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Dieses Kapitel beschreibt ausschließlich Beeinträchtigungen, die das Natura 2000-Gebiet als Ganzes betreffen bzw. die mehr oder weniger alle Lebensräume und Lebensstätten prägen.

Lebensraum- und artspezifische Beeinträchtigungen sind in den Kapiteln 3.2 und 3.3 aufge-führt und werden hier nicht wiederholt.

Einzelne Beeinträchtigungen hängen ursächlich mit der Art der Nutzung der Flächen zu-sammen, hinter ihnen stehen also Zielkonflikte, auf die in Kap. 4 näher eingegangen wird.

Eutrophierung

Das Hauptproblem nahezu aller untersuchter Lebensräume und Lebensstätten ist eine star-ke Nährstoffbelastung der Flächen. Es lassen sich dabei verschiedene Quellen ausmachen:

Eine schleichende Eutrophierung aus der Luft (vor allem Stickstoff) betrifft alle Teilflächen des Gebietes gleichermaßen. Sie kann naturgemäß mit Mitteln dieses Planes nicht verringert werden.

Aufgrund der Muldenlage der meisten Teilgebiete (Moorsenken und Stillgewässer) beein-flusst zusätzlich der Eintrag von Nährstoffen durch Sickerwasser aus der Umgebung die Standorte. Dieser Faktor schwankt nach den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten. Besonders augenfällige Beispiele sind Moorflächen, die von intensivem Grünland umgeben sind und bei denen die Gülledüngung bis an die Flurstücksgrenzen der Schutzgutflächen heranreicht.

In einigen Teilgebieten werden die Moor-Lebensräume von einem nicht als Lebensraum er-fassten Gürtel von Schilfröhricht oder Großseggenried oder mit Neophyten angereicherten Hochstaudenfluren umgeben. Die innerhalb anschließenden Lebensräume werden vielfach jedoch ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Teilweise münden Drainagerohre oder Entwässerungsgräben direkt in die Moorgebiete.

Die starke Nährstofffracht bewirkt ein massives Wachstum v.a. von reaktionsstarken, sich über Ausläufer rasch ausbreitenden Grasartigen wie Schilf und Großseggen. Aus diesem Grund sind nahezu alle Ränder der Teilgebiete nicht mehr als Lebensräume oder Lebens-stätten erhalten, sondern durch Dominanzbestände der Gräserarten gekennzeichnet.

Teilweise können diese Streifen als Puffer wirksam werden, dies gelingt jedoch nur einiger-maßen im Falle einer konsequenten Mahd (damit Nährstoffabfuhr) der Randflächen.

Vom Flächenumfang ist daher ein hoher Schilf- bzw. Großseggenanteil der häufigste Grund einer Beeinträchtigung der Moor-Lebensräume. Unter den Großseggen sind an erster Stelle Carex gracilis und C. elata zu nennen, die mit ihrer großen ökologischen Amplitude und ihrer Eigenschaft, sich durch Ausläufer zu vermehren, vielfach hohe Deckungsgrade erreichen.

Durch ihre hohe Wuchsleistung werden niederwüchsige, aber für den Lebensraum wertge-bende Arten zurückgedrängt, auch die Artenzahl insgesamt geht zurück. Die für viele Arten wichtige lückige Vegetationsstruktur aller Moor-Lebensräume weicht einem geschlossenen, artenarmen Bestandsbild.

Um diese Prozesse eindämmen zu können, wird seit Jahren im Rahmen des Mähraupenpro-jektes des Regierungspräsidiums Tübingen eine Dauerbeobachtung ausgewählter Moorflä-chen durchgeführt, auf deren Ergebnissen ein fläMoorflä-chenindividuelles Mahd-Szenario ausgear-beitet wird, das bei Pflegearbeiten berücksichtigt wird (REINHARD, 2014). Empfehlungen die-ser detaillierten Flächenanalysen wurden, soweit möglich, in die Plankulisse übernommen.

Die eutrophen Stillgewässer verzeichnen seit vielen Jahren steigende Trophie-Werte, wie wasserchemische Untersuchungen fast aller Seen und Weiher im Gebiet belegen. Diese Untersuchungen werden durchgeführt und dokumentiert von der ProRegio Oberschwaben im

sog. „SOS“-Programm (Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Seen, PRO R E-GIO OBERSCHWABEN 2013).

Als Verursacherquellen sind hier Einleitungen aus häuslichen Abwässern und landwirtschaft-lichen Anlagen zu nennen, die durch Kanalisationsprojekte in den letzten Jahren jedoch ab-gestellt werden konnten.

Es verbleibt jedoch ein starker Eutrophierungsdruck durch direkt zufließende oder sickernde Gülle-haltige Wässer, der in mehreren Fällen (z. B. Wielandssee oder Muttelsee) bereits hydrochemische Werte bewirkt, die die Gewässer an die Schwelle zu polytrophen Gewäs-sern bringen.

Im Rahmen des SOS-Programms sind für die untersuchten Gebiete bereits detailliert Maß-nahmenempfehlungen formuliert und mit Landwirten Extensivierungsverhandlungen geführt worden, die jedoch im Zuge veränderter Nutzung des Grünlandes (starker Flächendruck durch Energie-Grünlandwirtschaft) nur teilweise realisiert werden. Die in der SOS-Planung vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation werden als Basis im Ma-nagementplan übernommen.

