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Biomass-to-Liquid (BTL)-Treibstoffe Beschreibung der Varianten

Im Dokument ÖKOBILANZ VON ENERGIEPRODUKTEN: (Seite 61-71)

Vergleichsprodukt BProdukt A

3 Produktion und Nutzung als Treibstoff

3.1 BEWERTUNG VERSCHIEDENER PROZESSKETTEN ZUR HERSTELLUNG VON BIOTREIBSTOFFEN

3.1.4 Biomass-to-Liquid (BTL)-Treibstoffe Beschreibung der Varianten

Der Begriff 'BTL-Treibstoffe' umfasst Treibstoffe, welche aus der Aufbereitung von Synthesegas (Syn-gas) erhalten werden. Syngas ist ein universelles Zwischenprodukt aus der Vergasung von organi-schem Material, aus dem ein breites Spektrum synthetischer Treibstoffe hergestellt werden kann (u.a.

Fischer-Tropsch Diesel, Benzin, Naphtha, Kerosen, Methanol, Ethanol, Wasserstoff, Dimethylether, etc.).

Derzeit liegt lediglich ein Datensatz für Methanol aus Syngas vor, welchem zwei verschiedene Holz-vergasungsvarianten zugrunde liegen. Im Rahmen der vorliegenden Studie werden diese zwei Varian-ten miteinander verglichen.

Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurden die in Tabelle 3 aufgeführten und nachfolgend be-schriebenen Varianten für den Vergleich der Herstellung von 1 MJ Methanol, 99.9% berücksichtigt:

- Die Herstellung von Methanol aus Synthesegas ab Festbettvergasung CH beinhaltet die Her-stellung von Synthesegas aus gemischten Holzschnitzeln, welches dann anschliessend zu Me-thanol hydriert wird. Die Herstellung von Synthesegas ausgehend von gemischten Holzschnit-zeln umfasst die Trocknung (auf 10-15% Feuchtigkeitsgehalt) und Zerkleinerung der Holz-schnitzel (auf eine Grösse von 30x30x30 mm), die Festbettvergasung der Schnitzel sowie eine Reinigung von Verunreinigungen und Schadstoffen. Die erforderliche Wärmeenergie stammt von der Verbrennung von Synthesegas nach der Reinigung. Vor der Hydrierung zu Methanol

wird das Synthesegas, welches hauptsächlich aus H2, CO, CO and CH2 4 besteht, aufbereitet und konditioniert. Dies beinhaltet die Konversion von Methan zu CO und H2 durch Dampf, die Anpassung des H2:CO Verhältnisses durch Umwandlung von CO zu H2 und CO2 ebenfalls mit-tels Dampf, sowie die Entfernung von CO2. Wegen Datenmangels wurde die Methanolerzeu-gung stark an die Herstellung von Methanol aus Erdgas angelehnt.

- Die Herstellung von Methanol aus Synthesegas ab Wirbelschichtvergasung CH beinhaltet im Wesentlichen dieselben Prozesschritte wie die Herstellung von Synthesegas ab Festbettverga-sung CH. Der grösste Unterschied zur Herstellung ab FestbettvergaFestbettverga-sung besteht im Vorhan-densein eines zirkulierendes Bettes innerhalb des Vergasers. Das Bett besteht hauptsächlich aus Sand, welcher Träger für die Prozesswärme ist. Da der Sand im Reaktor zirkuliert, wird er mit Verunreinigungen beladen und muss regelmässig ersetzt werden.

- Methanol ab fossilen Quellen und Benzin dienen als Referenzprodukte.

