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Haptoglobin im Fleischsaft

Da Haptoglobin nicht nur im Blut sondern auch in den meisten Körperflüssigkeiten von Säugetieren vorhanden ist (DOBRYSZYCKA 1997), bieten sich auch z. B. Milch (ECKERSALL 2001; HISS et al. 2004; NIELSEN et al. 2004), Speichel und Fleischsaft (HISS 2001) zur Untersuchung an.

Grundlage für eine Nutzung dieser Medien sind zunächst spezifische, validierte Nachweisverfahren. Ein solches wurde für den Fleischsaft (HISS 2001; HISS et al.

2002, 2003) entwickelt und bei den eigenen Untersuchungen erfolgreich eingesetzt.

Wichtig ist weiterhin, ob die im Blutserum ermittelten Haptoglobinkonzentrationen und deren Einflussgrößen auf den Fleischsaft anwendbar bzw. übertragbar sind.

Grundvoraussetzung für eine diesbezügliche Überprüfung ist eine Korrelation der Werte aus Blut und Fleischsaft.

In der Literatur sind positive Korrelationen von r = 0,8 (p < 0,001) in der Halsmuskulatur (M. brachiocephalicus) (VAN DEN BERG 2005) und r = 0,750 (p < 0,001) in der Zwerchfellmuskulatur (Pars costalis diaphragmatis) beschrieben (HISS et al. 2002, 2003). Für die Halsmuskulatur (r = 0,747) und die Zwerchfellmuskulatur (r = 0,698) liegen in der eigenen Untersuchung ebenfalls deutliche positive Korrelationen der Haptoglobinkonzentrationen von Fleischsaft und Blut vor. Die geringgradige Abweichung des Korrelationskoeffizienten gegenüber dem in der Literatur angegebenen lässt sich durch die unterschiedliche Stichprobengröße in den Studien erklären.

Auffällig ist auch, dass der Korrelationskoeffizient für die Hp-Konzentrationen im Fleischsaft von Halsmuskulatur und Zwerchfell nicht wie vielleicht zu erwarten wäre bei r = +1 sondern bei r = 0,636 (p < 0,01) liegt. Einen Erklärungsansatz hierfür kann z. B. die unterschiedlich starke Durchblutung oder ein unterschiedlicher Ausblutungsgrad der beiden Muskeln liefern. Um derartige Effekte abzuklären, sollten weitere, vergleichende Untersuchungen im Hinblick auf „dauerbelastete“

Muskelgruppen (z. B. Zwerchfell und Herz) und die Muskulatur des Bewegungsapparates (z. B. Halsmuskulatur und lange Sitzbeinmuskulatur) erfolgen.

Haptoglobin-Normbereich

In der vorliegenden Arbeit wurde bei 311 klinisch gesunden Schlachtschweinen im Blutplasma Haptoglobinkonzentrationen von 0,01 bis 5,37 mg/ml mit einem Mittelwert von 1,08 mg/ml und einer Standardabweichung von 0,97 mg/ml festgestellt.

Die Haptoglobinkonzentrationen der 311 Schweine ohne Anzeichen einer klinischen Erkrankung (von einzelnen Hautveränderungen abgesehen), die in der eigenen Studie regulär zur Schlachtung gekommen sind, wurden im Fleischsaft mit Werten von 0,001 bis 1,07 mg/ml (Halsmuskulatur) bzw. 0,002 bis 0,63 mg/ml (Zwerchfell) bei einem Mittelwert von 0,14 mg/ml bzw. 0,12 mg/ml und einer Standardabweichung von 0,15 mg/ml bzw. 0,11 mg/ml gemessen.

In einer Studie von VAN DEN BERG et. al. (2005) wurden ebenfalls die Hp-Konzentrationen in der Halsmuskulatur bestimmt, wobei der dort ermittelte Mittelwert bei 0,15 mg/ml lag.

Es erscheint aufgrund des beschriebenen deutlichen Schwankungsbereiches des Parameters Haptoglobin sinnvoll, anstelle eines festen Grenzwertes einen Referenzbereich zur Beurteilung des Haptoglobinstatus heranzuziehen. Ein physiologischer Grenzwert gibt den maximalen physiologischen Wert an. Alle Werte die diesen überschreiten, können somit nicht mehr physiologisch, d. h. müssen pathologisch, sein. Eine solch klare Trennung zwischen „gesund“ und „krank“ kann es im Prinzip aber nicht geben. Ein Referenzbereich allerdings legt definitionsgemäß den Bereich fest, innerhalb dessen die Ausprägung eines Wertes als „unauffällig“

definiert wird.

