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Die dicht neben dieser Kirche liegende ist eine griechisch - russiche geblieben. Auch sie ist mit Säulen

Im Dokument Das Inland— (Seite 191-198)

") Man kann den größten Durchmesser etwa auf l000 Schritte berechnen. Es sind eigentlich 2 Hauptstraßen und mehrere Quer-gassen. Die Häuscrzahl beträgt nahe an 1000, davon in der Stadt 220 steinerne, und 76N hölzerne in den 3 Vorstädten.

" ) Solche unbewohnte Häuser in der Stadt zählt Narwa un-gefähr 8. Sie stehen unter Sequester in Folge nicht erfüllter Ver-pflichtungen ihrer früheren Besitzer gegen die hohe Krone.

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in gothischem Geschmack aus Stein erbaut und durch den Anbau eines Raumes für das Merheiligsie und eines zweiren Thurms der üblichen Einrichtung russi»

scher Kirchen ähnlich gemacht. An der Pforte sind in Sandstein gut ausgehaucne Embleme des Todes sichtbar;

darüber hat sich auf der Oberschwelle des alten steinernen Thores als sinniges Bild des immer sich neu verjüngenden Lebens, ein kleiner, fröhlich grünender Ebercschenbaum

angesiedelt.

Narwa hat im Vcrhältmß zu seiner Größe sehr viele ö f f e n t l i c h e G e b ä u d e . Die stattlichsten sind dasNathhaus und die Börse — beide gegen das Ende des 17. Jahrhunderts von Stein erbaut. Der unästhetische Sinn unserer lieben Vorfahren, von dem alle unsere alten Städte in ihren krummen und winkeligen Straßen genug Beispiele darbieten, hat sich auch hier wieder gezeigt. Für den kleinen Markt, platz, an dem sie stehen, sind die bciden gewaltigen 3stöcki-gen, mit Thürmen versehenen Gebäude offenbar zu groß;

zu dem versteckt sich noch die eine Ecke des Nathhauses schalkhaft hinter das Vörsengebäude. M a n sieht es diesem letzter« grauen Gebäude mit seinen desolaten Fenstern wohl a n , daß der Handel Narwa's nicht mehr so fiorirt, als damals, wie es gebaut wurde; seine tewpi p258gli müssen brillant gewesen sein, dafür spricht der mit noch recht glänzenden Viechplatten bekleidete Thurm.

Ueber der Thür des Nathhauses sieht man das vom König Johann M . von Schweden herstammende sehr kriegerische Wappen der T t a d t ; im Innern sind schöne große Hallen, die Decken mit zum Theil recht sinnigen allegorischen Figuren geschmückt. I n dem Sitzungssaal steigert sich die Pracht:

an der Decke ist der ganze Sternenhimmel zu sehen mit den astronomischen Sternbildern; im ehrwürdigen Halb-kreise stehen die mit karmcsinrothem Tuch geschmückten kastenförmigen Sitze der Nathsherrn, zu denen man auf einem Paar Stufen hinansteigen muß, alle mit einander zu einem Ganzen verbunden. Freilich gehören dazu die feierlichen weiten Talare, die Pcrrücken, die radförmigen Halskragen, mit denen vor Zeiten die Inhaber dieser Sitze bekleidet waren. M a n kann es nicht läugnen, — in der Würde der äußern Erscheinung, mit der sie die Macht der Obrigkeit zu umkleiden wußten, waren unsre Vorfahren uns weit voraus. Es wird einem ordentlich feierlich zu M u t h , wenn man auch vor den leeren Schranken einer solchen alten Nathsstube steht. I n einer dicht an den Sitzungssaal stoßenden Kammer werden neben den Acten und der Kasse auch die Gnadenbriefe verwahrt, die die Stadt von ihren verschiedenen Beherrschern erhalten hat, z. B . Woldemar IU. von Dänemark, Ordensmeistern W i l -helm von Friemersheim, Werner von Vrüggeney, Cvse von Rutenberg, Heinrich von Gaalen und Johann IN.

und Ehristina von Schweden. Auch einen mit hell-blauem Atlas überzogenen vergoldeten Lehnstuhl sieht man dort, auf dem die Kaiserin Katharina I I . bei ihrem Besuch, den sie im Jahr 1780 vom 10. bis 12. M a i Narwa abstattete, gesessen hat.

Unter allen öffentlichen Gebäuden Narwa's war vom größten Intreffe für mich das s. a.. kaiserliche Palais.

