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Einige Orientierungshilfen

Im Dokument und Anerkennung (Seite 33-37)

Thema:

Jugendliche zwischen Unsicherheit und Veränderungswillen Intention:

Mit Hintergrundinformationen über differenzierende Entwicklungsverläufe in der Jugend-phase sowie mit Übungen zur Selbstreflexion das Selbst- und Fremdverstehen fördern Materialien/Medien:

M 2.1 - Kopiervorlage: Alle wollen was von mir M 2.2 - Kopiervorlage: Stärken-Schwächen-Tandem M 2.3 - Kopiervorlage: Stärken und Schwächen M 2.4 - Kopiervorlage: „Zeitkuchen“

M 2.5 - Lehrerinformation: Magersucht (Anorexia nervosa) M 2.6 - Lehrerinformation: Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) M 2.7 - Lehrerinformation: Delinquenz im Jugendalter Bezug zu anderen Bausteinen:

Baustein 3 Zeitrahmen:

nach Bedarf Problemfeld:

Die Vertrauenslehrerin hat Anna aus der 7b aufmerksam zugehört. Anna ist verwirrt, weil sie sich selbst manchmal nicht versteht. „Wer bin ich wirklich?“, diese Frage scheint Anna stark zu beschäftigen. Sie findet sich zu pummelig, wenn sie in den Spiegel sieht. Ihre Haar-farbe sei „langweilig“ und ihre Brüste „zu klein“. Von ihrer Freundin fühlt sie sich verraten, weil diese ihre Neigung zu einem Klassenkameraden ausgeplaudert hat. Dauernd fragt sie sich: „Wie kann ich wissen, ob er mich gut findet?“ Kann ich ihm eine SMS schicken? Hinzu kommt Annas ständige Sorge, von der Clique ausgeschlossen zu werden. Denn immer noch beharren ihre Eltern darauf, dass sie abends früh zu Hause ist.

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Annas Verunsicherungen spiegeln einen Teil der Entwicklungsaufgaben wider, die Jugend-liche heute bewältigen müssen1:

Entwicklung von Identität

Kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen Akzeptanz des eigenen Körpers und des eigenen Aussehens

Aufbau eines Freundeskreises zu Altersgenossen (Peers) beiderlei Geschlechts Übernahme und Gestaltung der männlichen bzw. weiblichen Geschlechtsrolle Aufnahme engerer Beziehungen zu einem Freund bzw. einer Freundin Emotionale Ablösung vom Elternhaus

Vorbereitung auf Ausbildung und Beruf

Auseinandersetzung mit der Perspektive Partnerschaft und Familie Entwicklung eigener Weltanschauungen

Planung und Verwirklichung persönlicher Lebensziele

Um diese Aufgaben zu bewältigen, müssen Jugendliche neue Verhaltensweisen und Deu-tungsmuster erproben sowie neue Möglichkeiten und Grenzen ausloten. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Gleichaltrigengruppe ein. Mit ihr leben Jugendliche unterschiedliche Freizeit- und Konsumvorlieben aus, pflegen eigene Modestile, hören „ihre“ Musik, gehen Trendsportarten nach und treffen sich in Discos, Cafés, Einkaufszentren. Peergroups ermöglichen die Entwicklung eigener Stile und geben einen zeitweise geschützten Raum für das Ausleben von Eigenheit und wachsender Selbstständigkeit.

Auch wenn viele Entwicklungsaufgaben von den Jugendlichen oftmals gar nicht als belas-tend erlebt werden, kann es im Spannungsfeld zwischen individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Anforderungen mitunter doch auch zu massiven Störungen des Entwick-lungsverlaufs kommen. Beispiele dafür sind Essstörungen, Depressionen, Delinquenz, Aggression oder Drogenabhängigkeit. Es würde zu weit führen, hier im Einzelnen auf diese auch therapiebedürftigen Störungen einzugehen. Eine erste Information bieten die Mate-rialien M 2.5 bis M 2.7 (S. 42-44).

Auch in den Schulklassen findet sich die Vielfalt jugendlicher Entwicklungswege wieder. Die Schülerinnen und Schüler wirken mitunter noch wie Kinder, um sich kurz darauf wie weit entwickelte Jugendliche zu verhalten. Unterschiedliche Norm- und Wertevorstellungen, vielfältige jugendkulturelle Stile, verschiedene Umgangsweisen mit der eigenen Körperlich-keit und dem eigenen Aussehen und vieles andere führen zu Abgrenzungen, Irritationen, Missverständnissen und Spannungen zwischen Jugendlichen untereinander und zwischen Jugendlichen und Erwachsenen.

Ziele:

Irritationen im Umgang mit Jugendlichen durch Informationen über die vielfältigen und verunsichernden Entwicklungsaufgaben im Jugendalter verringern

Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, die eigenen Gefühle, Bedürfnisse, Interes-sen, Auffassungen und Handlungen wahrzunehmen, zu reflektieren und angemessen zum Ausdruck zu bringen

Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, Gefühle, Bedürfnisse, Interessen, Auffas-sungen und Handlungen anderer wahrzunehmen, zu reflektieren und zu respektieren

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Alle wollen was von mir Material 2.1, S. 38

Eine besondere Herausforderung der Jugendphase ist es, mit den von verschiedenen Seiten ausdrücklich oder unterschwellig gestellten Erwartungen und Normen umzugehen. Das Gespräch über das bearbeitete Material 2.1 kann für den einzelnen Jugendlichen entlastend wirken:

Man erfährt, dass auch andere mit einer großen Vielfalt von Ansprüchen zurechtkom-men müssen.

