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3.2 Validierung der mathematischen Modellierung

3.2.3 Diskussion zur Modellvalidierung

Dass es im betrachteten Versuch zu Wechselwirkungen der CKW mit den Mineraloberfl¨achen kommt, steht außer Frage. Schwer zu beurteilen ist jedoch, ob die Gr¨oße der sorbierten Masse vernachl¨assigbar ist und in welchem thermodynamischen Zustand sich der Massen¨ubergang zwischen der festen und w¨assrigen Phase abspielt.

F¨ur ein Gas-Wasser-System also eine Vernachl¨assigung von Sorptionsprozessen spricht, dass im betrachteten Versuch nicht von einem r¨aumlich konstanten Korndurchmesser ausge-gangen werden kann. Vielmehr ist auf der Kontrollvolumenskale – diese liegt bei den Rech-nungen im Millimeter bis Zentimeterbereich – von einer ¨Uberlagerung von Korndurchmessern, Diffusionsstrecken und volumenspezifischen Grenzfl¨achen verschiedener Gr¨oßenskalen auszu-gehen. D.h. schon auf der Kontrollvolumenskale w¨are eine r¨aumlich variable Verteilung von Zust¨anden des thermodynamischen Gleichgewichts und Ungleichgewichts zu ber¨ucksichtigen.

10−1 100 101

Abbildung 3.16: Vergleich zwischen Simulation und Experiment f¨ur das Gas-Wasser-Sand-System bei einem effektiven Korndurchmesser von

ƒ

k å 5,0ç10Ü 4m unter Anwendung derÓ dð -Werte in Tabelle 3.4:

a) PE 13, b) PE 23, c) PE 33, d) PE 43.

101 102 103 104

25000 3000 3500 4000

0.1

Abbildung 3.17: Darstellung verschiedener Modellparameter gegen die H ¨ohe 5ˆ‡m‰ im Versuchs-beh¨alter (Abbildung 3.9) f¨ur das Gas-Wasser-Sand-System bei einem effektiven Korndurchmesser von

ƒ

k å 5,0ç10Ü 4m unter Anwendung eines einheitlichen Ó dð -Wertes von 3,0ç10Ü 5 m3Ð kg f¨ur alle CKW: a) Gas-Wasser-Gleichgewichtsindikator Ë gwð ̄

ðgw‡PŠ‹‰, b) Wasser-Sand-Gleichgewichtsindikator

̄

ðwsÐBÑ‚Ò sÓ ðdÔ ‡PŠ‹‰, c) Gas-Wasser-Massen¨ubergangsgeschwindigkeitskoeffizient … ðgw‡1Ð s‰, d)

Wasser-Sand-Massen¨ubergangsgeschwindigkeitskoeffizient … wsð ‡1Ð s‰, e) volumenspezifische Phasengrenzfl¨ache Gas-Wasser† gw‡1Ð m‰, f) volumenspezifische Phasengrenzfl¨ache Wasser-Sand† ws‡1Ð m‰.

10−1 100 101 10−2

10−1 100

a)

t [h]

C g

* [−] TCE: Sim.

TCE: Exp.

1,1,1−TCA: Sim.

1,1,1−TCA: Exp.

1,1,2−TCA: Sim.

1,1,2−TCA: Exp.

PCE: Sim.

PCE: Exp.

10−1 100 101

10−2 10−1 100

b)

t [h]

C g

* [−]

10−1 100 101

10−2 10−1 100

c)

t [h]

C g

* [−]

10−1 100 101

10−2 10−1 100

d)

t [h]

C g

* [−]

Abbildung 3.18: Vergleich zwischen Simulation und Experiment f¨ur das Gas-Wasser-Sand-System bei einem effektiven Korndurchmesser von ƒ k å 5,0ç10Ü 4m unter Anwendung eines einheitlichen Ó dð -Wertes von 3,0ç10Ü 5m3Ð kg f¨ur alle CKW: a) PE 13, b) PE 23, c) PE 33, d) PE 43.

10−1 100 101

Abbildung 3.19: Vergleich zwischen Simulation und Experiment f¨ur das Gas-Wasser-Sand-System bei einem effektiven Korndurchmesser von ƒ k å 5,0ç10Ü 4m unter Anwendung der Ó ð

d-Werte in Tabelle 3.4 sowie unter Ber¨ucksichtigung der mechanischen Dispersion mit longitudinalen und transversalen Dispersionsl¨angen von• L å 0,72 m und• T å 0,072 m: a) PE 13, b) PE 23, c) PE 33, d) PE 43.

(a)–|— 7 Min˜.™›š w1œ1œ2 TCA (b)–|— 7 Min˜ž™Ÿš wPCE

(c)–‘— 63 Min˜.™ š w1œ1œ2 TCA (d)–¡— 63 Min˜.™›š wPCE

(e)–¡— 143 Min˜.™›š w1œ1œ2 TCA (f)–‘— 143 Min˜3™›š wPCE

Abbildung 3.20: Massenbr¨uche in der w¨assrigen Phase¢ wð ‡PŠ‹‰ von 1,1,2-TCA und PCE auf adaptivem Gitter bei Zeitschritt Nr. 3 (a) und b)), Nr. 10 (c) und d)) und Nr. 20 (e) und f)). Simulation f¨ur das Gas-Wasser-Sand-System bei einem effektiven Korndurchmesser von

ƒ

k å 5,0ç10Ü 4m unter Anwendung der

Ó ð

d-Werte in Tabelle 3.4. Siehe auch Abbildungen 3.15 und 3.16.

