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3. Ergebnisse

3.1 Charakteristika der Studien

3.1 Charakteristika der Studien

In den Ergebnisteil dieser Arbeit wurden zehn Studien inkludiert. Alle eingeschlossenen Studien wurden in Pflegeheimen durchgeführt. Mehr als die Hälfte der Studien, nämlich sechs, fanden im asiatischen Raum statt – eine in China, eine in Japan und vier in Taiwan. Eine Studie stammt aus Australien, die restlichen vier aus dem europäischen Raum: eine aus Frankreich, eine aus Schweden, eine aus den Niederlanden und eine aus Großbritannien, wobei die Studie von Shibazaki & Marshall (2015) sowohl in Großbritannien als auch in Japan durchgeführt wurde.

Jedes Stadium der Demenz kommt im Laufe des Ergebnisteils vor und in jeder der acht Interventionsstudien wurden entweder (inter-) aktive oder passive Musik-Interventionen durchgeführt. In zwei der Studien werden die Einstellungen und Meinungen von Pflegepersonen und Familienangehörigen von demenziell erkrankten Menschen hinsichtlich der Effektivität von Musiktherapie evaluiert.

Eine Übersicht der Charakteristika der eingeschlossenen Studien ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Seite 15 Autoren,

Land, Jahr

Forschungsziel Studiendesign Setting, Stichprobe Intervention Hauptergebnisse

Sakamoto M., und ein auf Demenz spezialisiertes

Krankenhaus in Kobe City.

39 über

65-jährigeTeilnehmerInnen:

• mit diagnostizierter, schwerer Demenz

passiven als auch in der interaktiven Interventionsgruppe führte der Einsatz von Musik zu einer Stressreduktion und Entspannung direkt nach der

Intervention.

Der Effekt hielt bis etwa zwei Wochen nach der Intervention an, verschwand allerdings nach drei Wochen.

Seite 16 13 TeilnehmerInnen in der

Kontrollgruppe, 13 TeilnehmerInnen in der passiven

Musikinterventionsgruppe, 13 TeilnehmerInnen in der interaktiven sich der Effekt einer aktiven

Ein Pflegeheim in Taiwan

55 TeilnehmerInnen über von 10,04 zu Beginn der Intervention auf 3,22 nach 4 Wochen und stieg minimal auf 3,89 nach 6 Wochen an.

Seite 17 27 TeilnehmerInnen in der

Interventionsgruppe, 28 in

39 TeilnehmerInnen in der Interventionsgruppe, 38 in stabil, bei denen der Kontrollgruppe hingegen sanken die MMSE Punkte.

Seite 18

15 TeilnehmerInnen in der Interventionsgruppe, 15

Sechs Pflegeheime in den Niederlanden, in denen

45 Minuten pro Auftritt von

Insbesondere für Personen mit leichter

Seite 19

Seite 20 jeweils im Duett auf und sangen familiäre

Ein Pflegeheim in Taiwan

41 TeilnehmerInnen mit Demenz:

• über 65 Jahre alt

8 Wochen lang, jede zweite Woche

Seite 21 2010 von Menschen mit

Demenz zu

Seite 22

16 Pflegeheime in Taiwan

214 TeilnehmerInnen, die mindestens drei Monate in der jeweiligen Institution

3 Pflegeheime in Australien 12 Wochen Musikintervention

Seite 23 Balil-Lozoya

T., Parker D.

Australien

2015

auf das Verhalten dementer Personen zu evaluieren.

30 TeilnehmerInnen, 23 Pflegepersonen, Sieben Familienmitglieder

2x/Woche, 45-60 Minuten lang

Im Anschluss Interviews mit Pflegepersonal und Familienmitgliedern.

Einfluss von Musik auf das Verhalten und die Emotionen der BewohnerInnen werden vom Großteil der Befragten

bestätigt. Politiker sollten wissen, dass Musiktherapie gefördert werden muss.

