• Keine Ergebnisse gefunden

Differenzierte Schilddrüsenkarzinome (DTC) im Vergleich mit der Kontrollgruppe

Abbildung 20: Vergleich der Verteilung der CD45+Lymphozyten im peripheren Blut der DTC-Gruppe und der Kontrollgruppe (diff. SD=differenziertes Schilddrüsenkarzinom, MW=

Mittelwert)

Abbildung 21:Vergleich der Verteilung der CD45+Lymphozyten im Lymphknotengewebe der DTC-Gruppe und der Kontrollgruppe (diff. SD= differenzierte Schilddrüsenkarzinome, MW=

Mittelwert)

- 31 -

Die Untersuchungen der CD45+ Lymphozytenpopulation im peripheren Blut (Abbildung 20) als auch im Lymphknoten (Abbildung 21) zeigten keine Unterschiede zwischen DTC- und Kontrollpatienten. Es zeigte sich eine vergleichende Anzahl lymphozytärer Zellen (T-, B-, NK-Zellen) in DTC- und Kontrollgruppe. Folgende Ergebnisse beziehen sich auf die hier dargestellte CD45+ Lymphozytenpopulation.

CD4 und CD25 Färbung in der Kontroll- und DTC-Gruppe

Abbildung 22: CD4+CD25+ Zellen in CD45+Lymphozyten der DTC-Gruppe im Vergleich mit der Kontrollgruppe im A) peripheren Blut der DTC-Gruppe und B) im Lymphknotengewebe (diff. SD= differenzierte Schilddrüsenkarzinome, MW= Mittelwert)

Es konnte ein signifikanter Unterschied in der CD4+CD25+ Lymphozytenpopulation zwischen Patienten mit differenziertem SD-Karzinom und Kontrollpatienten gezeigt werden. Im Blut zeigten DTC-Patienten 6,1 ± 4,1 % CD4+CD25+ Lymphozyten gegenüber 4,0 ± 2,4 % CD4+CD25+ Lymphozyten in der Kontrollgruppe (p < 0.05).

Im Lymphknoten zeigte sich hingegen kein signifikanter Unterschied. DTC-Patienten zeigten 11,8 ± 5,9 % CD4+CD25+ Lymphozyten und die Kontrollgruppe 8,8 ± 3,3 % CD4+CD25+ Lymphozyten (Abbildung 22).

A B

p<0.05

- 32 -

FoxP3 Färbung in der Kontroll- und DTC-Gruppe

Abbildung 23: FoxP3+ Zellen in CD45+Lymphozyten der DTC-Gruppe im Vergleich mit der Kontrollgruppe im A) peripheren Blut der DTC-Gruppe und B) im Lymphknotengewebe (diff.

SD= differenzierte Schilddrüsenkarzinome, MW= Mittelwert)

Die FoxP3+ Lymphozyten zeigten eine signifikante Erhöhung im Blut der DTC-Patienten von 5,0 ± 2,4 % FoxP3+ Lymphozyten verglichen zur Kontrollgruppe mit 3,6 ± 1,8 % FoxP3+ Lymphozyten.

Im Lymphknoten konnte ein signifikanter Unterschied festgestellt werden. So sind in der DTC-Gruppe 13,3 ± 5,7 % FoxP3+ Lymphozyten und in der Kontrollgruppe 9,2 ± 3,2 % FoxP3+ Lymphozyten zu finden (Abbildung 23).

p = 0.02

A B

p=0.04

p=0.02

- 34 -

Abbildung 25: FoxP3+ Zellen in CD45+Lymphozyten im Lymphknotengewebe der DTC-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe A) Oberflächenexpression von CD4 und

B)Oberflächenexpression von CD25 (diff. SD=differenziertes Schilddrüsenkarzinom, MW=

Mittelwert)

Die FoxP3+ Lymphozyten der DTC-Patienten waren zu 87% CD4 positiv, die der Kontrollgruppe zu 90%.

Eine Expression von CD25 fand sich in der DTC- und der Kontrollgruppe auf jeweils 44% der FoxP3 positiven Lymphozyten (Abbildung 25).

