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c) Für ausreichend Fachkräfte sorgen

Im Dokument Nationale Nachhaltigkeitsstrategie (Seite 133-136)

Qualifizierte Fachkräfte sichern zukünftige Erfolge.

Bereits heute treten jedoch in manchen Branchen und Regionen sowie in Bezug auf spezifische Quali­

fikationen und Betriebsgrößen Fachkräfteengpässe auf:

Es ist davon auszugehen, dass sich mittel- bis lang­

fristig die Schwierigkeiten der Unternehmen bei der Personalsuche im Kontext der demografischen Ent­

wicklung, des Strukturwandels der Wirtschaft sowie des internationalen Wettbewerbs um qualifi­

zierte Fachkräfte verschärfen werden. Allein bis 2030 wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 6,3 Mio. Menschen zurückgehen.

Als stark in die Weltwirtschaft integrierte Volks­

wirtschaft ist Deutschland auf das Wissen und die

Ideen qualifizierter Fachkräfte besonders angewie­

sen. Nur wenn ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden ist, können innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt und angeboten wer­

den, und nur so können Arbeitsplätze in Deutsch­

land gehalten und neu geschaffen werden. Es besteht also Handlungsbedarf, damit Deutschland ein wettbewerbsfähiger und attraktiver Wirt­

schaftsstandort – auch für künftige Generationen – bleibt.

Fachkräfte sichern Innovationsfähigkeit, Produk­

tivität, Wachstum und Beschäftigung moderner Volkswirtschaften. Mehr noch: Für die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen sind sie unverzichtbar. Das betrifft Hochschulabsol­

venten ebenso wie Fachkräfte mit einer abgeschlos­

senen Berufsausbildung.

Stellungnahme aus dem Dialog zur Nachhaltigkeit

„Aus- und Weiterbildung müssen mehr an der Praxis orientiert werden. Firmenverbände, Schulungseinrich­

tungen und ggf. der Staat müssen hier zusammen an einem Strang ziehen und Konzepte erarbeiten, die gezielt den Bedarf in den Unternehmen decken.“

Primär ist es Aufgabe der Unternehmen und Sozial­

partner, für eine ausreichende Attraktivität von Arbeitsplätzen, Fachkräftenachwuchs und die dau­

erhafte Förderung sowie den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Unter­

nehmen zu sorgen. Im eigenen Interesse sind die Betriebe gefordert, die vorhandenen Potenziale für sich zu gewinnen und zu nutzen. Die Anstrengun­

gen müssen alle Zielgruppen des Arbeitsmarktes umfassen. Dabei gilt es, die Ausbildung junger Menschen genauso zu berücksichtigen wie die Intensivierung von Qualifizierungs- und Weiter­

bildungsanstrengungen für alle Alters- und Quali­

fikationsgruppen.

In Deutschland wird das Potenzial der Frauen weiterhin nur unzureichend genutzt. Die Anstren­

gungen, die Gleichstellung von Mann und Frau im Erwerbsleben weiter voranzutreiben, greifen nur langsam. Obwohl mehr Frauen als Männer Abitur machen, sind noch immer deutlich weniger Mütter als Väter berufstätig. Noch immer stellen Frauen nur einen geringen Anteil der Führungskräfte, noch immer werden Frauen schlechter bezahlt als ihre

männlichen Kollegen, und noch immer arbeiten viele Frauen weniger Stunden als sie eigentlich wollen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Nach vorsichtigen Schätzungen wollen allein bei einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch ausreichende Betreuungsangebote rund 1,2 Mio.

nicht erwerbstätige Mütter wieder in das Erwerbs­

leben eintreten. Fast eine halbe Million Mütter mit einem jüngsten Kind zwischen 6 und 16 Jahren wären kurzfristig für den Arbeitsmarkt zu gewin­

nen, wenn sie für die Betreuung ihrer Schulkinder auf bedarfsgerechte Infrastrukturen zurückgreifen könnten. Diese Frauen haben eine große Arbeits­

marktnähe, insbesondere durch das Qualifikations­

niveau und vorhandene Berufserfahrung.

Dies zeigt, wie wichtig ein familiengerechtes Arbeitsumfeld ist, um gut ausgebildete Frauen – aber auch Männer – mit Kindern als Mitarbeiterin­

nen und Mitarbeiter zu gewinnen. Neben verbesser­

ten Angeboten zur Kinderbetreuung sind vor allem flexiblere Arbeitszeitmodelle (z. B. familienbewusste Arbeitszeiten, Telearbeit) dafür eine wesentliche Voraussetzung.

Unerlässlich ist auch, für Arbeitslose zügiger Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Außer­

dem gilt es, durch „Diversity Management“ (also die Nutzung der sozialen Vielfalt) vor allem auch die Kenntnisse und Fähigkeiten von Migrantinnen und Migranten verstärkt in den Unternehmen und im öffentlichen Sektor zu erschließen, die Potenziale Älterer durch gesundheitsförderliche altersgerechte Arbeitsbedingungen und Weiterbildungsangebote stärker zu nutzen und attraktive Aufstiegs- und Karrierechancen zu eröffnen.

Zudem hat die Bundesregierung den Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsquali­

fikationen vorgelegt. Er hat am 4. November 2011 den Bundesrat passiert und tritt im Wesentlichen zum 1. April 2012 in Kraft. Damit werden zur Siche­

rung des Fachkräftepotenzials alle im Inland vor­

handenen Qualifikationspotenziale besser genutzt und im Ausland erworbene berufliche Qualifikatio­

nen gezielter für den deutschen Arbeitsmarkt aktiviert.