Der Kaiser Peter der Große erbaute gleich nach der Ero,

berung der Stadt dieses mäßig große, 2 Stockwerk hohe Haus in holländischem Geschmack auf einem von einem Bürger gekauften Platz dicht an dem Wall neben der Dunkel, Pforte und bewohnte es während seiner wieder-holten Besuche Narwa's. Es steht jetzt leer, wird aber auf Kosten der h. Krone in baulichem Stande erhalten und mit bereitwilliger Freundlichkeit von einem Officier, der die Aufsicht darüber führt, den Fremden gezeigt. Die Zimmer, welche Peter d. Gr. bewohnte, sind in der V c l -Etage, die untern Räume waren für das Gefolge und die Dienerschaft bestimmt. Schon die Stätte, an der ein unsiem Andenken theurer Mensch geweilt h a t , ist uns lieb und werth; wie viel mehr wird ein Raum die Aufmerksamkeit der Nachlebenden erregen, in dem ein M a n n geweilt hat, der eine epochemachende Wirksamkeit auf eine große Nation, ja auf seine ganze Zeit ausübte. Das fühlte ich recht lebhaft, als ich die leeren Zimmer betrat, die einst Peter d. Gr. bewohnte. Es war mir immer, als muffe die Ehrfurcht gebietende hohe Gestalt des mächtigen Imperators in der majestätischen Tracht seiner Zeit durch die Thür eintreten; unwillkürlich trat der Fuß leiser auf und dämpfte sich die Stimme, als muffe kein zu lauter Ton die feierliche Stille der Erinnerung stören, die über diesen Räumen liegt. Zuerst tritt man in einen größern S a a l , dessen niedrige Decke in Oelfarben etwas grell mit allegorischen Figuren bemalt ist. M a n sieht Embleme der Schissfahrt, des Handels und der kriegerischen Künste; an den Wänden hängen ovale Spiegel mit vergoldeten Rahmen, auch ein B i l d des Kaisers * ) und seiner Gemahlin. I n einer Ecke steht ein großer dunkelbrauner gedehnter Schrank, von Eichenholz mit allerlei wunderlichen Schnörkeln verziert; er enthält Gcräthe, deren sich der Kaiser bedient hat, — Gläser, holländische Vierkrüge von Thon, Tassen und dergl. — auch ein Paar starke, mit Nägeln beschlagene Schuhe und einen großen schweren Knotcnstock. M a n muß sich über die große Einfach-.heit und Prunllosigkcit dieser Dinge verwundern; sie ist aber charakteristisch für den M a n n , der alles Zierliche, Feine und Ueppige verschmähte. Seinem gigantischen Geist war das alle.s zu kleinlich und unbedeutend; in seiner Seele lagen nur kühne Pläne kriegerischer und reformato-rischer Thatcn und das eine Ziel der Erziehung und Ver-edlung seines Volks! — I n dem ganz einfachen Schlaft kabinet des Kaisers steht cin Himmelbett mit gestreiften Gardinen aus Wollenzeug und einem Bettrahmen, dessen Construction eben nicht daS-allerbequemste Lager verspricht.

Ob Federbetten oder Matratzen darauf gelegen haben, ist freilich nicht auszumachen; jedenfalls ist bekannt, daß Peter der Große auch in diesen Dingen kein Sybarit war.

Ein Schreibcpult mit zahlreichen Fächern und einer Tisch»

*) Dies Bild stellt Peter d. Gr. aus einer spätern Zeit seines Lebens dar. Die Züge sind die bekannten markig, kräftigen des Hel-den und großen Gesetzgebers. Auf dem Rathhause befindet sich ein kleineres Oclgemäldc, auf dcm der Kaiser offenbar als noch junger Mann dargestellt ist. I n diesem Bllde yat der Ausdruck detz Gesichts etwas Leidendes und Schwärmerisches, der Ernst eines thatigcn und bewegten Lebens hat den Zügen noch nicht den Stempel der heroischen Kraft und des eisernen Willens aufgedrückt.

