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DO 12.05 10.00 UHR

BREGENZ, FESTSPIELHAUS, GROSSER SAAL

Y WEITERE VORSTELLUNGEN: DO 12.05. 18.00 UHR · FR 13.05 10.00 UHR · FR 13.05. 18.00 UHR

BREGENZER FESTSPIELE

DETLEF HEUSINGER Die Zeitreisemaschine Familienoper

Ensemble und Orchester des Landestheaters Detmold SUPERAR Chor

Dirigent: Lutz Rademacher Judith Selenko, Video

Detlef Heusinger, Regie, Bühnenbild Johannes Fried, Mitarbeit Bühnenbild Theresa Wilson, Kostüme

SWR Experimentalstudio:

Maurice Oeser · Michael Acker · Tim Abramczik, Klangregie

In Kooperation mit den Bregenzer Festspielen und dem Landestheater Detmold DETLEF HEUSINGER

48 49 HANNOVER, KUNSTFESTSPIELE HERRENHAUSEN

SO 15. MAI, 11 UHR

HANNOVER, KUPPELSAAL DES HCC

METZMACHER

MARK ANDRE rwh 1-4

für Ensemble und Live-Elektronik Ensemble Modern

Dirigent: Ingo Metzmacher SWR Experimentalstudio:

Joachim Haas · Markus Radke, Klangregie

ENSEMBLE MODERN

50 51 DIE ZUKUNFT DER ELEKTROAKUSTISCHEN MUSIK

«Technology, when it improves, gets smaller. And carrying that through logically, it would be at its highest point when it disappeared entirely.” JOHN CAGE

Die musikalische Innovation ist immer abhängig gewesen von der menschlichen Vorstellungs-kraft, von einem utopischen Optimismus und einer kreativen und zugleich kritischen Haltung gegenüber dem technologischen Fortschritt. Bei der Erschaffung des Neuen haben Kompo-nisten nicht nur Technologien eingesetzt, um die Natur des Klangs zu erforschen, neue Instru-mente zu bauen und neue Formen der Klangerzeugung zu schaffen, sondern haben zugleich auf einzigartige und oft subversive Art und Weise auf technologische Fortschritte reagiert.

Während die Erfindung der Tonaufzeichnung der Klanganalyse, Klangorganisation und Zeit-gestaltung neue Möglichkeiten eröffnet hat, werden – als Teil des musikalischen Ausdrucks – in diesem Jahrhundert nun die neuerlichen Fortschritte in der Computerprogrammierung, künstlichen Intelligenz, biologisches Computing, Robotik und grünen IKT zunehmend integriert.

Gleichzeitig wird die neue elektroakustische Musik auf die Krisen der Ökologie, Kultur, Bildung und Demokratie reagieren müssen.

Als Reaktion auf die ökologische Krise wird der Mensch zwangsläufig die Rahmenbedingungen für die Produktion der Musiktechnologiematerialien ändern müssen. Unsere gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die auf der Beherrschung der Natur durch rationalisierte Technologie gründen, werden sich in ein Modell ändern, in dem Technologie der Natur dient.

Ein derart gewandeltes Verhältnis zur Natur wird auch die Aufführungsräume der Kompo-nisten beeinflussen. Gleichzeitig werden, mittels der Computerethnomusikologie, wichtige Aspekte der musikalischen Traditionen und des kulturellen Erbes bewahrt. Die automatisierte musikalische Transkription mittels AI und maschinellem Lernen wird uns begleiteten wie einst der Phonograph den Pionier der Ethnomusikologie, Béla Bartók. Neue Lautsprechermodelle werden zunehmend in Gebäude, Konzertsäle und sogar Instrumente integriert, doch sie werden wahlweise kleiner oder größer sein als unsere heutigen Lautsprecher. Komponisten werden solche Lautsprecher in Echtzeit stimmen und justieren können und sogar im Raum bewegen.

In den neuen Konzertsälen wird die Resonanz durch computergenerierte akustische und elek-troakustische Echtzeit-Manipulation variabel werden und die Strukturierung von Raumpara-metern wird zu einem zentralen Bestandteil des Kompositionsprozesses, und dabei entstehen ganz neue Kompositionsformen. Derweil werden Konzerte mit Hilfe des Internets in Echtzeit über Kontinente hinweg stattfinden, wobei die Resonanz von Konzerträumen, berechnet über Faltungshallalgorithmen, von einem Raum in einen anderen transportiert werden. Hybride Internet- und Live-Konzerte mit spezialisierten Raumklang- und Videokonfigurationen werden sich als regelmäßige Konzertformat etablieren.