A B

- 35 -

Prä- und postoperativer Vergleich von CD4+25+- und Foxp3+Zellen in der DTC-Gruppe

Abbildung 26: Präoperativ A) CD4+CD25+ Zellen und B) FoxP3+ Zellen im peripheren Blut in CD45+Lymphozyten im Vergleich mit postoperativen Werten (diff. SD= differenzierte Schilddrüsenkarzinome, MW= Mittelwert)

In der Klinik für Nuklearmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover wurde bei sechs Patienten nach operativer Behandlung eines differenzierten Schilddrüsenkarzinoms eine erneute Kontrolle der regulatorischen T-Zellen im peripheren Blut durchgeführt. Die Blutproben wurden direkt vor Beginn der sich an die operative Therapie anschließenden Radiojod-Therapie von den Patienten entnommen.

Vergleicht man die Ergebnisse mit den Werten der präoperativen Patienten, erkennt man bei den CD4+CD25+ Lymphozyten keinen Unterschied. Präoperativ zeigten sich 6,1 ± 4,1 % CD4+CD25+ Lymphozyten und postoperativ 7,0 ± 4,9 % CD4+CD25+ Lymphozyten.

Bei den Foxp3 Lymphozyten zeigten sich präoperativ 5,0 ± 2,4 % FoxP3+ Lymphozyten, während postoperativ nur noch 2,9 ± 1,7 % FoxP3+ Lymphozyten nachgewiesen werden konnten (Abbildung 26). Dieser Unterschied ist wegen der Fallzahl nicht signifikant.

A B

- 36 -

Immunhistologie

Die immunhistologischen Untersuchungen wurden an Schilddrüsen- und Lymphknotengewebe der untersuchten Patienten durchgeführt.

Es zeigten sich im Lymphknoten- und Schilddrüsengewebe mehr FoxP3+ Zellen bei Patienten mit einem medullären bzw. differenzierten Schilddrüsenkarzinom verglichen mit der Kontrollgruppe.

Die gefärbten lymphozytären Marker CD3, CD4 und CD8 zeigten keine Unterschiede zwischen der Kontroll- und MTC-Gruppe.

Folgende Abbildungen zeigen Auszüge der immunologischen Färbungen für die einzelnen lymphozytären Marker CD3, CD4, CD8 und FoxP3 in 20-facher Vergrößerung von Patienten aus der Kontroll- und MTC- bzw. DTC-Gruppe.

- 41 -

Di D is sk ku us ss s io i on n

In der Literatur wurden regulatorische T-Zellen und ihre hemmenden Fähigkeiten erstmalig in den 1970er Jahren von Gershon et al. beschrieben (Gershon, 1971).

Die regulatorischen Lymphozyten gerieten wieder in Vergessenheit, bis sie fünf Jahre später erstmalig im Zusammenhang mit Tumorimmunität von Sehon et al.

„wiederentdeckt“ wurden (Fujimoto, 1975). Seit dieser Zeit wurden regulatorische T-Zellen in Zusammenhang mit Tumoren und Autoimmunität kontrovers diskutiert.

Es konnte in einigen Untersuchungen gezeigt werden, dass regulatorische T-Zellen in Adenokarzinomen erhöht waren, wie z.B. im Ovarial-, Brust-, Lungen, Pankreas- und Kolonkarzinom (Curiel TJ, 2004), (Ling KL, 2007), (Liyanage UK, 2002). Über Adenokarzinome der Schilddrüse, sowie über das neuroendokrine Karzinom der Schilddrüse, das medulläre Schilddrüsenkarzinom, wurden bis zu Beginn unserer Studie keine Untersuchungen im Zusammenhang mit regulatorischen T-Zellen publiziert.

Die Besonderheit dieser Studie zeigt sich nicht nur in den erstmalig erhobenen Daten regulatorischer T-Zellen im Schilddrüsenkarzinom, sondern auch in den gleichzeitig erhobenen Daten einer Kontrollgruppe ohne Karzinomdiagnose. Die Kontrollgruppe besteht aus Personen, welche bis auf die gutartige Wucherung der Schilddrüse (Struma multinodosa) und der daraus resultierenden Indikation einer operativen Therapie, keine weiteren Erkrankungen aufweisen. Patienten mit einer autoimmunologischen Erkrankung der Schilddrüse, einem Morbus Basedow oder einer Hashimoto-Thyreoditis, wurden aus der Kontrollgruppe ausgeschlossen. Die Daten der Patienten der Kontrollgruppe zeigen somit die Verteilung regulatorischer T-Zellen im gesunden humanen Blut und Lymphknotengewebe auf. Es konnten so Veränderungen der regulatorischen T-Zellen im direkten Vergleich zwischen Karzinomgruppen und einer normalen Kontrollgruppe ermittelt werden. Viele der o.g. Untersuchungen weisen ein derartiges Patientenkollektiv nicht auf, sondern vergleichen regulatorische T-Zellen nur innerhalb eines Karzinom-Kollektivs.

