Anforderungen an Tourismusbetriebe in Sachsen-Anhalt 1 Ziele und Methodik der Befragung

6.3 Beherbergungsgewerbe und Gastronomie

6.3.2 Einschätzungen des demographischen Wandels seitens des Beherber- Beherber-gungsgewerbes in Sachsen-Anhalt

Das Bewusstsein über den demographischen Wandel in den Beherbergungsunter-nehmen Sachsen- Anhalts ist im Ansatz vorhanden. Die meisten Betriebe geben an, dass der demographische Wandel in ihrem Unternehmen thematisiert wird z. B.

durch die Zusammenarbeit verschiedener Generationen innerhalb eines Betriebes.

So wird es mehrheitlich als nicht zutreffend angesehen, dass jüngere und ältere Ar-beitnehmer in einem Unternehmen nicht vereinbar wären.

0 20 40 60 80 100 120

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 5.000

* ** *** **** *****

Deutschland Sachsen-Anhalt Deutschland Sachsen-Anhalt

Abb. 78: Anzahl der klassifizierten Betriebe in Deutschland und Sachsen-Anhalt 2008

101

Abb. 79: Wichtigkeit einzelner Aspekte des demographischen Wandels

(Quelle: eigene Untersuchung)

Allerdings lässt sich auch erkennen, dass der demographische Wandel als solcher nur oberflächlich in den Köpfen der Verantwortlichen verankert ist. Hauptsächlich, so scheint es, würde mit dem demographischen Wandel die Generation der „Alten“ im Vordergrund stehen. Vernachlässigt wird aber, dass die Bedeutung z. B. ethnischer Zielgruppen in Zukunft nicht zu unterschätzen ist.

Abb. 80: Beurteilung des demographischen Wandels für das eigene Unter-

1,00 2,00 3,00 4,00 5,00

Ältere und jüngere Gäste im Betrieb nicht vereinbar Menschen mit Migrationshintergrund wichtige Zielgruppe in Zukunft Kaum geeignete Nachwuchskräfte Moderner und innovativer Betrieb dank jungen Mitarbeitern Öffentliche Nahverkehr im Ort an touristische Bedürfnisse angepasst Überregionale Bahn- und regionale Busverkehr optimal aufeinander

abgestimmt

Kosten und Aufwand Produkt/Betrieb auf Ältere abzustimmen zu hoch

Für Betrieb gilt demografischer Wandel nicht Ältere Gäste in Zukunft wichtigste Zielgruppe

Beherbergungsunternehmen

102

Abb. 81: Bedeutung verschiedener Altersgruppen für Beherbergungsunter-nehmen

(Quelle: eigene Untersuchung; *Idealer Verlauf = nach Ansicht der Autoren hätte die Antwort diesem Wert entsprechen müssen)

Abb. 82: Einschätzung des Hauptreisemotivs von Beherbergungsunternehmen

(Quelle: eigene Untersuchung)

Beherbergungsbetriebe sind die maßgeblichen Leistungsträger im Tourismus. Sie prägen zu großen Teilen die Gesamtzufriedenheit mit der Reise. Umso wichtiger ist es, dass die Beherbergungsbetriebe die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkennen und ihr Leistungsangebot zukunftsgerecht gestalten. Dazu gibt es zahlreiche Ratgeber.

Allerdings reicht deren Qualität von der angepriesenen Wärmflasche bis hin zum

1,00

103

Einsatz intelligenter Raumklimatisierungen zur „altersgerechten“ Gestaltung der Zimmer.

Grundsätzlich sollten die Bedürfnisse der Gäste die Produktentwicklung bestimmen.

Die Beherbergungsunternehmen müssen sich in Zukunft stärker auf ihre Kernleistun-gen konzentrieren. Das Bett, also ein entspanntes Schlafen, ist für die meisten Gäste der wichtigste Leistungsbestandteil an einer Unterkunft. (Linne/ Dreyer/ Endreß 2007).

Die Gestaltung der Zimmer in Beherbergungsbetrieben ist bisher weniger auf den demographischen Wandel abgestimmt. Gerade einmal knapp ein Fünftel der Unter-nehmen legt Wert auf größere Fernsehbildschirme und noch weniger auf höhere Bet-ten in den Zimmern. Für die Mehrzahl der Beherbergungen wird es in Zukunft auch nicht mehr Einzelzimmer für Alleinreisende geben. Letzteres ist vielleicht aber auch in Zusammenhang mit wirtschaftlichen Aspekten zu sehen.

Immerhin ergibt die Befragung, dass einige Betriebe bereits auf einem guten Weg sind. 50% geben an, bereits heute eine freie Kissenwahl zu ermöglichen. Ob das auch offensiv beworben wird oder nur auf Anfrage des Gastes geschieht, kann nicht beantwortet werden. Generell ergibt diese Befragung, dass die Betriebe ihre Zimmer grundlegend aufwerten müssen, um künftig den Gästeerwartungen zu entsprechen.