Dies k¨onnte im Gas-Wasser-System bei einer ausgepr¨agten r¨aumlichen Variabilit¨at der thermo-dynamischen Zust¨ande zu den Dampfdruckeffekten in der Anfangsphase des Versuchs und zu den”Tailing“-Effekten in der Endphase des Versuchs f¨uhren. Zur ¨Uberpr¨ufung dieser Hypothe-se m¨ußte ein modifizierter Modellansatz gew¨ahlt werden.

F¨ur ein Gas-Wasser-System spricht außerdem, dass bei der Berechnung der Massen¨uber-gangsgeschwindigkeiten mit dem Zwei-Film-Modell grunds¨atzlich zeitlich konstante Diffusi-onsstrecken (das sind die M¨achtigkeiten der viskosen Grenzschichtens¤£ ) angenommen werden.

Diese Annahme ist physikalisch nicht korrekt, da es im betrachteten Versuch aufgrund der fort-dauernden Entnahme von Schadstoffmasse aus dem Versuchsbeh¨alter zeitlich zu einer Zunahme der Diffusionsstrecken im grenzfl¨achennahen Bereich kommen muss. Diese zeitliche Zunahme der Diffusionstrecken k¨onnte gleichermaßen zu den Dampfdruckeffekten in der Anfangsphase des Versuchs und zu den

”Tailing“-Effekten in der Endphase des Versuchs f¨uhren. Zur ¨ Uber-pr¨ufung dieser Hypothese m¨ußte bei der Modellierung bereits auf der Grenzfl¨achenskale das 2.

Ficksche Gesetz angewendet werden.

Gegen ein einfaches Gas-Wasser-System – also f¨ur eine Ber¨ucksichtigung der Sorption auf den Mineraloberfl¨achen – dr¨angt jedoch insbesondere das experimentelle Verhalten von PCE: Wie sind diese hohen PCE-Konzentrationen in der Gasphase (relativ zu den Konzen-trationen von 1,1,1-TCA und TCE) in der Endphase des Versuchs m¨oglich? Das w¨are in ei-nem Gas-Wasser-System bei den gegebenen Fl¨uchtigkeiten nur durch ein bedeutend h¨oheres Diffusionsverm¨ogen von PCE im Vergleich zu den Schadstoffen 1,1,1-TCA und TCE zu er-kl¨aren. Dies w¨urde aber aufgrund der einzuhaltenden Reihenfolge y PCE6

£Y\’y 16161

Ü

TCA6£o¥

y 16162

Ü

TCA6£p\¦y TCE6£ (siehe Anhang C) zu einem Widerspruch hinsichtlich der

physikalisch-chemischen Zw¨ange f¨uhren. Erst eine Einbeziehung von Sorptionsprozessen – in diesem Fall die Neigung der Schadstoffe, von der ungeordneten w¨assrigen Phase in die geordneten Wasser-schichten nahe der polaren Mineraloberfl¨ache zu gelangen – erm¨oglicht in den Simulationen eine korrekte Wiedergabe der Gr¨oßenverh¨altnisse der Schadstoffkonzentrationen in der End-phase des Versuchs (Abbildungen 3.15 und 3.16).

Es bleiben offene Fragen hinsichtlich des thermodynamischen Zustands der Massen¨uberg¨an-ge zwischen der festen und w¨assriMassen¨uberg¨an-gen Phase: In der Rechnung f¨ur das Gas-Wasser-Sand-System (Abbildung 3.16) wird f¨ur die feste Phase auf der Grundlage der Massen¨ubergangskorrelation von Bowman et al. (1961), Gleichung (2.43), eine r¨aumliche konstante Diffusionstreckessvon 2,5Û10Ü 4 m angenommen. Das f¨uhrt im Versuchsbeh¨alter zu einem schwachen thermodynami-schen Ungleichgewicht zwithermodynami-schen der festen und w¨assrigen Phase (Abbildung 3.15 b)). Abgese-hen von der bereits erl¨auterten Problematik der r¨aumlicAbgese-hen Variabilit¨at der Diffusionsstrecken auf der Kontrollvolumenskale ist diese Diffusionsstrecke f¨ur die feste Phase, da die M¨achtig-keiten Haftwasserschichten im Nanometer- bis Mikrometerbereich liegen, sicherlich zu groß

gew¨ahlt. Es ist also im betrachteten Versuch eher von einem thermodynamischen Gleichgewicht zwischen der w¨assrigen und festen Phase auszugehen. Das bedeutet, dass der Anpassungpara-meterk und die hieraus folgenden Verteilungskoeffizientenò‘ðd eher zu hoch angesetzt wurden.