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Brutvorkommen ausgewählter Vo- Vo-gelarten im EU SPA Mittlere Elbe

einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst 2003/2004

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 1/2005: 31–37

Klaus-Jürgen Seelig & Uwe Patzak Einleitung

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung „Mitt-lere Elbe“ wurden im Auftrag des WWF Deutsch-land durch die LPR Landschaftsplanung Dr. Reich-hoff GmbH/GbR zwischen Dessau und der Saa-lemündung großflächig ausgewählte Brutvögel erfasst (LPR 2005). Auf der Basis der dabei ge-wonnenen Ergebnisse sowie durch Auswertung weiterer Studien und Erhebungen von anderen Flächen des Vogelschutzgebietes, die Aussagen zu relevanten Vogelarten treffen, wird im Folgen-den eine Einschätzung der Bestände ausgewähl-ter Arten im gesamten EU SPA Mittlere Elbe vor-genommen.

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Mittlere Elbe einschließlich Steck-by-Lödderitzer Forst erstreckt sich von Wittenberg und Coswig im Osten bis Groß Rosenburg und Barby im Westen beiderseits der Elbe sowie von der Stadt Dessau südwärts bis Jessnitz und Wol-fen entlang der Mulde auf einer Fläche von 19.070 ha. Auch Teile der zwischen Dessau-Großkühnau und Aken gelegenen Kühnauer Heide gehören zum Vogelschutzgebiet.

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Mitt-lere Elbe“ wurde ein Projektgebiet innerhalb des EU SPA näher betrachtet, das sich ost-westwärts von Dessau bis nach Barby bzw. Groß Rosen-burg erstreckt. Es liegt vollständig im westlichen Teil des Biosphärenreservats „Mittlere Elbe“ zwi-schen den Mündungen der Mulde und der Saale, schließt Bereiche an der unteren Saale ein und umfasst eine Gesamtfläche von 9.050 ha.

Das Projektgebiet (Abb. 1) gehört nach der Land-schaftsgliederung des Landes Sachsen-Anhalt (LAU 2001) zur landschaftlichen Großeinheit der Flusstäler. Der Bereich der Saale einschließlich ihrer Mündung in die Elbe gehört der Landschafts-einheit Unteres Saaletal an, den übrigen Bereich der Elbe kennzeichnet die Landschaftseinheit Dessauer Elbetal.

Die überregionale Bedeutung der Kulturlandschaft und der Naturausstattung des Biosphärenreserva-tes und auch des ProjektgebieBiosphärenreserva-tes, ergibt sich aus:

• einer weitgehend naturnahen Stromtalaue mit echter Auendynamik (Hochfluten und Niedrig-wasser im Wechsel) und sehr reicher Naturaus-stattung (Abb. 2);

• dem größten zusammenhängenden Auenwald-komplex Mitteleuropas in Form der Hartholzaue mit Stieleiche, Esche, Flatter- und Feldulme, Feldahorn, Wildbirne und Wildapfel, auf höhe-ren Auenstandorten und im eingedeichten Au-enbereich auch mit Hainbuche und Winterlinde;

• dem relativ hohen Natürlichkeitsgrad der Elbe und ihrer Nebenflüsse und den über 1.500 Stand- und Fließgewässern;

• verschiedenen Nutzungsformen in einer vielfäl-tig strukturierten Kulturlandschaft mit u. a. zahl-reichen Solitäzahl-reichen in genutztem Grünland, Flutrinnen, Röhrichten und Trockenrasen auf den Dünen.

Die besondere Bedeutung für den internationa-len Vogelschutz kommt außer durch die Auswei-sung als EU SPA auch durch die Anerkennung als Feuchtgebiet von nationaler Bedeutung und als bedeutendes Vogelschutzgebiet (IBA) zum Ausdruck.