Obwohl alle Schweine der eigenen Untersuchung als „gesund“ regulär zur Schlachtung kamen, wurden zur Ermittlung eines physiologischen Referenzwertes nur jene Tiere betrachtet, die nach eigenen intensiven Untersuchungen keinerlei pathologisch-anatomischen Veränderungen aufwiesen. Dies ist ein Weg, um sich der physiologisch geringsten Streuung des Parameters Haptoglobin bei Schlachttieren zu nähern.

Betrachtet man bei der vorliegenden Arbeit die verbliebenen 49 Schweine ohne erkennbare pathologisch-anatomische Veränderungen, so wurden im Blut dennoch

Haptoglobinkonzentrationen zwischen 0,009 und 4,02 mg/ml festgestellt. Der Mittelwert lag bei 0,96 mg/ml, die Standardabweichung bei 0,84 mg/ml.

Die von KNURA-DESZCZKA (2000), HISS (2001), GYMNICH (2001) und DICKHÖFER (2002) postulierte Notwendigkeit zur Anpassung der bisher in der Literatur beschriebenen (LIPPERHEIDE et al. 2000) und als Grenzwert genutzten, angenommenen physiologischen Grenze von 0,5 mg/ml im Blut von Mastschweinen, kann die vorliegende Arbeit daher bestätigen.

Der Referenzbereich für die Hp-Werte im Blut gesunder Schlachtschweine ist unter Berücksichtigung der statistischen Kenngrößen Median und Streuung in den Grenzen zwischen 0,079 und 2,0 mg/ml festgelegt worden. Für den Fleischsaft liegt der Hp-Referenzbereich bei 0,01 - 0,33 mg/ml.

Haptoglobin und pathologisch-anatomische Veränderungen

Da Haptoglobin im Organismus nachgewiesenermaßen als Entzündungsprotein fungiert, lag die Vermutung nahe, dass ein Rückschluss von dem Serumhaptoglobingehalt eines Tieres auf dessen allgemeinen Gesundheitszustand oder sogar auf einzelne entzündliche Veränderungen gezogen werden kann. Diese These wurde von einigen Autoren anhand der häufigsten klinischen und pathologisch-anatomischen Veränderungen untersucht.

DIEPERS (1998) konnte in seiner Arbeit jedoch keinen signifikanten Unterschied der durchschnittlichen Hp-Konzentration von Tieren ohne Schlachtbefund zu denen mit Lungen- oder Leberbefunden, sonstigen oder auch kombinierten Organbefunden feststellen. Die Untersuchungen von KNURA-DESZCZKA (2000) bestätigten dieses Ergebnis, allerdings fand sie bei Tieren mit Lungenbefunden gegenüber Tieren ohne Organbefunden deutlich erhöhte Haptoglobinwerte. Statistisch ließen sich die Unterschiede in den Mittelwerten auf Grund der geringen Tierzahlen aber nicht absichern. Ähnlich erging es DICKHÖFER (2002). Anhand von Schlachtergebnisse wies sie nach, dass Tiere mit einem auffälligen Lungenbefund durchschnittlich doppelt so hohe Haptoglobinwerte aufwiesen wie Tiere ohne Befund. Auch hier ließ

sich dies aber wegen zu geringer Tierzahlen nicht statistisch absichern. CHEN et al.

(2003) haben in ihrer Arbeit post mortem gesunde Tiere mit Tieren, die verschiedene Lungenveränderungen, Pericarditis, Milkspots oder Serositis aufwiesen, verglichen.

Entgegen ihren Erwartungen konnten auch sie keine signifikant unterschiedlichen Haptoglobinkonzentrationen zwischen den einzelnen Tiergruppen feststellen.

Betrachtet man die Ergebnisse der eigenen Untersuchung, so bestätigen sie diese Feststellungen. Eine Vergleich aller Tiere mit und ohne pathologisch-anatomischen Befund ergab bzgl. der Haptoglobinkonzentrationen keinerlei signifikanten Unterschied. Auch in Bezug auf die Lokalisation der Veränderungen (Brusthöhle, Bauchhöhle, Körperoberfläche) ist bei den Haptoglobinwerten im Blut ein signifikanter Unterschied zwischen den Tieren mit und ohne solche Organveränderungen nicht zu erkennen.

