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Als Teil meines Deutschstudiums habe ich einen sehr guten Kurs in

deutschsprachiger Literatur absolviert. Jede zweite Woche haben wir ein Buch gelesen und diskutiert. Literatur als Studium hat mir sehr gut gefallen, weil ich dabei sehr viel gelernt habe, nicht nur sprachlich, sondern auch über deutsche Kultur, Geschichte und Gesellschaft und gleichzeitig war der Kurs eine reine Freude.

Diese Freude und das Interesse am Lesen würde ich gerne an die Lernenden in der Schule weitergeben. Parallel dazu sehe und verstehe ich, dass große Teile der jüngeren Generation und vor allem männliche Jugendliche gar nicht lesen. Darüber hinaus kann auch festgestellt werden, dass männliche Jugendliche schlechtere Studienergebnisse haben als weibliche.

Mein Anliegen ist also, wie die Schule helfen kann, diese junge Generation zum Lesen zu bringen und wie ein Buch ausgewählt werden kann, das hoffentlich auch das Leseinteresse der männlichen Schüler weckt. Mein Ansatz ist, dass der Einsatz eines Buches wie Tschick1 von Wolfgang Herrndorf im DaF Unterricht ein

möglicher Weg ist, um Leseinteresse zu wecken, mit männlichen Schülern im Fokus.

1.1 Fragestellung

Diese Arbeit befasst sich damit, inwiefern Literatur im schwedischen DaF

Unterricht benutzt werden kann, um Leseinteresse zu fördern mit Schwerpunkt auf männlichen Schülern. Daraus ergeben sich die Fragen, in welchem Ausmaß die Benutzung von Literatur im DaF Unterricht die Anforderungen des schwedischen Lehrplans erfüllt, welche Vor- und Nachteile der Einsatz von Literatur im DaF-Unterricht hat und worauf bei der Auswahl von Literatur geachtet werden muss.

Diese Fragestellungen werden mit Tschick von Wolfgang Herrndorf in Originalfassung als Beispiel untersucht.

1 Wolfgang Herrndorf, Tschick: Roman, 88. Aufl.( Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2021).

1.2 Zur Methode

Um die oben genannten Fragestellungen beantworten zu können, werden in dieser Literaturarbeit zuerst die Anforderungen des schwedischen Lehrplans und der Kursplan für Tyska 32 untersucht und in Bezug auf Tschick diskutiert. Bei der Auswahl von Forschungsliteratur wurde nach Literatur gesucht, die

Literaturdidaktik für Fremdsprachenerwerb behandelt. Die Fakten zu den

Fragestellungen wurden anhand von Tschick diskutiert. Eine Auseinandersetzung sowohl mit Statistik über das Lesen unter jungen Leuten als auch mit Studien über die Geschlechtsunterschiede von Studienergebnissen ist auch durchgeführt

worden.

1.3 Tschick von Wolfgang Herrndorf

Ich habe in dieser Arbeit gewählt, mit dem Buch Tschick von Wolfgang Herrndorf zu arbeiten. Im nächsten Abschnitt folgt eine Erklärung, warum ich mich dafür entschieden habe, Tschick in Originalfassung als Beispiel für die Arbeit mit Literatur im Unterricht zu benutzen.

Tschick ist ein Buch über die erste Liebe, über das Erwachsenwerden, über Schule, Autofahren und Deutschland, aber auch über richtige Freundschaft und Loyalität.3 Es ist ein Buch darüber, dass der erste Eindruck nicht immer stimmt und gerne überprüft werden kann.4

In einem Interview mit der FAZ bekommt Herrndorf die Frage, ob er absichtlich ein Buch der deutschen Romantik schreiben wollte und er antwortet wie folgt:

[…] das wäre ja generell erst mal nicht falsch. Nur dass man von „beabsichtigt“

bei mir nicht wirklich sprechen kann. Ich denke mir beim Schreiben meist erst mal nicht viel außer „es sollte nicht langweilig sein“5

2 Der Kurs Tyska 3 wird in dem Abschnitt DaF in der schwedischen Schule näher beschrieben

3 Herrndorf 2021.

4 Herrndorf 2021.

5 Kathrin Passig, ”Im Gespräch: Wolfgang Herrndorf: Wann hat es ′Tschick′ gemacht, Herr Herrndorf?”,Frankfurter Allgemeine (FAZ) 31/1 2011, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/