Genaue Untersuchungen zu Brut- und Rastvögeln erfolgten im Projektkerngebiet (Abb. 1), das eine Ausdehnung von 5.700 ha aufweist. Das Projekt-kerngebiet, im folgenden als Untersuchungsge-biet (UG) bezeichnet, erfasst innerhalb des Pro-jektgebietes den Raum von besonderem natur-schutzfachlichen Wert und bietet mit seiner struk-turreichen Auenlandschaft und verschiedensten Biotoptypen einer reichhaltigen Vogelfauna ein geeignetes Brut-, Rast- und Überwinterungsge-biet.

Folgende Lebensraumtypen stehen im UG im Vordergrund der Betrachtungen:

• Hart- und Weichholzauenwald (ca. 28 % der Fläche)

• Kiefernforste (ca. 2 %)

• Pionierwald und Gehölze (ca. 2 %)

• Grünland (ca. 21 %)

• Stand- und Fließgewässer (ca. 10 %)

• Röhrichte (ca. 7 %) Erfassungsmethode

Die Erfassung der Brutvögel erfolgte in den Jah-ren 2003/2004 durch quantitative und halbquanti-tative Rasterfeldkartierung. Hierzu wurde das Pro-jektkerngebiet mit einem Rasternetz überzogen, das den GAUSS-KRÜGER-Koordinaten folgt. Als Li-nien für das Rasternetz wurden die geografischen Koordinaten der Topografischen Karte 1:25.000 (TK25) verwendet, die weiter bis zu einer

Seiten-länge von 500 x 500 m und einer Flächengröße von 25 ha unterteilt wurden (vgl. Abb. 1). Für die Arbeit im Gelände wurde das Gitternetz auf Topographi-sche Karten 1:10.000 (TK10) sowie Luftbilder glei-chen Maßstabes übertragen.

Für alle Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutz-richtlinie und der Kategorien 1 und 2 der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt (DORNBUSCH et al. 2004a) erfolgte eine quantitative Erfassung mittels Revierkartierungsmethode (SÜDBECK et al.

2005) auf der gesamten Fläche des Projektkern-gebietes. Für häufige Brutvogelarten wurden in-nerhalb der Rasterfelder halbquantitative Be-standszahlen ermittelt (1 BP / 2 BP / 3-5 BP / 6-10 BP / 11-20 BP).

Darüber hinaus sind in repräsentativen Lebens-räumen Siedlungsdichteerhebungen aller vorkom-menden Arten durchgeführt worden, um auch Aussagen zum Gesamtartenspektrum zu erhal-ten und grobe Häufigkeitsabschätzungen für die

nicht auf ganzer Fläche erfassten Arten zu ermög-lichen.

Für die Erfassung waren mindestens fünf Kontroll-gänge vorgeschrieben (1x April, 2x Mai, 2x Juni).

Im Februar und März erfolgte zudem eine Erfas-sung von Horsten, bei der zugleich sehr zeitige Arten kartiert wurden (z. B. Spechte, Kleiber). Hin-zu kamen weitere Begehungen für spezielle Ar-ten (z. B. Nachtkartierung). In bestimmAr-ten Fällen ergänzte der Einsatz von Klangattrappen die Er-fassung (z. B. Mittelspecht, Rallen, Sperbergras-mücke). Ein zeitliches Limit war nicht vorgegeben.

Neben den Autoren waren folgende Personen an der Kartierung beteiligt: J. Huth, R. Schmidt, H. Stein, T. Suckow und I. Todte. Die Verwaltung des Biosphärenreservates Mittlere Elbe sowie die Vogelschutzwarte des Landes Sachsen-Anhalt lie-ferten ergänzende Bestandesangaben v. a. zu den Greifvogelbeständen des Lödderitzer und Steck-byer Forstes sowie den Beständen von Kormo-ran und Graureiher im Bereich der Saalemündung.

Ergebnisse

Insgesamt konnten im UG 115 Brutvogelarten nachgewiesen werden.

Tabelle 1 zeigt die im Untersuchungszeitraum 2003/2004 erfassten wertgebenden Arten. Hierbei wurden die Kategorien 1 und 2 der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt und der Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie berücksichtigt.

Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutzricht-linie

Wespenbussard (Pernis apivorus): Diese Art besiedelt das Gebiet flächendeckend. Insgesamt wurden 6 BP ermittelt (0,11 BP/km2). Daneben Abb. 1: Lage von Projektgebiet und Projektkerngebiet (Untersuchungsgebiet) sowie Vorkommen des Mittelspechtes und des Schwarzspechtes.

Abb. 2: Charakteristisch für das Gebiet ist der Wechsel von Hartholzauenwald und Offenland (Foto: U. Patzak).

übersommern hier auch einige Nichtbrüter. Auf Grund der späten Ankunft und der Unauffälligkeit der Art kann mit wenigen weiteren Brutvorkom-men gerechnet werden.

Schreiadler (Aquila pomarina): ROCHLITZER et al.

(1993) führen für den Lödderitzer Forst ein Brut-revier an, das mindestens seit 1965 besetzt ist.

Während der Kartierung im Jahr 2003 wurde zwi-schen Mitte April und Ende Juli mind. fünfmal ein adulter Schreiadler im Ostteil des Lödderitzer Forstes beobachtet (Maczulat, Patzak, Rößler, Seelig u.a.). Daneben konnte in der Großkühnauer Elbeaue zwischen Anfang April und Ende Juni 2003 regelmäßig ein Altvogel nachgewiesen wer-den (Hofmann, Patzak, Schönbrodt, Seelig u.a.).

Aus diesem Gebiet liegen seit 1978 unregelmäßi-ge und seit 1999 jährliche Brutzeitbeobachtununregelmäßi-gen eines Altvogels vor. Ein aktueller Brutnachweis ge-lang bisher in beiden Revieren nicht. Bei geziel-ten Kontrollen konnte die Art in den Jahren 2004 und 2005 in der Kühnauer Aue nicht mehr beob-achtet werden (Patzak). Dagegen gelangen 2005 neuerliche Beobachtungen im Bereich des Löd-deritzer Forstes (Rößler mdl.).

Rohrweihe (Circus aeruginosus): Im Erfas-sungsjahr wurden 8 Brutpaare festgestellt (0,14 BP/km2). Davon kamen 3 Paare am Kühnauer See vor. In feuchteren Jahren beherbergt auch das Un-terbruch mind. 1 BP.

Rotmilan (Milvus milvus): In relativ gleichmäßi-ger Verteilung horsteten 25 Paare des Rotmilans im UG (0,44 BP/km2). Der Horst eines weiteren Tab. 1: Im Projektkerngebiet nachgewiesene wertge-bende Arten.

Art Reviere

Anhang I-Arten

Wespenbussard 6

Schreiadler 1-2

Rohrweihe 8

Rotmilan 25

Schwarzmilan 25

Kranich 2-3

Wachtelkönig 2

Tüpfelsumpfhuhn 1

Eisvogel 10

Grauspecht 2

Schwarzspecht 25

Mittelspecht 301

Neuntöter 116

Heidelerche 3

Sperbergrasmücke 27

Ortolan 1

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Knäkente 11

Kiebitz 13

Bekassine 5

Flussuferläufer 2

Schilfrohrsänger 7

Drosselrohrsänger 5

Paares befand sich knapp außerhalb der Kernge-bietsgrenzen.

Schwarzmilan (Milvus migrans): Innerhalb des UG brüteten mindestens 25 Paare (0,44 BP/km2), zwei weitere Paare hatten knapp außerhalb Horste besetzt. Auffallend dicht ist der Bereich der Saa-lemündung besiedelt.

Kranich (Grus grus): Der Kranich kam mit 2 be-setzten Revieren im Lödderitzer Forst vor, Anga-ben zum Bruterfolg fehlen. Weiterhin hielt sich ein Revierpaar in der Aue zwischen Dessau und Aken auf, eine Brut fand hier nicht statt. Ein Revierpaar bei Badetz siedelte knapp außerhalb des UG. In-folge des trockenen Frühjahrs waren die geeig-neten Bruthabitate zeitig ausgetrocknet.