Im Blut von Sektionstieren mit pathomorphologischen Veränderungen im Respirationstrakt ermittelte DICKHÖFER (2002) Haptoglobinkonzentrationen über den meisten in der Literatur bekannten Werten.

Bei den untersuchten Sektionstieren handelte es sich um Tiere, die entweder selbst deutlich klinisch erkrankt waren oder stellvertretend für eine Gruppe krankheitsverdächtiger Schweine aus Problembeständen seziert wurden.

In der eigenen Studie wurden jedoch ausschließlich klinisch gesunde Tiere untersucht, die regulär zur Schlachtung gekommen sind. Die Schweine wiesen entsprechend der Fleischhygieneverordnung bei der Schlachttieruntersuchung keine Anzeichen einer anzeigepflichtigen oder auf den Menschen übertragbaren Krankheit, sowie keinerlei Störungen des Allgemeinbefindens oder Erscheinungen einer Krankheit auf, durch die das Fleisch untauglich werden könnte. Das Vorliegen chronischer, lokal abgekapselter oder vorbehandelter Erkrankungen war trotzdem möglich.

Die Untersuchungen in dänischen Mastbetrieben an lebenden Schweinen in der Endmast zeigten teilweise signifikante Unterschiede der Hp-Konzentrationen bei Tiergruppen mit unterschiedlichen klinischen Befunden. PETERSEN et al. (2002 c, 2002 d) konnten signifikant erhöhte Haptoglobinwerte bei Tieren mit Schwanz- oder

Ohrbissen sowie Lahmheiten feststellen. PETERSEN et al. (2002 d) stellten keinen statistischen Zusammenhang zwischen Lungenerkrankungen und Haptoglobingehalt bezogen auf das Einzeltier fest. PETERSEN et al. (2002 c) konnten allerdings eine signifikante Hp-Erhöhung bei Tiergruppen mit höheren Prävalenzen für Lungenerkrankungen nachweisen.

Geht man von einer anderen Art der Betrachtung aus und zwar der Wahrscheinlichkeit auf Grund eines hohen Hp-Wertes auf mögliche Organveränderungen schließen zu können, so ergibt sich folgendes Bild. Je nachdem wie hoch der Mittelwert als Cut-Off-Wert festgelegt wird, ergibt sich, dass beispielsweise das Risiko für das Vorliegen einer Pericarditis bei einem Mittelwert von Hp > 1,08 mg/ml um das 3.9-fache höher lag als bei Tieren mit niedrigeren Werten. Besonders geeignet zur Feststellung von pathologischen Befunden erscheint die Bestimmung von Hp im Fleischsaft der Halsmuskulatur (Hp > 0,14 mg/ml). Nach dem vorliegenden Datenmaterial besteht zusätzlich zu dem Pericarditis-Risiko für Schweine hier auch ein 2,3-faches Risiko für Pleuritis und ein 2,2-faches Risiko für Pneumonie.

Zu beachten ist, dass sich bei vielen Tieren die Hp-Konzentrationen noch innerhalb des Referenzbereiches befinden, obwohl sie andererseits schon oberhalb der o.g.

Mittelwerte liegen. Betrachtet man daher die Odds-Ratios, die unter Anwendung der Hp-Werte der oberen Referenzbereiche berechnet wurden, so kann festgestellt werden, dass diese nicht signifikant verschieden sind. Dies unterstreicht, dass der Parameter Haptoglobin zwar zur Einschätzung einer Tiergruppe geeignet ist, aber keinen eindeutigen Rückschluss auf den Gesundheitszustand eines Einzeltieres zulässt.

In der Arbeit von VAN DEN BERG et. al. (2005) wurden ähnliche Berechnungen durchgeführt, wobei sich bei erhöhten Hp-Konzentrationen im Fleischsaft eine Prädisposition für Lahmheiten, Schwanzbeißen, Pneumonie und Othämatome zeigte.

In dieser Arbeit lag der Cut-Off-Wert für das Haptoglobin bei 0,4 bzw. 0,6 mg/ml und somit deutlich über dem eigenen Referenzbereich.

