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(III) Ergebnisse der Feldstudie bei caninen und felinen Patienten mit Verdacht auf eine Futtermittelallergie

BCS 6-9 BCS 5

2.2 Ergebnisse der Allergiestudie

2.2.7 Die Verbesserung der Symptomatik auf die Allergiediät

Die vorliegende Arbeit konnte zeigen, dass hauszubereitete Rationen nicht ausschließlich eine große Bedeutung bei der initialen Eliminationsdiät haben. Ein gewisser Anteil der Tierhalter, insbesondere Hundebesitzer (39 %), verwendeten auch nach der initialen Ausschlussdiät eine hauszubereitete Ration. Dies steht im Widerspruch zu einer Umfrage in Nordamerika (Roude-bush und Cowell, 1992), wonach hausgemachte Diäten hauptsächlich von Tierärzten als initialer Test empfohlen wurden, für die Langzeitversorgung jedoch auf kommerzielle hypoallergene Diäten zurückgegriffen wurde. Hier spielen möglicherweise kulturelle Diffe-renzen eine bedeutende Rolle. In Deutschland ist die selbstständige Zubereitung von Nahrung für sich und die Familie moderner als in den USA und wird möglicherweise auf den Hund übertragen. Des Weiteren könnten eine detaillierte Beratung der Tierhalter und das Angebot einer geeigneten Mineralvitaminmischung für den höheren Anteil an Tierhaltern, die für ihr Tier selber kochen, ausschlaggebend sein. Bei einem Teil der Überweisungspatienten ist eine erfolgreiche Therapie der Futtermittelallergie ausschließlich über hauszubereitete Diäten möglich, da einige Patienten mit einer kommerziellen Diät nicht erfasst werden (Müller, 2000). Hauszubereitete Ausschlussdiäten sollten jedoch mit geeigneten Mineralien und Vitaminen balanciert werden (Kotsugi et al., 1998). Eine Berechnung ausgewogener, bedarfs-deckender Rationen mit Herstellung einer geeigneten Mineralvitaminmischung wird jedoch nicht überall angeboten, so dass die Mehrzahl der selber kochenden Tierhalter der vor-liegenden Allergiestudie Kunden der lehrstuhleigenen Ernährungsberatung waren (Abb. 18).

Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass ein Teil der Tiere Hühner- oder Rindfleisch in der Ausschlussdiät vertrugen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass eine genaue Anamnese der früheren Fütterung von wesentlicher Bedeutung ist sowie Provokationstests für die Wahl der Futtermittel nützlich sein können. Beispielsweise kann bei Tieren mit nachgewiesener Verträglichkeit von Rind- oder Schweinefleisch eine erfolgreiche Diät mit einer dieser Eiweißquellen durchgeführt werden (Meyer und Zentek, 2005).

mittelallergiker dar (96 %). Hier ist ein Zusammenhang mit der Stichprobengröße nicht auszuschließen. Während zum Beispiel hausgemachte Diäten zu 40 % Anwendung fanden und folglich größere Schwankungen in der durchschnittlichen Verbesserung der Symptome vorlagen (10 bis 100 %), wurde die Kombination aus kommerziellen Feucht- und Trocken-diäten nur in 3 % der Fälle verwendet. Hier lagen deutlich geringere Differenzen bei der vom Besitzer beobachteten Verbesserung der Symptome vor (90 bis 100 %). Alternativ wäre möglich, dass kommerzielle Fertigdiäten ausschließlich von Besitzern verwendet wurden, deren Hunde gut darauf ansprachen, während hauszubereitete Diäten vermehrt dann einge-setzt wurden, wenn eine vollständige Verbesserung der Symptome, z.B. infolge einer gleichzeitigen Atopie, ausblieb.

Bei der Katze war ein Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Symptomatik und der jeweiligen Allergiediät aufgrund des geringen Stichprobenumfanges wenig aussagekräftig.

