• Keine Ergebnisse gefunden

Kurzfassung: In den Jahren 1954 bis 1959 konzentrieren sich die Auf-gaben des Prüfgebiets zunehmend auf die Maschinen für die organische und mineralische Düngung. Neben der Prüfung werden Themen bear-beitet, die vor allem damit im Zusammenhang stehende methodische und pflanzenphysiologische Anforderungen betreffen.

Die ersten Prüflinge

In den Jahren 1954 bis 1959 prüfte Helmut Kaiser Drillmaschinen aus Bernburg, Pflegegeräte aus Torgau, außerdem Kartoffellegemaschinen und Bodenbearbeitungsgeräte. Jeweils eine Baureihe von Drillmaschi-nen - vom Gespannzug bis zum Schlepperanbau - sowie von Vielfachge-räten in gezogener und angebauter Ausführung mit der seinerzeit festge-legten Arbeitsbreite von 2,5 m bestimmten den Stand der technischen Entwicklung. Kopplungseinrichtungen für 2 oder 3 dieser Maschinen und schließlich Maschinen mit 5 m Arbeitsbreite entstanden im Ergebnis der Forderung nach Steigerung der Arbeitsproduktivität infolge des Mangels an Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Zunehmende Motori-sierung und größere Flächen ermöglichten andererseits größere Arbeits-breiten (Bild 1).

Bei Kartoffellegemaschinen, die von BBG Leipzig entwickelt und im Flugzeugwerk Dresden gebaut wurden, begann sich schon Ende der fünfziger Jahre der Trend zur internationalen Arbeitsteilung

1 Dr. agr. Herbert Zschuppe (1934) arbeitete nach dem Studium der Landwirtschaft in Jena und einer zweijährigen praktischen Tätigkeit im Lehr- und Versuchsgut Dornburg/Saale 1959 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Landmaschinenprüfung des Bornimer Instituts. Seine Arbeitsschwerpunkte waren Ma-schinen der Aussaat und Pflanzenpflege sowie der organischen und mineralischen Düngung. Von 1965 bis 1991 war er Leiter der Abteilung Grundtechnik in der Zentralen Prüfstelle für Landtechnik Bornim. In dieser Abteilung wurden Traktoren, Transportmittel sowie Maschinen für die Bodenbearbeitung, Dün-gung, Melioration und den Pflanzenschutz geprüft. Von ihm liegen 18 Veröffentlichungen und 28 Prüfbe-richte vor.

Bild 1: Drillmaschine A 591 mit 5 m Arbeitsbreite

nen - in diesem Fall mit der CSSR. Die Verlagerung der Produktion von Landmaschinen in andere Länder des Rates für Gegenseitige Wirt-schaftshilfe sollte den Prüfern in den folgenden Jahren noch viele Sorgen bereiten. Das technische Niveau musste häufig durch "Einsicht in die po-litische Notwendigkeit" ersetzt werden und der Weg zu den Herstellern war weit. Oft fehlte jeglicher Kontakt. Das erschwerte während der Prü-fung das Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft der Maschinen und da-nach das Durchsetzen von spezifischen Forderungen.

Düngerstreuer bestimmen die Aufgaben

Düngerstreuer erlangten erst ab 1959 eine nennenswerte Bedeutung in der Aufgabenstellung des Prüfgebiets. Die bis dahin vorrangig einge-setzten Kettendüngerstreuer aus Barth genügten hinsichtlich Flächenleis-tung und Arbeitsqualität nicht mehr den Anforderungen.

K. H. Schulte führte 1959 eine internationale Vergleichsprüfung von 8 Düngerstreuern aus 4 Ländern durch. Sie brachte im Wesentlichen zwei Ergebnisse: die zur Verfügung stehenden Düngemittel waren wegen ih-rer ungenügenden physikalischen Beschaffenheit eine wesentliche Ursa-che für die schlechte Streuqualität und eine Steigerung der FläUrsa-chenleis-

Flächenleis-tung war dringend erforderlich [1]. Der Großflächen-Tellerdüngerstreuer D 385 aus Barth und der Schleuderdüngerstreuer D 020 der Fa. Laube in Reichenbach/Vogtl. waren hinsichtlich der Arbeitsbreite bereits Ent-wicklungen, die in die gewünschte Richtung wiesen.