Legt man diese Cut-Off-Werte für die eigenen Schweine zugrunde, so ergibt sich bei

Schweinen mit Hp-Werten über 0,4 mg/ml im Fleischsaft der Halsmuskulatur ein 2,2-fach erhöhtes Risiko für Pneumonie, welches aber nicht statistisch signifikant war.

Alle weiteren Versuche einer Risikoabschätzung in Anlehnung der Cut-Off-Werte von VAN DEN BERG et. al. (2005) ergaben keine aussagekräftigen Ergebnisse.

Auffällig bei der eigenen Arbeit war zusätzlich, dass bei den Tieren mit noch nicht verheilten Hautkratzern signifikant niedrigere Haptoglobinkonzentrationen in Blut und Halsmuskulatur gefunden worden sind, als bei Tieren ohne jeden klinischen Befund.

Die Signifikanz verstärkt sich noch, wenn man die Tiere auswählt, bei denen nur der Befund „Kratzer“ erhoben werden konnte.

Als ein Erklärungsansatz kann eine vermutlich höhere Vitalität der mit Kratzern behafteten Schweine gesehen werden. Die Hauptursache für frische, noch nicht verheilte Hautkratzer sind Rangordnungskämpfe zwischen den Tieren. Auslösender Faktor ist in der Regel die Zusammenstellung neuer Tiergruppen im Bestand, zum Transport oder in den Wartebuchten am Schlachthof (WALDMANN u. WENDT 2004). Es könnte vermutet werden, dass in solchen Situationen nur gesunde und besonders agile Tiere Rangordnungskämpfe ausfechten und gesundheitlich belastete Schweine diesen eher aus dem Wege gehen. Da bei der vorliegende Untersuchung keine Beobachtungen an den noch lebenden Schweinen durchgeführt wurden, lässt sich ein solch ursächlicher Zusammenhang nicht verifizieren.

Hierzu müssten in weiteren Studien Langzeitbeobachtungen im Vorfeld der Schlachtung durchgeführt werden.

Anmerkung:

Rückblickend lässt sich feststellen, dass bei der Erhebung von pathologisch-anatomischen Veränderungen eine stärkere Fokussierung auf tatsächlich relevante Befunde hätte stattfinden sollen. Bei kritischer Betrachtung, auch im Hinblick auf die diesbezügliche Literatur, wird klar, dass von der Erfassung solcher Parameter wie Magenfüllung, Geschlecht oder Kryptorchismus bezüglich der Haptoglobinkonzentra-tionen kein größerer Erkenntnisgewinn erwartet werden kann. Weiterhin sind einige Parameter allein aufgrund der klinischen Erscheinung nicht sicher feststellbar.

Pathologisch-anatomische Veränderungen können z.B. nur einen ersten Hinweis auf

das Vorliegen von PSE und DFD geben. Zur Absicherung dieses Verdachtes wäre eine pH-Wert-Verlaufsmessung von Nöten.

Bei anderen Veränderungen hingegen wäre es sinnvoller gewesen, eine noch genauere Differenzierung vorzunehmen. Bei der Erfassung von Pneumonie, Nephritis und Hepatitis hätte die Beschreibung der Entzündungsform (interstitiell, katarrhalisch/metastatisch/embolisch-eitrig, fibrinös, granulomatös, nekrotisierend) Hinweise auf den Auslöser (bakteriell, viral, div. Noxen) geben können. Gleiches gilt für eine genauere Beschreibung der Lokalisation der Entzündung innerhalb des Organs (z.B. Pneumonie in den Spitzenlappen durch Mycoplasma hyopneumoniae).

Die Beschreibung der Entzündungsform hätte jedoch u.U. noch durch eine histologische Untersuchung abgesichert werden müssen.

Haptoglobin und mikrobiologische Belastung

Ein möglicher Zusammenhang einer vorliegenden mikrobiologischen Belastung und einem Anstieg der Haptoglobinkonzentration bei Schweinen wurde schon in diversen Studien untersucht. Besonders infektiöse Erkrankungen der Lunge traten dabei in das Zentrum der Betrachtungen, da diese als Bestandsproblem eine erhebliche Bedeutung haben. Für Infektionen mit Actinobacillus pleuropneumoniae (HEEGAARD et al. 1998; DICKHÖFER et al. 2001; DICKHÖFER 2002), Pasteurella multocida (DICKHÖFER et al. 2001) und Haemophilus parasuis (DICKHÖFER 2002) konnte ein signifikanter Anstieg der Haptoglobinkonzentration festgestellt werden.

