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EEO Bauer

Im Dokument Die Bäuerin im Mittelpunkt (Seite 97-187)

Männliche Verwandte

Männliche fremde Personen Ill Weibliche fremde Personen 125

100

75

50

25

Prog n=223 Total

AKh je Woche 129,9

Stab Deg

n = 176 n = 141

134,9 141,0'

1,95 2,01

0,33 0,33

A

-98-

die Kinder sind noch klein und leisten keinen grossen Beitrag zur Arbeitser-ledigung. Die Bäuerin ist durch die kleinen Kinder und den wachsenden Haus-halt beansprucht; sie übernimmt deshalb in der Progressionsphase ebenfalls etwas weniger Arbeit im Betrieb. Es werden vermehrt fremde Personen (land-wirtschaftliche Angestellte, Lehrlinge, Aushilfen) beigezogen und der Bauer selbst arbeitet durchschnittlich mehr im Betrieb als in den anderen Phasen im Lebenszyklus der Familie. Die Arbeitskapazität des Betriebes ist in der Progressionsphase am tiefsten und beträgt durchschnittlich 1,88 AK. Weib-liche Verwandte und fremde weibWeib-liche Personen beteiligen sich in allen Le-bensphasen nur wenig an der Betriebsarbeit.

In der Stabilisierungsphase tragen die männlichen Verwandten bedeutehd mehr zur Betriebsarbeit bei als in der Prögressionsphase. Die Kinder sind älter, können besser mithelfen; ältere Söhne stehen vereinzelt bereits in der land-wirtschaftlichen Ausbildung oder haben diäse abgeschlossen. Das jüngste Kind ist mindestens sieben Jahre alt; die Bäuerin ist nicht durch Kleinkinder ge-bunden und kann sich deshalb vermehrt dem Betrieb zuwenden. Die Arbeitskapa-zität des Betriebes ist mit 1,95 AK vergleichsweise höher als in Betrieben in der Progressionsphase, jedoch tiefer als in Betrieben mit ausschliesslich erwachsnen Kindern (Degressionsphase).

In der Degressionsphase leisten die männlichen Verandten rund einen Fünftel der gesamten Arbeit im Betrieb.. Der Betriebsnachfolger hat did Ausbildung abgeschlossen und arbeitet in vielen Fällen voll im Betrieb mit. Fremde An-gestellte sind in der Degressionsphase entsprechend seltener zu treffen. Die Kinder sind zum Teil schon ausgezogen und die Haushalte entsprechend klein (3,8 VpE); die Bäuerin findet genügend Zeit, um im Betrieb mitzuhelfen - ob-wohl der Betrieb häufig nicht mehr so dringend auf ihre Mitarbeit angewiesen ist. Die Arbeitskapazität des Betriebes ist in der Degressionsphase am höch-sten (2,01 AK).

3. Subjektives Arbeitsbelastungsempfinden der Bäuerin

3.1 Arbeitszeit und Arbeitsbelastungsempfinden

In der Erhebung über die Arbeitsbeanspruchung der Bäuerin (2) lautete eine Frage: "Sind Sie mit Arbeit überlastet?". Von den 573 zur Auswertung beige-, zogenen Betrieben'antworteten:

262 mit "ja", überlastet 290 mit "nein", nicht überlastet

18 mit "zum Teil" überlastet 3 gaben keine Antwort

Es wird nun geprüft, ob Bäuerinnen, die sich überlastet fühlten, in ihren Arbeitszeitaufzeichnungen eine höhere Stundenzahl ausweisen als jene, die sich nicht überlastet fühlten.