Abb. 83: Wichtigkeit verschiedener Aspekte der Zimmergestaltung für Beher-bergungsunternehmen

(Quelle: eigene Untersuchung)

Interessant ist, dass die Unternehmen ihre Gebäude offenbar besser an die Bedürf-nisse „älterer“ Reisender angepasst haben. Seit geraumer Zeit werden Maßnahmen zur barrierefreien Gestaltung von Hotels diskutiert. Die Ergebnisse sehen wir in die-ser Befragung. So ist auch zu erklären, dass über 50 % der befragten Unternehmen angaben, über einen stufenlosen Haupteingang zu verfügen. Gegenteilig antworteten aber auch immer hin über ein Drittel der Betriebe. Hier, wie auch in anderen Berei-chen, ist noch Entwicklungspotenzial zu erkennen. So gab über die Hälfte der Unter-nehmen an, dass sich in ihrem Gebäude kein Lift befinde.

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0%

Künftig mehr Einzelzimmer für Alleinreisende Kissenwahl Unterschiedlich harte Matratzen Höhere Betten im Zimmer Große Fernsehbildschirme Fernbedienung leicht zu handhaben Kein Festnetzanschluss mehr im Zimmer W-LAN/LAN Zugang im Zimmer

104

Abb. 84: Wichtigkeit verschiedener Aspekte der Gebäudegestaltung für Beher-bergungsunternehmen

(Quelle: eigene Untersuchung)

Ähnliche Ergebnisse wie für die Beherbergungsunternehmen ergibt diese Befragung auch für die Gastronomie in Sachsen-Anhalt. Auch hier wird die Bedeutung der Rei-senden ab 50 Jahren nicht im erwarteten Maße eingeschätzt.

Abb. 85: Bedeutung verschiedener Altersgruppen für gastronomische Betriebe

(Quelle: eigene Untersuchung)

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0%

Stufenloser Haupteingang Lifte eingebaut Breite und leicht zu öffnende Türen Ausreichend helle Beleuchtung Stufen/Kanten sichtbar gemacht Ausreichend und übersichtliche Beschilderung Parkplatz direkt am Gebäude

Beherbergung - Gebäude

keine Angabe Nein Geplant Ja

1,00 2,00 3,00

Gäste bis 29 Jahre 30 bis 49 Jahre 50 bis 64 Jahre 65 bis 74 Jahre Gäste ab 75 Jahre

Gastronomie - Alter

Heute Zukunft Idealer Verlauf weder noch

eher wichtig

sehr wichtig

105

Abb. 86: Wichtigkeit einzelner Aspekte des demographischen Wandels in der Gastronomie

(Quelle: eigene Untersuchung)

Die folgende Grafik zeigt, dass sich nach Einschätzungen der Befragten, die Wichtig-keit der verschiedenen Zielgruppen ändern wird. Die Reisen von Oma/Opa mit ihrem Enkel werden zukünftig von höherer Bedeutung für die Gastronomie sein, als heute vermutet. Diesen Punkt und die Bedeutung Alleinreisender schätzen sie tendenziell richtig ein. Die Bedeutung von Paaren und Familien wird, ähnlich wie von den Tou-rismus-Informationsstellen, überschätzt.

Abb. 87: Bedeutung verschiedener Zielgruppen für Gastronomiebereiche

(Quelle: eigene Untersuchung)

1,00 2,00 3,00 4,00 5,00

Menschen mit Migrationshintergrund wichtige Zielgruppe in Zukunft Ältere und jüngere Gäste im Betrieb nicht vereinbar Öffentliche Nahverkehr im Ort optimal an touristische Bedürfnisse

angepasst

Kosten und Aufwand Produkt/Betrieb auf Ältere abzustimmten zu hoch Überregionale Bahn- und regionale Busverkehr optimal aufeiander

abgestimmt

Moderner und innovativer Betrieb dank jungen Mitarbeitern Kaum geeignete Nachwuchskräfte Für Betrieb gilt demografischer Wandel nicht Ältere Gäste in Zukunft wichtigste Zielgruppe

Gastronomie

Alleinreisende Paare Oma/Opa mit Enkel(n)

Gastronomie - Reisebegleitung

Heute Zukunft Idealer erwarteter Verlauf weder noch

eher wichtig

sehr wichtig

106

Abb. 88: Wichtigkeit demographischer Aspekte in der Gastronomie

(Quelle: eigene Untersuchung)

Einrichtungen im Bereich der Gastronomie scheinen dem entgegen sehr gut an den fortschreitenden demographischen Wandel angepasst zu sein. Individuelle Ange-botsgestaltungen werden (nach eigener Einschätzung der Betriebe) mehrheitlich be-rücksichtigt, genauso wie bauliche Anpassungen, die mit dem gesellschaftlichen Strukturwandel in Verbindung stehen. So gibt es in knapp zwei Drittel der befragten gastronomischen Einrichtungen ausreichende Abstellflächen für Rollatoren und Kin-derwagen. Auf ausreichende, helle Beleuchtung innerhalb und außerhalb des Ge-bäudes sowie eine übersichtliche Beschilderung wird in gastronomischen Unterneh-men verstärkt Wert gelegt, wenn auch weniger als in Beherbergungsbetrieben. Einzig im Bereich der Diät- oder Schonkost gibt es noch bei einer größeren Anzahl an Be-trieben einen Anpassungsbedarf. Der Anteil von ca 30% an BeBe-trieben, die diese Speisen nicht anbieten, ist zu hoch.

6.4 Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie sonstige touristisch bedeutsame