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platte zum Schreiben, überzogen mit sehr grobem grünem Tuch, eine nschförmige Seekarte der Ostsee in Iiant reiiel gearbeitet, cm Sertant und das Modell eines Kriegsschiffs, vom Kai'er selbst verfertigt, sind, nebst einigen starken mit Leder überzogenen Stühlen, das ganze Ameublement der kaiserlichen Wohnung. Nach dem Walle hin, an den die eine, dicht mit Fenstern besetzte Fronte des Hauses unmittelbar angränzt, ist eine Falltreppe befindlich, die mittelst einer sehr einfachen Vorrichtung von innen aus auf den Wall hinabgelassen und durlh eine Glastdür leicht und bequem betreten werden kann. M a n sieht, Peter der Große hatte beständig sein Ziel vor Augen, die nau-tische und militärische Entwicklung seines Reichs zur impo<

santen europäischen Macht. N a n v a , die kleine Stadt, wird durch diese historischen Erinnerungen, die sich an sie knüpfen, für alle Zeiten denkwürdig bleibend —

Wir sind nun, mein theurer Freund! mit den Sehens-würdigkeiten der Stadt fertig;, was soll ich D i r von ihren Bewohnern erzählen? — Die Gastfreundschaft, das gemüth-liche Familienleben, die mit allen Annehmlichkeiten einer feinen Bildung geschmückte liebenswürdige Geselligkeit, die unsre Osiseeprovinzen eingestandnermcißen vor vielen andern Ländern und Händchen so vortheilhaft auszeichnen, fehlen auch dem lieben Narwa nicht. Man sieht sich nicht sobald, so ist man auch schon bekannt; man kennt sich nicht nur, fondern man liebt sich auch, ein Familienkreis schließt den andern auf, der Fremdling ist bald keiner mehr und in freund-lich, herzlichem Beisammensein verstießt ein Tag nach dem andern. — Das ist die kurze, aber freundliche Geschichte, die sich bei uns in jeder Stadt und in jedem Städtchen wiedelholt.

Erfülle bald Dein Versprechen, komm zu uns und D u wirst aus eigner Erfahrung das bestätigen, was ich

Dir hier erzähle. Zuerst aber, hoffe ich, sollst D u die

baltische Hospitalität kennen lernen in dem Hause und an dem Herzen Deines getreuen Freundes

C. M .

II. Istomin.

Es ist ein heiliger, ein gerechter Krieg, Es ist die Nothwehr meines Vaterlandes, Das ich befreien odir sterben will!

Prutz: Moritz von Sachsen.

Das waren die Gedanken, welche die heldcnmülhigcn Verthcidigcr Sewastopols und unter ihnen vornehmlich auch den tapfcrn ContreAbmiral Wladimir Iwanowitsch I s t o -m i n beseelten, den Freund des trefflichen General - Adju-tanten und Vice-Admiralen Wladimir Alcreicwitsch Korni-low und des Siegers von Sinope, Admiralen Pawel Stepanowijsch Nachimow, d i e , gleich ihm, bei dem

^ l a c h o w - T h u r m " " l Sewastopols Mauern ihren Muth und ihre Vaterlandsliebe durch den Heldentod von Femdeekugeln besiegelten. Allen dreien hat Alerander Mchow in Moskau eine lesenswerthe kleine Schrift aewid-met unter dem T i t e l : ^

Aber nur von Nachimows früherem Leben und Dienst sind dem Verfasser einige genauere Nachrichten zugänglich ge-wesen, durch deren Mittheilung er sich den Dank des Publikums verdient hat, während er von beiden erstge-nannten Admiralen fast nur die letzten Tage und Stunden ihres Lebens und die aus den Zeitungen bekannten näheren Umstände ihres Todes beschreibt.