2.2.7.2 Dauer bis zur Verbesserung der Symptomatik auf die Allergiediät

Die Dauer, bis eine Verbesserung der Symptomatik auf die Diät eintrat, variierte je nach betroffenem Organsystem zwischen Tagen und Monaten (Abb. 48). Entsprechend den Angaben in der Literatur (Ballauf, 1993; Roudebush et al., 2000, Guilford et al., 2001) klangen Symptome des Magen-Darm-Trakts überwiegend innerhalb von Tagen und Wochen ab. Im Gegensatz dazu dauerte es bei Hautsymptomen in der Regel Wochen bis Monate, bis eine deutliche Besserung durch den Besitzer feststellbar war. Dies steht im Einklang mit Studien von Carlotti et al. (1990), Rosser (1993), Vroom (1994a) und Leistra et al. (2001), in denen eine Verbesserung der Symptomatik nach 3 bis 12 Wochen beschrieben wurde. In der vorliegenden Allergiestudie konnte sowohl beim Hund als auch bei der Katze festgestellt werden, dass in nahezu der Hälfte der Fälle gastrointestinale Symptome wie Durchfall oder Erbrechen nach circa zwei Tagen abklangen, dermatologische Symptome sich in über 70 % der Fälle jedoch erst nach zwei bis drei Monaten verbesserten.

0 20 40 60 80 100

<1 Woche 1-4 Wochen >4 Wochen

%

MDT Haut

Abb. 48: Dauer bis zur Verbesserung der Symptome in Abhängigkeit vom betroffenen Organsystem

2.2.7.3 Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Symptomatik und einer Medikation

Ein Teil der Tiere (40 %) bekam laut Angaben der Besitzer eine medikamentelle Therapie neben der initialen Eliminationsdiät. Nun stellte sich hier die Frage, ob therapierte Tiere eine schnellere Verbesserung der Symptomatik zeigten. Wie in Abb. 49 ersichtlich, war dem jedoch nicht so. Im Gegenteil, in der Mehrzahl der Fälle bekamen Tiere mit einem lang-wierigen Genesungsprozess eine zusätzliche Behandlung. Ein identisches Bild zeigte sich

auch bei dem Vergleich der betroffenen Organsysteme. Sowohl bei der dermatologischen als auch bei der gastrointestinalen Form der Futtermittelallergie überwog der Anteil der Be-handlungen bei den Tieren, bei denen sich eine Verbesserung der Symptome erst nach Wochen bis Monaten einstellte.

Insgesamt bekam die überwiegende Anzahl der Tiere die entsprechende Medikation laut der Besitzer zu Beginn der Eliminationsdiät und war zum Zeitpunkt der Studie bereits abgesetzt.

Bei den Tieren, die auch zum Zeitpunkt der Studie noch therapiert wurden, kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine weitere Allergie (z.B. Atopie) vorlag. Diese Annahme liegt nahe, da zum Beispiel 14 % der Tiere zusätzlich zu der Eliminationsdiät eine Desensi-bilisierung bekamen. Des Weiteren kann eine inkonsequente Eliminationsdiät von Seiten des Besitzers oder eine unzureichende Toleranz von Seiten des Tieres eine unzureichende Ver-besserung der Symptomatik bedingen und eine Gabe von Medikamenten notwendig machen.

Beispielsweise gaben 18 % der Tierhalter an, das entsprechende Medikament nur während akuter Phasen zu verwenden. Auch wenn sich akute Symptomverschlechterungen nicht ausschließlich auf eine inkonsequente Fütterung zurückführen lassen, kann dieser Aspekt neben einer saisonal bedingten Allergie nicht ausgeschlossen werden. Ein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Medikamenten und einer Gabe von Futterbelohnungen konnte nicht festgestellt werden (p=0,334).

Zusätzlich konnte in der vorliegenden Arbeit festgestellt werden, dass beim Hund (n=65) in nahezu der Hälfte der Fälle Kortikoide vom Tierarzt eingesetzt wurden. Bei der Katze (n=7) bekam nahezu jedes dritte Tier ein Kortikoid. Laut Studien von Rosser (1993) und Harvey (1993) soll ein Futtermittelallergie bedingter Juckreiz gut auf Kortikosteroide ansprechen.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Tage Wochen Monate

keine Therapie Therapie

Abb. 49: Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Symptome und einer Medikation 2.2.8 Die Verwendung von Futterbelohnungen in der Allergiestudie

Die Tierhalter verwendeten vor der Umstellung auf eine Allergiediät zu 90 % Futterbe-lohnungen. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit den Befunden in der Ernährungsumfrage, in der 89 % der Tierhalter Futterbelohnungen verwendeten. Es konnte im Vergleich mit der Ernährungsumfrage weder beim Hund (p=0,258) noch bei der Katze (p=0,915) ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Gabe von Futterbelohnungen vor der Umstellung auf eine Allergiediät festgestellt werden (Abb. 50).

