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1.1 Einleitung

Viele Jahre war der Einsatz von computergestütztem Lehren und Lernen sowie das reine Online-Lehren und -Lernen an Hochschulen an (tragbare) Computer gebunden. Ob gerade

„analog“, d. h. in Form herkömmlicher Präsenzlehre ohne digitale Hilfsmittel unterrichtet wurde oder eben digitale Hilfsmittel, z. B. Laptop und Video-Projektor zum Einsatz kamen, war deutlich erkennbar. Spätestens mit dem ubiquitären Internet und den Smartphones in den Taschen der Studierenden ist diese Grenzziehung zwischen sog. „analoger“, d. h.

herkömmlicher Präsenzlehre, sowie dem „digitalen“, d. h. dem computergestützten, Lehren und Lernen vermutlich sogar obsolet: Digitale Technologien sind so verbreitet, dass eine Betonung des „digitalen“ Lernens und Lehrens in Zukunft unnötig scheint, digitale Techno-logien gehören selbstverständlich zum Lernen und Lehren dazu (Bachmann, Bertschinger &

Miluska 2009) und sind nicht mehr wegzudenken.

1.2 Fragestellung

Gemäß der Ausschreibung der Hochschulstiftung möchte das vorliegende Arbeitspapier Antworten auf folgende Fragen geben (Zitat aus der Ausschreibung, in geänderter Reihen-folge1):

- Was bedeutet die zunehmende Verschmelzung von Analogem und Digitalem für die Bildung?

- Welche neuen Möglichkeiten eröffnet die umfassende Präsenz digitaler Technologien für die hochschulische Lehre?

- Welche exemplarischen Beispiele zur besseren Verzahnung von beruflicher Praxis und Wissenschaft gibt es?

- Welche nationalen wie internationalen Beispiele für die Verschmelzung von analoger und digitaler Realität sind im Hochschulkontext exemplarisch bereits heute zu fin-den?

- Welche Konzepte zur Vermittlung von Kompetenzen für einen digitalen Alltag (Digi-tal Literacy) gibt es an den Hochschulen?

1.3 Zielsetzung und Vorgehen bei der Erstellung des Arbeitspapiers

Das Arbeitspapier zielt darauf ab, einen aktuellen Überblick über die Forschung und Diskussion der zunehmenden Verschmelzung von Analogem und Digitalem für die Bildung an Hochschulen darzustellen. Dabei wird ein Fokus auf die Möglichkeiten der Lehr- und Lernformate gelegt, die durch das allgegenwärtige Internet und der Zugriff auf die mobilen Geräte der Studierenden entstehen.

Exemplarisch sollen Fallbeispiele hier Einblicke in Umsetzungen an Hochschulen im deutschsprachigen Kontext geben.

1 vgl. „Ausschreibung: Schlüsseltrends in der digitalen Hochschullehre“, URL:

https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/Ausschreibung-Trendstudien.pdf (2016-03-02)

Die Auswahl der Fallstudien erfolgte dabei nach folgenden Kriterien: Es wurden neuartige Entwicklungen (z. B. Pilotprojekte) oder auch neuartige Lehrformate, die sich bereits im Regelbetrieb befinden, aus dem deutschsprachigen Hochschulraum ausgewählt. Dabei war es wichtig, dass es ein ähnliches Szenario nicht schon stark verbreitet ist und die Erfahrun-gen auch bereits gut dokumentiert sind, sodass hier eine „Vorreiterrolle“ einErfahrun-genommen wird, von der evt. andere auch lernen oder sich anregen lassen können. Bei der Auswahl der Fallstudien wurde darauf geachtet, dass es im Bezug auf Lehrsetting, Lehr- und Lernformat oder Anwendung möglichst wenige Überschneidungen gibt und auch, dass keine kommerzi-elle bzw. proprietäre Entwicklung besonders hervorgehoben wird. Auch wurde darauf geachtet, dass die Fallstudien den unmittelbaren formalen Lehrkontext, damit auch

Prüfungen und auch informelle Lern-/Lehr-Settings berücksichtigen. Eine Übersicht über die ausgewählten Fallstudien findet sich in Tabelle 3 (S. 20).

