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Diskussion des Kapitels Tiere, Material und Methode

5 Diskussion

5.2 Diskussion des Kapitels Tiere, Material und Methode

Es wurde vermutet, dass bei der Entwicklung des gegenseitigen Besaugens der sozialen Deprivation der Aufzuchtkälber eine Rolle beigemessen werden muss. Die sozialen Erfahrungen, die ein Kalb in den ersten Tagen bei der Mutter erlebt, sind sehr verschieden zu denen eines Aufzuchtkalbes.

Vermutlich sind einer oder mehrere der Faktoren die gegenseitiges Besaugen auslösen in dieser Deprivation zu suchen.

Tränkeschlauch aufbauen konnten und somit keine Tränke erhielten. Ein weiteres technisches Prob-lem war ein Ausfall der Responderantenne.

Um die Bereitstellung der Mineralien unabhängig von der Kraftfutteraufnahme zu ermöglichen wurden den Tieren Leckschalen und Salzlecksteine angeboten. Auf diese Weise konnten die Tiere, die häufig in den ersten Tagen nach dem Einstallen unter Durchfällen durch die Umstellung litten, ihren Mineralhaushalt selbst ausgleichen.

Der Wechsel des Milchaustauschers war notwendig, weil die Firma Alma von der Firma Milkivit übernommen und der zuerst verwendete Milchaustauscher nicht mehr produziert wurde. Die Wahl fiel auf ein Produkt, das sich in der Zusammensetzung möglichst wenig unterschied.

Da der Wechsel ab Versuchsfolge 4 sowohl bei den Versuchs- als auch bei der Kontrollgruppe erfolgte, ist eine möglicher Einfluss der veränderten Rezeptur ohne Auswirkungen auf die Ver-suchsergebnisse.

5.2.4 Auswahl der Methode

Die Vorversuche dienten der Evaluierung der verwendeten Methode für die Hauptversuche. Die Auswertung und Datenerfassung konnte so optimiert werden.

Es erfolgte eine tierindividuelle 24 Stunden Beobachtung über den gesamten Versuchszeitraum, bei der alle Besaugaktivitäten und deren Zeitdauer erfasst wurde. Diese sehr zeitaufwändige Methode ermöglicht einen sehr genauen Überblick über die Entwicklung des Verhaltens der Kälber und über Besonderheiten des Verhaltens bei äußeren Einflüssen wie Regen oder hohe Temperaturen. Da die Tiere sehr große individuelle Unterschiede in der erfassen Verhaltensweise aufzeigen, ist es unab-weislich diese aufwändige Auswertungsmethode zu wählen, da es sonst zu Verfälschungen der erfassten Ergebnisse kommen kann.

Die Aufzeichnungen, die über den Aufenthalt der Kälber im Abrufstand des Tränkeautomaten Aufschluss geben, zeigten sich als sehr wertvoll zur Bewertung der Versuche. Der Saugzeit wird in den Literaturangaben eine wichtige Rolle zugesprochen. In den Versuchen mit Veränderungen an der Saugstelle bzw. der Tränkezuteilung konnte der Unterschied zur Kontrollgruppe herausgestellt werden.

Um die Effekte der Altersentwicklung der Kälber deutlich zu machen war die Auswertung der Daten nach Einstalltag der Kälber sinnvoll. Um einen Effekt der Umgebung oder der Gruppe herzu-finden, wurde zusätzlich die Auswertung nach Kalenderdatum vorgenommen. Auf eine Darstellung in diesem Rahmen wurde verzichtet, da kaum Unterschiede zur Darstellung nach Einstalltag zu Erkennen waren.

Die Entwicklung der Kälber wurde anhand von täglichen Zunahmen erfasst. Ob die körperliche Entwicklung einen Effekt auf das Verhalten hatte wurde nicht überprüft. Anhand von Literaturan-gaben kann davon ausgegangen werden, dass die Herkunft und das Geschlecht den größten Einfluss auf die täglichen Zunahmen haben.

Die Unterscheidung zwischen Besaugen vorne und Besaugen hinten war sinnvoll, da das Besaugen am Maul oder an der Halsregion weniger Gefahr der Schädigung des Besaugpartners hervorrufen kann.

Die Einteilung in die beiden Versuchsphasen (während Milchtränke und nach Absetzen der Milch-tränke) war geboten, da in der Literatur eine Abnahme des Besaugens nach Absetzen der Tränke berichtet wurde, die auf diese Weise überprüft werden konnte.

Da der frühontogenetischen Erfahrung, insbesondere der Eimertränke, eine große Rolle beim ge-genseitigen Besaugen zugesprochen wurde, haben wir darauf geachtet, dass alle am Versuch teil-nehmenden Kälber als Vorerfahrung einen Nuckeleimer hatten und als einzige Umstellung die auf den Tränkeautomaten erfuhren.

Der Tränkeautomat entspricht durch die Aufteilung der Milchmenge und den Tränkenuckel eher den natürlichen Verhalten des Kalbes als die Eimertränke. Auf der anderen Seite kann aus den Beobachtungen unter semi-natürlichen Haltungsbedingungen geschlossen werden, dass Kälber gemeinsam trinken wollen, dies ist bei diesem Tränkesystem nicht möglich.