Unternehmen werden in Zukunft mehr denn je alles daran setzen müssen, attraktive Arbeitgeber zu sein. Nur so können sie qualifiziertes Personal

gewinnen und auch dauerhaft halten. Immer mehr Firmen haben dies bereits für sich erkannt und setzen vielfältige betriebliche Maßnahmen um, damit Personallücken gar nicht erst entstehen.

Die Bundesregierung flankiert diese Anstrengun­

gen, indem sie geeignete Rahmenbedingungen setzt und gezielte Unterstützungsmaßnahmen anbietet.

Erste Priorität haben dabei Bildung und Qualifi­

zierung sowie die Aktivierung von Menschen, die in Deutschland leben. Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern 2008 in der Qualifizie­

rungsinitiative für Deutschland mit dem Ziel „Auf­

stieg durch Bildung“ konkrete Maßnahmen in allen Bildungsbereichen und über alle Lebensphasen hinweg verabredet, die zum Teil bereits umgesetzt worden sind. Sie hat auch in dieser Legislaturperi­

ode die Priorität von Bildung, Forschung und Ent­

wicklung bekräftigt; dies kommt u. a. durch ent­

sprechende zusätzliche Investitionen in Höhe von 12 Mrd. Euro bis zum Jahr 2013 zum Ausdruck.

Um einem drohenden Fachkräftemangel erfolgreich zu begegnen, sind die Unterstützung und das Zusammenwirken von Politik und Sozialpartnern erforderlich. Aus diesem Grund stehen die Bundes­

regierung und die Sozialpartner im Rahmen gemeinsamer Arbeitsgruppen oder Treffen im Dia­

log. Am 22. Juni 2011 verständigte sich die Bundes­

kanzlerin mit Vertretern der Arbeitgeberverbände, der Kammern und der Gewerkschaften im Rahmen des Zukunftsgesprächs in Meseberg auf eine Gemeinsame Erklärung zur Fachkräftesicherung.

In der Erklärung verpflichten sich alle Beteiligten, in ihrem Verantwortungsbereich zur Sicherung der Fachkräftebasis beizutragen.

Zudem hat die Bundesregierung ein Konzept zur Fachkräftesicherung am 22. Juni 2011 beschlossen.

Das Programm stellt entlang der fünf Sicherungs­

pfade (1) „Aktivierung und Beschäftigungssiche­

rung“, (2) „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, (3) „Bildungschancen für alle von Anfang an“, (4) „Qualifizierung: Aus- und Weiterbildung“, (5) „Integration und qualifizierte Zuwanderung“

Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung dar. Dem Konzept liegt als Leitgedanke die Ausschöpfung aller Potenziale zur Sicherung der Fachkräftebasis zugrunde.

Des Weiteren haben die Bundesregierung und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft im

Herbst 2010 beschlossen, den „Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs“ mit neuen Schwerpunkten bis zum Jahr 2014 fortzusetzen und neue Partner aufzunehmen: die Kultusminister­

konferenz und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Die Anstrengungen der Pakt­

partner werden künftig stärker darauf ausgerichtet, die Potenziale auf dem Ausbildungsmarkt besser zu erschließen – sowohl bei leistungsschwächeren wie auch -stärkeren Jugendlichen. So sollen insbeson­

dere verstärkt solche Jugendliche in den Blick genommen werden, die bisher Schwierigkeiten beim Übergang in Ausbildung hatten (vor allem Altbewerber, Migranten, sozial benachteiligte und lernbeeinträchtige sowie behinderte Jugendliche).

Fachkräftesicherung ohne regionales Engagement kann nicht erfolgreich sein. Schließlich ist das Wissen darüber, welche konkreten Maßnahmen und Strategien am erfolgversprechendsten für die jeweiligen Regionen sind, vor Ort am größten.

Diesem Leitgedanken folgend, wurde die Initiative

„Fachkräfte für die Region“ angestoßen – mit dem Ziel, regionale Kooperationsstrukturen auf- bzw.

auszubauen und zu unterstützen. Im Rahmen der Initiative wurde auf Bundesebene die „Arbeits­

kräfteallianz“ gegründet – eine Partnerschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zusam­

men mit dem Deutschen Industrie- und Handels­

kammertag, dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände, dem Deutschen Gewerk­

schaftsbund, der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung. Als Unterstüt­

zungsstruktur regionaler Netzwerke und Projekte, die sich in der Fachkräftesicherung engagieren, wurde das Innovationsbüro „Fachkräfte für die Region“ im März 2011 eingerichtet. Zu den Vor­

haben des Innovationsbüros gehört u. a. eine praxis­

nahe Aufbereitung von Know-how. Weiterhin wird es einen regelmäßigen bundesweiten Erfahrungs­

austausch sowie Fachveranstaltungen und Weiter­

bildungsangebote für Netzwerkpartner vor Ort anbieten und dabei gute Ideen, die regional entwi­

ckelt wurden, anderen zugänglich machen. Ferner sind individuelle Angebote geplant, um vor Ort Ideen und Ansätze bei ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.

Derzeit kann nicht genau bestimmt werden, wie viele Arbeitskräfte differenziert nach Berufen und Qualifikationen in einer bestimmten Region und

Branche in Deutschland in Zukunft gebraucht werden. Deshalb wird ein Instrumentarium zur Feststellung des aktuellen und perspektivischen Arbeitskräftebedarfs nach Berufen und Qualifikati­

onen sowie Branchen und Regionen mit wissen­

schaftlicher Unterstützung entwickelt. Mit diesem Instrumentarium wird eine solide Datenbasis über das aktuelle und künftige Arbeitskräfteangebot und die -nachfrage entstehen, auf deren Grundlage sich nachhaltige, bedarfsgerechte und zielgerichtete Entscheidungen treffen lassen.

d) Verbraucherinnen und Verbraucher

Im Dokument Nationale Nachhaltigkeitsstrategie (Seite 133-136)