Die Darstellung der Fallstudien erfolgt dabei nach einer einheitlichen Gliederung (vgl. im Anhang S. 117f). Abschließend werden die Fallstudien im Hinblick auf charakteristische Merkmale der digitalisierten Lehr- und Lernformate hin untersucht und vergleichend dargestellt bzw. auf (gemeinsame) Besonderheiten hingewiesen.

Das Thema des Arbeitspapiers ist so neuartig, dass es noch keinen Konsens oder umfang-reiche Literatur darüber gibt, um was es sich bei der „Verschmelzung“ genau handelt oder welche Lehrformate hier unbedingt aufgezählt werden sollen. Bei der Erstellung des Arbeitspapiers haben wir daher drei Fachleute hinzugezogen, die etwa eine Stunde interviewt wurden (vgl. Leitfaden im Anhang, s. S. 118f).

Die Aussagen der Expertin und der Experten flossen dabei an unterschiedlichen Stellen des Arbeitspapiers ein und haben auch die der Gestaltung und Auswahl der Fallstudien

beeinflusst. Zentrale Aussagen oder Erfahrung der Expertin und der Experten werden bevorzugt dann im Arbeitspapier vorgestellt, wenn Ausführungen in der Literatur fehlen.

In dieser Rolle haben zum Arbeitspapier folgende Personen teilgenommen:

- Dr.-Ing. habil. Ulrike Lucke ist Professorin für Komplexe Multimediale Anwendungsarchi-tekturen und Chief Information Officer (CIO) an der Universität Potsdam. Die Informati-kerin ist ausgewiesene Expertin im Bereich der mobilen und pervasiven Anwendungen in der Bildung. (Interview am 13. April 2016).

- Dr. Vera Gehlen-Baum arbeitet als Requirements Engineer bei den QualityMinds und beschäftigt sich mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Sie will wissen was der Mensch im Prozess der Softwareentwicklung lernen kann. Im Rahmen ihrer Dissertation untersuchte die Bildungstechnologin den Einsatz mobiler Geräte in Vorle-sungen und entwickelte eine Struktur für VorleVorle-sungen um Technologien lernförderlicher einzusetzen. (Interview am 21. April 2016)

- Andreas Pester ist Professor für Mathematik und Studiendekan für Engineering und IT an der Fachhochschule Kärnten. Er hat frühzeitig mit Online-Lehrveranstaltungen sowie Online-Laboren gearbeitet und hat hier einen breiten Erfahrungsschatz. (Interview am 20. April 2016)

November 2016 ǀ Seite 12 - Dr. Marcus Specht ist Professor für Advanced Learning Technologies an der Open

Universiteit Nederland (Fernuniversität der Niederlande) und leitet zudem das CELSTEC Learning Technology Lab. Der Psychologe ist ausgewiesener Experte im Bereich des kontextbasierten und sensorgestützten mobilen Lernens. (Interview am 13. April 2016) Zudem wurde insbesondere bei der Anfertigung der Fallstudien versucht, die Darstellung von den zuständigen Personen prüfen und ergänzen zu lassen, dies wurde bei den Quellenangaben zu den Fallstudien entsprechend vermerkt und gelang mit Ausnahme der Fallstudie G (Hohenheim App). In alphabetischer Reihenfolge haben folgende Personen einzelne Fragen beantwortet oder bei den Recherchen unterstützt: Prof. Dr. Sabine Aboling, Dr. Mohamed Amine Chatti, Anja Lorenz, Prof. Dr. Jan Ehlers, Carolin Gaigl, Prof. Dr. Jürgen Handke, Michael Heinecke, Dr. Marco Kalz, Lukas Oehm, Thomas Peterseil, Anke Pfeiffer, Dr. Alexander Pohl, Prof. Dr. Peter Purgathofer, Prof. Dr. Christian Spannagel, Dr. Bernardo Tabuenca, Karl-Heinz Windt und Andreas Wittke.

Das Arbeitspapier wurde im April 2016 erstellt.

2. VERSCHMELZUNG VON