0 20 40 60 80 100

Ja Nein Ja Nein

Hund Katze

Leckerligabe

%

Allergiestudie Ernährungsumfrage

Abb. 50: Verwendung von Futterbelohnungen vor der Diätfütterung und in der Ernährungs-umfrage

In der vorliegenden Allergiestudie konnte gezeigt werden, dass der Gabe von Futterbe-lohnungen auch während einer Allergiediät eine wesentliche Bedeutung zukommt. Insge-samt verwendeten 64 % der Tierhalter Futterbelohnungen, wobei der Anteil der Hundehalter nahezu doppelt so hoch war wie der der Katzenhalter (Tab. 121). Im Vergleich zu der Er-nährungsumfrage konnte beim Hund dennoch ein statistisch signifikanter Unterschied festge-stellt werden (χ²=135,1; p<0,001). Die relative Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund Futterbe-lohnungen verabreicht bekommt, lag in der Ernährungsumfrage vergleichsweise höher als in der Allergiestudie (OR=10,24 (6,35<OR<16,53)). Der Vergleich zwischen den Studien ergab bei der Katze ebenfalls einen statistisch signifikanten Unterschied (χ²=5,1; p=0,024). Hier war die relative Wahrscheinlichkeit, dass eine Katze Futterbelohnungen bekommt, in der Ernäh-rungsumfrage ebenfalls gegenüber der Allergiestudie erhöht (OR=2,97 (1,02<OR<8,87)).

0 20 40 60 80 100

Ja Nein Ja Nein

Hund Katze

Leckerligabe

%

Allergiestudie Ernährungsumfrage

Abb. 51: Verwendung von Futterbelohnungen während der Allergiediät und in der Ernährungsumfrage

Während in 70 % der Fälle die verwendeten Futterbelohnungen den Komponenten der Allergiediät entsprachen (bspw. getrocknetes Fleisch entsprechend der Fleischsorte in der Eliminationsdiät oder Kartoffelstücke), verwendeten 30 % der Tierhalter Futterbelohnungen, die während einer Ausschlussdiät nicht empfehlenswert sind (z.B. handelsübliche Hunde-kekse, Kaustreifen und Hundedrops). Da es sich in der überwiegenden Zahl der Fälle um eine Diät für die Langzeittherapie handelte, liegt die Annahme nahe, dass die genannten, handelsüblichen Futterbelohnungen erst aufgrund ihrer Verträglichkeit wieder zugefüttert wurden. Hierfür spricht auch, dass die Tiere laut ihrer Besitzer keine Verschlechterung der

Symptomatik zeigten. Des Weiteren konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen handelsüblichen Futterbelohnungen und der Ausschlussdiät entsprechenden Futterbeloh-nungen bezüglich der Verbesserung der Symptomatik festgestellt werden (Abb. 52). Dies lässt annehmen, dass bei den entsprechenden Tieren keine Allergie auf die jeweils verwen-deten Futterbelohnungen vorlag. Andererseits kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass bei manchen Tieren die unvollständige Verbesserung der Symptomatik auf eben diese Gabe der Futterbelohnungen zurückzuführen ist. Selbst wenn dem Tier nur kleine Mengen an unverträglichen Futterbelohnungen verabreicht werden, kann dies ausreichen, um klinische Reaktionen hervorzurufen. Plechner und Shannon (1977) zeigten, dass bereits 4g eines Allergens zu klinischen Symptomen führten.

0 20 40 60 80 100

Eliminationsleckerli herkömmliche Leckerli

%

0-25%

25-50%

50-75%

75-100%

Abb. 52: Die Verbesserung der Symptome im Zusammenhang mit der Gabe von Futterbe-lohnungen beim Hund

Auch wenn der statistische Vergleich der verwendeten Futterbelohnungen zwischen den verschiedenen Patientenkollektiven nicht signifikant war (p=0,191), so zeigt die Abb. 53 dennoch, dass in der lehrstuhleigenen Ernährungsberatung der Anteil der Diät entsprechenden Belohnungen gegenüber den anderen Praxen und Kliniken erhöht war. Dies legt die Ver-mutung nahe, dass ein ausführliches Beratungsgespräch und ein Aufzeigen von alternativen Möglichkeiten die Compliance der Tierhalter verbessern könnte.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Tierärzte MTK EB spezialisierte