Tabelle 3 Darstellung der Varianten für den Vergleich der Herstellung von 1 MJ Methanol 99.9%

Rohstoff Verfahren Ort Ecoinvent-Prozess

Methanol, aus Synthesegas, ab Wirbelschichtvergasung, ab Werk

Wirbelschichtverga-sung CH 1a

Altholz-Mix

Altholz-MIx Festbettvergasung CH Methanol, aus Synthesegas, ab Festbettvergasung, ab Werk

1a

Fossil GLO Methanol, ab Werk E2k

Fossil CH Benzin, schwefelarm, ab Raffinerie E2k

Resultate

0.00 0.20 0.40 0.60 0.80 1.00 1.20 1.40 1.60 1.80 2.00 Altholz, Festbett CH

Altholz, Wirbelschicht CH

Methanol GLO

Benzin CH

Methanol aus SynGas ab Werk; kumulierter nicht erneuerbarer Energieaufwand [MJ/MJ]

fossil

land transformation nuklear

Abbildung 31 Kumulierter, nicht erneurbarer Energieaufwand zur Produktion von 1 MJ Methanol.

Der nicht erneuerbare Energieanteil bei der Methanol-Produktion aus Holz beträgt 0.35 – 0.4 MJ pro MJ Methanol. Das Festbettverfahren ist etwas energieeffizienter als das Wirbelschichtverfahren.

0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12 Altholz, Festbett CH

Altholz, Wirbelschicht CH Methanol GLO Benzin CH

Methanol aus SynGas ab Werk; Treibhausgas-Emissionen [kg CO2-equiv/MJ]

CH Ausland

0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12

Altholz, Festbett CH Altholz, Wirbelschicht CH Methanol GLO Benzin CH

Methanol aus SynGas ab Werk; Treibhausgas-Emissionen [kg CO2-equiv/MJ]

Rohstoff-Bereitstellung Aufbereitung

Reinigung Verbrennung

0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12

Altholz, Festbett CH Altholz, Wirbelschicht CH Methanol GLO Benzin CH

Methanol aus SynGas ab Werk; Treibhausgas-Emissionen [kg CO2-equiv/MJ]

CO2, fossil Methan, fossil N2O

andere

Abbildung 32 Treibhausgasemissionen bei der Produktion von 1 MJ Methanol, aufgeschlüsselt nach Prozesskette (oben), Emissions-Region (mitte) und treibhausrelevanten Schadstoffen (unten).

Benzin CH

Abbildung 33 Midpoint-Indikatoren bei der Produktion von 1 MJ Methanol (die Skalierung entspricht dem Emissions-Maximum aller Treibstoffe).

Trotz dem relativ hohen Anteil an eingesetzter Energie, ist das Treibhaus-Potential sehr gering, da im Prozess keine treibhausrelevanten Gase entweichen. Entsprechend ist das Treibhauspotential durch

die CO2-Emissionen bestimmt. Das etwas effizientere Festbett-Verfahren führt zu einer gegenüber dem Wirbelschicht-Verfahren leicht verminderten Treibhauswirkung.

Die Umweltbelastungen auf der Midpoint-Ebene unterscheiden sich nicht sehr stark von den fossilen Referenzen (Abbildung 33). Eutrophierung, Versauerung, Sommersmogbildung und Feinstaubemissi-onen sind gegenüber der fossilen Referenz erhöht, da mehr Transportleistung (vom Wald zur Fabrik) erbracht werden muss.

0 0.001 0.002 0.003 0.004 0.005 0.006 0.007

Altholz, Festbett CH

Altholz, Wirbelschicht CH

Methanol GLO

Benzin CH

Ethanol aus SynGas ab Werk; Eco-Indicator'99 [Punkte/MJ]

0 5 Ethanol aus SynGas ab Werk; UBP [Punkte/MJ]10 15 20 25 30 35 40 45 EI'99

EI'99 Landuse UBP06

Abbildung 34 Aggregierte Bewertung der Produktion von 1 MJ Ethanol aus Synthesegas mit Eco-indicator 99 und UBP 06

Sensitivitätsanalyse „Verwendung unterschiedlicher Holzfraktionen“

0.00% 20.00% 40.00% 60.00% 80.00% 100.00% 120.00%

Industrie-Restholz, Festbett CH

Wald-Restholz, Festbett CH

Abfallholz, Festbett CH

Industrie-Restholz, Wirbelschicht CH

Wald-Restholz, Wirbelschicht CH

Abfallholz, Wirbelschicht CH

Energieaufwand [MJ/MJ]

KEA THG UBP

Abbildung 35 Vergleich der Umweltauswirkungen verschiedener Holzfraktionen zur Methanol-Herstellung. Dargestellt sind der nicht erneuerbare Energieaufwand (KEA), die totalen Treibhausgas-Emissionen und die ge-samte Umweltbelastung bewertet mit der UBP-Methode (UBP).

