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Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinaea nausithous) [1061]

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.8 Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinaea nausithous) [1061]

Erfassungsmethodik

Es erfolgte eine detaillierte Arterfassung, bei der alle potenziellen Habitate (Streuwiesen mit Vorkommen des Großen Wiesenknopfes) zweimal in 2012 zur Flugzeit der Art überprüft wurden.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 1 1 2

Fläche [ha] -- 3,27 ha ha 5,66 ha 8,93 ha

Anteil Bewertung von LS [%] -- 36,6 % 63,7 % 100 %

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%] -- 0,44 % 0,76 % 1,2 %

Bewertung auf Gebietsebene C

Beschreibung

In Europa bildet Mitteleuropa den Verbreitungsschwerpunkt der Art. Die Vorkommen in Deutschland sind v.a. auf die Südhälfte beschränkt mit Schwerpunkten in Bayern und Ba-den-Württemberg. In Baden-Württemberg besitzt M. nausithous im Oberrheingraben sein Hauptvorkommen. Im württembergischen Alpenvorland ist die Art etwas häufiger als M. te-leius.

Haupt-Lebensräume sind Pfeifengraswiesen, Feuchtwiesen, Glatthaferwiesen und feuchte Hochstaudenfluren. Im Vergleich zur Schwesterart M. teleius benötigt M. nausithous eher nährstoffreichere Standortbedingungen. Aufgrund der hohen Mobilität finden sich immer wie-der Falter außerhalb geeigneter Larvalhabitate.

Die Eiablage erfolgt ausschließlich in die Blütenköpfe des Großen Wiesenknopfs ( San-guisorba officinalis). Nach dem Schlupf bohrt sich die Raupe ein und befrisst die Blüte von innen. Im vierten Larvenstadium verlässt die Raupe die Pflanze und vollzieht ihre weitere Entwicklung in Nestern bestimmter Ameisenarten. Als Hauptwirt fungiert die Rote Kno-tenameise (Myrmica rubra). Die Vorkommensdichte der Wirtsameisen stellt i.d.R. den be-grenzenden Faktor für Vorkommen und Populationsgröße des Falters dar. Für die Ameisen wiederum sind Mikroklima und Vegetationsstruktur die entscheidenden Habitatparameter.

Myrmica rubra bevorzugt ein mäßig feuchtes bis feuchtes Standortmilieu und dichte, schat-tierende Vegetationsstrukturen.

Wichtige Gefährdungsfaktoren für die Art sind:

• Umbruch von Grünland, Intensivierung der Grünlandnutzung (bes. mit Erhöhung der Schnittfolge) und Verbrachung als Hauptgefährdungsursachen.

• Zu frühe Mahd; dadurch fehlen die Blüten des Wiesenknopfs zur Eiablage. Befinden sich die Raupen zur Mahd noch an der Pflanze, geht mit dem Abtransport des Mäh-gutes die Brut verloren. So können innerhalb kurzer Zeit ganze Populationen vernich-tet werden.

Beschreibung Erfassungseinheit TF 02 Malerwinkel

Im Feuchtgebietskomplex Malerwinkel besiedelt der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling Pfeifengrasstreuwiesen mit mäßig dichter Vegetationsstruktur. Der Standort ist grundwas-serbeeinflusst, tiefer gelegene Teilbereiche werden in Abhängigkeit vom Wasserstand des Bodensees zeitweilig überschwemmt. Aufgrund dieser Standortverhältnisse ist anzunehmen, dass die Wirtsameise Myrmica rubra nur in mäßiger Dichte bzw. nur punktuell verbreitet ist.

Das Wirtspflanzenangebot ist günstig, d.h. der Große Wiesenknopf ist verbreitet und tritt z.T.

auch in höheren Dichten auf.

Der Habitatverbund ist als gut zu beurteilen, in den ca. 6,5km entfernten bayerischen Streu-wiesengebieten NSG Mittelseemoos und NSG Unterreitnauer Moos sind aktuell größere Po-pulationen von M. nausithous vertreten.

Insgesamt ist die Habitatqualität im Bereich Malerwinkel gut – B – auch wenn die Über-schwemmungen im Frühjahr möglicherweise zu einer Einschränkung des Wirtsameisenvor-kommens führen.

In 2012 wurden lediglich gleichzeitig bis zu fünf Individuen von M. nausithous beobachtet.

Die Bestandsgröße ist demnach mittel (6-20 Ind.), der gesamte Streuwiesenbereich (ca. 2,8 ha) kommt als potenzielles Habitat in Frage. Insgesamt ist der Zustand der Population als durchschnittlich – B – einzustufen.

