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Über die Ergebnisse der Embryonengewinnung nach verschiedenen Besamungstypen wird in der Literatur kontrovers berichtet. Nach PREISINGER et al. (1990) können unterschiedliche Besamungsanzahlen zur Variabilität der Ergebnisse beitragen.

In der eigenen Arbeit wurden drei verschiedene Besamungsschemata untersucht (einmalige Besamung mit einem Bullen ( Typ 1, n= 21), Doppel-besamung mit dem gleichen Bullen (Typ 2, n=1294), DoppelDoppel-besamung mit zwei verschiedenen Bullen (Typ 3, n=276). Vor allem eine mögliche Verbesserung der Ergebnisse der Embryonengewinnung durch die Doppelbesamung mit zwei verschiedenen Bullen sollte in der vorliegenden Arbeit überprüft werden.

In der eigenen statistischen Analyse konnten keine signifikanten Unter-schiede zwischen den Besamungsformen festgestellt werden (P> 0,05). Im Vergleich der Mittelwerte zeichnete sich jedoch ein Trend ab. So verbesserten sich die Ergebnisse in der Reihenfolge der Besamungsformen Typ1, Typ2, Typ 3 sowohl bei dem Merkmal Gesamtzahl gewonnener Eizellen und Embryonen (8,83+ 5,31; 9,09+ 4,63; 9,11+ 6,03) als auch bei dem Qualitätsmerkmal Anzahl tauglicher Embryonen (5,12+ 4,2; 5,41+ 5,24;

5,54+ 4,39). Diese Tendenz zeigte sich vor allem an dem Prozentsatz tauglicher Embryonen deutlich (57,98%; 59,51%; 60,81%), der Prozentsatz unbefruchteter Oozyten und degenerierter Embryonen verringerte sich gleichzeitig in der selben Reihenfolge.

Weiterhin bestand keine statistisch gesicherte Grundlage für die Annahme, daß sich bei den Doppelbesamungen mit zwei verschiedenen Bullen überwiegend die zeitlich frühere oder spätere Besamung durchsetzte. Es ist viel mehr anzunehmen, daß unter Umständen der direkte Zeitvorteil, den ein Bulle gegenüber dem anderen hinsichtlich des optimalen Besamungszeitpunktes gehabt haben mag (DZIUK 1996), in dieser Studie nicht entscheidend war. Der optimale Besamungszeitpunkt beinhaltet jedoch auch die, bei Spermien verschiedener Tiere individuell unterschiedliche benötigte Zeit zur Kapazitation der Spermien und setzt sie ins Verhältnis zum Ovulationszeitpunkt. Weicht dieses Verhältnis für einen Bullen zu stark vom tatsächlichen Besamungszeitpunkt ab, so wird sich das Nachkommens-verhältnis zu seinen ungunsten verschieben (DZIUK 1996). Über diese Parameter war bei den Bullen der eigenen Studie jedoch nichts bekannt.

Es ist festzuhalten, daß es sich bei den Doppelbesamungen in dieser Arbeit nicht um heterosperme Insemination im engeren Sinne gehandelt hat, bei der die Spermien unterschiedlicher Bullen zum Zeitpunkt der Besamung bereits gemischt vorliegen müßten (DZIUK 1996).

Ein direkter Vergleich mit den HI-Versuchen, wie sie von Autoren wie BEATTY (1960), STEWART (1974) und REVELL (1993) beschrieben wurden, ist folglich nicht möglich.

Festzuhalten ist, daß es sich bei den von DETTERER et al. (1997) beschriebenen „Mischspermaversuchen“ nicht um echte heterosperme Insemination gehandelt hat (DETTERER 1999, persönliche Mitteilung). Die Autoren analysierten ebenfalls den Einfluß der Besamungsform auf die Erfolge der Embryonengewinnung und nutzten hierfür auch das Datenmaterial der VOSt-ET- Georgsheil, allerdings eine wesentlich kleinere Stichprobe als in der vorliegenden Untersuchung. Die von den Autoren als Mischsperma („mixed sperm“) bezeichnete Besamungsform betraf aber im Grunde ebenso eine Doppelbesamung mit zwei verschiedenen Bullen.

DETTERER et al.(1997) ermittelten folglich für die Doppelbesamung mit

zwei verschiedenen Bullen (n= 174) leicht verbesserte Embryonengewinnungsergebnisse.

Über Doppelbesamungen mit zwei verschiedenen Bullen gibt es im internationalen Schrifttum kaum Angaben und Erfahrungswerte. WICHMANN (1990) konnte in ihrer Auswertung von ET-Daten aus 14 Milchviehbetrieben keine signifikante Einflußnahme der Besamungsanzahl auf die Superovulationsergebnisse feststellen, allerdings lagen die Gewinnungsraten nach zweimaliger Besamung mit zwei verschiedenen Bullen (n= 135) leicht über den Ergebnissen nach der Insemination mit nur einem Bullen.

MARTIN und DZIUK (1977) sowie WEGMANN (1990) gingen bei Schweinen von einer insgesamt gesteigerten Befruchtungsrate bei der Verwendung von Doppelbesamungen mit verschiedenen Vatertieren aus, weil die Chance steigt, unter den Probanden einen fertilen Eber zu haben. Dies gilt genauso für Bullensperma. GROOTEN (1988) sprach in diesen Fällen beim Schwein von einem Heterosiseffekt.