Wachtelkönig (Crex crex): Brutverdacht bestand 2003 für die Elbewiesen bei km 268,5 (gegenü-ber Brambach) und bei km 279 (jeweils 1 Revier).

Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana): Im Rah-men der Kartierung wurde lediglich ein Revier des Tüpfelsumpfhuhns am Nordufer des Obersees nachgewiesen. In Jahren mit längerer Überstau-ung von Feuchtflächen können wesentlich mehr vorkommen, so z. B. 1995 mind. 15 Rufer im Un-terbruch (PATZAK 1997) sowie 2000 ebenda vier und an den Akenschen Seen ein Rufer (OVD 2000).

Eisvogel (Alcedo atthis): Trotz des vorangegan-genen strengen Winters wurden 10 BP festgestellt (0,18 BP/km2). Eine Konzentration ist im Lödde-ritzer Forst erkennbar.

Grauspecht (Picus canus): Von dieser Art war jeweils 1 Revier im Lödderitzer Forst und im Wal-ternienburger Forst besetzt.

Schwarzspecht (Dryocopus martius): Im Pro-jektkerngebiet waren 25 Reviere vom Schwarz-specht besetzt (0,44 BP/km2).

Mittelspecht (Dendrocopos medius): In den Hartholzauenwäldern des Projektkerngebietes wurden insgesamt 301 Mittelspechtreviere ermit-telt. Bemerkenswert war dabei, dass auch die schmalen Laubwaldstreifen (mit zahlreichen Alt-eichen) der Hangkanten zwischen Roßlau und Brambach besiedelt waren. In Optimalhabitaten ist die Art sogar etwas häufiger als der Buntspecht.

Bezogen auf das gesamte UG weist der Mittel-specht (5,3 BP/km2) eine etwas geringere Dichte als der Buntspecht (6,4 BP/km2) auf. Bezogen auf die Waldfläche liegt die Siedlungsdichte des Mit-telspechts im Untersuchungsgebiet bei 12 BP/km2. Von der Art waren 155 Rasterfelder besetzt (Ras-terfrequenz 56,6 %), vom Buntspecht dagegen 213 (Rasterfrequenz 77,7 %).

Neuntöter (Lanius collurio): Der Neuntöter be-wohnt halboffene Biotope im Gebiet. Verbreitungs-lücken zeigen das Vorkommen geschlossener Wälder an. Insgesamt wurden 116 BP nachge-wiesen (0,20 BP/10 ha).

Heidelerche (Lullula arborea): Am Rande des Projektkerngebietes kamen auf einer Düne bei Aken und auf einer sandigen Hochfläche am Rand der Steckbyer Heide insgesamt 3 BP vor.

Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria): Diese Art besitzt ihre Hauptvorkommen in der Elbeaue zwi-schen Dessau und Aken sowie im Bereich der Saa-lemündung. Insgesamt wurden 27 Reviere der Sper-bergrasmücke ermittelt (0,05 BP/10 ha). In allen Fällen brüteten Neuntöter in unmittelbarer Nähe.

Ortolan (Emberiza hortulana): Von dieser auf Grund ihrer Habitatansprüche nicht unbedingt im Gebiet zu erwartenden Art brütete 1 Paar am Süd-rand des Lödderitzer Forstes bei Kühren.

Arten der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt (Kategorien 1 und 2)

Knäkente (Anas querquedula): 2003 bestand für die Knäkente an verschiedenen Gewässern, vor allem im Lödderitzer Forst, Brutverdacht. Die Da-ten deuDa-ten auf einen Bestand von mindesDa-tens 11 BP hin.

