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2.1 M ISCHSPERMABESAMUNG

2.1.2 Doppelpaarung mit zwei Bullen oder Doppelbesamung mit zwei Bullen

BULLEN

Berichte über Doppelbesamungen mit zwei verschiedenen Bullen sind im Schrifttum sehr selten, so daß die folgende Übersicht zu diesem Thema im vor allem andere Tierarten berücksichtigen muß.

Erste Berichte über Doppelpaarungsversuche finden sich in der Literatur um 1914 (COLE und DAVIS 1914 zit. nach DZIUK 1996), es handelte sich dabei um Versuche mit Ratten. Eingesetzt wurden Albinos und normal gefärbte Vatertiere, die nach Doppelpaarung weiblicher Tiere Nachkommen im Verhältnis 24:190 zeugten. In den Ergebnissen wurden diese Dominanzphänome eines Vatertieres erwähnt, Gründe hierfür aber nicht genannt.

In den dreißiger Jahren wurden Besamungen mit zwei Vatertieren bei Kanin-chen (HAMMOND 1934) und Schweinen (ROBERTS und CARROLL 1939) durchgeführt, die Autoren beobachteten ebenfalls Fertilitätsunterschiede zwischen den eingesetzten Tieren. Erste Vermutungen waren, daß in diesem Besamungssystem die Zeit eine wichtige Rolle spielen könnte, da ein günstigerer Besamungszeitpunkt für eines der beiden Vatertiere evtl.

vorliegende, leichte Fertilitätsmängel ausgleichen könnte.

Zu diesen Ergebnissen kamen auch weitere Autoren bei anderen Tierarten, so zum Beispiel bei Kaninchen (DZIUK 1965), Schweinen (SUMPTION 1961, DZIUK 1970) und Schafen (SLEE 1964, DZIUK 1970).

DZIUK (1970) kam nach Versuchen mit Schweinen zu der Erkenntnis, daß der günstigste Zeitpunkt für die Besamung ca.12 Stunden vor der Ovulation und nicht zur Zeit der Ovulation liegt und somit der Eber, der zu diesem Zeitpunkt im Zuge eines Doppelbesamungsversuches eingesetzt wurde, eine

größere Anzahl von Nachkommen zeugte, auch wenn er im direkten Frucht-barkeitsvergleich nicht überlegen war.

Diese Studien sind zwar auf Grund der oftmals nicht standardisierten Be-dingungen vorsichtig zu bewerten, zeigen aber alle deutliche Unterschiede in der relativen Fruchtbarkeit in Abhängigkeit zum Zeitpunkt der Besamung (DZIUK 1996).

Einen anderen Aspekt der Doppelpaarung mit verschiedenen Vatertieren untersuchte MUSIALEK (1969).

Er bewies im Mäuseversuch, daß soziale Dominanz und eine starke Libido nicht zwangsläufig positiv mit einer hohen Fertilität korreliert sind, diese Tatsache aber in einem natürlichen Mäuseverband dadurch maskiert sein kann, daß sich das ranghöchste Tier am häufigsten paart.

Die Bedeutung des Besamungszeitpunktes in Bezug zur Ovulation ist für die Durchsetzung der Spermien eines Partners im Doppelbesamungsversuch von großer Bedeutung und war Gegenstand weiterer Untersuchungen an Ratten (SHARMA et al. 1975), Hühnern (MARTIN et al.1974, MARTIN und DZIUK 1977), Schweinen (MARTIN und DZIUK 1977) und Hamstern (HUCK 1989).

Es wurde darauf geachtet, daß sich die Ejakulate der beteiligten Tiere makroskopisch und mikroskopisch nicht wesentlich unterschieden (MARTIN und DZIUK 1977). In diesen Versuchen stellte sich heraus, daß der Zeitpunkt der Besamung in Bezug zur Ovulation für das Nachkommensverhältnis im Doppelpaarungsversuch entscheidend ist (HUCK 1989, DZIUK 1996).

Wichtig ist auch das Verhältnis der Spermienanzahl der konkurrierenden männlichen Tiere. Unter den Versuchsbedingungen im Doppelpaarungsversuch bei Hühnern erwiesen sich dabei das Alter der männlichen Tiere, die Jahreszeit, die Rasse des weiblichen Tieres und die absolute Spermienzahl als vernachlässigbar (MARTIN et al. 1974).