Die durchgeführte Bestimmung der CD45+ Lymphozyten im peripheren Blut und Lymphknotengewebe sowie ihre Verteilung auf T-, B- und NK-Zellen zeigen in allen Gruppen eine gleiche Verteilung auf, sodass dies eine konstante Qualität der

- 42 -

untersuchten Proben bestätigt und eine Vergleichbarkeit der erhobenen Daten besteht.

Das erste Ziel der Studie war es die Häufigkeit regulatorischer T-Zellen (FoxP3+Lymphozyten) im peripheren Blut sowie Lymphknotengewebe bei Patienten mit einem medullären Schilddrüsenkarzinom im Vergleich zu gesunden Patienten zu untersuchen. Es konnte in den FACS-Analysen im peripheren Blut von Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom eine signifikante Erhöhung FoxP3+Lymphozyten (p=0.02) im Vergleich zur Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Im Lymphknotengewebe konnte eine Erhöhung von FoxP3+Lymphozyten gezeigt werden, welche jedoch keine Signifikanz erreichte.

Die immunhistochemischen Färbungen in Lymphknoten- und Schilddrüsengewebe bei Patienten mit einem medullärem Schilddrüsenkarzinom waren in der Lage die vermehrten FoxP3+ Zellen zu visualisieren. Es konnte dabei gezeigt werden, dass die vermehrten regulatorischen T Zellen im jeweiligen Gewebe diffus verteilt waren. Die jetzt erhobenen Befunde sind ein erster Hinweis für eine tumorbiologische Bedeutung regulatorischer T-Zellen auch beim MTC. Weitere Untersuchungen sind dabei angezeigt, wobei wegen der geringen Inzidenz des MTCs Multizenterstudien mit ihren dann wieder eigenen Limitationen notwendig sein werden.

Die Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchungen im Lymphknoten- und Schilddrüsengewebe von Patienten mit einem medullären Schilddrüsenkarzinom könnten ein Hinweis auf eine autologe „Produktion“ FoxP3+ Zellen des Tumors sein, welche von anderen Gruppen beschrieben wurden (Hinz S, 2007). So könnte der Tumor, durch Induktion verschiedener Botenstoffe, eine Konvertierung von den ihn umgebenden T-Zellen in regulatorische T-Zellen anregen, um so eine adäquate körpereigene Immunantwort auf das tumoröse Geschehen zu unterdrücken. So könnten sich Malignome gezielt den Angriffen des Immunsystems ihres Wirtes entziehen.

Für die genaue Herkunft und Bedeutung der Infiltration Tumor-naher Lymphknoten sowie die Infiltration des Schilddrüsengewebes mit FoxP3+ Zellen werden jedoch weitere Studien nötig sein.

- 43 -

Es konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass in Zusammenschau mit der Tumorklassifizierung (UICC) eine Korrelation zwischen der Erhöhung der FoxP3+Lymphozyten im peripheren Blut der MTC-Patienten und der Größe, Streuung und Metastasierung des medullären Schilddrüsenkarzinoms einhergeht.

So könnten FoxP3+Lymphozyten prä- und postoperativ klinischen Nutzen haben.

Die Bedeutung der FoxP3+Lymphozyten könnte präoperativ als Screening-Instrument dienen und vor allem als Entscheidungshilfe zur Indikation einer prophylaktischen Thyreoidektomie bei einem genetisch belasteten Patienten helfen. Da hiervon häufig Kinder betroffen sind, könnte eine Thyreoidektomie zu einem optimierten Zeitpunkt erfolgen, der einerseits eine größtmögliche onkologische Sicherheit, andererseits ein normales Wachstum mit eigener Schilddrüsenfunktion ermöglichen würde. Regulatorische T-Zellen könnten so neben Calcitonin ein weiterer Entscheidungsparameter werden. Dies könnte auch für die Tumornachsorge gelten.