In Abbildung 35 werden die Unterschiede in den Umweltauswirkungen verglichen, wenn spezifische Holzfraktionen verwendet werden. Grundsätzlich sind auch hier die Unterschiede nicht sehr gross.

Aus Sicht der Energieeffizienz und der THG-Emissionen schneiden Wald-Restholz und Abfallholz am besten ab, bei der integrierten UBP-Bewertung dagegen das industrielle Restholz, da hier der Trans-portaufwand niedriger ist.

3.1.5 Pflanzliche Öle

Pflanzliche Öle (d.h. Öl aus Raps, Sonnenblumen, Erdnuss oder Soja, aber auch aus Altspeiseöl) können ohne Veresterung in Dieselmotoren (z.B. LkW) eingesetzt werden, es sind aber geringe Um-rüstungen nötig (mind. Zweitanksystem: Kaltstart mit Diesel und Spülung vor Abschalten).

Beschreibung der Varianten

Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurden die in Tabelle 4 aufgeführten und nachfolgend be-schriebenen Varianten für den Vergleich der Herstellung von 1 MJ Pflanzenöl berücksichtigt:

- Die Aufbereitung von Altspeiseöl CH beinhaltet die Sammlung und Auslieferung von Altspeiseöl an die Aufbereitungsanlage, die Behandlung der Verunreinigungen und die die Entfernung von Wasser, sowie die Konditionierung und Lagerung. Ein wichtiger Schritt bei dieser auf eine an-schliessende Produktion von Methylester ausgerichteten Aufbereitung von Altspeiseöl besteht in der Veresterung von freien Fettsäuren (6.5 Gew.-%) mit einer Technologie, die derjenigen der Trans-Veresterung von Speiseöl in Methylester sehr ähnlich ist. Wegen Datenmangels wurde deshalb der Aufbereitungsprozess bezüglich Energieverbrauch und Infrastruktur an den Veresterungsprozess angelehnt. Das aufbereitete Altspeiseöl besteht aus 6.5 Gew.-% Fettsäu-remethylester (FAME) und 93.5 Gew.-% Triglyceride. Für die Sammlung des Altspeisöls und die Anlieferung der Hilfsstoffe wurden Standardentfernungen eingesetzt (100 km durch einen 16 t LKW für Altspeiseöl). Dem Altspeiseöl vor der Sammlung und Aufbereitung wurden keine Umweltauswirkungen zugeordnet.

- Für die Aufbereitung von Altspeiseöl FR werden derselbe Prozess und dieselben LCI-Daten wie für die Aufbereitung von Altspeiseöl CH verwendet; wo immer möglich wurden FR- und RER-spezifische Daten verwendet (Transport, Methanol, Strom). Wärme wird – gleich wie für die Aufbereitung von Altöl in der Schweiz - über die Verbrennung von Erdgas generiert.

- Die Gewinnung von Rapsöl CH erfolgt mit Hilfe der Kaltpress-Methode. Die Prozessbeschrei-bung sowie die LCI-Daten für die Gewinnung von Rapsöl CH stammen aus der Biodiesel-Anlage EcoEnergie Etoy in der Schweiz. Im Gegensatz zu den meisten Ölmühlen und Biodie-selanlagen, ist der Prozess wegen der geringen Grösse der zugrundeliegenden (Pilot-)Anlage in Etoy vollständig elektrisch. Die Allokation der Umweltauswirkungen der Raps-Bereitstellung auf das Rapsöl und das Nebenprodukt Rapsmehl erfolgt nach ökonomischen Kriterien (CH-Marktpreise).