Praxis

Sonstige

keine Leckerligabe handelsübliche Leckerli Eliminationsleckerli

Abb. 53: Verwendete Futterbelohnungen im Vergleich der Patientenkollektive 2.2.9 Verwendete Zusatzpräparate während der Allergiediät

Die Abfrage der Futterergänzungen zeigte, dass insgesamt 100 Tierhalter Zusatzpräparate ver-wendeten. Komplett hauszubereitete Rationen (n=64) wurden in 81 % aller Fälle mit einem

Mineralvitaminpräparat ergänzt. In den Fällen der lehrstuhleigenen Ernährungsberatung (n=37) wurden sogar 95 % der hauszubereiteten Rationen supplementiert. Diese Angaben liegen oberhalb einer amerikanischen Studie von Roudebush und Cowell (1992), nach der 50 bis 56 % aller Rationen zur Langzeitversorgung von Hunden bzw. Katzen bedarfsgerecht waren. Allerdings wurde in der vorliegenden Arbeit keine Überprüfung der hauszubereiteten Rationen vorgenommen, so dass nicht auszuschließen ist, dass manche hauszubereitete Diäten trotz einer Supplementierung nicht bedarfsdeckend waren. Insbesondere die Ausschluss-diäten, die aus hauszubereiteten Rationen und kommerziellen Fertigdiäten kombiniert wurden, könnten laut Erfahrungen aus der lehrstuhleigenen Ernährungsberatung ohne eine entsprechende Supplementierung nicht bedarfsgerecht sein. Laut Angaben der Besitzer wurden jedoch nur die Hälfte (51 %) dieser kombinierten Ausschlussdiäten (n=47) mit einem Mineralvitaminpräparat ergänzt. In den Fällen der lehrstuhleigenen Ernährungsberatung (n=21) waren es immerhin 76 %. Abschließend kann festgehalten werden, dass insgesamt 64 % der lehrstuhleigenen Kunden explizit angaben, die hauszubereiteten oder kombinierten Rationen mit einer speziellen, am Lehrstuhl berechneten und hergestellten Mineral-Vitamin-Mischung zu ergänzen. Weitere 24 % der Tierhalter gaben an, die entsprechende Ration mit Mineralien und Vitaminen zu ergänzen. Auch wenn eine hohe Anzahl der Rationen der lehrstuhleigenen Fälle supplementiert wurde, zeigt die vorliegende Arbeit, dass nicht alle selbst zubereiteten Rationen mineralisiert und vitaminisiert wurden.

Des Weiteren zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit, dass es notwenig ist, explizit und mit verschiedenen Formulierungen nach Zusatzpräparaten zu fragen. 65 % der Tierhalter (n=100) gaben in der Allergiestudie bereits bei der Fütterung an, dass sie die Diät mit ent-sprechenden Präparaten ergänzten. Die übrigen 35 % wären jedoch unerkannt geblieben, wenn nicht eine zusätzliche Frage zu Futterergänzungen in dem Fragebogen enthalten ge-wesen wäre. In der Ernährungsumfrage konnte, wie bereits erwähnt, ebenfalls festgestellt werden, dass Tierhalter die verwendeten Futterergänzungen häufig erst bei einer zweiten Ab-frage nannten (Tab. 144). Auch wenn der Vergleich zwischen den Studien ergab, dass die Besitzer von Futtermittelallergikern die Verwendung von Zusatzprodukten häufiger bei der Erstabfrage angaben (χ²=64,5; p<0,001; 2df; OR=7,68 (4,39<OR<13,49)), sollten Tierärzte ihre Kunden mehrmals nach zusätzlich zu der Diät verwendeten Ergänzungen befragen. Aus Erfahrungen der lehrstuhleigenen Ernährungsberatung empfinden manche Tierhalter die Ver-wendung von Algen- und Kräuterpräparaten sowie Chondroprotektiva oder ähnlichen Pro-dukten nicht als Fütterung.

Tab. 144: Die Verwendung von Futterergänzungen und die Angabe der Tierhalter in der Allergiestudie und in der Ernährungsumfrage (in %)

Allergiestudie Ernährungsumfrage

n 100 226

Angabe bei Erstabfrage 65,0 19,5

Angabe nur bei Zweitabfrage 35,0 80,5

Zusätzliche Angaben bei der 2. Abfrage 15,0 14,6