Kiebitz (Vanellus vanellus): Schwerpunkt der Brutvorkommen bildet das Unterbruch, wo 2003 6 Paare brüteten, die z. T. auch erfolgreich wa-ren. 4 weitere Paare kamen auf Feuchtgrünland im Bereich von Ober- und Untersee vor. 2 Paare brüteten auf Grünland NE von Kühren und 1 BP in der Steutzer Aue.

Bekassine (Gallinago gallinago): Brutvorkom-men wurden nur in der Kühnauer Aue festgestellt (5 BP). Am 8.5.03 flog eine Bekassine von einem Nest mit vier Eiern im Oberbruch nördlich von Großkühnau ab (mesophiles Grünland). Im Un-ter- und Oberbruch wurden insgesamt 3 BP und nordöstlich vom Obersee 2 BP registriert.

Flussuferläufer (Actitis hypoleucos): Im Ver-lauf des Mai 2003 wurden an zahlreichen Elbufe-rabschnitten Flussuferläufer festgestellt, die über-wiegend durchzogen, z. T. aber auch Revierver-halten zeigten. Nur an zwei ungestörten Uferbe-reichen der Elbe gegenüber von Steckby wurde auch noch Anfang/Mitte Juni Balz/Reviermarkie-rung beobachtet, so dass hier Brutverdacht für 2 Paare bestand.

Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobae-nus): Im Projektkerngebiet wurden 5 BP im Un-terbruch nördlich vom Kühnauer See und 2 BP im Bereich von Ober- und Untersee zwischen Des-sau und Aken nachgewiesen. Die Vorkommen im Bereich des Kühnauer Sees bestehen schon seit längerem (HAENSCHKE et al. 1985; PATZAK 1997).

Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundin-aceus): Ähnlich wie bei anderen schilfbewohnen-den Arten waren die Bedingungen nach dem star-ken Eisgang des Januarhochwassers 2003 un-günstig für die Art, da die im Überflutungsgebiet

befindlichen Altschilfbestände durch das Eis weit-gehend abgeschert oder niedergedrückt waren. So kamen nur 3 BP am Goldberger See vor, der sich außerhalb der Überflutungsaue befindet. Je ein wei-teres BP siedelte an einem Altwasser auf den Schö-neberger Wiesen und einem kleinen Teich unter-halb von Steutz (Fischer, pers. Mitt.). Ansonsten werden zumindest die Schilfbestände des Kühnauer Sees regelmäßig besiedelt (z. B. 1995 3 BP, PATZ

-AK 1997).

Einschätzung der Lebensraumqualität für wertgebende Arten und Hinweise zur Gebiets-entwicklung im Untersuchungsgebiet

Das UG weist Vorkommen einer Vielzahl bestands-bedrohter, aber auch weiterer wertgebender Arten auf. Besonders hervorzuheben sind die Vorkommen waldbewohnender Arten. Insbesondere die Durchsetzung der Hartholzauenwälder mit Gewäs-sern, Röhricht- und Grünlandflächen führt zu einem hohen Randlinieneffekt, der sich als besonders günstig für die Avifauna erweist. Die teilweise ho-hen Siedlungsdichten bei Spechten sind Ausdruck für einen großen Altholzanteil in den Wäldern.

Insbesondere die hohe Dichte des Mittelspechtes weist auf die auch überregionale Wertigkeit der alt-eichenreichen Hartholzauenwälder hin. Nach Schät-zung von DORNBUSCH et al. (2004b) brüten in Sach-sen-Anhalt 800-1.400 BP, dass entspricht nach SÜDBECK & FLADE (2004) einem geometrischen Mit-tel von 1.058 BP. Für die Bundesrepublik nennen SÜDBECK & FLADE (2004) einen Brutbestand von 19.053 Mittelspechtpaaren. Danach kämen im Pro-jektkerngebiet 28,5 % des Bestandes von Sach-sen-Anhalt und 1,6 % des Bestandes in Deutsch-land vor.