Anfänglich wurden regulatorische T-Zellen durch die Oberflächenmarker CD4 und CD25 charakterisiert, bis der intrazelluläre Marker FoxP3 als zuverlässigster intrazellulärer Marker für regulatorische T-Zellen galt. Die Untersuchung der CD4+CD25+Lympohzyten zeigte in dieser Studie keine signifikante Differenz zwischen Struma- und Karzinompatienten.

In Zusammenschau mit der signifikanten Erhöhung der FoxP3+Lymphozyten im peripheren Blut der MTC-Patienten, bestätigt dies, die vielfach aufgezeigte Variabilität der regulatorischen T-Zellen und zeigt ebenfalls, dass die anfängliche strenge Zuordnung der regulatorischen T-Zellen zu CD4+CD25+ Zellen nicht zutreffend ist. Die Komplexität der regulatorischen T-Zellen und ihrer Funktionen spiegelt sich in den verschiedenen Subphenotypen wider, welche in verschiedenen Forschungsarbeiten publiziert wurden. So wurden in späteren Studien definierte Profile zur Differenzierung einer T-Zelle zu einer regulatorischen T-Zelle auf Genomebene entdeckt, welche in ihrer Vielfalt und Variabilität in keiner anderen immunologischen Zelle aufzufinden ist (Feuerer M, 2009), (Hill JA, 2007).

In aktuellen Studien wurde diskutiert, FoxP3 nicht als absoluten Marker für regulatorische T-Zellen zu verwenden , da es noch weitere, nicht an FoxP3 gebundene Gene gibt, welche der Differenzierung zu einer regulatorischen T-Zelle dienen. Für zukünftige Studien ist eine Klassifizierung der regulatorischen T-Zellen

- 44 -

auch weiterhin mit dem intrazellulären Marker FoxP3 durchführbar, jedoch sind weitere Marker, wie z.B. CD4, CD8 oder CD103, welche weiteren Aufschluss über Herkunft bzw. Funktion der regulatorischen T-Zellen geben könnten hilfreich (Feuerer M, 2009).

Bei der Auswertung unserer FACS-Untersuchungen zeigte sich eine deutliche Erhöhung der FoxP3+CD4-CD25-Lymphozyten in Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom. Im Zusammenhang mit einer in der Immunhistologie sichtbaren Vermehrung der CD8+Zellen im Karzinom-, Lymphknoten- und Schilddrüsengewebe im Vergleich zum Gewebe der Kontrollgruppe sowie in Bezug auf die aktuelle Literatur, könnte man postulieren, dass diese Zellen der Population der CD8+Tregs entstammen (JY., 2008), (Feuerer M, 2009). Aus heutiger Sicht wäre es sinnvoll gewesen eine Doppelfärbung hinsichtlich CD8+Foxp3+ Lymphozyten in den FACS-Analysen anzufertigen. Da die Debatte über weitere Populationen regulatorischer T-Zellen, wie z.B. CD8+Tregs, erst nach Abschluss der Konzeption unserer Forschungsarbeiten aufgenommen wurde, konnten wir dieser in unserer Studie nicht weiter nachgehen (Smith TR, 2008).

Bei Untersuchungen am Kolorektalem Karzinom konnte eine erhöhte Anzahl von CD8+Tregs nachgewiesen werden, welche in ihren suppressorischen Fähigkeiten die der CD4+Tregs ergänzen und somit das Wachstum des Tumors ebenfalls begünstigen (Chaput N, 2009). Eine weitere Gruppe konnte zeigen, dass CD8+Tregs hauptsächlich über die Produktion von Interleukin 10, welches wiederum IFN-γ beeinflusst, fungieren und aktivierte T-Zellen supprimieren (Rifa'i M, 2008)(Endharti AT, 2005). CD4+Tregs wirken überwiegend über Zell-Zell-Kontakt, jedoch auch über Zytokinausschüttung (TGF-ß) können sie nicht aktivierte T-Zellen unterdrücken (Trevor R.F. Smith, 2008), (Kazuhiko Nakamura, 2001).

Ein weiterer Funktionsweg der CD8+Tregs könnte indirekt supprimierend sein, indem sie durch ihre autologe TGF-ß und IL-10 Expression wiederum CD4+Tregs induzieren, welche ihrerseits, wie bereits erwähnt, das Immunsystem direkt unterdrücken (Roberts SJ, 2007).

Weiterführend wurde gezeigt, dass eine erhöhte Anzahl CD4+Tregs wiederum CD8-Memory-Zellen rekrutieren und diese zu zytotoxischen T-Zellen aktivieren.