Seite 24

3.2 (Inter-) Aktive Musiktherapie

„A group music intervention using percussion instruments with familiar music to reduce anxiety and agitation of institutionalized older adults with dementia“

(Sung et al. 2012)

In der Studie von Sung et al. (2012) wird hervorgehoben, dass Angst und agitiertes Verhalten ein häufiges Problem in der Betreuung dementer Menschen darstellt und auch von deren Pflegepersonen als Herausforderung gesehen wird. Des Weiteren zeigt die Studie auf, dass im asiatischen Raum und insbesondere in der taiwanesischen Kultur geistige Erkrankungen weiterhin stark stigmatisiert werden und Pflegepersonen die genannten Probleme aus diesem Grund häufig nicht ansprechen oder nach Hilfe fragen. Dies führt dazu, dass diese demenziell bedingten Verhaltensweisen häufig unzureichend eingeschätzt und bewältigt werden können.

In dieser Studie von Sung et al. (2012) wurden 27 TeilnehmerInnen der Interventionsgruppe und 28 TeilnehmerInnen der Kontrollgruppe, die weiterhin die übliche Pflege ohne Musik erhielt, zugeteilt. TeilnehmerInnen der Interventionsgruppe nahmen in einem Zeitraum von insgesamt sechs Wochen an je zwei Tagen in der Woche an interaktiven Gruppen-Musiktherapiesitzungen zu je 30 Minuten teil (insgesamt 12 Sitzungen), die nachmittags stattfanden. Diese Sitzungen bestanden aus einer fünfminütigen Aufwärmphase (Dehnen der Muskeln und Atemübungen) und einer 20-minütigen Hauptsitzung, in der die TeilnehmerInnen dazu motiviert wurden, die Extremitäten zu bewegen und mit einfachen Percussion-Instrumenten zu bekannten chinesischen oder taiwanesischen Liedern der 1950er – 1970er Jahre zu spielen. Beendet wurden die Gruppensitzungen durch eine fünfminütige Entspannungsphase, in der die TeilnehmerInnen sich zu sanften Rhythmen erneut dehnen konnten. Die Agitation der TeilnehmerInnen wurde mithilfe des Cohen-Mansfield Agitation Inventory (CMAI) gemessen. Dieser beinhaltet 29 unterschiedliche agitierte Verhaltensweisen, die in Fremdbeurteilung evaluiert werden, um so den Grad der Agitation festzustellen. Je höher die Punktezahl, desto häufiger treten agitierte Verhaltensweisen auf. Zur Erhebung der Angst wurde die Rating of Anxiety in Dementia (RAID) – Skala hinzugezogen. Die RAID-Skala misst Angst bei dementen Menschen mithilfe von 18 Items, die sich in vier Untergruppen unterteilen und mit jeweils maximal vier Punkten bewertet werden können. Ein Ergebnis von 11 Punkten oder mehr zeigt deutlich das Vorhandensein von Ängsten. Das durchschnittliche

RAID-Seite 25 Ergebnis sank in der Interventionsgruppe signifikant von 10,04 zu Beginn der Studie auf 3,22 nach Woche vier und stieg bis Woche sechs minimal auf 3,89 an. Auch in der Kontrollgruppe sank das RAID-Ergebnis von anfangs 12,14 auf 9,39 (Woche vier) und schließlich auf 5,36 nach Woche sechs. Auch das CMAI-Ergebnis verringerte sich in beiden Gruppen, jedoch ist der Unterschied zwischen den Gruppen nicht signifikant (p

= 0,95). Die Studie zeigt hiermit auf, dass eine Gruppen-Musikintervention einen signifikanten Effekt auf die Reduzierung von Angst bei Menschen mit Demenz haben kann und dass dies außerdem die Möglichkeit bietet, mit anderen BewohnerInnen und dem Pflegepersonal in Form von gemeinsamen Gesangs- und Tanzeinlagen zu interagieren (Sung et al. 2012).

„Comparing the effects of different individualized music interventions for elderly individuals with severe dementia“ (Sakamoto et al. 2013)

Auch die Studie von Sakamoto et al. (2013) legte den Fokus neben passiver Musikintervention auf interaktive Interventionen und stellte die Theorie auf, dass die interaktive Form sogar einen noch vorteilhafteren Effekt auf das Problemverhalten dementer Menschen haben kann als die passive. In dieser Studie wurde das Augenmerk nicht nur auf die Kurzzeit- sondern auch auf Langzeiteffekte gelegt.