Prüfung und Forschung miteinander verbunden

Nachdem H. Kaiser 1959 das Institut verlassen hatte, übernahm der Au-tor im September 1959 das Prüfgebiet. Ernst Thiel hatte hier als Techni-ker wertvolle Erfahrungen gesammelt und war demzufolge eine wichtige Stütze bei der Einarbeitung in die Aufgaben der Prüfung und speziell des Fachgebiets. Hervorzuheben und noch in guter Erinnerung sind vor al-lem die offene und sachliche Auseinandersetzung mit Kollegen über fachliche Probleme und die selbstverständliche Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter untereinander. Die fachliche Kompetenz von Max Koswig und die organisatorischen Fähigkeiten von Dr. Rolf Gätke hatten daran entscheidenden Anteil.

Otto Jaenicke (Jg. 1908) (Bild) folgte Anfang 1929 dem damaligen Administrator des Staatlichen Versuchs-gutes Oldenburg in Landsberg/Warthe, Prof. Dr. Ries, nach Bornim. Ries war 1927 Leiter des Versuchsguts Bornim des Instituts für Betriebslehre und Arbeitswirt-schaft der LandwirtArbeitswirt-schaftlichen Hochschule Berlin ge-worden. Ab 1934 wurde es die Preußische Versuchs-und Forschungsanstalt für Landarbeit Bornim.

Otto Jaenicke war Landarbeiter, wurde Versuchstechni-ker und von 1934 bis 1943 der Schlepperfahrer für die Prüfung von Landmaschinen in Bornim. Nach Wehr-dienst und Gefangenschaft arbeitete er ab 1947 wieder auf dem Gut Bornim, dem damaligen Versorgungsgut der sowjetischen Armee. Mit dem Wiederbeginn der landtechnischen Forschungs- und Prüfungsarbeiten in Bornim wurde er 1953 Versuchstechniker des Instituts für Landtech-nik. Seine Erfahrungen, seine Kenntnisse und seine Zuverlässigkeit bei landtechnischen Untersuchungen mit modernen Maschinen und Prüfständen brachten ihm hohe Anerken-nung und Wertschätzung ein. Vielen Wissenschaftlern und insbesondere auch den Studen-ten und Doktoranden war er bei der Vorbereitung und Durchführung experimenteller Un-tersuchungen über viele Jahre ein unentbehrlicher Helfer und väterlicher Freund. 1977 trat er in den Ruhestand und 1998 starb er in Bornim.

Im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Instituts im Jahre 1962 wurde die Abteilung Landmaschinenprüfwesen aufgelöst und eine Ab-teilung Prüfzentrum gebildet. Die Prüfaufgaben wurden in die For-schungsabteilungen integriert (s. Abschn. Gätke, Brandt); die Prüfgebie-te Kartoffelbau (Willibald Rösel), Bodenbearbeitung (Helmut Schmid) sowie Düngung, Aussaat und Pflege (Herbert Zschuppe) wurden der Ab-teilung "Maschinen der Pflanzenproduktion I" zugeordnet.

Mit zunehmender Bedeutung des technologischen Zusammenwirkens der Maschinen wurde die Prüfung der Drill- und Legemaschinen in die fruchtartengebundenen Prüfgebiete überführt.

Neue Prüfeinrichtungen und Prüfmethoden

In der Prüfungsdurchführung setzten sich in dieser Zeit neue Anforde-rungen durch. Während die Beurteilung von Maschinen in der Vergan-genheit vor allem auf Ergebnissen und Vergleichsprüfungen beruhte, ging es unter den wirtschaftspolitischen Bedingungen der DDR infolge zunehmender Standardisierung und Zentralisierung und damit Konzen-tration auf nur einen Hersteller mehr und mehr um die Beurteilung ein-zelner Erzeugnisse. Die Prüfung versuchte den Wettbewerb zwischen den Herstellern zu ersetzen. Bewertungsmaßstab waren agrotechnische Forderungen, die auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse in den For-schungseinrichtungen erarbeitet wurden. Das erforderte noch dringender als bisher den Ersatz des subjektiven Vergleichens durch objektives Messen. Die institutseigene Messgeräteentwicklung, insbesondere die schreibenden hydraulischen Zugkraft- und Drehmomentmesser, waren dafür eine entscheidende Voraussetzung (s. Abschn. Messtechnik).