W i r hoffen unser« Lesern daher selbst durch die wem, gen unzulänglichen Notizen über Istorm'ns Herkunft und Familien-Verhältnisse, die wir aus dem Munde eines Jugendfreundes hieselbft und aus der Dienstliste seines am 22. Aug. 5823 zu Neval vcrstorb. Vaters geschöpft haben, einen kleinen Dienst zu leisten, da er unfern Ostsee-Provinzen angehört, gleich dem General» Adjutanten Todleben, und gleich diesem seine Jugend hier meist unter dem Einflüsse deutschen Geistes und deutscher Gemüthlichkeit verlebt hat, da seine Mutter, die Tochter eines Nathöherrn Hofmeister in Neval, als eine treffliche Frau und sorgsame Mutter gerühmt wird. Sein Vater I w a n Istomin, ein Mann von Hellem Kopf und greßcr Geschäftskenntniß, hatte am 26. Jan. i 7 9 7 seinen öffentlichen Dienst als K a n z c M bei dem Adlinralitäls - Collegium begonnen und war zu Ende desselben Jahres am 5. Deebr. zum Bataillons - Auditeur übergeführt, am <4 April <800 aber zum Collegien-Sccretär befördert und zum Sccrctär bei dem Oberftortmeistcr ernannt worden. Nach Aufhebung dieses Amtes am l 8 . Jan. <80t seines Dienstes entlassen, wurde Istomin bereits im I u n . 1804 als Secretär des ehstländischen KameralhofS angestellt. I n dieser Stellung erwarb er sich die Achtung und Liebe seiner Dieustgenossen und das Wohlwollen seiner Vorgesetzten, avancirte im Januar 4 8 l 3 zum Tit. - Nach und ward auf Vorstellung des damaligen Kriegs- und General-Gouverneurs von Ehstland, Erbgroßherzogs August von Holstein-Oldenburg, im September t 8 l H mit dem S t . Wladimir, Orden H. Classe für seine geleisteten treuen Dienste belohnt. Die mit den Kriegs-jahren, damals wie jetzt, zu einer enormen Höhe gesteigerte Theuerung aller Lebensbedürfnisse hatten den Sccretär Istomin, bei seinem kärglichen Gehalt und dessen Unzuläng-lichkeit um seinen Kindern eine gcl.hrte Bildung geben z«

lassen, wie ihre glücklichen Anlagen es wünschenswerth machten, in die traurige Nothwendigkeit versetzt, seine beiden ältesten Söhne, Constantin, etwa W, und Andrei, 8 Jahr a l t , in die Nevalsche Contonistenschule abzugeben.

Sein nachmaliger Chef, der ehstländische Vicc-Gouvcrneur von Löwenstern, aber hatte einige Jahre später, nachdem er die Tüchtigkeit seines Secretärs bei der Reorganisation des ehstländischen Camcralhofs näher kennen gelernt und sich von seinen mißlichen Verhältnissen genauer unterrichtet hatte, durch seine einflußreiche Vermittclung bewirkt, daß nicht nur die genannten beiden ältesten, sondern später auch die ihnen im Alter zunächst folgenden Söhne, Wla-dimir, geb. 1808, Acerander, geb. l 8 l 2 , und Paul, geb. 48l3, in das See - Cadetten, Corps zu S t . Peters-burg unentgeltlich aufgenommen und für den Seedienst auf Kosten der Krone tüchtig vorbereitet wurden. Und sie alle haben die auf sie gesetzten Hoffnungen durch ihre dem Vaterlande mit (5hrcn und Nutzen geleisteten Dienste

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vollkommen gerechtfertigt. Denn Constantin Istomin ist gegenwärtig Contre - Admiral und Chcf des Stabes der Manne in St. Petersburg. Der 2., Andrei Istomin, war bereits Kapitain-Lieutenant auf dem in Brand gerathenen Kriegsschiffe Ingermannland, das desscn Commandeur Treskin, der sich mit den Seinigen an's Land gerettet, ihm zu schützen übergab, als schon alle Hoffnung, es dem Un-tergänge zu entreißen, verloren war, in Folge dessen auch I f t r m i n in den Wellen .begraben ward. Alerander Isto-min, sein jüngerer Bruder, fand als Mitshipman f,l<ichfalls frühzeitig den Tod in den Wellen, indem er durch einen Unglücklichen Zufall vom Mastbaum gefallen, während das Schiff im Segeln war. Der jüngste, Capitain»Lieuter>ant

Paul Istomin, war bisher Commar.deur des Nigaer Va»

taillons der Nuder-Flottille; der mittelste aber war der oben»

genannte Contre - Admiral und Ritter Wladimir Istomin, welcher am 7. März 5835 in Sewastopol ein Opfer seiner unerschütterlichen Dicnsttreue und glühenden Hingebung für Thron und Vaterland ward. Seine betagte Mutter und zwei Schwestern von ihm sollen sich auf Wassili'-Ostrow in der Residenz noch gegenwärtig aufhalten und den frühen Tod des Helden beweinen, der ihrem Herzen so nahe stand, und der seinen Namen nicht bloß seinen Angehörigen und seiner Vaterstadt, sontern ganz Rußland unvergeßlich gemacht hat.

Reval «836.

Korrespondenz.

L i v l a n d.