Bei ihren Untersuchungen konnte DICKHÖFER (2002) für Bordetella bronchiseptica dagegen niedrigere Haptoglobinwerte im Vergleich zum Ausgangswert ermitteln.

Bei Infektionen mit Streptococcus suis sind in der Literatur recht unterschiedliche Zusammenhänge beschrieben. TOUSSAINT et al. (2000) und KNURA-DESZCZKA et al. (2001) beobachteten bei Infektionen mit Streptococcus suis einen deutlich erhöhten Hp-Spiegel, wohingegen bei DICKHÖFER (2002) die Haptoglobinwerte unterhalb bzw. an der von ihr angenommenen physiologischen Grenze für Haptoglobin (0,5 mg/ml) lagen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass im Versuchsaufbau von TOUSSAINT et al. (2000) und von KNURA-DESZCZKA et al.

(2001) SPF-Schweine gezielt mit dem Erreger infiziert wurden und die

Akute-Phase-Reaktion in direktem zeitlichen Bezug zur Infektion betrachtet wurde. Dem entgegen, handelte es sich bei den von DICKHÖFER (2002) untersuchten Tieren um Schweine, die eine Feldinfektion durchlaufen hatten, deren Zeitpunkt nicht exakt bestimmt werden konnte.

In der eigenen Arbeit lag kein signifikanter Unterschied in der Haptoglobin-konzentration von Tiergruppen mit und ohne bakteriologischem Befund vor. Hierbei muss jedoch beachtet werden, wie und welche mikrobiologischen Befunde in den einzelnen Studien ermittelt wurden.

DICKHÖFER (2002) gewann die o. g. Erkenntnisse durch die Nutzung von Lungenspüllösung und Bronchialtupferproben der Schlachtlungen als Untersuchungsmaterial. Es wurde somit hauptsächlich der Oberflächenkeimgehalt festgestellt. Die bei der eigenen Untersuchung ermittelten mikrobiologischen Befunde wurden dem entgegen unter weitgehend sterilen Kautelen, d. h. Abflammen der Organoberfläche und Probeentnahme mit sterilisiertem Instrumentarium, aus dem Inneren der beprobten Organe gewonnen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass diese Ergebnisse die manifestierte mikrobiologische Belastung der einzelnen Organe widerspiegelt.

Betrachtet man die Höhe des Keimgehaltes, so lassen sich zwischen den einzelnen Kategorien keine signifikanten Unterschiede im Verhältnis zur Haptoglobin-konzentration in Fleischsaft aus Halsmuskulatur und Zwerchfell feststellen. Auch bei der Untersuchung, ob Mischinfektionen mit mehreren Keimarten eher zu einem Hp-Anstieg führen als Monoinfektionen mit nur einer Keimart, war ein signifikanter Unterschied nicht nachweisbar. Letzteres widerspricht den Ergebnissen von DICKHÖFER et al. (2001) und DICKHÖFER (2002), die bei Tieren mit Mono- bzw.

Mischinfektionen feststellten, dass eine Infektion mit mehreren Erregern zu einer signifikant höheren Haptoglobinkonzentration führt. Verwunderlich ist dieser Widerspruch jedoch nicht, da es sich bei den von DICKHÖFER (2002) beschriebenen Keimen um tierspezifische, pathogene Erreger handelt, die deutliche klinische wie pathologisch-anatomische Erscheinungen hervorrufen. Bei den Schweinen der eigenen Studie hingegen lag der Fokus der mikrobiologischen Untersuchung auf der bei Frischfleisch üblichen Mikroflora. Die untersuchte Keimflora besteht daher aus Mikrokokken, aeroben Sporenbildnern, Streptokokken und

Enterobakteriazeen, welche als klassische Umgebungskeime i.d.R. apathogen bzw.

fakultativ pathogen sind. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der ermittelten Keimflora und den gefundenen pathologisch-anatomischen Veränderungen lässt sich somit nicht herstellen.

Allgemein kann festgestellt werden, dass aufgrund der unterschiedlichen Untersuchungsschwerpunkte eine Vergleichbarkeit, der eigenen mikrobiologischen Ergebnisse mit denen der oben zitierten Studien nicht gegeben ist.