Bei den Mineraldüngerstreuern entwickelte sich die Beurteilung der Ver-teilgenauigkeit zu einem Schwerpunkt der methodischen Arbeiten. Die für die aktuelle Maschinengeneration geschaffenen Prüfstände und Hilfseinrichtungen brachten in Verbindung mit dem Neubau der Prüfhal-le eine bedeutende Verbesserung der Arbeitsbedingungen (Bild 2). Mit Einführung des Schleuderdüngerstreuers vergrößerte sich die Streubreite um ein Vielfaches und die witterungs- und vor allem windabhängigen

Messungen mussten in Ermangelung einer entsprechend großen Halle wieder im Freiland durchgeführt werden. Die von Heyde [2] favorisierte Auffangflächengröße von 20 cm × 20 cm war wegen des zu großen Ar-beitsaufwandes bereits bei der internationalen Vergleichsprüfung durch 50 cm × 50 cm große Auffangflächen ersetzt worden. Anstelle der bis-lang üblichen "mittleren Abweichung" wurde zur Charakterisierung der Streugenauigkeit der Variationskoeffizient eingeführt [3].

Die Einführung des Schleuderdüngerstreuers hat auch die Frage nach der zu fordernden, den Ertrag nicht beeinträchtigenden Streugenauigkeit neu gestellt. In mehrjährigen pflanzenbaulichen Versuchen wurde deshalb neben der Prüftätigkeit mit großzügiger Unterstützung durch Prof. Ba-ganz der Einfluss der Auffangflächengröße und der Streugenauigkeit auf den Ertrag untersucht [4]. Im Ergebnis der Arbeit konnte die Schlussfol-gerung gezogen werden, dass die Auffangflächengröße von 50 cm

× 50 cm den pflanzenphysiologischen Anforderungen entspricht. Eine signifikante Beeinflussung des Ertrags wurde bei einem Variations-koeffizienten größer 25 % festgestellt.

Bild 2: Prüfstand zur Ermittlung der Verteilgenauigkeit für Dünger-streuer mit einer maximalen Arbeitsbreite von 5 m

Der Zeitaufwand für die Auswertung wurde infolge der großen Anzahl von Messwerten bei Schleuderstreuern und wegen der erforderlichen Überdeckung der Messwerte für die Variation der Arbeitsbreite zuneh-mend zum Hemmnis. Mit Hilfe eines von Prof. Baganz entwickelten Re-chenprogramms konnte der Aufwand entscheidend reduziert werden.

Noch vor der Einführung entsprechender Rechentechnik im Institut war das ein wichtiger Beitrag zur Rationalisierung der Prüfarbeiten, der in der Folge auch die Grundlage für entsprechende Rechenprogramme an-derer Interessenten wurde.

Die Prüfung verselbständigt sich

Der nach 1961 einsetzende mehrfache Wechsel in der Leitung des Insti-tuts und das zusätzlich durch Einflüsse von außen beeinträchtigte Ar-beitsklima (Kollektivierung der Landwirtschaft, Wissenschaftler aufs Land) waren vor allem die Ursache für Bestrebungen, die Prüfung zu verselbständigen. Nachdem Mitte 1964 die Abteilung Schleppertechnik als Forschungsabteilung dem Traktorenwerk Schönebeck zugeordnet worden war, wechselten am 1. Januar 1965 13 Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter sowie alle Prüfgruppen und die Außenstellen Etzdorf und Dres-den zur neu gegründeten Zentralen Prüfstelle für Landtechnik (ZPL).

Literatur: [1] Schulte, K. H.: Intern. Vergleichsprüfung Anhänge- und Anbau-Mineraldünger-streuer. Abschl.-ber. IfL 1960, nicht veröff. [2] Heyde, H.: Zur Bewertung der Streugenauigkeit von Düngerstreuern. Landt. Forsch. München, 7 (1957), S. 53-57. [3] Zschuppe, H.: Die Beurtei-lung der Arbeitsqualität von Düngerstreuern. Dtsch. Agrart. 17 (1967), Heft 2, S. 61-64. [4]

Zschuppe, H.: Anforderungen an die Streugenauigkeit von Düngerstreuern, untersucht am Einfluß ungleichmäßig verteilten Stickstoffdüngers auf den Ertrag von Winterroggen. Diss. DAL Berlin, 1967. [5] Zschuppe, H.: Untersuchungen über den Einfluß der Streugenauigkeit von Dünger-streuern auf den Pflanzenertrag. Arch. Landt. 7 (1968), S. 111-120.