R i g a , d.2S. M a i . Seit gestern w z Uhr Vormittags haben wir unfern K a i s e r hier. I c h erinnere mich der Ein« und Durchzüge unserer H . /rscher und deren Gemal.-Knnen seit 18l(1, aber in solchem Festschmucke, man möchte sagen: freudig-erfassendem und zugleich rührend-ergreifendem Festschmucke hat sich Riga bisher noch nie einem seiner Kaiser gezeigt. Riga's Bewohner hatten, abgesehen von den reich beflaggten Ehrenvfortcn und Ehrenfäulcn und den hundert und aber hundert flaggenden Schissen und Strusen, die Häuserreihen, durch welche der K a i s e r l i c h e Zug bis zum Schlosse geschah, mit Guirlandcn, farbigen Festons, den schönsten Teppichen, zahllosen aus Fenstern und von Altanen wehenden, großen und kleinen, ja kleinsten Fahnen von den verschiedensten Farben reichlich geschmückt; von ten Thürmen sämmtlicher Kirchen hallle das. Festgeläute von dem Augenblicke an, da der K a i s e r und H e r r den eigentlichen Etadtboden betrat. Langsamen Schrittes durch»

fuhr der K a i s e r , unier Vorauftritt ter Bürgergarde, im Sechsspänner, I h m zur Seite Se. Durchlaucht der Herr General-Gouverneur, die zumCchlosse führenden Etrüßcn, in welchen von der Cchloßstraße an die Bürger der Stadt unter ihrer Stadtfahne, und sämmtliche Gewerke mit ihren Amtsfahnen, fast 50 verschiedenen, Spalier bildeten, zur Festungskirche in der Citadelle und, nach beendigtem Got<

tesrienste, zurück in das Schloß, wo—nach üblicher

Uebcr-«ichung von Salz und Brot auf einer mit dem rigaschen Stadtwappen versehenen Schüssel — zunächst der Adel und die Stadtgristlichkeit zur Vorstellung berufen wurden. Auf die Ansprache des residircnden Landralhs, des Kammer, Herrn, Baron v. Vietinghoff, gab S e i n e M a j e s t ä t eine die Bestrebungen und die Gesinnungen des Adels so gnädig anerkennende und zugleich, mit Beziehung auf die eben bcen-digle schwere Zeit so ergreifende Erwiederung, daß unwill-lührlich ein dreifacher lauter Hurrahruf der Dank sammt«

licher Anwesenden für solche Huld werden mußte. Nach darauf erfolgter Vorstellung bcr Behörden, der Kaufmann«

fchaft ,c., begab sich S e i n e M a j e s t ä t zur Revue sämmt-lichcr Truppen nach Dreilingöbusch; nachdem solche been, det, fand i n d e n K a i s e r l i c h e n Gemächern auf dem Schlosse sin Diner statt. Gegen «0 Uhr Abends geruhte S e i n e M a j e s t ä t einen Fackelzug der Bürgerfchaft großer und kleiner Gilde entgegenzunehmen und zugleich den „Sanges-grüß" der hiesigen Liedettafel zu gestatten; spater beglückte s e i n e M a j e s t ä t die l-vländische Ritterschaft mit I h r e r Anwesenheit auf dem im Nitterhause veranstalteten Balle.

Die jubelnden Einwohner wogten bis spat in die Nacht hinein durch die wahrhaft prachtvoll erleuchteten Gaffender Stadt und der Vorstädte. — S o verging der erste Tag der Riga beglückenden Anwesenheit unscrS K a i s e r s und H e r r n A l e r a n d e r ' s I I .

R i g a . Z u der in Nr. 20 des I n l . S p . 3 l 6 abge-druckten Anm. müssen wir berichtigend hinzufügen, daß Vurtard Waldis wirklich und wahrhaftig „Kangeter in Niaa" war und als solcher im Jahre 1333 hier ein Haus kaufte, das wir für das gegenwärtige Ressourcen-Gebäude halten.

— Am 19. M a i um 11 Uhr traf der Hr. General-Adjutant Franz Eduard v. T o d leben mit dem Dampf-schisse „Newa" hier ein; eine Deputation des Nathcs über-reichte ihm, in Anerkennung seiner glänzenden Verdienste, die Urkunde über das ihm ertheille Ehrenbürgerrecht unserer Stadt.

— B i s zum 23. M a i sind hier angekommen 777 Schiffe und 7 l 0 Struscn, abgegangen 2 l S Schisse.