In der Studie von Sakamoto et al. (2013) wurden 39 TeilnehmerInnen randomisiert eingeteilt in je eine interaktive Musikinterventionsgruppe, eine passive/rezeptive Musikinterventionsgruppe und eine Kontrollgruppe, wobei jede der drei Gruppen aus 13 TeilnehmerInnen bestand. Die Interventionen wurden hierbei über einen zehnwöchigen Zeitraum einmal wöchentlich in gewohnter Umgebung zu je 30 Minuten (10 Sitzungen insgesamt) gesetzt. Die TeilnehmerInnen der Kontroll- und passiven Gruppe wurden von einer Pflegeperson und einem Musiktherapeuten aus der Ferne beobachtet, ohne dabei direkt mit ihnen in Kontakt zu treten. Die interaktiven Interventionssitzungen hingegen wurden individuell von einem Musiktherapeuten gestaltet, der auch mit den TeilnehmerInnen direkt Kontakt aufnahm. TeilnehmerInnen der Kontrollgruppe verbrachten Zeit mit einer Pflegeperson in ihrem Zimmer in ruhiger Umgebung ohne jegliche Form von Musik. Die passive Interventionsgruppe hörte sich ausgewählte Musik via CD-Player an und die interaktive Interventionsgruppe wurde vom Musiktherapeuten dazu animiert, zur laufenden Musik auch zu klatschen, zu singen oder zu tanzen. Welche Musik während der Sitzungen laufen sollte wurde im

Seite 26 Vorfeld mithilfe von Interviews mit den TeilnehmerInnen und deren Familien erhoben und dahingehend angepasst und ausgewählt.

Kurzzeiteffekte wurden fünf Minuten vor und fünf Minuten nach den Interventionssitzungen mithilfe der Faces Scale für die Evaluierung der emotionalen Reaktion, Herzfrequenzmessung (heart rate, HR) und Messung der hochfrequenten (high frequency, HF) parasympathischen Nervenaktivität zur Erhebung des Stresslevels gemessen. In beiden Interventionsgruppen dominierte nach der gesetzten Intervention die parasympathische Nervenaktivität und die Herzfrequenz wurde niedriger, was bei den TeilnehmerInnen zu Beruhigung und Entspannung führte. In der Kontrollgruppe blieb die HR gleich und HF erhöhte sich (p < 0,01). Die Analyse der Faces Scale zeigte keine Veränderung in der Kontrollgruppe (p = 0,6), die passive Interventionsgruppe hingegen zeigte sich in einer deutlich entspannteren Stimmung nach der Intervention (p < 0,01) und in der interaktiven Gruppe zeigte sich sogar eine noch größere Verbesserung der Stimmung und ein reduzierteres Stresslevel (p < 0,01) (Sakamoto et al. 2013).

Zur Erhebung der Langzeiteffekte wurden Veränderungen der BPSD mithilfe der Behavioral Pathology in Alzheimer’s Disease Rating Scale (BEHAVE-AD) ermittelt.

Diese Beurteilungsskala besteht aus insgesamt 25 Verhaltensmustern, die in sieben Kategorien unterteilt werden und in Fremdbeurteilung evaluiert werden, um herausforderndes Verhalten zu erfassen. Die BEHAVE-AD wurde zwei Wochen vor der Studie, direkt nach der letzten Musiksitzung sowie drei Wochen nach Ende der Intervention gemessen. Nach der letzten Intervention waren in der passiven Gruppe die Werte für Ängste & Phobien (p < 0,025) sowie für Affektive Störungen (p < 0,025) reduziert. Für die interaktive Gruppe galt die Reduktion sogar für fünf Werte: Affektive Störungen (p < 0,025), Ängste & Phobien (p < 0,025), Paranoide- und Wahnvorstellungen (p < 0,025), Aggression (p < 0,025) und Aktivitätsstörungen (p <

0,025). Diese positiven Veränderungen waren beim erneuten Messen drei Wochen nach Beendigung der Intervention allerdings nicht mehr nachweisbar (Sakamoto et al.

2013).

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