So beeinflussen CD4+FoxP3+ regulatorischen T-Zellen, den Interleukin 2 Spiegel

- 45 -

in der Expansionsphase der CD8 Effektorzellen, um so dessen Wachstum und Proliferation zu stärken (de Goër de Herve MG, 2012). Dies zeigt, dass die Untersuchungen zu regulatorischen T-Zellen, welchen bisher ein immer nur supprimiernder Charakter zugeschrieben wurde, bei Karzinomen erst in den Anfängen steckt.

Es stellt sich die Frage, ob die durch das Tumorwachstum induzierten CD8+Tregs einen ausreichenden indirekten inhibitorischen Effekt haben und eine Erhöhung regulatorischer T-Zellen auf diesen Mechanismus zurückzuführen ist, oder ob eine schon vorher erhöhte Anzahl CD4+regulatorischer T-Zellen die Entstehung des medullären Schilddrüsenkarzinoms begünstigt hat, welches wiederum die CD8+Tregs induziert hat.

Zusammenfassend konnte eine signifikante Erhöhung FoxP3+Lymphozyten im Blut der Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom verglichen mit Struma-Patienten gezeigt werden. Diese korrelierte mit dem Schweregrad des Karzinomleidens. Aufgrund der beschriebenen Variabilitäten von Oberflächenmarkern auf regulatorischen T-Zellen (CD4, CD25, CD8), zeigt sich der intrazelluläre Transkriptionsfaktor FoxP3 aktuell als der zuverlässigste Marker für die Gesamtheit regulatorischer T-Zellen.

Weiter bestätigen die Ergebnisse, dass FoxP3 in Zukunft als diagnostischer und prognostischer Marker im medullären Schilddrüsenkarzinom dienen könnte und besonders im Zusammenhang mit familiär belasteten Patienten ein zusätzliches diagnostisches Entscheidungskriterium, neben Calcitonin und dem Pentagastrin-Test, darstellen könnte.

Die dadurch bedingte frühzeitige Diagnosestellung könnte so auch Einfluss auf die hohe Metastasierungsrate des medullären Schilddrüsenkarzinoms nehmen, welche meist durch zu späte Diagnosestellung zustande kommt.

Gegenstand weiterer Forschungen sollten weiterführend die genauen Wirkmechanismen, Zusammenhänge und Zielstrukturen der regulatorischen T-Zellen sein, um das heutige Wissen in therapeutische Ansätze umsetzen zu können.

Das Ziel des zweiten Vergleichs der Untersuchungen, war es zu sehen, ob sich beim Adenokarzinom der Schilddrüse, also den differenzierten

- 46 -

Schilddrüsenkarzinomen, ebenfalls eine erhöhte Anzahl regulatorischer T-Zellen findet und ob diese ebenfalls als prognostischer Marker genutzt werden können.

Die dargestellten Ergebnisse zeigen eine signifikante Erhöhung FoxP3+Lymphozyten im peripheren Blut sowie im Lymphknotengewebe der untersuchten Patienten im Vergleich zu unserer Kontrollgruppe. Dies wurde durch die immunhistochemischen Untersuchungen unterstrichen. Dort zeigten sich vermehrt FoxP3+ Zellen im Lymphknoten- sowie im Schilddrüsengewebe der Karzinompatienten.

In weiter führenden Untersuchungen des peripheren Blutes der Karzinompatienten nach erfolgter Thyreoidektomie und Lymphadenektomie ist eine deutliche Reduktion regulatorischer T-Zellen im Vergleich zu nicht-therapierten bzw.

präoperativen Patienten zu sehen. Die Vermehrung FoxP3 positiver Zellen wird durch eine radikale operative Resektion des Karzinoms wieder normalisiert.

So zeigen diese Ergebnisse, dass FoxP3 als diagnostischer sowie auch als prognostischer Marker genutzt werden kann. So könnte die Anzahl FoxP3+Lymphozyten im peripheren Blut postoperativer Patienten als Tumormarker verwendet werden. Dies würde bestehende Marker, wie z.B. Thyreoglobulin, diagnostisch gut ergänzen, zumal diese Marker durchaus ihre Limitationen haben.

In einer Studie konnte gezeigt werden, dass selbst Patienten mit einem postoperativen, nicht-stimulierten Thyreoglobulin unter 0,6ng/mL ein Rezidiv entwickeln können (Robenshtok E, 2012).

