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Der Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Studienerfolg

7. Vincent Tintos Integrationstheorie auf dem Prüfstand: Hochschulzugangs- Hochschulzugangs-bedingte Unterschiede sozialer und akademischer Integration und ihr Einfluss

7.3 Operationalisierung im NEPS

7.5.1 Der Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Studienerfolg

Sowohl Interaktionen mit Studienkollegen als auch mit Lehrenden stehen in einem positiven Zusam-menhang mit den Studiennoten (das negative Vorzeichen in Tab. 10 verweist auf einen niedrigeren Notendurchschnitt). Allerdings stehen Interaktionen mit Lehrenden in einem stärkeren Zusammen-hang mit den Studienleistungen als der Umgang mit anderen Studierenden.

Betrachtet man diese Zusammenhänge getrennt nach Hochschulart, so wird deutlich, dass Interaktio-nen mit KommilitoInteraktio-nen lediglich an Universitäten eiInteraktio-nen signifikanten Einfluss auf die Studiennoten aus-üben. Dass dieser Zusammenhang an Fachhochschulen nicht signifikant ausfällt, kann allerdings an den geringeren Fallzahlen liegen. Unabhängig von der Art der Hochschule zeigt sich jedoch der deutlich positive Zusammenhang zwischen dem Umgang mit Dozenten und den Noten.

Die Kontrollvariablen wirken wie folgt: Ein akademisches Elternhaus wirkt sich lediglich an Unis positiv auf die Noten aus. Frauen haben generell bessere Noten als Männer, dieser Effekt ist an FHs deutlich stärker ausgeprägt als an Unis. Zuletzt spielt auch die Wahl des Studienfaches für die Noten eine Rolle.

Tabelle 10: Lineare Regression, AV „bisheriger Notendurchschnitt“. (* p<0,05; ** p<0,01; *** p<0,001).

Gesamtmo-dell nur FH nur Uni

Soziale Integration

Interaktion mit Kommilitonen -0,04* -0,03 -0,04*

Interaktion mit Lehrenden -0,27*** -0,24*** -0,28***

Hochschulart

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 0,46*** 0,51*** 0,50***

Mathematik, Naturwissenschaften 0,44*** 0,63*** 0,41***

Medizin, Gesundheitswissenschaften 0,07 0,43** 0,00

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 0,77*** 0,90*** 0,74***

Ingenieurswissenschaften 0,80*** 0,94*** 0,76***

Bildung der Eltern

Quelle: NEPS SC5, 9-0-0, eigene Berechnungen, gewichtet.

117 Zieht man indes den Studienfortschritt als Indikator für Studienerfolg heran (Tab. 11), zeigt sich, dass beide Interaktionsarten gleichermaßen positiv wirken. Bei einer Betrachtung getrennt nach Hochschul-typ erweist sich bei der Fachhochschule jedoch der Umgang mit Kommilitonen als nicht signifikant. An Universitäten wird im Vergleich zu Fachhochschulen langsamer studiert, auch wirkt sich die Fachwahl auf das Vorankommen aus. Studentinnen berichten an Universitäten einen leicht größeren Studien-fortschritt. Die Bildungsherkunft steht in keinem Zusammenhang zum Vorankommen im Studium.

Tabelle 11: Lineare Regression, AV „Studienfortschritt“. (* p<0,05; ** p<0,01; *** p<0,001).

Gesamtmo-dell nur FH nur Uni

Soziale Integration

Interaktion mit Kommilitonen 0,11*** 0,06 0,13***

Interaktion mit Lehrenden 0,13*** 0,12** 0,14***

Hochschulart

FH (Ref.)

Uni -0,15***

Studiengang

Geisteswissenschaften und Sport (Ref.)

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften -0,20*** -0,32*** -0,17***

Mathematik, Naturwissenschaften -0,19*** -0,24* -0,19***

Medizin, Gesundheitswissenschaften -0,05 -0,17 -0,03

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften -0,31*** -0,33** -0,35*

Ingenieurswissenschaften -0,35*** -0,44*** -0,34***

Bildung der Eltern nicht-akademisch (Ref.)

akademisch 0,04 0,05 0,04

Geschlecht männlich (Ref.)

weiblich 0,07* 0,07 0,07*

Alter 0,00 0,00 -0,01

Kons. 0,22 0,20 0,25

0,04 0,03 0,05

N 10452 2036 8416

Quelle: NEPS SC5, 9-0-0, eigene Berechnungen, gewichtet.

118 Sowohl der Kontakt zu Studierenden als auch Lehrenden steht in einem negativen Zusammenhang mit der Intention, das Studium abzubrechen (Tab. 12). Es ist vor allem der Umgang mit Lehrenden, der die Studierenden darin bestärkt, ihr Studium fortzusetzen. Dieser Zusammenhang gilt für beide Hochschul-typen. Hinsichtlich der Kontrollvariablen zeigt sich ein schwacher Einfluss des Geschlechts. So sind Stu-dentinnen entschlossener, ihr Studium durchzuziehen, als Studenten. Weiterhin zeigen Studierende der Medizin eine signifikant niedrigere Abbruchneigung als die Referenzgruppe der Geisteswissen-schaften.

