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Die Kammerkonzerte in der Aula der Universität

Uta-Sophie Adorf-Kato

In der Reihe der Klavierkammermusikaben-dewaren zu hören:

Im Jahr 2000 das Duo Amabilemit der Flötis-tin Susanne Günther, die 1995–97 am Musik-institut lehrte, und Uta-Sophie Adorf am Flü-gel. Das Duo, das u. a. 1996 in Japan konzer-tierte, spielte selten zu hörende Werke von J. S.

Bach und französischen Komponisten, Eigen-bearbeitungen (von einer Mozart-Violinsonate) sowie Schuberts Variationen-Fantasie über das Lied „Trockne Blumen“ aus „Die Schöne Mül-lerin“, womit auch ein Bezug der Kammerkon-zertprogramme untereinander hergestellt wer-den sollte.

2001 spielte der Pianist Kenji Kato,der 1982–

1984 einen Lehrauftrag am Musikinstitut in-nehatte, einen Sonatenabendmit seiner Kon-zertpartnerin, der Geigerin Tomoko Yamato, die stellv. Konzertmeisterin des Radiosinfonieor-chesters Frankfurt ist. Die Presse lobte die in einem sehr beeindruckenden Abend mit „Span-nung und Hingabe“ interpretierten Sonaten von Beethoven, Prokoffieff und Franck . Das Klavierduo Angelika-Schmid-Haase – Bettina Thimmaus Hannover brachte 1999 Ra-ritäten französischer Klaviermusik zu vier Händen zu Gehör, eine Kunstform, die – wegen der viel-stimmigen, dichten Satzstruktur – nur auf excel-lenten Instrumenten geboten werden kann.

Auch in diesem Programm dürften – wie sonst meist bei Abenden mit neuer Musik – einige Gießener Erstaufführungen erklungen sein.

In den Jahren 2000 und 2003 waren zwei ver-schiedene Trios der Geschwister Adorf zu Gast: Zu Uta-Sophie Adorfam Flügel kamen einmal der Klarinettist Diethelm Adorf (Solo-klarinettist des Orchesters der Beethovenhalle Bonn) und die Cellistin Anette Adorf-Brenner (stellv. Solocellistin im Sinfonieorchester des SWR Baden-Baden und Freiburg) hinzu und zum anderen die Geigerin Margarete Adorf (stellv. Konzertmeisterin im Radiosinfonieor-chester Saarbrücken) und wiederum die Cellis-tin Anette Adorf-Brenner.

Selten zu hörenden Werken – wie einer Klari-nettensonate von Hoffmeister und dem großar-tigen Duo für Violine und Violoncello von Ko-dály – standen berühmte Trios von Beethoven, Schumann und Brahms gegenüber.

Hinzu kam, im „Goethe-Jahr“ 1999 eine Aus-wahl von Schuberts Goethevertonungen, In 2001 wurde mit der Aufnahme von Schu-berts „Winterreise“ durch Thomas Wiegand und Uta-Sophie Adorf die erste CD veröf-fentlicht, die in der Aula mit dem Steinway-Konzertflügel aufgenommen wurde. Diese Aufnahme ist allerdings inzwischen bereits ver-griffen. Wegen entsprechender Nachfrage ist eine Neuauflage geplant, sobald die Finanzie-rung gesichert ist, ebenso die Herausgabe vieler anderer Aufnahmen, die als Dokumentationen der Programme und Interpretationen der Kam-merkonzerte seit den 1990er Jahren in der Aula gemacht wurden.

Außerdem wurde – in kleiner Auflage – eine CD vom Liederabend Schmid/Schmid-Haase mit Schuberts „Die Schöne Müllerin“ produziert.

Die Reihe der Besonderen Konzerte wurde hauptsächlich von den am Musikinstitut täti-gen Pianisten Peter Geisselbrechtund Mar-tin Gärtner gestaltet. So konnte man am Volkstrauertag 2000 von Peter Geisselbrecht einen Querschnitt durch die Klaviermusik des 20. Jhs. in der Aula hören, die zwischen 1910 und 1990 komponiert wurde und z.T. Bezug nahm auf die großen Katastrophen des Holo-caust und des 2. Weltkriegs.

2001 hörte man Peter Geisselbrecht dann in einem Duoabend zwischen Komposition und Improvisation. Seine Partnerin war die Flötistin Sabine Dreier, langjährige Lehrbeauftragte am Musikinstitut, die neben ihrer regen Kon-zerttätigkeit auch schon eine große Diskografie vorweisen kann mit Aufnahmen von Querflö-tenmusik und von Musik mit der historischen Traversflöte. Sie stellte in den Kompositionen und (Duo-)Improvisationen auch die selten zu hörenden Alt- und Bassquerflöten im Konzert vor.

