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Einführung und Zielsetzung

Clustermanagement: Anforderungen an Städte und regionale Netzwerke*

1. Einführung und Zielsetzung

Nicht zuletzt eine Vielzahl so genannter Städterankings hat Politik und Wirtschaft neu sensibilisiert für die altbekannte Tatsache, dass sich in den Regionen Deutsch-lands Wirtschaftskraft und Standortqualitäten auch bei vergleichbaren Rahmen-bedingungen differenzieren. Städte und Regionen entwickeln sich ökonomisch sehr unterschiedlich: Manche Standorte wie München, Düsseldorf oder Hamburg

„brummen“ mitsamt ihrem Umland; andere Regionen, z.B. im Ruhrgebiet und in

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* Der vorliegende Text basiert auf einem Vortrag von U. I. Küpper anlässlich des 3. Jahreskon-gresses Deutscher Wirtschaftsförderer am 18./19.11. 2004 in Berlin.

Clustermanagement – Anforderungen an Städte und regionale Netzwerke

2005/I DfK 61 Ostdeutschland, stagnieren. Einigen Städten und Regionen gelingt es, mit Kreati-vität und Beweglichkeit und zum Teil auch erheblichem Ressourceneinsatz einen Turnaround einzuleiten, wie z.B. Dresden, Dortmund oder Bremen. Der Blick fällt so immer mehr auf die spezifischen wirtschafts- und strukturpolitischen Hand-lungspotenziale in den Standorten.

Wir erleben eine Renaissance regional- und standortwissenschaftlicher Fragestel-lungen, wobei diese „neue“ Regionalisierung überwiegend als komplementäre Entwicklung zur weiter voranschreitenden Globalisierung verstanden wird. In der Forschung wie auch in der europäischen Strukturpolitik kommt es zu einer Neu-bewertung der Rolle der urbanen Räume für Innovationen und Wachstum. Dage-gen hält leider die fiskalische und politische Vernachlässigung der Großstädte durch die Bundespolitik an.

Als Antwort auf Massenarbeitslosigkeit und Verlagerung von Unternehmen in Bil-liglohnländer werden von vielen Politikerinnen und Politikern stereotyp bessere

„Rahmenbedingungen“ gefordert, obwohl die begrenzten Gestaltungsmöglichkei-ten traditioneller Wirtschaftsförderung bekannt sind. Inspiriert durch Erfolgstorys aus Technologieregionen wie Silicon Valley, Bangalore, Sophia Antipolis sowie wissenschaftlich unterlegt durch empirische Studien der Schule von Michael Por-ter und umfängliche OECD-UnPor-tersuchungen werden regionale BranchenclusPor-ter immer mehr zum Ziel von wirtschaftspolitischen Förderanstrengungen. Kaum ei-ne Stadt, kaum eiei-ne Region in Europa, die heute noch ohei-ne ein Clusterprojekt dasteht; kaum eine Regierung, die ihre Wirtschaftspolitik nicht auf eine Cluster- oder Kompetenzfeldstrategie hin ausgerichtet hat, so auch mittlerweile die EU-Kommission (Sautter 2004). Das Global Cluster Initiative Survey ermittelte 2003 weltweit alleine 509 Clusterinitiativen (Sölvell und andere 2003), wobei auch diese Erfassung selektiv ist. Für die Heterogenität der Förderprojekte, bei denen der Clusterbegriff in Anspruch genommen wird, stehen z.B.:

lokale oder regionale Clusterprojekte (Hannover.impuls, dortmund-project, Projekt Region Braunschweig, Wolfsburg AG und viele andere);

Gründungsoffensiven, Business-Plan-Wettbewerbe, Neues Unternehmertum Köln und andere;

regionale Beraterstrategien, zum Teil aufgezogen als Business-Pläne: McKinsey, Roland Berger, Bain, KPMG, Prognos, ISA-Consult, Agiplan, Kienbaum;

Technologienetzwerke/Technologiezentren/Inkubatoren, Kompetenzzentren;

Unternehmensnetze wie die Initiative für Kommunikationswirtschaft Nürn-berg oder die LifeTechRuhr;

Kompetenznetze.de 2002, herausgegeben vom VDI-Technologiezentrum im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF);

Utz Ingo Küpper und Stefan Röllinghoff

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Landesinitiativen für Branchen-Kompetenznetze mit infrastrukturellen Kno-ten, explizit in Nordrhein-Westfalen und Bayern, verbunden mit neuen pri-vatwirtschaftlich verfassten Zentren;

Analyse (periodisch wiederholt) von über 250 Clusterinitiativen weltweit in:

The Cluster Initiative Greenbook (Sölvell und andere 2003).

