Herstellungsmethoden Glas-, Keramik-, Kohlenstoffmatrix:
Kapitel 4: Design von Verbundwerkstoffen
–Einteilung des Konstruktionsprozesses:
Konzeptphase
Vorentwurfsphase
Detailentwurfsphase
–5 Hauptziele der Konzept- und Vorentwurfsphase unter Berücksichtigung interdisziplinärer Konstruktionsanforderungen:
Zweckmäßigkeit
Einfachheit
Kosteneffektivität
Minimale Kosten/Gewicht
Vereinbarkeit mit vorhandenen Herstellungsprozessen & -möglichkeiten –Pflichtenheft:
Definition der Umgebungsbedingungen und Anforderungen denen das Bauteil im Betrieb ausgesetzt ist
Angabe auftretender Lastfälle
Angaben über Spezialanforderungen –Designziele: Design auf…
Steifigkeit
Festigkeit
dynamische Stabilität
Stabilität unter Umgebungseinflüssen
Schadenstoleranz –Grundregeln für den Laminataufbau:
Verwendung symmetrisch ausgewogener Laminataufbauten mit mind. 3 verschiedenen Faserrichtungen (0°, ±45°, 90°)
die zwei obersten & untersten Schichten jedes Laminataufbaus sollten in einem Winkel von 90° zueinander liegen, um die Schlagfestigkeit möglichst groß zu halten → ansonsten Faserwinkel benachbarter Schichten klein
nicht mehr als 4 Lagen mit gleicher Faserorientierung
Laminatdicke sollte 0,5 mm nicht unterschreiten
bei Abstufungen sollte nach jeder Stufe eine durchgehende Lage folgen
Gradient bei Lagenabstufungen max. 1:20 –„verschmierte Materialdaten“:
Ausgangsbasis für Berechnung von Verbundbauteilen
jede Laminateinzelschicht = homogenes anisotropes Material mit verschmierten Materialkennwerten
aus mikromechanischen Methoden berechnet, z.B. Rule of Mixtures (Voigt-Modell, Reuss Modell)
Herleitungen: siehe Folien
Annahmen mikromechanischer Methoden für perfekten Verbund:
keine Fehlereinschlüsse
perfekte Bindung zw. Faser & Matrix
exakt parallel ausgerichtete Fasern
homogene Matrix
Vernachlässigung von Mikrorestspannungen vom Herstellprozess
isotropes, linear elastisches Materialverhalten von Faser & Matrix –Umrechnung zw. Volumen- und Gewichtsanteilen von Faser & Matrix:
Unterschied zw. ρct und experimentell ermittelten Dichtewerten: vorhandene Porenanteile Vv werden nicht berücksichtigt
–Lokales Materialkoordinatensystem der Laminateinzelschicht:
UD-Laminateinzelschichten = statistisch transversal isotrope Werkstoffe → Materialkennwerte für alle Richtungen normal zu Faserrichtung gleich
El, Eq = Et, νlq = νlt, νtq = νqt, Glq = Glt, Gqt
ν = Querkontraktionszahl (Poissonzahl)
maximal möglicher Faservolumenanteil ξ ~ 0,91 (dichteste Packung der Fasern!)
bei hexagonaler Packung der Fasern erreicht
–Hooke’sches Gesetz für UD-Laminateinzelschicht (lokales Materialkoordinaten-system):
unter Annahme eines Ebenen Spannungszustandes (ESZ):
keine Interaktion zw. Normalspannungen & Schubverzerrungen bzw.
Normalspannungen die entlang der Orthotropieachsen wirken, verursachen nur Normalverzerrungen
keine Interaktion zw. Schubspannungen & Normalverzerrungen
Schubspannungen die in den Materialsymmetrieebenen wirken, führen nur zu Schubverzerrungen
–Transformation des Hooke’schen Gesetzes vom lokalen (l,q,t) Material-koordinatensystem in das globale (x,y,z) MaterialMaterial-koordinatensystem:
T-1 = Transformationsmatrix (3x3 Matrix)
(E)L = Steifigkeitsmatrix bezogen auf lokales Koordinatensystem
–Hooke’sches Gesetz einer UD-Laminateinzelschicht im globalen Referenz-koordinatensystem (x,y,z):
Interaktionen zw. Normalspannungen & Schubverzerrungen
Normalspannungen in Richtung x- bzw. y-Koordinaten führen zu Normalverzerrungen & auch zu Schubspannungen (!)