In diesem Zitat kann auch der Hauptgrund gefunden werden, warum ich gewählt habe, Tschick in Originalfassung als Beispiel für die Arbeit mit Literatur im DaF Unterricht zu benutzen: Es soll nämlich nicht langweilig sein. Ich wollte mit einem Buch arbeiten, das Leseinteresse weckt, aber gleichzeitig mit einem Buch, das gerne mehr als einmal gelesen werden kann. Das Buch entspricht aufgrund seiner Qualität auf mehreren Ebenen diesen Erwartungen. Es muss auch erwähnt werden, dass ich ein Buch gesucht habe, das hoffentlich in der Gruppe der männlichen Schüler, wo extra wenig gelesen wird6, auch Interesse wecken kann. Im Buch Tschick von Wolfgang Herrndorf geht es um zwei männliche Jugendliche, die mit einem Auto einen Roadtrip machen, was gute Möglichkeiten zur Wiedererkennung gibt. Im Hauptteil wird weiter ausgewertet, ob Tschick auch der Forschung nach einer guten Wahl für meine Zielgruppe, die Lernenden in Tyska 3, ist. Darüber hinaus wird analysiert, ob der Zweck, das Leseinteresse zu wecken, erfüllt werden kann.

1.4 Eingrenzung

Es ist oft ein Problem, dass das Thema eines Textes passend ist, aber die Sprache eine große Herausforderung sein kann. Dieses Problem kann mit einem Easy Reader gelöst werden. Zu Tschick gibt es den Easy Reader Tschick In Einfacher Sprache7, der das Niveau A2/B1 hat, was natürlich sehr passend für die gedachte Zielgruppe wäre. O´Sullivan und Rösler bezeichnen Easy Readers als s.g.

Vereinfachte Lektüren, die in einfacher Zielsprache verfasst sind.8 Weiter schreiben sie, dass eine gute Adaption von einem Text zu einer angemessenen Herausforderung beitragen kann.9 Bis jetzt gibt es keine praktischen Studien

buecher/autoren/im-gespraech-wolfgang-herrndorf-wann-hat-es-tschick-gemacht-herr-herrndorf-1576165.html?printPagedArticle=true#pageIndex_4 [geholt 2021-10-30].

6 Laut deutscher Statistiken lesen männliche Jugendliche weniger als weibliche. Vgl. auch Emer O´Sullivan & Dietmar Rösler, Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunterricht, (Tübingen Stauffenburg Verlag, 2013), S.19. In Abschnitt: ′Geschlechtsspezifische Unterschiede im Studienergebnisse und Lesen′, wird mehr im Detail auf die Lesepraxis von Jugendlichen eingegangen.

7 Andreas Lindemann, Tschick In Einfacher Sprache, (Münster Spaß am Lesen Verlag 2020).

8 Emer O´Sullivan & Dietmar Rösler, Kinder- und Jugendliteratur im Fremdsprachenunterricht, (Tübingen Stauffenburg Verlag, 2013), S.60.

9 O´Sullivan & Rösler 2013, S.60.

darüber, wie eine gute von einer schlechten Adaption unterschieden werden

kann.10 O´Sullivan und Rösler schlagen stattdessen einige allgemeinen Fragen vor, die zum Text gestellt werden können. Unter anderem kann gefragt werden:

- Wie viel vom Text kann gestrichen und geändert werden?

- Können ganze Handlungsverläufe gestrichen werden, um das Buch einfacher zu machen?11

Der Easy Reader zu Tschick, Tschick in Einfacher Sprache ist schätzungsweise 88

% kürzer als das Original, was bedeutet, dass sehr viel gestrichen und verändert worden ist, es ist einfach mit anderen Worten ein ganz anderes Werk.12 Vieles, was im Buch nur angedeutet wird und unterschiedlich interpretiert werden kann, ist in dieser sehr abgekürzten Version explizit ausgesprochen und sogar verändert worden.13

Viel von der ursprünglichen Ästhetik des Textes riskiert in einer sehr

vereinfachten Version verloren zu gehen. O´Sullivan und Rösler schreiben, dass Originaltexte natürlich komplexer sind als Adaptionen in Easy Readers.14

Koppensteiner und Schwarz schreiben zum gleichen Thema, dass die Lernenden immerhin für die Wirklichkeit vorbereitet werden sollen.15 Weiterhin schreiben O´Sullivan und Rösler, dass eine Adaption riskiert zu unterfordern und zu demotivieren, was dazu führt, dass das Lesen langweilig wird. 16 Bevor eine Adaption für den Unterricht gewählt wird, meinen O´Sullivan und Rösler, dass andere Möglichkeiten, produktiv mit dem Originaltext zu arbeiten, erwogen werden sollen. In dieser Arbeit habe ich deswegen gewählt, mit Tschick in Originalfassung zu arbeiten.

10 O´Sullivan & Rösler 2013, S.65.

11 O´Sullivan & Rösler 2013, S.65.

12 Vgl. Anhang 1. Vergleich der Anzahl Wörter.

13 Lindemann 2020.

14 O´Sullivan & Rösler 2013, S.67.

15 Jürgen Koppensteiner & Eveline Schwarz, Literatur im DaF Unterricht – Eine Einführung in Theorie und Praxis (Wien Praesens Verlag, 2012), S.31.

16 O´Sullivan & Rösler 2013, S.68.