Auch präoperativ könnte FoxP3 eine weitere Entscheidungshilfe darstellen. So stellen die Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse und die bei verdächtigem Befund anschließende Feinnadelpunktion den Goldstandard bei der Diagnostik eines Schilddrüsenkarzinoms dar. Die hohe Rate von Nachresektionen nach inkompletter Schilddrüsenresektion bei einem Zufallsbefund eines Schilddrüsenkarzinoms zeigen auf, dass weitere diagnostische Verfahren hilfreich sein können (Ito Y, 2008). Um ein zweizeitiges Vorgehen und dessen Risiken zu verhindern, muss die präoperative Diagnostik um weitere Marker erweitert werden.

So könnte in Zukunft eine bestimmte Häufigkeit an regulatorischen T-Zellen im peripheren Blut der Patienten eine Operationsindikation zu einer Thyreoidektomie darstellen, da die Wahrscheinlichkeit eines malignen Tumors in der Schilddrüse

- 47 -

damit erhöht wäre. Besonders wichtig ist die Abgrenzung des Schilddrüsenadenoms zum gut differenzierten Karzinom. In diesem Bereich könnten zukünftig prospektive Untersuchungen für eine Validierung der regulatorischen T-Zellen als Tumormarker sorgen.

Wir konnten in unserer Studie zeigen, dass die CD4+CD25+Lymphozyten im peripheren Blut von Patienten mit einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom im Vergleich zu den Kontrollpatienten signifikant erhöht waren. Im Vergleich zu Untersuchungen am medullären Schilddrüsenkarzinom zeigen sich hier zwischen den unterschiedlichen Karzinomen Unterschiede. Patienten mit einem medullären Schilddrüsenkarzinom zeigen weder im peripheren Blut noch im Lymphknotengewebe eine signifikante Erhöhung der CD4+CD25+Lymphozyten (Müller S, 2010). Dies lässt darauf schließen, dass die verschiedenen Karzinome, das differenzierte Schilddrüsenkarzinom als ein Adenokarzinom und das medulläre Schilddrüsenkarzinom als ein neuroendokrines Karzinom, unterschiedliche Regulierungsmechanismen auf regulatorische T-Zellen haben.

So zeigt das medulläre Schilddrüsenkarzinom einen deutlichen Unterschied zur Kontrollgruppe in Bezug auf die Oberflächenexpression von CD4 und CD25 auf FoxP3+Lymphozyten (Müller S, 2010), während dies beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom nicht nachweisbar ist. So zeigt sich beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom ein quantitativer Unterschied zur Kontrollgruppe, aber kein qualitativer in Bezug auf die Expression der Oberflächenmarker CD4 und CD25.

Karzinome haben einen unterschiedlichen Einfluss auf regulatorische T-Zellen.

Nicht nur unsere Untersuchung zeigt, dass im Umfeld von Karzinomen Tregs vermehrt auftreten. Welche Tregs jedoch wo auftreten, scheint zwischen den unterschiedlichen Karzinomen zu variieren. Im Rahmen der translationalen Karzinomforschung muss deshalb zwischen unterschiedlichen Karzinomentitäten differenziert werden.

Zusammenfassend konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass auch beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom FoxP3+Lymphozyten im peripheren Blut und Lymphknotengewebe signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht ist. FoxP3 zeigt sich, in Zusammenschau mit den Befunden beim medullären Schilddrüsenkarzinom, als ein möglicher biologischer Marker für Malignome in der

- 48 -

Schilddrüse und könnte in Zukunft als diagnostischer und prognostischer Marker genutzt werden.

Langfristig könnte neben diagnostischen Möglichkeiten auch eine therapeutische Option durch eine gezielte Beeinflussung der regulatorischen T-Zellen bestehen.

Tumor-Vakzinierungen könnten durch eine Reduktion spezifischer regulatorischer T-Zellen eine erfolgreiche Therapie darstellen. Eine unspezifische Depletion regulatorischer T-Zellen erscheint beim aktuellen Kenntnisstand allerdings fragwürdig, zumal die Auswirkungen einer Reduktion regulatorischer T-Zellen bei Autoimmunerkrankungen sichtbar sind.

