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1.2 Das Produktionspotenzial und die makroökonomische Wachstumstheorie als

1.2.1 Das Produktionspotential

Für das Wachstum einer Region sind die sogenannten Nettoinvestitionen entschei-dend. Nettoinvestitionen erhöhen den Kapitalstock, dessen Höhe eine wichtige Deter-minante der Produktionsmöglichkeit oder besser des Produktionspotentials ist. Das Produktionspotential ist mit der Angebotsseite einer Volkswirtschaft gleichzusetzen und beschreibt, wie viele Güter und Dienstleistungen innerhalb einer bestimmten Pe-riode – meist ein Jahr – bei Normal- oder Maximalauslastung der Kapazitäten produ-ziert werden können. Das langfristige Wachstum des Produktionspotentials determi-niert also die langfristigen Wachstumsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft.

Mittelfristig treten Konjunkturschwankungen auf, die zu einer Unter- bzw. Überauslas-tung des augenblicklichen Produktionspotentials führen. Diese sind durch Nachfrage-schwankungen bedingt. Das Bruttoinlandsprodukt (als Nachfrage) schwankt also mit-telfristig um den langfristigen Trend des Angebotswachstums.3 Beide Größen sind nicht unabhängig voneinander, da langfristiges Wachstum des Angebots von einem langfristigen Wachstum der Nachfrage (Say: Jedes Angebot schafft sich seine Nach-frage) bzw. langfristiges Wachstum der Nachfrage vom langfristigem Wachstum des Angebots begleitet sein muss (Keynes, Harrod: Jede Nachfrage schafft sich ihr Ange-bot).

Unterschiedlich sind auch die Wirkungen von Investitionen. Einerseits erhöhen Inves-titionen die Nachfrage innerhalb einer Volkswirtschaft (zusätzlich auch über den Multi-plikatoreffekt). Durch den Kapazitätseffekt wird andererseits auch die Angebotsseite (das Produktionspotential) erhöht. Der Kapitalstock erhöht sich allerdings nur, wenn

3 Dieses dient z.B. auch dazu, konjunkturelle und strukturelle Defizite in den Haushalten der Öffent-lichen Hand zu trennen. Art. 115 (2) GG: „Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung auf der Grundlage eines Konjunkturbereinigungsverfahrens“.

Vgl. hierzu auch: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial und Konjunkturkomponenten, Datengrund-lagen und Ergebnisse der Schätzungen der Bundesregierung, Stand: Frühjahrsprojektion der Bundesregierung vom 26.04.2017 (http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Down-loads/Abt_1/1110171a5002.pdf?__blob=publicationFile&v=4)

die Bruttoinvestitionen die Abschreibungen übertreffen, die Nettoinvestitionen also po-sitiv sind.

Geschätzt wird das Produktionspotential unter anderem vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung4, der Deutschen Bundesbank5, der Gemeinschaftsdiagnose6 oder dem Bundesministerium für Wirtschaft und Ener-gie7.

Im Rahmen des folgenden Gutachtens, welches den Ansatz des Produktionspotentials nur als Ausgangspunkt wählt, genügt eine vereinfachte Darstellung. Grundlage der Vorgehensweise ist die Unterstellung einer volkswirtschaftlichen Produktionsfunktion.

Das Angebot einer Volkswirtschaft YA ist eine Funktion, in der die Produktionsfaktoren Arbeit (A) und Kapital (K) sowie der Technische Fortschritt (TF) eine zentrale Rolle spielen:

 A , K , TF 

Y Y

A

A

Im weitesten Sinne steht A nicht nur für die Menge an Arbeit (z.B. gemessen in der Zahl der Arbeitskräfte bzw. der geleisteten Arbeitsstunden), sondern auch für die Qua-lität (Bildung, induzierter technischer Fortschritt). Gleiches gilt ebenso für den Faktor Kapital K, da die Umsetzung des technischen Fortschritts häufig nur durch Investitio-nen möglich ist (kapitalgebundener oder ebenfalls induzierter Technischer Fortschritt).

Dem Technischen Fortschritt TF (als autonomer Fortschritt) generell kommt ebenfalls eine zentrale Bedeutung zu.