V o l d e r a a , d. 14. M a i . B e i der gestrigen Unter-suchung des Seegatts hat es sich erwiesen, daß die Ver-tiefungsarbeitcn daselbst jetzt so weit vorgerückt sind, daß Schisse bei dem gegenwärtigen Wasserstande schon mit »2 Fuß holl. ein und aus dem Hafen geführt werden können, wonach denn auch der mittlere oder ordinaire Wasserstand in Zukunft auf der Barre mit 13 Fuß holl. festzustellen ist.

D o r p a t . Ein ehem. Zögling der Universität Dorpat, Aler. K r o b n (geb. in S t . Petersburg, ftud. Hieselbst 1848 — 1631 Chemie, ging später nach Heidelberg) hat von Teneriffa aus die hiesigen Universitäts-Sammlungen mit einer lehr großen Seltenheit bedacht, nämlich mit Mumien-Resten, Schädeln u. s. w. der G u a n c h c n , des ausgestorbenen Ur-Völkerstammes der Canarischen Inseln.

Die auf dem Wege hicher befindlichen Schenswürdigkeiteu sind durch Vermittlung eines Londoner Hauses zur Hersenbung bestimmt.

— Am 17. M a i vcrtheidigte Hr. Mnss. C. S c h i r r e n pro ven»2 lezenäi seine Abhandlung: der Nl'andsha und die hydrographischen Merkmale Afrika's. Riga <886.

103 S . 8. m. 1 Karte, gegen die Ovp. Proff. Mädler, Pehholdt und Nathlef und Ertraopp. Prof. Minding.

— Ende April und Anfang M a i fand lici dem hie-sigen Landgerichte die Versteigerung der sehr werthvollen Bibliothek und Karten - Sammlung des verst. Curators

Gen. d. Ins. v. Craffström statt.

— Der Buchdr. Vaakrnann hat den Druck dcr 2.

umgearbeiteten Aufl. von C a m b e c q ' s T h e m i s , welches Buch in 1 . Aufl. 1833 hier bei Kluge erschien und zur Zeit völlig vergriffen ist, übernommen. Zur Deckung der Druckkostcu wird in der genannten Ofsicin ein Pränumc-rations - Bogen auolicgcn; das Werk von c. l 2 Bogen soll prän. 1 N., im Buchhandel später 2 N . tosten.

— Am Sonntag Nachmittag, d. 20. M a i , wurde über dem Hügel, dcr die irdischen Ueberreste unsers lheu«

ren Dr. Claus M o h r deckt, das zu seinem Gedächtnig von Amlsgenosscn und Freunden ihm in Nebe geweihte

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gußeiserne Kreuz feierlich enthüllt; nach einigen einleitenden Worten des Schulendirectors v. Schröder hielt der Nector I)r. Hassner. Erc-, eine ergreifende Standrede und rief S t . » N . Jessen Worte des Dankes und der Zuneigung

«dem treuen Arbeiter an der Jugend, dem biedern Manne und aufrichtigen Freunde« zu. (s. I n l . 5833, S p . 6 8 6 ; 4834 Nr. 2 l ) . Aus eines andern Freundes Feder stammt folgender

Nachruf an M o h r .

I n einem Warten, fern in deutschen Gauen, Entsproß cin edler Baum am stillen Ort, Den trug ein Mann, bei uns ihn anzubauen, Voll Hoffnung einst auL seiner Heimat fort.

Er pflanzt' ihn sorgsam ein in unsern Garten, Der Baum gedieh', die Aeste trieben weit, Die Früchte reisten unter treuem Warten, Und tiefe Wurzeln schlug er mit der Zeit.

W i r weilten gern in seiner duft'gen Nähe, Wir saßen traulich bei ihm manche Stund'.

Er theilte redlich unser Wohl und Wehe Und dankbar pries ihn stets der Jugend Mund.

Er ist nicht mehr — es fehlt in unserm Kreise Der Biedermann, der Freund von Herzen wahr, Am Grabe steht das Kreuz nach frommer Wette, Ein redend Zeuge dessen, wer er war.

Ich wollt', es war von schlichtem Eichenholzc, Dann trüg' es das Gepräge deutscher Kraft Des Mannes ohne Schmuck von edlem Stolze,

Ich wollt', es war von schlichtem Eichenholzc, Dann trüg' es das Gepräge deutscher Kraft Des Mannes ohne Schmuck von edlem Stolze,

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