- Die Gewinnung von Rapsöl RER erfolgt durch Lösungsmittelextraktion mit Hexan; das Lö-sungsmittel wird dabei zum grössten Teil zurückgewonnen und rezykliert. Die Allokation der Umweltauswirkungen der Raps-Bereitstellung auf das Rapsöl und das Nebenprodukt Rapsmehl erfolgt nach ökonomischen Kriterien (RER-Marktpreise).

- Die Gewinnung von Sojaöl CH erfolgt durch Lösungsmittelextraktion mit Hexan; das Lösungs-mittel wird dabei zum grössten Teil zurückgewonnen. Die Allokation der Umweltauswirkungen der Soja-Bereitstellung auf Sojaöl und das Nebenprodukt Sojabohnenmehl erfolgt nach öko-nomischen Kriterien (CH-Marktpreise).

- Die Gewinnung von Sojaöl US erfolgt durch Lösungsmittelextraktion mit Hexan, wobei Sojaöl und Sojabohnenmehl als Produkte anfallen. Das Lösungsmittel wird zum grössten wiederge-wonnen und recycliert. Die Allokation der Umweltauswirkungen der Soja-Bereitstellung auf So-jaöl und das Nebenprodukt Sojabohnenmehl erfolgt nach ökonomischen Kriterien (US-Marktpreise).

- Für die Gewinnung von Sojaöl BR werden derselbe Prozess und dieselben Daten wie für die Gewinnung von Sojaöl US verwendet. Die Allokation der Umweltauswirkungen der Soja-Bereitstellung auf Sojaöl und das Nebenprodukt Sojabohnenmehl erfolgt nach ökonomischen Kriterien (BR-Marktpreise).

- Die Gewinnung von Palmöl MY aus Palmfruchtständen und von Palmkernöl MY erfolgt über ei-ne Reihe von mechanischen und thermischen Prozessen. Zunächst werden die Palmfrucht-stände sterilisiert. Anschliessend werden in einer Drehohrtrommel die Früchte von den Frucht-ständen abgetrennt. Aus den Früchten wird Öl durch Kaltpressung extrahiert und anschliessend gereinigt. Der dabei anfallende Presskuchen wird mittels Lufttrennherd (air classifier) und Zyk-lonen getrocknet und in Nüsse (bestehend aus der Schale und dem Kern) sowie Fasern

ge-trennt. Mit Hilfe von Reissern werden die Kerne von den Schalen getrennt; aus den Nüssen wird wiederum Palmkernöl (durch ein Kaltpressverfahren) und Palmkernmehl gewonnen. Die gesamte, für diese Prozesse erforderliche Energie wird aus den dabei anfallenden Schalen, Fasern und leeren Fruchtständen gewonnen. Die Allokation der Umweltauswirkungen der Palmfrucht-Bereitstellung auf Palmöl, Palmkernöl und Palmkernmehl erfolgt nach ökonomi-schen Kriterien (MY-Marktpreise).

- Als Referenzprodukt dient Heizöl ab Raffinerie.

Tabelle 4 Darstellung der Varianten für den Vergleich der Herstellung von 1MJ Pflanzenöl Rohstoff Verfahren Ort Ecoinvent-Prozess

Altspeiseöl Aufbereitung CH Pflanzenöl, aus Altspeiseöl, ab Aufbereitung 1a Altspeiseöl Aufbereitung FR Pflanzenöl, aus Altspeiseöl, ab Aufbereitung 1a