α = positiv, wenn x-y-Koordinatensystem in positiver Drehrichtung um die z-Achse in l-q-Koordinatensystem gedreht wird
–Klassische Laminattheorie (KLT):
für die Berechnung von geschichteten Verbundstrukturen
zur Ermittlung des Verformungs- und Versagensverhaltens kompositer Strukturen
Ergebnisse der klassischen Laminattheorie:
globale Verzerrungen des Laminats
Spannungen & Verzerrungen pro Laminateinzelschicht
Spannungen & Verzerrungen werden den entsprechenden kritischen Werkstoffkenngrößen unter Heranziehung von Versagenskriterien gegenübergestellt
Annahmen der KLT:
ESZ in jeder Schicht (gilt nicht am freien Rand)
Kirchhoff Hypothese: Normale auf Mittelebene der unverformten Struktur bleibt auch nach Deformation gerade & normal auf deformierte Mittelebene
Einzelschichten makroskopisch homogen & orthotrop
linear elastisches Materialverhalten von Faser & Matrix
perfekte Bindung zw. zwei Laminateinzelschichten
–Gleichung des Schichtverbundmaterialgesetzes (Prüfungsfrage!):
N = Schnittkräfte/Längeneinheit, Dimension N = Kraft/Länge
M = Schnittmomente/Längeneinheit, Dimension M= Kraft
ε0 = globale Membranverzerrungen der Bezugsfläche
κ = Krümmungsänderungen der Bezugsfläche
A = Dehnsteifigkeitsmatrix: verknüpft Membranschnittkräfte N pro Längeneinheit mit globalen Membranverzerrungen ε0
D = Biegesteifigkeits-matrix: verbindet Biege- und Torsionsmomente pro Längeneinheit M mit Krümmungsänderungen κ
B = Koppelsteifigkeitsmatrix: Schnittkräfte N werden mit Krümmungsänderungen κ bzw. Schnittmomente M mit Membranverzerrungen ε0gekoppelt → zusätzliche Verformungen des Bauteils
–Die aktuelle Spannungsverteilung über die Dicke des Laminats ist einem System von 3 Membranschnittkräften Nx, Ny, Nxy & 3 Schnittmomenten Mx, My, Mxy, die in der Bezugsfläche angreifen, äquivalent
–Laminat Steifigkeitsmatrix:
–Schichtverbundmaterialgesetz in vereinfachter Form:
–Koppeleffekte:
Effekte, die aus Erfahrung mit homogenen isotropen Platten nicht erwartet werden, z.B.:
unerwünschte zusätzliche Spannungen durch Randbedingungen
Biegedeformationen oder Verdrillungen bei Temperaturänderungen
unerwünschte Deformationen nach dem Abkühlen von Aushärtetemperatur
werden verursacht durch unsymmetrischen Laminataufbau → Koppelsteifigkeits-matrix ≠ 0
bei symmetrischem Laminataufbau: Koppelsteifigkeitsmatrix ist leer –Vermeidung von Koppeleffekten:
symmetrische Laminate: jede Laminateinzelschicht oberhalb der Schalen-mittelfläche hat eine identische Laminateinzelschicht mit gleichen Material-eigenschaften / Faserorientierung / Dicke im gleichen Abstand unterhalb der Schalenmittelfläche
B = 0⃗
Quasi-Orthotrope Laminate: verhalten sich in Bezug auf Membranschnittkräfte und Membranverzerrungen wie orthotrope Lagen → keine Kopplung zw.
Membranschnittkräften, Biegung & Verdrillung
B = 0⃗
A16 = A26 = 0
Quasi-Isotrope Laminate: verhalten sich in Bezug auf Membranschnittkräfte und Membranverzerrungen isotrop → keine Kopplung zw. Membranschnittkräften, Biegung & Verdrillung → Dehnsteifigkeitsmatrix A ist isotrop
B = 0⃗
A11 = A22, A16 = A26 = 0, A11–A12 = 2*A66
–Anforderungen, damit sich ein symm. Laminat quasi-isotrop verhält:
Gesamtzahl Laminateinzelschichten N≥6
einzelne Lagen haben gleiche Materialeigenschaften & Dicken
Unterschied in Faserorientierung ist konst. zw. Lagen
Winkel zw. benachbarten Lagen Φ=π/N
Info: ein unsymm. Laminat kann sich quasi-isotrop verhalten für N≥3 –Versagensmodi:
Globales Versagen:
große Deformationen
globale Instabilitäten
Internes Materialversagen:
Faserbruch
unter dem Begriff „Ply Failure“ (Inplane Schichtversagen) zusammengefasst
Matrixbruch
Debonding
Delamination
–Überprüfung von Ply Failure bei compositen Materialien: Minimum von 5 Festigkeits-parametern
Gründe, wieso tatsächliche Werte der Festigkeitsparameter geringer sind, als die berechneten:
ungenaue Faseranordnung
Faseranhäufungen
Fasern mit unterschiedlicher Festigkeit
keine perfekte Bindung zw. Faser & Matrix
Restspannungen zufolge Herstellungsprozess aufgrund unterschiedlicher Wärmeausdehnung
Fasern unterschiedlicher Länge