Viele der aktuellen Clusterprojekte in Deutschland wurden von strategisch den-kenden städtischen Akteuren, zum Teil auch zusammen mit Standort prägenden Unternehmen (z.B. VW in Wolfsburg, ThyssenKrupp in Dortmund, AMD in Dresden, DATEV und Lucent in Nürnberg) in Public Private Partnership (PPP) initi-iert. Die Landespolitik greift in der Regel lokale Ansätze dankbar auf, hatten doch nicht wenige der landesseitig angeregten Programme in der Vergangenheit eher ge-ringe Wirkung. Hinzu kommen die großen Beratungshäuser, die bei der Analyse und Projektoperationalisierung eingebunden werden und hier ein neues Ge-schäftsfeld entdeckt haben.

Clusterprojekte verstehen sich damit auch als Antwort auf vorgeblich gescheiterte traditionelle Ansätze der Wirtschafts- und Strukturpolitik (Porter 1998, 2004; Ke-tels 2003). Die implizite Botschaft lautet stets: Regionaler Wohlstand, ökonomi-sche Prosperität und Beschäftigung sind vor allem ein Ergebnis von gutem Ma-nagement oder Good „Governance“ (Marx 2002). Selten wird kritisch nachgefragt, ob sich die in Unternehmen mehr oder weniger bewährten Beratungsansätze tat-sächlich auf so komplexe Gebilde wie Städte und Regionen übertragen lassen, ob die notwendigen Institutionen geschaffen werden können und ob die Beeinfluss-barkeit regionalökonomischer Entwicklungen – im Sinne der Pfadabhängigkeits-theorie von Douglas North – realpolitisch nicht eher zurückhaltend eingeschätzt werden sollte (Küpper 2005).

Schließlich sind die politisch Verantwortlichen, insbesondere in wirtschaftlich schwachen Städten und Regionen, einem besonderen Handlungsdruck ausgesetzt.

Sie greifen gern nach jedem Strohhalm, der sich ihnen bietet, um positive Aktivi-täten zu kommunizieren. Dabei ergeben sich nicht selten neuartige Handlungs-bündnisse und Koalitionen zwischen Wirtschaftsförderung, Kommunalpolitik, Unternehmen, Gewerkschaften und Wissenschaft, die im Glauben an die Wirk-samkeit und vorgebliche „Alternativlosigkeit“ von Clusterstrategien tradierte Sys-temlogiken auflösen können (vgl. z.B. G.I.B. 2004; McKinsey-Wissen 2002).

Michael Porter, Hauptinitiator der modernen empirischen Clusterforschung, un-terstützt den Kerngedanken des „Stärken stärken“ und betont die Rolle der loka-len Sektoren und endogenen Potenziale für Beschäftigung und Einkommen der Regionen. Er ist jedoch explizit skeptisch gegenüber der direkten „Machbarkeit“

von Clustern „from the scratch“. Audretsch (in Bröcker und andere 2003, S. 11) spricht in diesem Zusammenhang gar von der „obsession of policy-makers around the globe to create the next Silicon Valley“.

Clustermanagement – Anforderungen an Städte und regionale Netzwerke

2005/I DfK 63 Ziel dieses Beitrags ist es, einen Überblick über die deutschen Bemühungen zur clusterorientierten Regionalpolitik zu geben, die unterschiedlichen Akteursansätze zu bewerten und anhand von Beispielen die Voraussetzungen und Erfolgspotenzi-ale von Clusterstrategien aus Sicht der Wirtschaftsförderung zu untersuchen. Da-bei geht es insbesondere um die Frage, welche spezifischen Anforderungen sich an die Gestaltung von Clustermanagementkonzepten auf kommunaler Ebene stellen.

2. Stellenwert der Clusterorientierung in Forschung, Planung