Ueberlastete Bäuerinnen haben mit 79,6 AKh je Woche eine im Durchschnitt drei Stunden längere Arbeitswoche gegenüber nicht überlasteten Bäuerinnen mit 76,7 AKh je Woche. Auch am Sonntag arbeiten überlastete Bäuerinnen

durchschnittlich etwas mehr, nämlich 7,6 AKh gegenüber 7,1 AKh. Zwar sind die Differenzen sowohl bei der .Wochenarbeitszeit als auch bei der Sonntags-arbeitszeit statistisch gesichert (p = 0,01), doch fallen sie mit 3 AKh pro Woche, bzw. 0,5 AKh an Sonntagen sehr b4cheiden aus (Abbildungen 9

und 10). Abbildung 9 zeigt, dass sich rund 54 Bäuerinnen trotz einer langen Arbeitswoche (über 85 AKh) nicht als überlastet bezeichnen. Anderseits sind 36 Bäuerinnen anzutreffen, die sich trotz unterdurchschnittlicher Arbeits-zeit (weniger als 70 AKh pro Woche) überlastet fühlen. Tendenzmässig arbei-ten überlastete Bäuerinnen länger als nicht überlastete, doch besteht keine deutliche Uebereinstimmung zwischen zeitlicher Arbeitsbeanspruchung und Ueberlaftungsempfinden. Es stellt sich deshalb die Frage, welche anderen Faktoren als die zeitliche Beanspruchung dafür verantwortlich sind, dass

sich Bäuerinnen überlastet fühlen. Die Arbeitszeitaufzeichnungen geben weder über physische noch psychische Stressfaktoren umfassend Auskunft. Bereits im Kapitel 1 wurde darauf hingewiesen, dass solche möglicherweise massgebender sein können als der quantitative Umfang des Arbeitspensums. Tabelle 15 zeigt eine Zusammenstellung von Belastungsfaktoren, die an einer Gruppe von Herz-infarktpatienten (10) untersucht wurden.

n 262

Bäuerin am Sonntag in AKh je Sonntag

überlastete Arbeitszeit der nicht überlastete Bäuerinnen Bäuerin in AKh e Woche Bäuerinnen

Abbildung 9: Zeitliche ,Arbeitsbeanspruchung und Arbeitsbelastungsempfinden

Abbildung 10: Sonntagsarbeit und,Arbeitsbelastungserefinden der Bäuerinnen

Tabelle 15: Belastungsfaktoren, in abnehmender Reihenfolge ihres Auftretens Belastungsfaktor Kriterien der Beurteilun Beispiele aus dem

Tätig-keitsfeld der Bäuerin Termine

.

Art der Arbeit, die termin- gerecht fertiggestellt wer- den muss; fremd- oder selbst- bestimmte Termine.

Gartenarbeiten, Kirschen-ernte,. Mahlzeiten bereit-stellen.

Unterbrechnungen Häufigkeit von Unterbrechun- gen; Art der Arbeit, bei der gestört wird.

,

Jederzeit verfügbar für Kinder oder Ehemann "Mutter bring mir, Mutter hilf mir", beim Verkauf von Pro-dukten für Kunden.

Aufgabenvielfalt Anzahl der verschiedenen ' Aufgaben; Möglichkeiten dauerhaft an einer Aufgabe zu arbeiten; Umstellungsanforde- rung bei Aufgabenwechsel.

Praktische (z.B. waschen., heuen), soziale (z.B. Kin- dererziehung) und intellek- tuelle (z.B. Buchhaltüng) Tätigkeiten; rascher Wech-sel zwischen sehr unter-schiedlichen Aufgaben.

Belastende Arbeitszeiten

Arbeit an Sonn- und Feier- tagen; Schichtarbeit.

Sonntagsarbeit in Haushalt und Betrieb.

Bedingungen des Arbeitserfolges nicht kontrol- lierbar

Ausmass der Abhängigkeit (von Marktbedingungen usw.)

Wetterabhängigkeit -in der Landwirtschaft - Ernteaus-sichten.

Entscheidungs- unsicherheit

Häufigkeit der Entscheidun-gen, Ausmass der Unsicher-heit, Folgen einer Fehlent-scheidung.

Leistungen für -andere Personen

Wie oft ist jeMand für andere tätig und muss sofort zur Ver- fügung stehen; an mehreren Stellen gleichzeitig sein.

Kindern bei Schulaufgaben helfen, gleichzeitig sollte Milch zur Sammelstelle ge-bracht und Abendessen zube-reitet werden.