Komponisten werden weiterhin die Klangerzeugung traditioneller Instrumente durch Live-Elek-tronik erforschen und erweitern. Gleichzeitig werden eingebaute Lautsprecher, Roboterimplan-tate sowie die analoge und digitale Erweiterung in hybriden elektroakustischen Instrumenten üblich sein und werden entweder menschliche Interaktion erfordern oder autonom sich selbst

spielen können. In Verbindung mit diesen Instrumenten werden neue Klangfarben, neue Reso-nanzformen, neue musikalische Strukturen und neue Kompositionsmethoden entstehen. In solch hybrider Umgebung gerät die Grenze zwischen dem »Mensch« und der »Maschine« immer abstrakter, da sogar der menschliche Körper mehr in die Technologie integriert wird, um selbst – durch Gesang, Körperbewegung, die Neurobildgebung und Biomarker – zu einer neuen Art technologischem Klangkörper zu mutieren. In Verbindung mit virtueller (VR), erweiterter (AR) und gemischter Realität (MR) werden diese neuen technologischen Entwicklungen im Dialog mit traditionellen Aspekten der Musikkultur stehen, die über Jahrhunderte die Entwicklung musikalischer Autonomie ermöglichten.

In solch neuen, hybriden elektroakustischen Realitäten werden Komponisten neue Notati-onsformen entwickeln. Dabei werden Computerprogrammierung und Notation zunehmend integriert und als computergestützte Komposition mit maschinellen Lern- und künstlichen Intelligenztechnologien geschaffen werden. Dadurch bieten sich neue Möglichkeiten der Bezie-hungen zwischen musikalischem Material und Form. Solche computergenerierten Notations-formen werden Momente zur Folge haben, in denen Musiker auf in Echtzeit erstellte Partituren reagieren. Während die Grenze zwischen denkendem Komponisten und berechnendem Computer verschwimmt, ist weiterhin die Notation Mittel der kompositorischen Reflexion, der musikalische Form und Inhalt im Dialog mit menschlicher und künstlicher Intelligenz hält.

Der »Fortschritt« der elektroakustischen Musik wird nur dann stattfinden, wenn dies demokra-tisch geschieht und auch nur, wenn Komponisten kridemokra-tisch und reflektiert agieren. So wie das SWR Experimentalstudio Komponisten die Chance eröffnet hat, neue musikalische Realitäten herzu-stellen, hat es auch einen wichtigen Rahmen für einen kritischen Umgang mit Technik entstehen lassen. Eine kritische Musik versucht, technologische Entwicklungen nicht zu integrieren, um sie zu bestätigen, sondern um mit ihr kritisch zu verfahren. Dabei werden Komponisten auf zukünftige Technologien kreativ reagieren und versuchen, diese zu unterwandern, um eine elektroakustische Musik zu schaffen, die im wahrsten Sinne menschlich ist. Denn nur in der Suche nach Wahrheit-sinhalten kann Musik an den Fortschritt der Menschheit anknüpfen. In diesem neuen Kontext wird der mächtigste aller Rechner – das menschliche Gehirn – sein irrationales Potenzial nutzen, um eine bewusste Musik zu erschaffen, die auf die Welt reagiert, nicht durch Mimesis, sondern durch ihr utopisches Potenzial, anders zu sein und dabei von der Kontrolle einer fortwährend rationalisierte technologische Welt zu verneinen.

Um eine solche elektroakustische Zukunftsmusik zum Leben zu erwecken, müssen wir die Vergan-genheit und Gegenwart der Musik, einschließlich unserer Traditionen, unser kulturelles Erbe, die kollektive Erinnerung und Ökologie mit einer Zukunft mit Technologie vereinbaren, damit sie, in ihrer verbesserten Verschmelzung mit dem Menschlichen und Natürlichen – im Sinne John Cages – verschwindet. Am Ende wird die Zukunft der elektroakustischen Musik zur Zukunft der Musik.

DÁNIEL PÉTER BIRÓ

52 53 INTERNATIONALES MUSIKFEST HAMBURG

FR 27. MAI, 20 UHR

HAMBURG, ELBPHILHARMONIE, GROSSER SAAL

ELBPHILHARMONIE

MARK ANDRE rwh 1-4

für Ensemble und Live-Elektronik Ensemble Modern

Dirigent: Ingo Metzmacher SWR Experimentalstudio:

Joachim Haas · Markus Radke, Klangregie

INGO METZMACHER

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