Sambraus (1993) beschrieben den residual-reaktiven Aspekt von stereotypen Verhaltensstörungen am Beispiel des Webens. Deshalb konnte in der vorliegenden Untersuchung jedes Tier jeweils nur an einer Behandlung teilnehmen. Bei einem zweiten Einsatz hätte möglicher Weise die Vorerfah-rung aus dem ersten Versuch die Ergebnisse verfälscht. Des Weiteren wurde versucht, eine mög-lichst einheitliche Aufzucht zu erreichen und die Tiere mögmög-lichst jung in den Versuch aufzunehmen, damit die Tiere möglichst wenig Vorerfahrung in den Versuch einbrachten.

Die Festlegung des Zeitraums von 5 Minuten als „Besaugen unmittelbar vor und nach der Tränke“

wurde in Anlehnung an zwei Untersuchungen gewählt. Hammel et al. (1988) beobachteten die häufigsten Besaugaktionen während 5 Minuten vor und nach der Tränke. De Passillé (1992) vermu-ten das positive Feedback durch die Tränkeaufnahme 5 bis 10 Minuvermu-ten nach der Mahlzeit.

Während des ersten Durchgangs war in den ersten beiden Gruppen die beobachtet wurden, noch nicht klar, dass die Auswertung über den Tränkezeitraum hinaus durchgeführt wird. Deshalb nahm nur ein Teil der Kälber an der Phase 2 des Versuchs teil. Dieses Vorgehen hatte in diesen Gruppen selbstverständlich Auswirkungen auf die aufgezeichneten Besaugvorgänge. Ein Vergleich mit den beiden anderen Gruppen der Versuchsfolge ist deshalb nur eingeschränkt möglich.

Bei den ersten Versuchen mit der Saugzeitverlängerung trat die von einigen Autoren bereits be-schriebene Frustration der Saugmotivation bei einem Teil der Kälber ein. Die Kälber betraten zwar die Tränkestation, nahmen aber nur wenig oder keine Tränke auf. Aus diesem Grund wurde die Saugzeitverlängerung modifiziert. Die Tränke war für die ersten Sekunden freigegeben. Hatten die Kälber die Möglichkeit bereits in den ersten Sekunden nach Beginn des Saugens Tränke aufzuneh-men, trat keine Frustration mehr auf.

Da der Tränkestand mit 6 Kälbern nur eine sehr geringe Besatzdichte hatte, ist anzunehmen, dass es ohne Veränderung am Tränkestand im Praxiseinsatz zu vermehrten Verdrängungen mit den damit verbundenen Problemen kommt.

Bei der Euterattrappe traten immer wieder technische Probleme auf. Die Ausfälle und die in jedem Fall notwendige aufwändige Reinigung der vielen Schläuche und Rückschlagventile machen die Euterattrappe für einen praktischen Einsatz wenig attraktiv.

Interessant wäre es genauer zu untersuchen, warum es beim herkömmlichen Tränkestand mit ver-ringertem Milchfluss zur Frustration des Saugverhaltens gekommen ist, an der Euterattrappe dage-gen die Kälber trotz hohem Saugdruck und langer Verweildauer im Tränkestand die Milchtränke immer aufgenommen haben.

Es wurde darauf geachtet jeden Versuch zweimal durchzuführen um die Wiederholbarkeit der Versuche sofort zu prüfen. Eine Ausnahme wurde bei dem Versuch Glucosezudosierung gemacht, da hier bei einem Vorversuch bereits Ergebnisse gesammelt wurden.

Bei den Versuchen Laktosezudosierung und Koppertränke wurde ebenfalls kein zweiter Versuch durchgeführt, da bei der Laktosezudosierung deutlich häufigeres Besaugen beobachtet wurde.

Im Fall der Koppertränke konnte beobachtet werden, dass die Tiere in der Wasseraufnahme behin-dert wurden, was als nicht tiergerecht angesehen wurde.

Die Unterscheidung der Einzeltiere über die Fellzeichnung konnte ohne Probleme durchgeführt werden.

Der Medikamentendosierer ermöglichte ein genaues und einheitliches Zudosieren der gewünschten Glucosemenge zu Milchtränke.

5.2.5 Tierzahl und verwendete Statistik

Die Tierzahl in den einzelnen Versuchen war mit 6 Kälbern recht gering. Jedoch sollte in der vor-liegenden Arbeit ein möglichst weites Feld der vermuteten Einflussfaktoren und Lösungsmöglich-keiten abgecheckt werden, um taugliche Parameter zu finden und untaugliche Ansätze auszuscheiden. Die Durchführung der Vielzahl der Versuche und die Einzeltierauswertung wäre nicht möglich gewesen, wenn mehr Tiere zu beobachten gewesen wären. Es bietet sich an, die Versuche die sich als zur Verringerung des Besaugens geeignet zeigten, in einer großen Tiergruppe zu wiederholen.

Der verwendete U-Test setzt die Unabhängigkeit des Verhaltens der Kälber innerhalb einer Gruppe voraus, das Verhalten gegenseitiges Besaugen setzt jedoch Interaktionen zwischen den Kälbern voraus. Eine Unabhängigkeit kann nicht bewiesen werden.

Die verwendeten nicht-parametrischen Methoden besitzen nicht dieselbe Stärke wie parametrische Tests. Die geringe Tierzahl lässt jedoch keine anderen Verfahren zu.