Fremdbestimmtes Verhalten

Ausmass der Abhängigkeit (von Mitarbeitern usw.).

Lehrtochter, Schwiegermut-ter, Ehemann.

Nebentätigkeit Anzahl der Stunden, die mit Nebenerwerb zugebracht werden.

,

Aushilfe in Gastwirtschaft Hohe Anforderun-

gen an Wachsam- keit

Häufigkeit, dauerhafte Kon, zentration und erforderliche Reaktionsbereitschaft.

Bauer abwesend wegen Neben-erwer6. Ar-beitstempo, z.B. beim Kar-toffeln sortieren.

-102-

3..2 Vergleich Ist/Soll der Arbeitszeit in den Haushalten überlastetei und nicht überlasteter Bäuerinnen

Die Vorstellung liegt nahe, dass Bäuerinnen, die, ihr Arbeitspensum im Haus-halt unter Zeitdruck erledigen müssen, weniger Zeit für die HausHaus-haltarbeiten aufwenden als der jeweiligen Haushaltstruktur gemäss Norm entsprechen wür-de. Anderseits kann man sicn Vorstellen, dass Bäuerinnen, die sich nicht überlastet fühlen, die Haushaltarbeiten ohne Hetze ausführen können und so-mit eher etwas mehr Zeit benötigen als der Norm entspricht. Abbildung 11 zeigt, dass zwischen überlasteten und nicht überlästeten Bäuerinnen kein Un-terschied besteht im Verhältnis der effektiv geleisteten Arbeitsstunden (Ist) im Haushalt zum Normbedarf (Soll). In beiden Gruppen gibt es Haushal-te, die weit unter und -solchedie weit über der Norm liegen.-Haushalte von überlasteten Bäuerinnen brauchen durchschnittlich 9 % weniger Zeit als der Norm entspricht, während Haushalte von nicht überlasteten Bäuerinnen nur 6 % weniger Zeit aufwenden als der Norm entspricht. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist statistisch nicht gesichert.

Ober lastete

%-Anteil Bäuerinnen A %-Anteil Bäuerinnen

10 10 ' 20 30

* 100 = Soll-Wert für Arbeitszeit aller Personen im Haushalt

>, 170

Abbildung 11: Ist-/Soll-Verhältnis der Arbeitszeit im Haushalt und Arbeits-belastüngsempfinden

In Tabellä 16 sind die Maushalte nach drei Kriterien in zwölf Gruppen unter-teilt:

- Phase im Lebänszyklus der Familie; 3 Stufen - Arbeitsbelastungsempfinden; 2 -Stufen - Mithilfe übriger Personen im Haushalt; 2 Stufen

Tabelle 16: Zusammenhang zwischen der Phase im Lebenszyklus der Familie, dem Arbeitsbelastungsempfinden und der Arbeitszeit im Haushalt Phase im

Lebenszyklus der Familie

Arbeitsbelastung Arbeitszeit aller Perso- 1) Arbeitszeit übriger Personen im Haushalt 410 AKh je Woche.

2) Arbeitszeit übriger Personen im Haushalt >10 AKh je Woche.

Aus Tabelle 16 und der anschliessenden Darstellung in Abbildung 12 geht her-vor, dass in allen Haushalten "ohne Hilfe" (Arbeitszeit der übrigen Perso-nen im Haushalt25:10 AKh je Woche im Haushalt), unabhängig vom Arbeitsbela-stungsempfinden und von der Phase im Lebenszyklus der Familie, die Arbeit gemessen an der Norm vergleichsweise in kürzerer Zeit erledigt wird als in Haushalten "mit Hilfe" (Arbeitszeit der übrigen Personen im Haushalt >10 AKh je Woche im Haushalt). Von den sechs Gruppen der Bäuerinnen mit Hilfe im Haushalt wenden fünf Gruppen für die Haushaltarbeiten mehr Zeit auf als der Norm entspricht.