Haptoglobin und Salmonellen-Belastung

Eine Untersuchung der Bluthaptoglobinkonzentration in Abhängigkeit vom Salmonellen-Antikörpertiter zeigte keine Signifikanz (p = 0,054). Störeinflüsse durch Antikörper gegen weitere, nicht untersuchte Erreger können jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden.

Bei Kälbern stellten DEIGNAN et al. (2000) einen deutlichen statistischen Zusammenhang zwischen einer experimentellen Salmonelleninfektion und dem Anstieg der Bluthaptoglobinkonzentration fest. Mit der experimentellen Infektion setzten DEIGNAN et al. (2000) unmittelbar eine Akute-Phase-Reaktion in Gang. Das Ansteigen der Hp-Werte war zu erwarten, zumal es sich bei der Kälbersalmonellose um eine schwere Erkrankung handelt, bei der die Letalität bis zu 30% beträgt (ASSMUS et al. 1985; ROLLE u. MAYR 2002). Bei Schweinen hingegen kommt eine klinische Salmonellenerkrankung seltener vor als die weit verbreitete symptomlose Infektion (WALDMANN u. WENDT 2004). Ein Salmonellen-Antikörpertiter weist zwar darauf hin, dass eine Infektion mit Salmonellen stattgefunden hat, er gibt aber keinen direkten Hinweis ob es sich um eine akute Infektion oder ob es sich nur noch um eine erworbene „Restimmunität“ handelt.

Betrachtete man die Schweine der vorliegenden Untersuchungen auch noch hinsichtlich der Salmonellen-Befunde im Kot, so konnte hier, wie auch bei STEINBACH (2000), nur bei einem geringeren Teil der serologisch salmonellenpositiven Tiere ein kultureller Salmonellennachweis geführt werden. Da die Salmonellenausscheidung mit dem Kot auch bei „Ausscheidertieren“ nicht kontinuierlich erfolgt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob tatsächlich aktuell

keine Belastung mit Salmonellen vorlagen. Es zeigte sich in der eigenen Arbeit trotz der geringen Anzahl der mikrobiologischen Salmonellenbefunde (N = 6), dass Tiere mit positivem Antikörpertiter und positivem Salmonellenbefund im Kot ebenfalls eine höhere Hp-Konzentrationen aufwiesen (p = 0,046). Diese Tendenz lässt sich aus dem vorliegenden Datenmaterial jedoch nicht endgültig absichern.

Festzuhalten ist jedoch, dass die Salmonellenbelastung der untersuchten Schweine im Rahmen der konventionellen Schlachttieruntersuchung überhaupt nicht aufgefallen wäre.

Salmonellen-Befund und Herkunft der Tiere

In der Literatur sind Zusammenhänge zwischen Management und Hygienestatus des Herkunftsbetriebes und einer Salmonellenbelastung schon häufig beschrieben worden. In diesen Fällen wurden Salmonellen als Indikator für Hygienemängel im Bestand gewertet. In der vorliegenden Arbeit konnten bzgl. der Mediane und Streuungen der Salmonellen-Antikörpertiter deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben festgestellt werden. Ob sich diese Unterschiede auf Management- oder Hygienegründe zurückführen lassen, kann im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht geklärt werden, da keine Daten aus den Herkunftsbetrieben vorliegen.

Auch ein Zusammenhang von Herkunftskreis / -land und Salmonellenbelastung wurde festgestellt. Es fiel auf, dass die Tiere aus dem Landkreis 2 und aus den Niederlanden signifikant niedrigere Antikörpertiter aufwiesen, als die Tiere aus den Landkreisen 3 und 7. Der mit Abstand niedrigste Salmonellen-Antikörpertiter konnte bei den Schweinen aus den nur 4 niederländischen Betrieben vorgefunden werden ( = 3,72 ± 2,78). Eventuell ist der Grund hierfür das in den Niederlanden für den Schweinesektor seit 1993 implementierte Qualitätssicherungssystem „Integrale Ketenbeheersing“ (IKB) in Betracht. Das IKB-System war das erste Qualitätssystem für Fleisch in Europa und seit 1998 fallen etwa 90 % der niederländischen Schlachtungen unter das IKB-System (INFORMATIONSBÜRO DER NIEDERL.