2002 wurde ein Kabarettprogramm am Flügel von Martin Gärtner präsentiert, dem vielbe-schäftigten Künstler, der dem Gießener Publi-kum aus zahlreichen Produktionen im Stadt-theater als Pianist und Moderator sowie als Chorleiter bekannt ist und auch schon im Fern-sehen u. a. als Klavierbegleiter von Katja Ebstein zu sehen war.

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Das Ensemble Conservatoire Frankfurt,das sich der Klavierkammermusik mit Bläsern wid-met und aus Dozenten von Dr. Hoch’s Konser-vatorium in Frankfurt besteht, konnte durch Vermittlung des Pianisten Kenji Kato engagiert werden. Dieses hochkarätige Ensemble, beste-hend aus Kenji Kato (Klavier), Dorothea Warns (Flöte), Nora Spitz (Oboe), Sven van der Kuip (Klarinette), (RSO Frankfurt), Soichiro Ohno (Horn), (RSO Frankfurt) und Karl Ventulett (Fa-gott), (Oper Frankfurt), präsentierte mit den Quintetten von Mozart und Beethoven sowie dem Poulenc-Sextett den begeisterten Zuhö-rern in der Aula „Perlen“ der Kammermusik.

Auch von diesem Programm liegen Mitschnitte vor, die allerdings noch auf ihre Veröffentli-chung warten.

Die Konzertsaison im WS 2003/2004 begann mit dem Besonderen Konzert:

„Flöten-, Pfeifen- und Glockenklänge“ stan-den in einem abwechslungsreichen, oftmals

überraschenden Abend am 26. Oktober 2003 mit dem Blockflötentrio Les Trois en Blocund dem Pianisten Peter Geisselbrecht auf dem Programm.

Dem international preisgekrönten Blockflöten-trio – mit der Lehrbeauftragten des Musikinsti-tuts Barbara Engelmann und ihren Berliner Kol-leginnen Susanne Köszeghy und Anja Wetzki – das u. a. auf der EXPO 2000 in Hannover ein Werk von Penderecki uraufführte – wurden bereits viele zeitgenössische Kompositionen gewidmet.

Bei der Wiedergabe von Titeln wie „Im Rausch(en) der Sinne“ und „au coeur du silen-ce“, vorgetragen auf verschiedenen Instrumen-ten der Familie vom Sopranino bis zur Bass-blockflöte , die von exstatischen Pfeiftönen und Atemgeräuschen bis zu dunkelsten Flöten- und Schiffssirenenklängen reichten, waren die Flöti-stinnen in ihrem Element.

Peter Geisselbrecht , der seit 1985 am Musikin-stitut tätige Pianist und Improvisator, widmete Abb. 1: Liedduo Wiegand-Adorf in der Aula der Universität

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eigenes Requiem“ Bibeltexte selbst zusammen-stellte, an dessen Ende die hoffnungsvollen Worte der christlichen Verkündigung stehen.

Über den Vortrag schreibt Michael Treutwein:

„Thomas Wiegand, [...] dessen zahlreiche Auftritte als Oratoriensänger von Bach bis Mendelssohn sich stark eingeprägt haben, scheint an stimmlicher Wucht und sonorer Tiefe immer noch dazuzugewinnen. So fiel seine Wiedergabe von [...] Brahms überaus würdevoll aus und war geprägt von markanter Eindringlichkeit.“

Und in dem zentralen Werk des Abends, Mus-sorgskys „Liedern und Tänzen des Todes“, bescheinigt er dem Sänger , dass „er mit stilty-pischer schwarzer Stimmfärbung und höchstem Textverständnis aufwartete“und das Werk sich

„in der bezwingenden, das Deklamatorische und Furcht erregende betonenden Wiedergabe des Sängers auch gestalterisch als eindringlicher Höhepunkt“ erwies. Über den Klavierpart schreibt er: „Uta-Sophie Adorf meisterte die [...], höchst anspruchsvollen Passagen [...] mit der bei ihr gewohnten, gleichwohl immer wie-sich in seinen Stücken dem Thema

Glocken-klänge, die er – wie in der Konzertreihe üblich – mit reichhaltigen Kommentaren auf dem Pro-gramm versehen – unter Ausnutzung aller klanglicher Möglichkeiten, die der Konzertflü-gel in der Aula bietet, farbenreich präsentierte.