Als Besonderheit ist auf die kleine Baumbrüterpo-pulation des Mauerseglers zu verweisen, deren Brutplätze sich in mehrhundertjährigen Alteichen zwischen Dessau und Aken befinden. Hier wurde ein Mindestbestand von 13 bis 15 baumbrütenden Seglerpaaren erfasst. Dabei wurde nicht nur die Anzahl der zwischen den Eichen an Flugspielen beteiligten Segler gewertet, sondern es konnten auch (z. B. östlich des Hirschleckendammes) im Blätterdach solitärer Eichen verschwindende Seg-ler (der direkte Höhleneingang war den Blicken ver-deckt) beobachtet werden. Der wirkliche Bestand dürfte deutlich höher liegen (vgl. auch die Angaben in GÜNTHER et al. 2004).

Besondere Bedeutung kommt dem Gebiet auch hinsichtlich der Greifvogelbestände zu. Die Dich-te aller vorkommenden GreifvogelarDich-ten entspricht etwa der des Drömlings, der für seine außeror-dentlich hohen Greifvogelbestände bekannt ist.

Die Dichte des Rotmilans liegt dabei deutlich über der des Drömlings (SEELIG et al. 1996) und erreicht fast die Werte des Umlandes von Halberstadt (NI

-COLAI & WADEWITZ 2003). Besonders hervorzuheben ist der hohe Bestand des Schwarzmilans, auch im Vergleich zur Elbe-Elsteraue (SIMON 1994).

Für alle Arten gleichermaßen von Bedeutung ist eine extensive forstliche Nutzung unter besonderer Berücksichtigung des Erhaltes von Althölzern.

Wichtig ist weiterhin das Freihalten von Flutrinnen (zu großen Teilen mit Pappeln bzw. Rotesche auf-geforstet), der Erhalt gebüschreicher Waldränder, ein hoher Anteil an stehendem und liegendem, morschen Totholz und der Erhalt solitär oder in lo-ckeren Gruppen stehender höhlenreicher Alteichen im Freistand (baumbrütende Mauersegler).

Arten der Standgewässer (Knäkente) sind in ih-rer Verbreitung meist stark von der Wasserdyna-mik abhängig, eine Einflussmaßnahme auf den Lebensraum ist nicht erforderlich.

Die Vorkommen der an Fließgewässer gebun-denen Arten Flussregenpfeifer und Flussuferläu-fer sind Ausdruck für den noch relativ geringen Ausbauzustand der Stromelbe, da vor allem in den Buhnenfeldern noch naturnahe Verhältnisse herr-schen. Über den Bruterfolg dieser Arten entschei-den zum einen Hochwasserereignisse, vor allem aber Störungen an den Brutplätzen durch Erho-lungssuchende, Angler und anlegende Sportboo-te. Störungsfreiheit an den Ufern von Elbe und Saale, vor allem im Bereich sandig/kiesiger Ab-schnitte, sind von ausschlaggebender Bedeutung.

Der Eisvogel kam trotz des relativ harten Winters 2002/03 insbesondere im Bereich des Lödderit-zer Forstes in guten Beständen vor, wobei sich an der Elbe selbst i. d. R. keine Brutmöglichkei-ten bieBrutmöglichkei-ten. Entlang der Altarme und Flutrinnen fin-den sich infolge der Hochwasserereignisse jedoch immer ausreichend geeignete Abbruchkanten oder Wurzelteller umgestürzter Bäume, in denen eine Bruthöhle angelegt werden kann.

Die Lebensräume der Arten der Röhrichte sind abhängig von der Ausbildung der (Alt-) Röhrichte, die im Wesentlichen von Wasserständen und Eis-gang beeinflusst werden. Die im Überflutungsge-biet befindlichen Altschilfbestände waren durch den starken Eisgang des Januarhochwassers 2003 weitgehend abgeschert. So fehlten Rohr- und Zwergdommel, obwohl geeignete Lebensräume durchaus vorhanden sind. Auch die Bestände von Schilf- und Drosselrohrsänger waren vom Fehlen der Schilfflächen beeinträchtigt. Die Rohrweihe war dennoch regelmäßig anzutreffen. Hinsichtlich des Tüpfelsumpfhuhns wirkt sich die Absenkung der Stauhöhe des Kühnauer Sees durch die Stadt Des-sau vor allem im Unterbruch negativ aus. Während PATZAK (1997) hier im Jahr 1995 noch mindestens 15 Reviere nachwies, führte die frühe Entwässe-rung im Jahre 2003 dazu, dass im Unterbruch kein Nachweis mehr gelang. Eine Nutzung der Röhrichte durch Mahd darf nicht erfolgen.

