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Für die Erhebung des aufgestellten Gesamtprozessmodells, ob es praxistauglich ist, werden Expertinnen- und Experteninterviews durchgeführt und die gewonnenen Daten mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

4.4.1 Definition Expertin bzw. Experte

Der Begriff „Experte“, hat seine Wurzeln in der lateinischen Sprache –

„expertus: erprobt, bewährt“. „Dieses ‚expertus‘ leitet sich von einem Verb her, das es nur in der Passivform gibt, nämlich ‚experiri: prüfen, ausprobieren‘. In Lexika werden Experten gewöhnlich als Sachverständige, Fachleute, Kenner charakterisiert. Der Experte ist jemand, so heißt es in der Encyclopedia Britannica, der sachkundig ist und über Spezialwissen verfügt“ (Bogner, Litting,

& Menz, 2014, S. 9). Die Literaturrecherche zeigte, dass in der Wissenssoziologie die Definition der Expertinnen und Experten von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren ziemlich ident ist: nämlich bis zu einem gewissen Grad im Auge des Betrachters und unabhängig von personellen Eigenschaften und/oder dessen Fähigkeiten ist und diese Eigenschaft als Expertin bzw. Experte einer Person oder Personengruppen zugeschrieben wird.

Abbildung 32: Differenzierung von Begrifflichkeiten

Quelle: Bogner, Litting, & Menz, 2014, S. 14

Aus der vorigen Abbildung abgeleitet wird einer Expertin bzw. einem Experten neben der Expertise (wie Kompetenz und Fachkenntnis) ein Machtaspekt in einem engeren Berufskontext zugeschrieben. Somit definiert sich eine Expertin bzw. ein Experte in einer Personifikation und in einer charakteristischen Macht-Wissen-Zusammenlegung. Diese Kombination aus Macht und Wissen erweist sich als sehr schwierig, um eine genaue Differenzierung in Bezug auf Spezialistinnen und Spezialisten und Eliten darstellen zu können. „Meist sind es daher nicht die Experten mit dem größten Spezialwissen, die in leitenden Funktionen sitzen, sondern jene, die es trotz notwendiger Spezialisierung gelernt haben, über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus zu schauen. Verfügt der Experte qua Status und Position über außergewöhnliche Machtpotenziale, spricht man von Funktionselite“ (Bogner, Litting, & Menz, 2014, S. 14–15).

4.4.2 Auswahl und Festlegung von Expertinnen und Experten

Generell gilt, wenn die Kriterien für die Personen oder die Art und Form des Feldzugangs im Laufe der Erhebung abgeändert werden, wird dies in der Masterarbeit reflektiert und die Abweichungen sowie die neuen Ansätze mit Begründung festgehalten. Abgeleitet aus der Theorie, wie zuvor beschrieben, gelten die nachfolgenden Kriterien zur Bestimmung und Auswahl der Expertengruppen:

Auswahl bestimmter Organisationen

Der Autor verfolgt vorrangig den Ansatz, Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Organisationen zu finden, um einer Verschleierung von etwaigen Perspektiven entgegenzuwirken. Damit soll erreicht werden, die Betrachtung und Herangehensweise von Personen in unterschiedlichen Branchen hervorzuheben sowie unterschiedliche Erfahrungen aus der Praxis sammeln zu können. Hierbei werden in erste Linie jene Institutionen ausgewählt, die national und international tätig sind, also staatliche Organisationen wie Bundesheer (BH) und Bundesministerium für Inneres (BMI), Consulting-Unternehmen wie PwC sowie Organisationen mit kritischer Infrastruktur wie Flughafen Wien bzw. OMV.

Ausbildung und Position von relevanten Personen

Die Auswahl der Expertinnen und Experten stellt allerdings aufgrund der Integration verschiedener Security-Disziplinen ein schwieriges Vorhaben dar.

Befragt werden vorrangig Personen, welche in einer dieser Sicherheitsdisziplinen tätig sind und dementsprechend die notwendige Ausbildung bzw. Berufserfahrung aufweisen. Angestrebt wird auch, Expertinnen und Experten zu finden, die in verschiedenen Bereichen des Security Management tätig sind/waren. Damit wird gewährleistet, ein vernetztes Feedback zu erhalten. Dadurch können Verbesserungspotenziale aufgezeigt, die getroffenen Ansätze und Prinzipien zur Bildung eines Gesamtprozessmodells angepasst werden.

Einflussmöglichkeiten von Personen an relevanten Entscheidungen bzw.

Aktivitäten

Wie der Theorie zu entnehmen ist (siehe Punkt 4.4), sind Expertinnen und Experten sachkundige Personen, die über einen bestimmten Themenbereich

„Know-how und Insiderwissen“ aufweisen können. Dieses fachspezifische Wissen ist eines der wesentlichen Kriterien, das bei der Auswahl von Expertinnen und Experten berücksichtigt wird, weil der Autor die Annahme getroffen hat, dass diese Personen auch Managementaufgaben wie Planen, Steuerung, Controlling und Prüfung in ihrem Verantwortungsbereich haben.