In allen sechs Gruppen, in denen die Bäuerin die Haushaltaröeiten zum grös-sten Teil allein bewältigt, wird für den Hfishalt weniger Zeii aufgewendet als der Norm entspricht. Es ist anzunehmen, dass die Bäuerin in solchen

"Einfrauhaushalten" oft unter Zeitdruck steht.

überlastete Bäuerinnen Ist-/Soll-Verhältnis*

im Haushalt 140 - 120 - 100

80, - 60 - 40 - 20-

P St D P St D P St D.

nicht überlastete Bäuerinnen

P• St D - - 104 -

. ohhe Hilfe mit Hilfe ohne Hilfe mit'Hilfe P- = Progressionsphase ohne Hilfe: Arbeitszeit übriger Personen St = Stabilisierungsphase im Haushalt2110 AKh je Woche D = Degressionsphase mit Hilfe: Arbeitszeit übriger Personen im Haushalt >10 AKh je Woche

* 100 = Soll-Wert für Arbeitszeit aller Personen im Haushalt.

Abbildung 12: Zusammenhang zwischen der Phase im Lebenszyklus der Familie, dem Arbeitsbelastungsempfinden der Bäuerin und dem Ist-/Spll-verhältnis der Arbeitszeit im Haushalt

Der Zeitaufwand im Haushalt gemessen am Normbedarf weicht während der Pro-gressionsphase am stärksten nach unten, während der DePro-gressionsphase am stärksten nach oben vom Soll-Wert ab (Abbildung 12). Der Zeitdruck dürfte in der Stabilisierungsphase grösser sein als in der Degressionsphase und ent-sprechend am grössten in der Progressionsphase.

Abbildung 12 zeigt wiederum deutlich, dass überlastete Bäuerinnen für die Haushaltarbeiten gemessen an der Norm nicht weniger Zeit aufwenden als nicht überlastete Bäuerinnen.

3.3 Ursachen des Ueberlastungsempfindens und Begleiterscheinungen

Gebiet:

Im Talgebiet ist der Anteil der überlasteten Bäuerinnen mit 49 % am gröss-ten, im Juragebiet mit 37 % am tiefsgröss-ten, im Berggebiet beträgt er 44 % (Ta-belle 17). Eine Erklärung für den hohen Anteil überlasteter Tälbäuerinnen ist wohl weniger in der zeitlichen und physischen Beanspruchung zu Suchen als im intensiveren Kontakt dieser Gruppe mit der nichtbäuerlichen Bevölke-rung und den sich daraus ergebenden Vergleichsmöglichkeiten. ,

Tabelle 17 Arbeitsüberlastung nach Gebiet (100 % = alle :Bäuerinnen pro,Ge-biet)

Arbeitsbelastung der Bäuerin Anteil Bäuerinnen pro Gebiet Berg Tal Jura

%

überlastet 44 49 37

nicht überlastet 51 49 55

übrige 5 .2 8

Arbeit:

Wie bereits Abbildung 9 (Kapitel 3.1) zeigte, arbeiten überlastete Bäuerin-nen durchschnittlich drei Stunden pro Woche mehr als nicht überlastete Bäue-rinnen. Das Ueberlastungsempfinden kann also nur beschränkt mit einem gros-sen Arbeitspensum erklärt werden.

Während überlastete Bäuerinnen im Haushalt weniger Stunden aufwenden (Tabel-le 18), ist ihr Beitrag zur Arbeitser(Tabel-ledigung im Landwirtschaftsbetrieb rund 30 % grösser als bei den nicht überlasteten Bäuerinnen. Ueberlastete Bäue-rinnen übernehmen durchschnittlich 18 % der gesamten Betriebsarbeit, nicht überlastete hingegen nur 14 %, obwohl die landwirtschaftliche Nutzfläche im Mittel in beiden Gruppen gleich gross ist und sich auch die Zahl der Rind-vieh-GVE nicht unterscheidet.