–Ply Failure bei einachsiger Zugbelastung in Faserrichtung:
zwei Versagensmodi abhängig vom Faservolumenanteil:
ξ< ξmin: Matrix kann nach Brechen aller Fasern immer noch Lasten aufnehmen
ξ> ξmin: Matrix kann nach Überschreiten der Bruchverzerrung in Fasern die Last nicht mehr aufnehmen
Versagensformen an der Bruchfläche:
Faserbruch
Faserauszug
Schubversagen am Faser/Matrix-Interface
Debonding
–Ply Failure bei einachsiger Druckbelastung in Faserrichtung:
Transverse tensile failure:
Debonding
Matrixbruch
Faser Microbuckling:
unabhängig (extensional mode)
in Phase-in parallel (shear mode)
Schubversagen (shear failure) → Knickbänder
–Ply Failure bei einachsiger Zugbelastung quer zur Faserrichtung: siehe Folien –Ply Failure bei einachsiger Druckbelastung quer zur Faserrichtung: siehe Folien –Ply Failure bei Schubbelastung in der lq-Ebene
–Delamiantion:
ist das Aufklaffen bzw. Abscheren zweier benach-barter Laminateinzelschichten
zufolge interlaminarer Normal- (σtt) bzw. inter-laminarer Schubspannungen 𝜏𝑙𝑡 & 𝜏𝑞𝑡
treten auf im inneren des Laminats bzw. an freien Rändern
–Delamination im Inneren des Laminats: durch
Schlageinwirkung
Herstellungsfehler: Schmutz, vergessene Prepregschutzfolie, Gasentwicklung
Strukturelle Unstetigkeiten: ply drop off, geklebte/mitlaminierte Anschlüsse
Feuchtigkeit & Temperatur: thermische Restspannungen aufgrund Abkühlen, Temperaturgradienten bzw. Restspannung durch Feuchtigkeit
Ermüdungsbeanspruchung: mechanisch thermische Wechelbelastung –Randdelamination:
an freien Rändern multidirektionaler Laminate: Ausbildung von triaxialen Spannungszuständen
klassische Laminattheorie ist an Laminaträndern nicht gültig!
Laminatrandeffekte auch bei fehlerfrei gefertigten Bauteilen
Achtung: freie Rändern auch bei Ausnehmungen, z.B. Bohrungen
abhängig von Materialwerten benachbarter Laminateinzelschichten:
Unterschied: Querkontraktionszahl, Schubverhalten, E-Moduln, Schubmoduln, Laminataufbau, …
Einfluss interlaminarer Spannungen verschwindet mit zunehmendem Abstand vom freien Rand → Einflusslänge ~ Laminatdicke
–Versagenskriterien:
mehrachsiger Spannungszustand pro Laminateinzelschicht wird mit fünf Festigkeitsparametern eines UD-Composites verglichen (vgl. Mises Vergleichsspannung)
4 Kategorien von Versagenskriterien (Prüfungsfrage!):
Begrenzungstheorien:
Maximalspannungskriterium: Versagen, wenn eine Spannungs-komponente im Materialkoordinatensystem die Bruchfestigkeit erreicht (berücksichtigt keine Interaktionen!); Bruchfläche = Quader
Maximalverzerrungskriterium: Versagen, wenn eine Verzerrungs-komponente im Mat.-Koordinatensys. die Dehngrenze erreicht
Verzerrungen werden aus vorhandenen Spannungen berechnet, daher werden Interaktionen berücksichtigt
Polynome Theorien:
Tsai-Hill Kriterium
Tsai-Wu Kriterium: Fiσi + Fijσiσj ≥ 1; Bruchfläche = Ellipsoid
Verzerrungsenergie Theorie:
Azzi-Tsai-Hill Kriterium
Theorien, die Versagensmode direkt bestimmen –Bruchkriterium nach Puck:
Unterscheidung zw. zwei Brucharten:
Faserbruch: faserparallele Schichtspannungen mit entsprechenden Festigkeitswerten der UD-Schicht in Faserrichtung verglichen
Zwischenfaserbruch: Wirkebenen-bezogene Bruchkriterium → Aussagen über Bruchwinkel
Spannungsraum:
–Versagensbeurteilung der Delamination:
Bruchfestigkeitsansatz:
Annahme: fehlerfreies Laminat
Berechnung interlaminarer Spannungen
Einsetzen interlaminarer Spannungen & Bruchfestigkeiten in quadratisches Spannungskriterium
Energiefreisetzungsraten-Ansatz:
Erweiterung des Bruchmechanikkonzepts
Annahme: Vorhandensein von Delamination bzw. Anfangsschädigung
Berechnung der Verzerrungsenergiefreisetzungsraten & Vergleich mit kritischen Raten
–Versagensbeurteilung: Definition des Risikoparameters
zur Beurteilung des kritischen Versagensmodes (Ply Failure, Delamination)
Delaminationsbeginn: λQSC
Beginn von Ply Failure: λTSWU
um kritischen Versagensmode zu bestimmen, werden Maximalwerte von λQSC &
λTSWU verglichen
wenn λQSC größer: Schichtversagen
wenn λTSWU größer: Delamination
Zudem gilt:
Darstellung in Fringe Plots