- 49 -

Ab A bb bi il ld du un ng gs s ve v er r z z ei e ic ch hn ni is s

Abbildung 1: CD45+ Zellen im a) peripheren Blut und b) Lymphknotengewebe ... 16 Abbildung 2: CD3+CD4+Zellen im a) peripheren Blut und b) Lymphknotengewebe ... 16 Abbildung 3: Permeabilisiert und fixierte CD45+Zellen aus peripherem Blut ... 17 Abbildung 4: FoxP3+CD4+ Zellen im peripheren Blut a) im Gate b) lineare

Darstellung ... 17 Abbildung 5: FoxP3+CD25+ Zellen im peripheren Blut a) im Gate b) lineare

Darstellung ... 17 Abbildung 6: Isotypkontrolle CD4+ Zellen im peripheren Blut a) im Gate b) lineare

Darstellung ... 18 Abbildung 7: Isotypkontrolle der CD25+ Zellen im peripheren Blut a) im Gate b)

lineare Darstellung ... 18 Abbildung 8: Verteilung der CD45+Lymphozyten in der Kontrollgruppe (LK=

Lymphknoten, Blut = peripheres Blut, MW= Mittelwert) ... 21 Abbildung 9: CD4+CD25+- und FoxP3+- Lymphozytenverteilung in

CD45+Lymphozyten in der Kontrollgruppe im peripheren Blut ... 22 Abbildung 10: CD4+CD25+- und FoxP3+- Lymphozytenverteilung in

CD45+Lymphozyten im Lymphknotengewebe der Kontrollgruppe ... 22 Abbildung 11: Vergleich der Verteilung der CD45+Lymphozytenpopulation im

peripheren Blut zwischen der MTC-Gruppe und der Kontrollgruppe (MTC=

medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW= Mittelwert) ... 23 Abbildung 12:Vergleich der Verteilung der CD45+Lymphozyten im

Lymphknotengewebe zwischen der MTC-Gruppe und der Kontrollgruppe (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW= Mittelwert) ... 23 Abbildung 13: CD4+CD25+ Zellen in CD45+Lymphozyten der MTC-Gruppe im

Vergleich mit der Kontrollgruppe im A) peripheren Blut der MTC-Gruppe und B) im Lymphknotengewebe (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW=

Mittelwert) ... 24

- 50 -

Abbildung 14: FoxP3+ Zellen in CD45+Lymphozyten im A) peripheren Blut der MTC-Gruppe und B) im Lymphknotengewebe der MTC-Gruppe im Vergleich mit der Kontrollgruppe (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW=

Mittelwert) ... 25 Abbildung 15: FoxP3+ Zellen in CD45+Lymphozyten im peripheren Blut von MTC-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe A) Oberflächenexpression von CD4 und B) Oberflächenexpression von CD25 (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW=Mittelwert) ... 26 Abbildung 16: FoxP3+ Zellen in CD45+Lymphozyten im Lymphknotengewebe der

MTC-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe A) Oberflächenexpression von CD4 und B)Oberflächenexpression von CD25 Verteilung (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW= Mittelwert) ... 27 Abbildung 17: prozentuale CD4 Expression auf FoxP3+Lymphozyten der

Kontrollgruppe und MTC-Patienten A) im peripheren Blut B) im Lymphknotengewebe (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom, MW=

Mittelwert) ... 27 Abbildung 18: Expression von CD4 und CD25 auf FoxP3+Lymphozyten A) im Blut

B) im Lymphknoten (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom) ... 28 Abbildung 19: FoxP3+ Zellen in CD45+Lymphozyten Vergleich zwischen UICC

Stadien A) im peripheren Blut von MTC-Patienten und B) im Lymphknotengewebe der MTC-Patienten (MTC=medulläres Schilddrüsenkarzinom) ... 29 Abbildung 20: Vergleich der Verteilung der CD45+Lymphozyten im peripheren Blut

der DTC-Gruppe und der Kontrollgruppe (diff. SD=differenziertes Schilddrüsenkarzinom, MW= Mittelwert) ... 30 Abbildung 21:Vergleich der Verteilung der CD45+Lymphozyten im

Lymphknotengewebe der DTC-Gruppe und der Kontrollgruppe (diff. SD=

differenzierte Schilddrüsenkarzinome, MW= Mittelwert) ... 30 Abbildung 22: CD4+CD25+ Zellen in CD45+Lymphozyten der DTC-Gruppe im

Vergleich mit der Kontrollgruppe im A) peripheren Blut der DTC-Gruppe und