Mit 13,7 bzw. 13,8 AKh je Woche ist die Arbeitszeit der übrigen Arbeitskräf-te im Haushalt in beiden Gruppen gleich. Während in den HaushalArbeitskräf-ten überla-steter Bäuerinnen etwas mehr Arbeit von fremden weiblichen Arbeitskräften ausgeführt wird, tragen in den Haushalten nicht überlasteter Bäuerinnen die weiblichen Verwandten etwas mehr bei zur Erledigung der Haushaltarbeit.

-106,

Tabelle 18: ZusaMmenhang zwischen Arbeitsbelastuhg und Arbeit sowie Freizeit (Total der überlasteten Bäuerinnen und Total der nicht überla-steten Bäuerinnen je = 100 %)

Merkmal Einheit überlastete

Bäuerinnen

nicht über-lastete Bäuerinnen

Anzahl Bäuerinnen Anzahl 262 290

Arbeit .

Arbeitszeit der Bäuerin im Haushalt AKh/Woche 53,5 55,9 im Betrieb AKh/Woche 24,1 18,4 ausserbetrieblich AKh/Woche .2,1 2,4

Total AKh/Woche 79,6 76,8

Arbeitszeit übriger Arbeitskräfte

im Haushalt AKh/Woche 13,7 13,8 davon: weibliche Verwandte 'AKh/Woche 8,2 9,0 fremde weibliche Arbeitskräfte AKh/Woche 3,0 1,9

%-Anteil der Bäuerin an der gesamten

Betriebsarbeit . % 18 14

Freizeit

Freizeit (Bildung, Kontakte, übrige

Freizeit) h/Woche 13,7 15,0

Pausen und Essenszeit der Bäuerin h/Woche 11,2 11,4

Tägliche Pause möglich % ja 45 75

Zeit für Ausspannen am Sonntag % ja 52 76

Ferien in den vergangenen drei Jahren % ja 24 33 Teilnahme Bauer/Bäuerin an der

Gemeinde-versammlung % ja 59 58

Freie Zeit:

Für Bildung, gesellschaftliche Kontakte und übrige Freizeitbeschäftigungen setzen die überlasteten Bäuerinnen im Mittel 13,7 Stunden pro Woche, die nicht überlasteten Bäuerinnen hingegen 15 Stunden pro Woche ein. Aus erhe-bungstechnisChen Gründen sind die Angaben über die Freizeit allerdings nicht in allen Fällen ganz exakt und müssen deshalb vorsichtig interpretiert wer-den. Es erstaunt nicht, dass nur 45 % der überlasteten Bäuerinnen, hingegen 75 % der nicht überlasteten Bäuerinnen Zeit für eine tägliche Pause finden.

Nur die Hälfte der überlasteten Bäuerinnen, dagegen immerhin drei Viertel der nicht überlasteten Bäuerinnen hat Zeit, um am Sonntag richtig auszuspan-nen. Die Beurteilung der Erholungsgelegenheit ist allerdings subjektiv ge-prägt. Denn in beiden Gruppen beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit der Bäuerin am Sonntag zwischen sieben und acht Stunden, und beide Gruppen set-zen im Mittel elf Stunden pro Woche für Pausen und Essenszeiten ein. Dadurch wird bestätigt, dass das Erholungsbedürfnis und damit auch das Empfinden der Arbeit als Belastung bei gleichem Arbeitsumfang individuell verschieden ist. Persönliche Ansprüche, Vergleichspersonen, physisches und psychisches Leistungsvermögen werden dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen. "Was dem einen eben genügend scheint (an Arbeit), ist dem anderen schon zu viel, oder umgekehrt" (9).

Von den überlasteten Bäuerinnen machte nur ein Viertel in den vorangehenden drei Jahren Ferien, von den nicht überlasteten Bäuerinnen war ein Drittel in den Ferien.

Betrieb:

Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Betriebes, die Zahl der Rindvieh-grossvieheinheiten und der Mechanisierungsgrad geben keinen Aufschluss über die subjektiv empfundene Arbeitsbelastung (Tabelle 19).