Die Presse berichtete: „Den Abschluss bildete sozusagen eine improvisierte „Coproduktion“

aller Musiker nach Dieter Schnebel (Kontra-punkt)“ und bescheinigt ihnen, dass sie „mit Spaß bei der Sache waren“als sie z. B. durch die ganze Aula wandernd das Publikum mit Klang umhüllten.

Im zweiten Konzert am 23. 11. 2003 standen im Liederabend zum Totensonntag, gestal-tet von Thomas Wiegand und Uta-Sophie Adorf(Abb. 1) vor allem oratorienhafte, dra-matische und lyrische musikalische Bearbeitun-gen des Themas „Tod“ auf dem Programm. Be-gonnen wurde am christlichen „Ewigkeits-sonntag“ mit Brahms’ „Vier Ernsten Gesän-gen“bei dessen Komposition er sich „quasi als

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der bewundernswerten Geläufigkeit und Si-cherheit, dem Sänger stehe mit dieser Pianistin eine“ in jeder Hinsicht ideal reagierende, [...]

und inhaltlich jede Nuance im gleichen Geist auskostende Klavierbegleiterin zur Verfügung“.

Nach der Pause wurde die Reihe der Schubert-Lieder fortgesetzt mit „Gesängen des Harf-ners“ und einer Auswahl von „Liedern der Nacht und des Traumes“.Am Ende des Pro-gramms stand der beruhigende Gesang „Die Sterne“ und dem dankbar applaudierenden Publikum kam man noch mit den Zugaben „An den Mond“ und „Im Abendrot“ entgegen.

Das letzte Konzert am 18. Januar 2004 stellte in einem Sonatenabendzwei Streichinstrumente dem Flügel zur Seite: den – als Soloinstrument selten zu hörenden – Kontrabassmit intimer Kammermusik und das Violoncelloin – weniger gespielten – romantisch-schwärmerischen Kom-positionen (Abb. 2). Mit Norbert Brenner, Solo-bassist des Sinfonieorchesters des SWR Baden-Baden und Freiburg wurde dabei ein versierter Kontrabassist gewonnen, der Arrangements von J. S. Bachs 2. „Gambensonate“ und Schu-berts „Arpeggionesonate“ mit blitzsauberer Intonation und bestechender Virtuosität meister-te. In dem sehr ausdrucksvoll „gesungenen“ lyri-schen Mittelsatz der Schubert-Sonate zeigte sich der erfahrene Kammermusiker, der mit seiner Ehefrau Anette das „Charis Ensemble“ gründete und damit schon zahlreiche CDs einspielte.

Anette Adorf-Brenner,die in Gießen u. a. auch schon als Solistin in Konzerten von Haydn, Beethoven, Saint-Saëns und Brahms zu hören war, verfügt über genügend solistische

Fähigkei-ten, um dem – mit virtuosen Läufen gespickten – Klaviersatz der Mendelssohn-Sonate und dem orchestralen Satz der Sonate von R. Strauss einen adäquaten Celloton entgegenzusetzen.

Sie konzertiert seit 30 Jahren mit Uta-Sophie Adorf im Duo, woraus ein Zusammenspiel re-sultiert, das in der Kritik immer wieder gelobt wurde. Das begeisterte Publikum erhielt als Zu-gabe eine Bearbeitung der Künstler des

„Schwans“ aus dem „Carneval der Tiere“ von Saint-Saëns für Cello, Kontrabass und Klavier.

Für das nächste Jahr sind folgende Konzerte vorgesehen:

– 24. Oktober 2004: ein Liederabend mit An-selm Richter und Angelika Schmid-Haase – 14. November 2004: ein

Musik-Kabarett-abend mit Martin Gärtner

– 16. Januar 2005: ein Kammermusikabend Außerdem sind Aufnahmen u. a. von Mus-sorgskys „Liedern und Tänzen des Todes“ in der Aula geplant.

Informationen zu den Konzerten und CDs kann man über die website der Kammerkonzertreihe einholen, die ebenfalls mit freundlicher Unter-stützung der Gießener Hochschulgesellschaft im vergangenen Semester eingerichtet wurde und derzeit unter der Adresse:

www.ghg.-ev.de/index_events.html erreichbar ist.

Es bleibt abschließend nur zu hoffen, dass auch in Zukunft noch viele dieser Kammermusikpro-jekte für die Universität und die Öffentlichkeit mit dem Konzertflügel in der Aula verwirklicht werden können!

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Dietmar Rösler, Nicola Würffel