Die in den Doppelbesamungsversuchen aufgestellte Fruchtbarkeitshierarchie unter den beteiligten männlichen Tieren stimmte mit der Hierarchie nach homospermer Insemination überein. Diese Versuchsform war somit ein einfacher Test, um die relative Fertilität innerhalb einer Gruppe männlicher Tiere zu ermitteln (MARTIN und DZIUK 1977). Ohne standardisierte Bedin-gungen ist diese These jedoch nicht haltbar.

In einer Studie mit 12 Bullen der Rasse Aberdeen Angus untersuchten LUNSTRA und LASTER (1982) sowie LUNSTRA (1985) die Trächtigkeitsraten (60 Tage) nach drei verschiedenen Anpaarungsschemata.

Die erste Gruppe der eingesetzten Färsen wurde einmal mit einem Bullen, die zweite Gruppe dreimal mit dem selben Bullen und die dritte Gruppe mit drei verschiedenen Bullen angepaart. Dabei stellten sich bezüglich der Trächtigkeitsrate zwischen einer Einzelpaarung bzw. einer Dreifachpaarung mit dem selben Bullen keine signifikanten Unterschiede heraus. Die

Trächtigkeitsrate nach dem Einsatz von drei verschiedenen Bullen erwies sich jedoch mit 74,0 % der Rate nach dem Einsatz eines einzigen Bullen in Gruppe 2 (62,9 %) als statistisch signifikant überlegen (P< 0,05.). Die Autoren sahen eine mögliche Ursache fürt dieses Ergebnis darin, daß durch den Einsatz von mehreren Bullen Fruchtbarkeitsmängel subfertiler Bullen durch andere Bullen kompensiert werden können.

DETTERER et al. (1997) führten eine Studie an Tieren der Rasse Holstein-Friesian durch. Es handelte sich dabei um Doppelbesamungsversuche im Rahmen eines kommerziellen Embryotransferprogrammes. Superovulierte Spendertiere unterschiedlichen Alters wurden zweimal im Abstand von 12 Stunden mit dem Sperma des selben Bullens oder mit zwei verschiedenen Bullen besamt. Die Embryonengewinnung erfolgte sieben Tage post inseminatonem. Die Autoren beobachteten nach der Besamung mit zwei Bullen leicht verbesserte Ergebnisse der Gesamtzahl gewonnener Embryonen und der Embryonenqualität .

In einem Versuch mit Hamstern (HUCK 1985) wurden Doppelbesamungen in wechselnden Zeitabständen zur Ovulation durchgeführt, und im Extremfall zeugte ein fertiler Hamster keine Nachkommen. Der Autor postulierte daraufhin, daß die Zeit in diesen Versuchen einen vorhandenen Fertilitätsvorteil zum Teil oder sogar ganz maskieren kann. Unter diesen Umständen wäre eine aufgestellte Hierarchie nicht gültig.

Bei Nutztieren existiert ein optimaler Besamungszeitpunkt, der ungefähr 12 Stunden vor der Ovulation liegt. Um diesen Zeitpunkt herum liegt eine Zeit-spanne von wahrscheinlich weniger als acht Stunden, die dem Optimum nahekommt. In dieser Zeitspanne können leichte Fruchtbarkeitsmängel ganz oder teilweise abgeschwächt werden. Die zwischen Spermienfraktionen unterschiedlicher Probanden variierende benötigte Zeit für Kapazitation und Penetration der Ooyzyte muß zum Besamungszeitpunkt in Relation gesetzt werden (DZIUK 1996).

Die praktische Bedeutung der Doppelbesamung mit verschiedenen Vatertieren soll in der größeren Chance liegen, ein Vatertier von hoher Fertilität unter den Probanden zu haben und so die tatsächliche Befruchtungsrate insgesamt zu steigern (MARTIN und DZIUK 1977).

Die Erkenntnisse aus diesen Versuchen zeigen aber auch, daß bei allen Auswertungen von Versuchen mit heterospermer Insemination der Einfluß des Zeitpunktes der Insemination in Bezug zur Ovulation nicht außer acht gelassen werden darf, da ansonsten in den Versuchen ermittelte Frucht-barkeitshierarchien unter Vatertieren einer genaueren Prüfung nicht standhalten.