Haushalt und Familie:

Die arbeitstechnische Stufe der Verpflegung erreicht in den Haushalten über-lasteter Bäuerinnen im Mittel 385 Punkte, in den Haushalten nicht überlaste-ter Bäuerinnen 396 Punkte (Tabelle 19; Unüberlaste-terschied gesichert, p = 0,05). Ein ähnlich geringer Unterschied von sechs Punkten ist bei der arbeitstechni-schen Stufe der Wohnung festzustellen (p = 0,05).

Die beiden Gruppen unterscheiden sich nicht bezüglich der Zahl der Verpfle-gungseinheiten und der fremden Personen.

Im Mittel sind, die überlasteten Bäuerinnen zwei Jahre älter als die nicht überlasteten Bäuerinnen (Unterschied gesichert, p = 0,05), dies obwohl das Arbeitsvolumen mit zunehmendem Alter eher abnimmt (Tabelle 7 in Kapitel 2.3). Da mit zunehmendem Alter auch das Leistungsvermögen sinkt, empfinden

-108-

Tabelle 19: Zusammenhang zwischen Arbeitsüberlastung und Betriebs-, Haus-halts- sowie Familienstruktur (Total der überlasteten Bäuerinnen je = 100 %)

Merkmal ,

Einheit überlastete Bäuerinnen

Landwirtschaftliche Nutzfläche • ha 15,2 15,1 Rindvieh-Grossvieheinheiten Anzahl 19,5 19,3 Mechanisierungsgrad in % der

höchst-möglichen Mechanisierung % 55 57

Haushalt und Familie:

Arbeitstechnische Stufe Verpflegung Punkte ' 385 396 Arbeitstechnische Stufe Wohnung Yunkie 127 133

Verpflegungseinheiten Anzahl 5,3 5,2

Fremde Personen Anzahl 0,29 0,28

Zeit für Kinder genügend

(U der Beobachtungen) % ja 16 47

Wunsch, dass Kinder Bauernberuf ergreifen % ja 90 88 ältere Personen ein hohes Arbeitspensum stärker belastend als jüngere Perso-nen (Tabelle 20). Bei einer Arbeitszeit von über 85 AKh pro Woche bezeichPerso-nen sich zwei 'Drittel (65 %) der über 42jährigen Bäuerinnen als überlastet, hin-gegen nur knapp die Hälfte (47 %) der unter 42jährigen Bäuerinnen.

6 % der überlasteten Bäuerinnen und 10 % der nicht überlasteten Bäuerinnen haben Kleinkinder unier einem Jahr (Tabelle 19). Der Anteil der Haushalte mit Kindern unter 16 Jahren ist mit 69 % bzw. 71 % ungefähr gleich gross in den beiden Gruppen, und auch die durchschnittliche Kinderzahl differiert nicht (Unterschied nicht gesichert). Dieses Ergebnis erstaunt, da es der be-gründeten Annahme, dass Arbeitsüberlastung in kinderreichen Familien ver-mehrt auftritt, widerspricht. Sehr deutlich 'kommt aber zum Ausdruck, dass

Tabelle 20: Ueberlastungsempfinden in Abhängigkeit vom Alter der Bäuerin bei grosser zeitlicher Arbeitsbeanspruchung (>85 AKh je Woche) Arbeitsbelastung der Bäuerin Anteil Bäuerinnen innerhalb

A.42 Jahre n = 74

Altersklasse

>42 Jahre n = 60

Anzahl % Anzahl %

überlastet 35 47 39 65

nicht überlastet 35 47 19 32

übrige 4 6 2 3

Mehr als die Hälfte der überlasteten Bäuerinnen möchte den Kindern mehr Zeit widmen können.

überlastete Bäuerinnen nicht genügend Zeit für die Kinder haben oder immer-hin das Bedürfnis verspüren, den Kindern mehr Zeit widmen zu können. Nur 16 % der überlasteten Bäuerinnen, dagegen 47 % der nicht überlasteten Bäue-rinnen geben an, genügend Zeit für die Kinder zu haben. Gemessen am Norm-Zeitbedarf für die Kinderbetreuung (= 100 %) ist der Fehlbetrag jedoch in beiden Gruppen mit 25 % gleich hoch. Im weiteren überrascht, dass trotz Ar-beitsüberlastung 90 % der Bäuerinnen dieser Gruppe für ihre Kinder einen Be-ruf in der Landwirtschaft wünschen.