FLEISCHWIRTSCH. 2004).

Hierbei ist ein Punkt zur Sicherung der Fleischqualität die strengen Vorschriften zur Gesundheitsvorsorge bei den Tieren, wie zum Beispiel bzgl. der einzuhaltenden

Hygienevorschriften, der regelmäßigen Kontrollen des Gesundheitsstatus der Herde durch spezialisierte Tierärzte inkl. deren Dokumentation, des Einsatzes von Tierarzneimitteln und der Festlegung von standardisierten Arbeitsweisen im Umgang mit den Schweinen. Die Nichtbefolgung der genannten Vorschriften kann u. U. sogar zum Ausschluss aus dem System führen (IKB VARKENS 2004 ).

Weiterführende Untersuchungen bei Schweinen verschiedener deutscher und europäischer Herkünfte, wie die von LO FO WONG et al. (2004), welche auch länderspezifische Unterschiede in der Salmonellenbelastung nachwies, erscheinen sinnvoll.

Haptoglobin und Herkunft der Tiere

Dass der Faktor „Herkunftsbetrieb“ einen signifikanten Einfluss auf die Haptoglobinkonzentration bei Schweinen hat, konnte bereits mehrfach nachgewiesen werden (LIPPERHEIDE et al. 1998).

Einen Einfluss von Umfeldbedingungen bei Schweinen verschiedener Herkunft in der gleichen Mastgruppe konnten LIPPERHEIDE et al. (1998; 2000) erkennen. Schon KNURA-DESZCZKA (2000), GYMNICH (2001) und DICKHÖFER (2002) konnten mit ihren Untersuchungen diese Ergebnisse für Schweine unterschiedlicher Alters- und Produktionsstufen untermauern.

Die eigene Arbeit zeigt, dass auch noch bei der Schlachtung ein signifikanter Unterschied zwischen den Haptoglobinkonzentrationen der einzelnen Herkunftsbetriebe vorhanden ist.

Weiterhin wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Herkunftskreis / -land und Haptoglobinkonzentration gibt. Hierbei konnten keine signifikanten Unterschiede der Hp-Konzentrationen festgestellt werden. Bei einer annähernd gleichen Zahl angelieferter Tiere weisen die Schweine des Kreises 3 und die der niederländischen Schweine signifikant niedrigere Haptoglobinkonzentrationen auf als die des Kreises 7. Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass dies als Erfolg des IKB-Systems zu werten ist.

In wieweit die Betriebe im Kreis 3 ähnliche Qualitätssicherungssysteme etabliert haben, war im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht feststellbar.

Haptoglobin und Fleischhaltbarkeit

Die Vermutung, dass der Gesundheitsstatus eines Schweines Rückschlüsse auf die Haltbarkeit des von ihm gewonnenen Fleisches zulassen könnte, beruht auf dem für beide Parameter wichtigen Faktor der mikrobiologischen Belastung.

Bei ausgeprägten Lungenbefunden beobachteten FEHLHABER et al. (1992) eine höhere primäre Keimbesiedlungen des Muskelfleisches, was zu einem schnelleren Fleischverderb und damit einer verkürzten Haltbarkeit führen kann. Hinzu kommt, dass KNURA-DESZCZKA (2000) und DICKHÖFER (2002) bei Schweinen mit deutlichen Lungenbefunden erhöhte Haptoglobinkonzentrationen fanden.

Wie REUTER (1996) beschreibt, beeinflusst die mikrobiologische Keimflora des Herkunftsbetriebes, als Pool für die Keimbesiedlung der Tiere, die Keimflora des gewonnenen Frischfleisches. Ein Zusammenhang von Herkunft und Haptoglobinkonzentration wurde schon mehrfach postuliert (KNURA-DESZCZKA 2000; TOUSSAINT et al. 2000; GYMNICH 2001). Diese Tatsachen unterstützen die

Wie REUTER (1996) beschreibt, beeinflusst die mikrobiologische Keimflora des Herkunftsbetriebes, als Pool für die Keimbesiedlung der Tiere, die Keimflora des gewonnenen Frischfleisches. Ein Zusammenhang von Herkunft und Haptoglobinkonzentration wurde schon mehrfach postuliert (KNURA-DESZCZKA 2000; TOUSSAINT et al. 2000; GYMNICH 2001). Diese Tatsachen unterstützen die