Die Streuwiesen-Habitate im Malerwinkel unterliegen mittleren Beeinträchtigungen - B - durch das Aufkommen von Weiden und anderen Weichhölzern vor allem in den Randberei-chen, die zu Verlusten von Habitatflächen führen.

Der Erhaltungszustand im Malerwinkel ist insgesamt mit „gut" – B – zu bewerten.

Beschreibung Erfassungseinheit TG 03 Berger Weiher

Den Lebensraum am Berger Weiher bilden überwiegend staudenreiche Pfeifengraswiesen mit vergleichsweise dichter und hochwüchsiger Vegetationsmatrix, die im Nordosten größere Wiesenknopf-Bestände aufweisen. Die kleinseggenreichen Streuwiesen an feuchteren Standorten weisen dagegen meist kein Vorkommen der Wirtspflanze Großer Wiesenknopf auf. Eine Ausnahme stellt ein kleinerer, niederwüchsiger Streuwiesenbereich (0,15ha) mit mittlerem Wiesenknopf-Bestand im Zentrum des Gebietes westlich des Zentralgrabens dar.

Aufgrund der überwiegend nur wechselfeuchten bis abtrocknenden Standortverhältnisse ist anzunehmen, dass die Wirtsameise Myrmica rubra nur in geringer Dichte bzw. nur punktuell verbreitet ist. Die Habitateignung ist daher nur mittel bis schlecht.

Der Habitatverbund ist als gut zu beurteilen, in den ca. 4,5km entfernten bayerischen Streu-wiesengebieten NSG Mittelseemoos und NSG Unterreitnauer Moos sind aktuell größere Po-pulationen von M. nausithous vertreten.

Die Habitatqualität im NSG Berger Weiher wird aufgrund der z.T. recht trockenen Standort-verhältnisse im Bereich der Wiesenknopf-Vorkommen als ungünstig – C – bewertet.

In 2012 wurden lediglich zwei Individuen von M. nausithous am Berger Weiher beobachtet.

Die Bestandsgröße ist demnach gering, die Kernhabitate beschränken sich wie bei M. teleius auf zwei kleinere Teilflächen (gesamt ca. 1ha) im Gebiet. Insgesamt ist der Zustand der Po-pulation als mittel bis schlecht – C – einzustufen.

Die Streuwiesen-Habitate im Berger Weiher unterliegen starken Beeinträchtigungen durch das massive und trotz initiierter Maßnahmen zunehmende Aufkommen verschiedener Neo-phyten v.a. im Randbereich und entlang von Gräben. Zudem zeigen die Niedermoorflächen eine hohe Produktivität, was auf Nährstoffeinträge aus der Umgebung sowie Nährstofffrei-setzung aus entwässerten Torfböden zurückzuführen ist. Zu bemängeln ist zudem das Feh-len einer Pufferzone der Niedermoorflächen gegenüber den randlichen, z.T. intensiv genutz-ten landwirtschaftlichen Nutzflächen (z.B. Hopfen-Anbau). Insgesamt sind die Beeinträchti-gungen als stark – C – zu bewerten.

Der Erhaltungszustand im NSG Berger Weiher ist insgesamt mit durchschnittlich bis be-schränkt – C – zu bewerten. Ausschlaggebend sind dabei die mittel bis schlechte Habitat-qualität, die geringe Populationsgröße und die starken Beeinträchtigungen.

Verbreitung im Gebiet

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling besitzt aktuell zwei Vorkommen im FFH-Gebiet:

Eine mittelgroße Population besiedelt die Streuwiesen der Erfassungseinheit Malerwinkel, ein individuenarmes Vorkommen findet sich in der Erfassungseinheit NSG Berger Weiher.

In weiteren potenziellen Habitaten wurde die Art nicht angetroffen, so z.B. in Streuwiesenres-ten mit Großem Wiesenknopf östlich Langenargen oder nordwestlich Gohren (vermutlich zu trockene Standorte über Kies).

Bewertung auf Gebietsebene

Für die Bewertung auf Gebietsebene ergibt sich unter Berücksichtigung der Flächenanteile der beiden Erfassungseinheiten ein durchschnittlicher bis beschränkter Erhaltungszustand – C. Ausschlaggebend hierfür ist, dass die mit C bewertete Erfassungseinheit NSG Berger Weiher zwei Drittel der aktuellen Habitatfläche im FFH-Gebiet einnimmt.