4 Vgl. z.B. Jahresgutachten 2017/18 des Sachverständigenrates Wirtschaft: „Für eine zukunftsori-entierte Wirtschaftspolitik“, S. 147ff.

5 Vgl. hierzu z.B. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Demografischer Wandel, Zuwanderung und das Produktionspotenzial der deutschen Wirtschaft; in: Monatsbericht April 2017, S. 37ff

(https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichtsauf-saetze/2017/2017_04_demografischer_wandel.pdf?__blob=publicationFile )

6 Vgl. hierzu z.B. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (Hrsg.): Deutsche Wirtschaft im Boom – Luft wird dünner, Berlin 2018, S. 52 ff.

7 Vgl. hierzu z.B. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.): Gesamtwirtschaftliche Pro-duktionspotenzial und Konjunkturkomponenten, Berlin 2018, u.a. Tabellen 1 und 2

Mit diesem Ansatz lassen sich viele der in der Ausschreibung aufgestellten Fragen systematisieren. Spielt die Bildung und Ausbildung, angefangen im primären über den sekundären zum tertiären Sektor eine herausragende Rolle? Hierbei soll der Einfluss der innerbetrieblichen Weiterbildung nicht geschmälert werden. Darüber hinaus kann der Wissenstransfer von Hochschulen und außeruniversitären Instituten unter diesem Ansatz subsummiert werden.

Dieser makroökomische Ansatz lässt sich auch auf ein einzelnes Unternehmen her-unterbrechen. Ein sehr vereinfachter, mikroökonomischer Ausgangspunkt in der un-ternehmerischen Welt erlaubt es, wesentliche Zusammenhänge für die Beschreibung des Investitionsverhaltens darzustellen:

Ausgangspunkt ist der Begriff der Minimalkostenkombination. Diese wird erreicht, wenn die Produktionskosten bei gegebener Outputmenge XA minimiert werden. Hierzu wird ebenfalls eine Produktionsfunktion und im Folgenden eine Substituierbarkeit der Produktionsfaktoren unterstellt.

Eine bestimmte Menge eines Produkts XA soll im Folgenden mit Arbeit und Kapital produziert werden. Da die beiden Faktoren substituierbar (austauschbar) sein sollen, kann dies mit viel Arbeit und wenig Kapital (betriebswirtschaftlich besser „Vermögen“

– hier A2 und K1) oder mit viel Kapital und wenig Arbeit (hier A1 und K2) geschehen. Zu beachten ist, dass nach der Durchführung einer Investition Arbeit sowie Kapital meist nicht mehr vollständig substituierbar sind.

Schaubild 1: Minimalkostenkombination vor Investitionen

Ist die Entlohnung des Faktors Arbeit relativ zu der des Kapitals gering (Isokostenge-rade 2), wird arbeitsintensiver (A2/K1), im umgekehrten Fall (Isokostengerade 1) kapi-talintensiver (K2/A1) produziert. Die Kapitalintensität wird schlussendlich unter der Be-dingung der Gewinnmaximierung durch das Lohn-/Zins-Verhältnis determiniert.

Vernachlässigt wird zunächst die Wirkung von Technischem Fortschritt. Unter der Prä-misse eines konstanten Lohn-/Zins-Verhältnisses kann eine Steigerung der Menge des produzierten Gutes (von XA1 auf XA2), nur durch eine Erhöhung des Einsatzes beider Produktionsfaktoren (der Inputfaktoren) Arbeit und Kapital vollzogen werden.

Dies wird durch den Expansionspfad beschrieben. Bleibt das Lohn/Zinsverhältnis kon-stant, ist dieser linear.

Schaubild 2: Minimalkostenkombination nach Investitionen

Trotz dieser sehr vereinfachten Darstellung der Unternehmenswelt werden doch zent-rale Probleme einer Investition deutlich. Neben den Finanzmitteln (Eigen- und Fremd-kapital) für die Investition, müssen ausreichend Arbeitskräfte (in der benötigten Quali-tät) vorhanden sein. Des Weiteren ist es von zentraler Bedeutung, dass die Nachfrage nach dem zusätzlichen Angebot gewährleistet ist. Zusätzlich sind natürlich auch die staatlichen Vorleistungen, wie z.B. Bildung und Infrastruktur, aber auch staatliche Hemmnisse (Bürokratie) angesprochen.