Die verbesserten Resultate bezüglich des Prozentsatzes tauglicher Embryonen nach der Doppelbesamung mit zwei verschiedenen Bullen in der vorliegenden Arbeit sollten Anlaß zu weiteren Untersuchungen geben, scheint doch insgesamt eine leichte Überlegenheit der Doppelbesamung mit zwei verschiedenen Bullen zu bestehen.

In der vorliegenden Arbeit wurde außerdem die Besamungshäufigkeit hinsichtlich einer potentiellen Einflußnahme auf die Ergebnisse der Embryonengewinnung untersucht.

Nach NEWCOMB (1980) ist für möglichst hohe Befruchtungsraten mindestens eine zweimalige Besamung vorzunehmen. MONCADA (1979) begründete diese Notwendigkeit damit, daß nach induzierter Superovulation die Ovulationen u.U. über einen Zeitraum von bis zu 24 Stunden erfolgen können und eine zweimalige Besamung die Chance des optimalen Besamungszeitpunktes erhöht. Dieses kann anhand der eigenen Daten, die keine signifikante Verbesserung nach zweimaliger Besamung aufwiesen, nur bedingt bestätigt werden. Allerdings wurde in der Station Georgsheil der Ovulationszeitraum durch die Applikation von hCG mit der ersten Besamung eingeengt.

FREISCHMANN (1990) konnte in seiner statistischen Auswertung von Erstbesamungserfolgen in einer groß angelegten Feldstudie (196.741 einmalige Besamungen, 16.477 Doppelbesamungen) keine signifikanten Verbesserungen der NRR nach Doppelbesamungen feststellen (eine Besamung: 69,4%, Doppelbesamung: 67,8%). Der Autor empfielt deshalb eine zweite Besamung nur in den Fällen, in denen 24 h nach der ersten Besamung noch Brunstsymptome vorhanden sind. HUITRON CALDERON (1991) beobachtete in seiner Untersuchung an 1500 Milchkühen ebenfalls keine Beeinflussung der Konzeptionsrate durch verschiedene Besamungshäufigkeiten innerhalb einer Brunst.

Eine signifikante Verbesserung der Embryonenqualität bei Kühen nach multipler Besamung konnte KNICKEL (1991) nachweisen. Die Anzahl trans-fertauglicher Embryonen nach 3-4 maliger Besamung lag mit 67,4%

signifikant über der nach 1-2 maliger Besamung (42%). Die Embryonen-gewinnungsrate wurde nicht beeinflusst.

Die Ergebnisse der eigenen Arbeit lassen einen Trend zu verbesserten Ergebnissen nach mehrfacher Besamung und vor allem nach Doppelbesamung mit zwei verschiedenen Bullen erkennen. Sie sind statistisch nicht abgesichert, sollten jedoch Anlaß zu weiteren Unter-suchungen der Mischspermabesamung, vor allem auch der HI im engeren Sinne geben. Dabei wäre es aber sinnvoll, geeignete Bullenkombinationen vorab zu testen, da es durch die Mischspermaportion nicht immer zu Verbesserungen der Befruchtungsrate kommt und man davon ausgehen muß, daß nicht jede Kombination der Ejakulate männlicher Tiere geeignet ist (BORTOLOZZO 1992). Die Eignung der Bullen für den ET sollte ebenfalls geprüft werden, da wie in dieser Arbeit erwiesen, hohe NRR nicht immer eine Eignung der Bullen für den Einsatz im ET garantieren.

Auch die Bedeutung von heterologem Seminalplasma für den Besamungserfolg sollte in diesem Zusammenhang untersucht werden, konnten doch HENAULT und KILLIAN (1995) im In-vitro-Versuch durch die Zugabe von Seminalplasma hochfertiler Bullen zu Spermien subfertiler Bullen die Befruchtungsrate steigern.

Vor allem beim Schwein sind in den letzten Jahren zahlreiche Untersuchungen zur Bedeutung des Seminalplasmas für die Befruchtungsrate veöffentlicht worden:

So konnten NEHRING et al. (1994) durch heterologes Seminalplasma gegenüber homologem Seminalplasma die Motilität der Spermien und den Prozentsatz motiler Spermien positiv beeinflussen. Diese Verbesserung gelang jedoch nur, wenn das zugegebene Seminalplasma aus einem originären Ejakulat mit hohen Spermienmotilitätswerten stammte. Die Berichte im Schrifttum über verbesserte Befruchtungsraten nach Seminalplasmapplikation sind jedoch kontrovers. Während RATH et al.

(1989) nach einer Seminalplasmainfusion keine höheren Befruchtungsraten nachweisen konnten, erzielten WABERSKI et al. (1994) bei mit Seminalplasma vorbehandelten Sauen signifikant höhere Befruchtungsraten.

Seminalplasma wird beim Schwein außerdem eine ovulationsinduzierende Wirkung zugeschrieben ( WABERSKI et al. 1997) Über derartige Versuche beim Rind ist nichts bekannt.

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