Tabelle 12: lineare Regression, AV „Abbruchintention“. (* p<0,05; ** p<0,01; *** p<0,001).

Gesamtmo-dell nur FH nur Uni

Soziale Integration

Interaktion mit Kommilitonen -0,15*** -0,20*** -0,13***

Interaktion mit Lehrenden -0,29*** -0,26*** -0,30***

Hochschulart

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 0,04 -0,04 0,08*

Mathematik, Naturwissenschaften 0,06 0,04 0,06

Medizin, Gesundheitswissenschaften -0,16*** -0,05 -0,20***

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften -0,04 -0,08 -0,02

Ingenieurswissenschaften 0,05 0,04 0,01

Bildung der Eltern

Quelle: NEPS SC5, 9-0-0, eigene Berechnungen, gewichtet.

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass soziale Integration in einem positiven Zusammenhang zu den Indikatoren des Studienerfolges (Noten, Studienfortschritt und Verbleibsintention) steht. Die teilweise nicht signifikanten Werte für den Zusammenhang zwischen der Interaktion mit Kommilitonen und Noten und Studienfortschritt können den niedrigen Fallzahlen geschuldet sein. Generell lässt sich jedoch sagen, dass soziale Integration wichtig ist für den Studienerfolg, wobei die Interaktion mit Leh-renden tendenziell eine entscheidendere Rolle spielt als der Umgang mit Kommilitonen. Hypothese 1 kann somit mit Einschränkungen bestätigt werden.

119 7.5.2 Soziale Integration; Zum Zusammenhang zwischen Interaktionen mit Kommilitonen und dem Zugangsweg zur Hochschule

In Bezug auf die Frage, ob Studierende mit Berufsausbildung weniger mit ihren Kommilitonen intera-gieren zeigt sich bei einem Blick auf die Regressionstabelle (Tab. 13) zunächst folgendes: Studierende mit Berufsausbildung berichten signifikant weniger Interaktionen mit Kommilitonen als die Referenz-gruppe der traditionellen Studierenden. Dabei berichten Studierende des dritten Bildungsweges und Studierende mit eingeschränkter HZB im Vergleich mit der Referenzgruppe am wenigsten Interaktio-nen mit Mitstudierenden, darauf folgen die Studierenden des ersten und zweiten Bildungsweges. Die traditionellen Studierenden zeigen eine signifikant höhere Interaktion mit anderen Gruppen, während sich diesbezüglich keine signifikanten Unterscheide zwischen den einzelnen Gruppen der Studierenden mit Berufsausbildung und jenen mit eingeschränkter HZB zeigen.

Bei einer separaten Betrachtung nach Hochschulart zeigt sich, dass die Gruppenunterschiede an der Fachhochschule lediglich für die Studierenden des ersten Bildungsweges und jenen mit eingeschränk-ter HZB bestehen bleiben. An Universitäten hingegen bleibt die signifikant geringere soziale Ineingeschränk-teraktion der Studierenden mit Berufsausbildung gegenüber den traditionellen Studierenden bestehen. Ledig-lich für die Studierenden mit eingeschränkter HZB verschwindet der Zusammenhang. HinsichtLedig-lich der Kontrollvariablen wird ersichtlich, dass das Geschlecht nur an Universitäten in einem signifikanten aber sehr kleinen Zusammenhang zu Interaktionen mit Studienkollegen steht: Frauen sind hier sozial invol-vierter als Männer. Auch der Zusammenhang zwischen Bildungsherkunft und Interaktion mit anderen Studierenden erweist sich nur an der Universität als signifikant. Kinder mit Akademikereltern tun sich hier leichter, Kontakte zu knüpfen. Zuletzt hängt auch die Studiengangwahl mit dem Ausmaß des Um-gangs mit anderen Studierenden zusammen. Hypothese 2 kann somit lediglich für das Gesamtmodell bestätigt werden.

120

Tabelle 13: lineare Regression AV, „Interaktionen mit Kommilitonen“. (* p<0,05; ** p<0,01; *** p<0,001).

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften -0,02 0,02 -0,05

Mathematik, Naturwissenschaften 0,08* -0,01 0,10**

Medizin, Gesundheitswissenschaften 0,25*** 0,11 0,28***

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 0,02 0,11 -0,08

Ingenieurswissenschaften 0,02 -0,04 0,08

Bildung der Eltern

Quelle: NEPS SC5, 9-0-0, eigene Berechnungen, gewichtet.

7.5.3 Soziale Integration; Zum Zusammenhang zwischen Interaktionen mit Lehrenden und dem