Daraus abgeleitet kann gesagt werden, dass die Analyse der betrieblichen Prozesse, Handlungsprogramme und -strukturen auf dem Wissen der Expertinnen und Experten beruht sowie diese Personen in ihrer Funktion über entsprechende Entscheidungskompetenzen verfügen. Deswegen können die in der Masterthese angeführten Prozesse, Erklärungen, Annahmen, Handlungsempfehlung usw. besser durch diese Personengruppen erkundet, befürwortet, beantwortet und geklärt werden.

Berufserfahrung

Es werden Expertinnen und Experten zur Befragung (Interview) herangezogen, die mindestens 2 Jahre ohne Unterbrechung im Bereich der zuvor aufgelisteten Sicherheitsdisziplinen tätig sind (waren) und dementsprechende Berufserfahrung nachweisen können. Die einschlägige Berufserfahrung und Know-how werden eine subjektive Wahrnehmung vom Autor sein, denn eine objektive Bewertung wird fast nicht möglich sein.

4.4.3 Expertinnen- und Expertenfindung sowie Kontaktaufnahme

Die Expertinnen- und Expertenfindung wird in den nachfolgenden Punkten näher beschrieben.

Persönliches Netzwerk

Nach der Selektierung der persönlichen Kontakte werden jene Personen ausgewählt, die die Expertinnen- und Expertenkriterien erfüllen. Mit diesen Personen wird telefonisch bzw. persönlich Kontakt aufgenommen und das Vorhaben kurz, bei Bedarf ausführlich vorgestellt. Bei diesem Gespräch wird versucht, das Interesse der infrage kommenden Person zu wecken und somit eine Zusage bzw. Bereiterklärung zu erhalten. In weiterer Folge wird mit diesen Personen ein Termin und Ort mit der Abhaltung des Interviews mit den dazugehörigen Unterlagen festgelegt. Nachdem eine Zusage bzw. Absage erhalten wurde, wird die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner ersucht, weitere infrage kommende Expertinnen bzw. Experten zu nennen.

Hierbei wird jedoch die persönliche Privatsphäre der infrage kommenden Interviewpartnerinnen und Interviewpartner berücksichtigt und von der Gesprächspartnerin bzw. vom Gesprächspartner ersucht, Kontakt mit diesen Personen herzustellen.

Netzwerk des zweiten Grades

Netzwerk des zweiten Grades sind Personen, die von dem persönlichen Kontakt genannt wurden und die Interesse gezeigt haben, den Autor bei der Umsetzung der Masterthese zu unterstützen. Nachdem mit diesen Personen Kontakt hergestellt und telefonisch bzw. schriftlich das Vorhaben vorgestellt wurde, wird der Ablauf des Interviews vorgestellt. In weiterer Folge werden diesen Personen drei bis vier Terminvorschläge bekannt gegeben und ein Ort für die Durchführung des Interviews festgelegt. Nach einer Terminvereinbarung werden die notwendigen Informationen wie das Gesamtprozessmodell, die Einverständniserklärung für die Aufnahme des Interviews und bei Bedarf der Interviewleitfaden mit Kommentaren an die Expertin bzw. den Experten weitergeleitet.

Soziale Netzwerke

Beispielhaft werden Expertinnen und Experten in sozialen Netzwerken wie

„Xing“ gesucht. Hierbei werden mithilfe der Suchmaske mit entsprechenden Schlüsselbegriffen wie Security Management, Unternehmenssicherheit,

Know-how-Schutz, Krisenmanagement usw. Personen identifiziert, die etwaige Kriterien erfüllen. Anschließend wird mit diesen Personen schriftlich Kontakt aufgenommen und um Unterstützung ersucht.

Anmerkung: Bei einer Zusage galt es, die gleichen Regeln (Termin, Ort, Unterlagen, Einverständniserklärung usw.), wie zuvor beschrieben, einzuhalten!

Telefonische Kontaktaufnahme mit diversen Organisationen

Mit den zuvor selektierten und identifizierten Organisationen wird auf telefonischer und/oder schriftlicher Basis Kontakt aufgenommen. Nach einer kurzen Vorstellung wird der Grund der Kontaktaufnahme um Hilfestellung in Bezug auf Expertinnen- und Experteninterviews mit den infrage kommenden Personen um Kontaktherstellung ersucht.

Anmerkung: Bei einer Zusage galt es, die gleichen Regeln (Termin, Ort, Unterlagen, Einverständniserklärung usw.), wie zuvor beschrieben, einzuhalten!