Der Überblick über die Vielfalt unterschiedlicher Anforderungen macht verständlich, dass man sich mitunter bedrängt fühlt.

Die Jugendlichen nehmen wahr, dass sich Erwachsene bemühen, ihre Situation zu ver-stehen.

Die einzelnen Äußerungen können in kleinen Gruppen besprochen, in Stichworten an der Tafel oder auf einzelnen Moderatorenkarten festgehalten werden.

Das Material 2.1 lässt sich auch als Grundlage für ein Rollenspiel nutzen.

So sehe ich mich selbst ... und so mich andere Material 2.2, 2.3, S. 39-40 Zur Bewältigung der Entwicklungsaufgaben gehört es auch, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen. Dies ist für den Einzelnen zunächst nicht einfach. Die Schule kann Raum für die Erfahrung schaffen, dass es sich lohnt, über sich selbst nachzu-denken und dass es eigentlich auch gar nicht so schwer ist, sich mit eigenen Schwächen auseinanderzusetzen.

Die Materialien 2.2 und 2.3 (S. 39-40) regen zur Bildung von Stärken-Schwächen-Tandems an. Die Schülerinnen und Schüler können sich zunächst mit einer von ihnen ausgewählten Person ihres Vertrauens über die Sichtweisen eigener Stärken und Schwächen austauschen.

Sie entscheiden zu zweit darüber, ob und was den anderen in der Klasse darüber berichtet wird. Außerdem werden sie angeregt darüber nachzudenken, ob sie sich eine Zeit lang gegenseitig unterstützen wollen und können.

Wo bin ich verplant ... wo habe ich Spielräume? Material 2.4, S. 41 Im Jugendalter nimmt die Möglichkeit und Notwendigkeit zu, eigene Entscheidungen zur Lebensgestaltung anzubahnen und zu treffen. Dieser Zugewinn an Entscheidungsspiel-raum geht jedoch mit der Verpflichtung einher, zwischen eigenen Bedürfnissen und Erwar-tungen der Umwelt eine Balance zu finden. In der Art und Weise, wie die Jugendlichen ihre Schwerpunkte zwischen Schule, Freundeskreis, Familie, Sport, anderen Hobbys und gege-benenfalls bezahlten Nebenjobs setzen, kommen persönliche Neigungen, Wünsche, Gewohnheiten, Einstellungen und Haltungen zum Ausdruck. Darum gibt die Beschäftigung mit der alltäglichen Zeitaufteilung Anstoß darüber nachzudenken, was man eigentlich selbst möchte, welche Spielräume man hat, wie man mit Verpflichtungen umgeht – und was man möglicherweise an Haltungen und Gewohnheiten ändern muss, um seine Ziele zu erreichen.

Einen Einstieg dafür bietet der Zeitkuchen (Material 2.4):

Die Schülerinnen und Schüler stellen ihren persönlichen Zeitkuchen dar.

Herausstellen von Ähnlichkeiten und Unterschieden.

Sind die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Zeiteinteilung zufrieden?

Was kann man überhaupt ändern?

Welche Änderungen sind wünschenswert, sinnvoll, machbar?

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Grenzen für die Schule einschätzen Material 2.5-2.7, S. 42-44 Wenn die oben erwähnten besonders krisenhaften Ausprägungen von Entwicklungsverläu-fen, wie zum Beispiel Essstörungen oder Delinquenz, auftreten, stoßen die pädagogischen Möglichkeiten der Schule an ihre Grenzen. Hier sollten Sie bei begründetem Verdacht Exper-tenrat in Anspruch nehmen (Schulpsychologe, andere Beratungsdienste). Das Material 2.5 bis 2.7 (S. 42-44) gibt Ihnen als Lehrkraft erste Informationen zu ausgewählten Krisen-erscheinungen. Keinesfalls sollte es in dieser Form an die Schülerinnen und Schüler weiter-gegeben werden, da sich einzelne Jugendliche stigmatisiert fühlen könnten. Vertiefende und weitere Informationen finden Sie unter anderem in den dafür spezialisierten Materia-lien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.2Einen Überblick über die Materia-lien der Bundeszentrale bekommen Sie unter www.bzga.de. Außerdem können Sie sich mit speziellen Fragen an den telefonischen Beratungsdienst der Bundeszentrale wenden: 0221/

892031.

Anmerkungen

1 Oerter, R. & Dreher, E. (2002): Jugendalter. In: Oerter, R. & Montada, L. (Hrsg.): Entwicklungspsychologie, 5. Auflage, S. 258-273

2 Siehe zum Beispiel: Steack, L.; Teutloff, G.; Schmid, L. (2004): Grundsätze einer zeitgemäßen Sucht- und Drogenprävention.

In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.): Alkohol. Materialien für die Suchtprävention in den Klassen 5-10.

Bonn

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MA TERIALBOGEN

M 2.1

Kopiervorlage (M 2.1)

Im Dokument und Anerkennung (Seite 33-37)