Während die Lebensraumqualität für Arten der Grünländer, insbesondere der weniger durch Wasserstände beeinflussten Frischwiesen, als durchweg ungünstig einzuschätzen ist, finden Ar-ten der feuchAr-ten Offenländer (Bekassine und Kie-bitz) z. T. günstige Bedingungen vor.

Zusammen-setzung und vor allem Häufigkeit der Arten wer-den hier im Wesentlichen von der Wasserdyna-mik bestimmt und sind relativ unabhängig von an-thropogenen Aktivitäten. Anders bei den Frisch-und Feuchtwiesen, wo vor allem anthropogene Aktivitäten die Arten beeinflussen. Hier sind spä-te oder zumindest kleinflächig über einen länge-ren Zeitraum gestreckte Mahdtermine erforderlich.

Gefährdungen der v. a. im Unterbruch nachgewie-senen wertgebenden Arten, wie Bekassine und Kiebitz, können sich zum Einen durch die Absen-kung der Stauhöhe des Kühnauer Sees durch die Stadt Dessau und zum Anderen durch den kürz-lich erfolgten ländkürz-lichen Wegebau im Gebiet er-geben, in dessen Folge verstärkt Radfahrer mit frei laufenden Hunden in die betreffenden Gebie-te gelenkt werden (z. B. UnGebie-terbruch).

Die Habitatqualität im Gebiet für Arten der Pio-nierwälder und Gebüsche ist gut. Neuntöter und Sperbergrasmücke profitieren von einen Wech-sel aus Offenland und kleinflächigen Gebüschen/

Gehölzen sowie verschiedenen Sukzessionssta-dien ehemals offener Flächen, die sowohl Tro-ckenstandorte aufweisen als auch durch Hoch-wasserereignisse beeinflusst werden.

Abschätzung der Bestandszahlen für das gesamte EU SPA

Methode

Neben den eigenen Ergebnissen der Brutvogel-erfassung im Projektkerngebiet (LPR 2005) wur-den nachfolgende Angaben ausgewertet: LPR (2000), RANA (2000), DARMER & MÜLLER (2002) sowie PATZAK (2003) ergänzt durch Erhebungen von U. Patzak im Raum Wörlitz. Für die Kliekener Elbaue lieferte dankenswerterweise Herr E.

Schwarze aktuelle Bestandszahlen.

Ergebnisse der Bestandsermittlung

In Auswertung der vorliegenden Ergebnisse über Brutvogelbestandserfassungen im EU SPA, die die Fläche des Gebietes zu etwa 60 % abdecken, ergeben sich die in Tab. 2 zusammengefassten Bestandszahlen. Auf der Basis dieser Zahlen er-folgt eine vorsichtige Hochrechnung für die ge-samte Fläche des Vogelschutzgebietes. Dabei wurde neben der Flächengröße des nicht bear-beiteten Gebietes auch die Verteilung der dort vorkommenden Lebensräume sowie Biotop- und Nutzungstypen beachtet.

Bei der Ermittlung des Anteils der Arten am Lan-desbestand wurde für das EU SPA jeweils das geometrische Mittel der Spanne des hochgerech-neten Gesamtbestandes in Beziehung zum ge-schätzten Maximalbestand nach DORNBUSCH et al.

(2004b) gesetzt.