-110-

Ausbildung der Bäuerin

Von den Bäuerinnen .ohne bäuerliche oder hauswirtschaftliche Ausbildung sind 48 % überlastet, von den Bäuerinnen mit einer solchen Ausbildung bezeichnen sich 44 % als überlastet (Tabelle 21). Es ist denkbar, dass aus nichtbäuer-lichen Kreisen- stammende Bäuerinnen oder solche, die vor der Ehe einen nichtlandwirtschaftlichen Beruf ausübten, etwas andere Vorstellungen vom tragbaren Arbeitsmass haben als Frauen, die durch Erziehung und Ausbildung vorwiegend von landwirtschaftlichen Wertvorstellungen geprägt sind. Zudem ist in der Gruppe der Bäuerinnen mit bäuerlich-hauswirtschaftlicher Ausbil-dung mehrheitlich die jüngere Generätion vertreten, die stärker belastbar zu sein scheint als die ältere Generation.

Tabelle 21: Arbeitsüberlastung nach Ausbildungsstand der Bäuerin (100 % = alle Bäuerinnen pro Ausbildungsklasse) Arbgitsbelastung

der Bäuerin

Anteil Bäuerinnen innerhalb ohne bäuerlich-hauswirt-

Ausbildungsklasse mit bäuerlich-hauswirt- schaftliche Ausbildung schaftlicher Ausbildung

überlastet

In den Haushalten überlasteter Bäuerinnen kommt es etwas weniger häufig vor, dass der Ehemann bei den Hausarbeiten mithilft (Tabelle 22). Auch ist die Wertschätzung der HauShaltarbeit und das Verständnis des Mannes für die Haushaltausgaben in dieser Gruppe etwas geringer als bei nicht überlasteten Bäuerinnen. In bezug auf die Entscheidungsfindung im Haushalt ist kein Un-terschied festzustellen, während die Mitsprache der Frau in Betriebsangele-genheiten bei den überlasteten Bäuerinnen etwas verbreiteter ist.

lieberlastete Bäuerinnen' beurteilen das Leben in der Landwirtschaft und das Ergebnis ihrer Arbeit gegenüber 'nicht überlasteten Bäuerinnen vergleichswei-se häufiger als unbefriedigend (Tabelle 22).

ten Bäuerinnen und'Totäl der nicht überlasteten Bäuerinnen je 100%)

Merkmal . • Einheit überlastete

Bäuerinnen

nicht überla-stete Bäuerinnen Mithilfe des Mannes im Haushalt % nein 61 56 Negative Einstellung des Mannes

,zur Haushaltarbeit % ja 15 7 '

Verständnis des Mannes für

Haushaltausgaben % nein 5 3

Bäuerin beteiligt an

Entschei-dungen im Betrieb % ja 80 74

Landwirtschaft hat Nachteile % ja 54 40

Zufrieden mit Betriebsfortkommen % nein 41 '

24

3.4 Veränderungen im Arbeitsbelastungsempfinden innert sechs Jahren (1974 bis 1980)

In einer Anschlussuntersuchung (5) wird 1980 wieder allen Bäuerinnen die gleiche Frage vorgelegt wie bereits 1974: "Sind Sie mit Arbeit überlastet?"

Im Gegensatz zur ersten Erhebung wird in der zweiten Erhebung die Antwort nicht mit "ja" oder "nein" vorgegeben, sondern ist offen.

Die Zahl der Haushalte, aus lielchen sowohl pro 1974 als auch pro 1980 Unter-lagen zur Frage der Arbeitsüberlastung zur Verfügung stehen, beschränkt sich auf 223.