Zu einer effektiven Verbesserung der Situation der Nährstoffbedingungen in den Mooren und Gewässern können derzeit freiwillige Extensivierungen beitragen.

Der Flusslauf Argen stellt einen relativ großen Pufferkörper dar, ist aber auch, wie Algen-wachstum und Bodenverfestigung („Kolmatierung“) belegen, von Nährstoffanreicherung be-einflusst. Zusätzlich zu landwirtschaftlichen Sickerwässern oder Zuleitungen aus den weni-gen Bachläufen Bollenbach, Wielandsbach, Kreuzweiherbach kommen in der Arweni-gen Einträge aus der Kläranlage am Nordrand des FFH-Gebietes.

Moordrainage / Senkung des Grundwasserspiegels

Alle Moorgebiete sind durch flächenwirksame Absenkungen des Grundwasserspiegels ge-kennzeichnet, sei es durch gezielte Entwässerung der Flächen selbst oder durch großflächi-ge Absenkung des Grundwasserspiegroßflächi-gels, um umliegroßflächi-gendes Grünland intensiv zu bewirtschaf-ten.

Drainagegräben und grabenartig ausgebaute Bachläufe in den Moorkörpern sind oftmals bis 1,5m unter Flur eingetieft und trotzdem regelmäßig trockenfallend, beispielsweise im Lan-moosweiher (TG 12).

Die Folge ist eine Veränderung der Bodenchemie. Über Mineralisierungsprozesse werden Nährstoffe freigesetzt und pflanzenverfügbar gemacht, gleichzeitig siedeln sich im sauer-stoffhaltigen - da nicht dauernassen – Boden bodenchemisch anspruchsvollere Pflanzen an.

Die Moorvegetation nahezu aller Flächen ist zumindest in den äußeren Zonen stark von die-sen Prozesdie-sen geprägt.

Im Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt besteht naturschutzintern Abstimmungsbedarf:

Sehr nasse Bereiche sind nicht immer mit großen Maschinen mähbar und auch für die Mähraupe teils nicht zugänglich (siehe dazu Kap. 0).

Pflegeregime

Den veränderten (Nährstoff-)Gegebenheiten kann und muss mit einem angepassten Pflege-konzept Rechnung getragen werden. Maßnahmen hierzu werden teilweise ergriffen oder vorgeschlagen wie im Mähraupenkonzept des RP Tübingen (REINHARD, 2014), z. B. die Frühmahd v. a. von Großseggen- oder Schilfflächen. Verbesserungen der Situation können über eine konsequente und im richtigen Zeitfenster erfolgte Durchführung der vorgeschlage-nen Maßnahmen erreicht werden.

Weitere situations-, flächenbezogene und witterungs- wie aufwuchsbedingte Anpassungen der Pflegemaßnahmen sollten im Pflegeregime bedacht und flexibel gehandhabt werden.

Eine Kontrolle der Pflegemaßnahmen erscheint notwendig.

Nutzungsaufgabe

Dieses Problem betrifft fast alle Teilgebiete zumindest randlich.

Oftmals sind Flächen entlang der Ränder der Moorgebiete gänzlich aus der Nutzung ge-nommen und dann meist inzwischen kein Lebensraum mehr. Sie beeinflussen die Artenzu-sammensetzung der benachbarten Schutzgut-Flächen zum einen über Ausbreitung von aus-läuferbildenden Pflanzen wie Schilf und Großseggen, zum anderen über die Ansiedlung von Neophyten sowie insgesamt durch eine Nährstoffanreicherung durch ausbleibende Biomas-se-Abfuhr.

In Einzelfällen liegen auch Teilbereiche, die noch als LRT angesprochen werden können oder noch aufgrund ihrer Arten als Lebensstätten fungieren, größerflächig brach.

Teilweise wird eine schleichende Nutzungsaufgabe beobachtet durch sukzessives Abrücken der Mahd vom Kronenschirm des Altholzes bzw. des Gehölzmantels, sodass über Brom- und Kratzbeere, Astmaterial, Schilfaufkommen etc. sich allmählich schleichend die Lebensraum-Flächen verkleinern.

Bewirtschaftung der Gewässer

Alle Stillgewässer im Untersuchungsgebiet sowie die Argen und der Bollenbach werden fi-schereilich im Freizeitbetrieb genutzt. Es können Zielkonflikte der Freizeitnutzung mit Amphi-bien-Lebensräumen und Vorkommen der Bachmuschel entstehen.

Der Fischbesatz eines Gewässers kann Auswirkungen auf die Vegetationszusammenset-zung eines Gewässers sowie auf die Entwicklung und das Vorkomen von typischen stillge-wässer besiedelnden Fischarten, Insekten, Amphibien und Weichtieren haben.

Die fischereiliche Nutzung ist deshalb im Dialog zwischen Naturschutzverwaltung und Fi-schereiverbänden hinsichtlich der Relevanz bedrohter Arten abzustimmen.

Die Einbringung von fremdländischen Krebsen in Stillgewässer oder Bachläufe kann über die Verbreitung der Krebspest die heimischen Stein- und Edelkrebsvorkommen auslöschen. In-vasive gebietsfremde Arten dürfen daher nach Art. 7 der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 nicht in die Umwelt freigesetzt werden.

Über Sömmerung oder Winterung wird ebenfalls auf die Gewässerökologie und Lebens-raumqualität eingewirkt.