Das EU-Vogelschutzgebiet Mittlere Elbe ein-schließlich Steckby-Lödderitzer Forst besitzt mit 19.070 ha Fläche einen Anteil von 0,9 % an der Landesfläche und nur 0,05 % der

Bundesrepub-Revierzahl

U n t e r s u c h u n g s g e b i e t e1 ) Art

A B C D E F

Sum-me

Schät-zung EU

SPA

Anteil am Landes-bestand

(%)

Revierzahl nach WEBER et

al. 2003

Revierzahl

Standard- Daten-bogen (2005)

Anhang I-Arten

Rohrdommel 0 - - - - 0 0-1 0 0-3 1-5

Schwarzstorch 0 - - - - 0 0-1 0 0-1 1-5

Weißstorch 0 - - - - 1 1 2 < 1 2 1-5

Fischadler 0 - - 1 - - 1 2 22,2 0-1 1-5

Wespenbussard 6 2 1 1 2 1 13 15-20 4,4 7-13 11-50

Schreiadler 1-2 - - - - - 1-2 1-2 30,0 0-(1) 1-5

Rohrweihe 8 - 1 1 1 2 13 15-20 2,2 20-30 11-50

Rotmilan 25 1 1 3-4 20 3 53-54 55-65 2,1 20-50 51-100

Schwarzmilan 25 1 1 1-2 25 2 55-56 60-70 8,1 15-35 11-50

Seeadler 0 - 1 - 1 - 2 3 18,8 0-2 1-5

Wanderfalke 0 - - - - 1 1 1 9,1 0 1-5

Kranich 2-3 - - - - 2-3 4-6 5-8 6,5 3-5 1-5

Wachtelkönig 2 - - 1-3 1 1 5-7 5-20 6,3 0-30 11-50

Tüpfelsumpfhuhn 1 - - 1 - - 2 2-15 10,6 0-15 6-10

Kleines Sumpfhuhn 0 - - - - - 0 0 0 0-1 1-5

Schwarzkopfmöwe 0 - - - - - 0 0 0 0-2 1-5

Ziegenmelker 0 7 - - - - 7 7-10 2,1 5-15 11-50

Eisvogel 10 - 1 2-3 3-5 2 18-21 20-30 6,3 10-30 11-50

Grauspecht 2 - - 1 - - 3 3-5 1,0 1-6 1-5

Schwarzspecht 25 4-6 5-6 4-6 3 1 42-47 50-60 1,8 35-70 51-100

Mittelspecht 301 15 7 15 90 10 438 500-550 37,5 80-120 101-250

Neuntöter 116 22 7 20 12 5 182 200-230 < 1 70-140 101-250

Heidelerche 3 17 5 - - 4 29 30-40 < 1 10-30 11-50

Sperbergrasmücke 27 14 - 10 5 3 59 60-70 5,4 10-30 11-50

Ortolan 1 - - - - - 1 1-5 < 1 11-50 11-50

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Knäkente 11 - 1-2 - 1-3 1 14-17 15-20 17,5 11-50

Kiebitz 13 - 1 - 1-3 2-3 17-20 20-30 1,3 11-50

Bekassine 5 - - - 0-1 - 5-6 5-10 2,1 6-10

Flussuferläufer 2 - 1 - 1 4 3-5 40,0

Wiedehopf 0 - 1 - - - 1 1-3 3,3 1-5

Schilfrohrsänger 7 - 1 1-2 0-2 2 11-14 15-20 17,5

Drosselrohrsänger 5 - - 0-2 15 4 24-26 25-30 5,5 6-10

lik Deutschland. In Anlehnung an die Verfahrens-weise von FLADE & JEBRAM (1995) und SEELIG et al.

(1996) betrachten wir einen Bestandsanteil einer Vogelart als landesweit bzw. national bedeutend, wenn er mindestens etwa 10mal so groß ist, wie

(1996) betrachten wir einen Bestandsanteil einer Vogelart als landesweit bzw. national bedeutend, wenn er mindestens etwa 10mal so groß ist, wie