Tabelle 23: Arbeitsbelastungsempfinden im Jahre 1974 und 1980 Arbeitsbelastungsempfihden

Anzahl 1974

Erhebungsjahr

%

1980 Anzahl %

überlastet 85 38 55 25

nicht überlastet 125 56 , 123 55

zum Teil überlastet 13 6 45 20

Total 223 100 223 100

g4Ndk

112 =

Im vertikalen Vergleich derAntworten, 'die. eine Bäuerin 1974 und 1980 gibt, ist es möglich zu sehen, ob das Empfinden der Arbeitsbelastung khnstant, also dauerhaft ist, oder ob es sich im Laufe der Zeit verändert. Anschliessend wird untersucht, welche Faktoren für eine Entlastung in jener Gruppe veränt-wortlich sind, die sich 1974 als überlastet und 1980 als nicht überlastet bezeichnet.

Gruppe der ursprünglich teilweise überlasteten Bäuerinneh

zum Teil überlastet

nicht überlastet

Abbildung 13: ,Vertikalvergleich des Arbeitsbelastungsemhfindens 1974 und 1980

Von den 223 Bäuerinnen, die in beiden Erhebungeh die Frage der Arbeitsüber-lastung beantworteten, besteht bei 57 % eine Uebereinstimmung im Arbeitsbe-lastungsempfinden zwischen 1974 und 1980. Knapp die Hälfte der Bäuerinnen schätzt sich 1980 anders ein als 1974. Worauf ist dieser Wandel zurückzufüh-ren? Auf den momentanen Charakter der Antwort, Stimmungsschwankungen? Auf eine Veränderung der Situation der Bäuerin? Auf die unterschiedliche Erhe-bungsart (offene - geschlossene Frage)? Nur 40 % der im Jahre 1974 überla-steten Bäuerinnen geben 1974 und 1980 übereinstimmende Antworten, hingegen 70 % der im Jahre 1974 nicht überlasteten Befragten.

31 Bäuerinnen bezeichneten sich 1974 als überlastet und sechs Jahre später als nicht _überlastet. Diese Gruppe entlasteter Bäuerinnen ist in den Tabel-len 24 und 25 der Gesamtheit der Bäuerinnen gegenübergestellt, um Hinweise zu erhalten, welche Faktoren für die Entlastung allenfalls verantwortlich sind.

Tabelle 24: Haushalt, Betrieb und Familie entlasteter Bäuerinnen im Ver-gleich

Haushalte entlasteter Bäuerinnen Anzahl %

Gesamtheit der Haus-halte

Total 31 100 100

Hausumbau, -ausbau zwischen 1974 und 1980 8 26 36' Umbau/Ausbau im Betrieb zwischen 1974 und 1980 9 29 30 Betriebsumstellung zwischen 1974 und 1980 6 19 16 Zunahme der Zahl der AK im Haushalt zwischen 4 13 keine

1974 und 1980 Angabe

Zunahme der Zahl der AK im Betrieb zwischen 8 26 keine

1974 und 1980 Angabe

1980 in der progressionsphase 9 29 21

1980 in der Stabilisierungsphase 14 45 37

1980 in der Degressionsphase 8 26 39

Uebertritt von der Progressions- in die

Stabilisierungsphase 10 32 22

1974 genügend Zeit für Kinder 0 0 26

1980 genügend Zeit für Kinder 7 30 30

1974 nicht genügend Zeit für Kinder 6 26 5

1980 nicht genügend Zeit für Kinder 0 0 3

- 114.-

Ein Umbau oder Ausbau im Betrieb ist bei den entlasteten Bäuerinnen gleich oft anzutreffen wie bei der Gesamtheit der weiterhin bewirtschaftenden Fami-lien. Auch der Anteil der Betriebe, die innert sechs Jahren die landwirt-schaftliche Produktion umstellten, ist bei den entlasteten Bäuerinnen nur unwesentlich höher.

Während sich die Anzahl ständiger Arbeitskräfte im Haushalt im Durchschnitt aller Betriebe von 1,1 AK (1974) auf 1,2 AK (1980) erhöhte, stieg die Zahl

Während sich die Anzahl ständiger Arbeitskräfte im Haushalt im Durchschnitt aller Betriebe von 1,1 AK (1974) auf 1,2 AK (1980) erhöhte, stieg die Zahl

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