Raps Ölgewinnung CH Rapsöl, ab Ölmühle 1a

Raps Ölgewinnung RER Rapsöl, ab Ölmühle 1b

Soja Ölgewinnung CH Sojaöl, ab Werk E2k

Soja Ölgewinnung US Sojaöl, ab Werk 1b

Soja Ölgewinnung BR Sojaöl, ab Werk 1b

Palmfrucht-stände Ölgewinnung MY Palmöl, ab Ölmühle 1b

Palmkerne Ölgewinnung MY Palmkernöl, ab Ölmühle 1b

fossil Raffinierung CH Heizöl S, ab Raffinerie E2k

Resultate

Der geringste Aufwand an nicht erneuerbarer Energie von jeweils weniger als 0.2 MJ pro MJ Pflan-zenöl steckt einerseits in den aufbereiteten Altölen, andererseits im amerikanischen Sojaöl, das unter klimatisch optimalen Bedingungen und auf grossen Feldern effizient produziert wird (Abbildung 36).

Deutlich mehr nicht erneuerbare Energie wird bei der inländischen Produktion von Raps- und Sojaöl benötigt (0.4 MJ), noch mehr bei der Gewinnung von Öl aus konventionellem Rapsanbau in Deutsch-land (0.6 MJ). Gründe hierfür sind geringere Erträge und, aufgrund der kleineren Anbauflächen, ein höherer Anteil an maschinellem Aufwand.

0.00 0.20 0.40 0.60 0.80 1.00 1.20 1.40 1.60 1.80 2.00

Altspeiseöl CH Altspeiseöl FR Rapsöl CH Rapsöl RER Sojaöl CH Sojaöl US Sojaöl BR Palmöl MY Palmkernöl MY Heizöl CH

Pflanzenöl ab Werk; kumulierter nicht erneuerbarer Energieaufwand [MJ/MJ]

fossil

land transformation nuklear

Abbildung 36 Kumulierter nicht erneuerbarer Energieaufwand zur Produktion von 1 MJ Pflanzenöl.

Ebenfalls energetisch sehr günstig wäre die Erzeugung von Sojaöl in Brasilien und von Palmöl in Ma-laysia. In beiden Fällen werden jedoch Urwaldflächen zur Erzeugung neuen Ackerlandes brandgero-det – in Brasilien 3.2% der jährlichen Anbaufläche. Wenn die in den Bäumen und im Waldboden ent-haltene Energie dem nicht erneuerbaren Energieaufwand hinzugerechnet wird, verschlechtert sich die

Bilanz markant, insbesondere für den brasilianischen Sojaanbau (0.7 MJ Energieaufwand für 1 MJ Pflanzenöl).

0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12

Altspeiseöl CH Altspeiseöl FR Rapsöl CH Rapsöl RER Sojaöl CH Sojaöl US Sojaöl BR Palmöl MY Palmkernöl MY Heizöl CH

Pflanzenöl ab Werk; Treibhausgas-Emissionen [kg CO2-equiv./MJ]

CH Ausland

0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12

Altspeiseöl CH Altspeiseöl FR Rapsöl CH Rapsöl RER Sojaöl CH Sojaöl US Sojaöl BR Palmöl MY Palmkernöl MY Heizöl CH

Pflanzenöl ab Werk; Treibhausgas-Emissionen [kg CO2-equiv./MJ]

Rohstoff-Bereitstellung Aufbereitung

Verbrennung

0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12

Altspeiseöl CH Altspeiseöl FR Rapsöl CH Rapsöl RER Sojaöl CH Sojaöl US Sojaöl BR Palmöl MY Palmkernöl MY Heizöl CH

Pflanzenöl ab Werk; Treibhausgas-Emissionen [kg CO2-equiv./MJ]

CO2, fossil

CO2, land transform.

Methan, fossil N2O

andere

Abbildung 37 Treibhausgasemissionen bei der Produktion von 1 MJ Pflanzenöl, aufgeschlüsselt nach Emissions-Region (oben), Prozesskette (Mitte) und treibhausrelevanten Schadstoffen (unten).

Erwartungsgemäss entstehen bei der Aufbereitung von pflanzlichen Altölen am wenigsten Treibhaus-gasemissionen, da die Rohstoffbereitstellung entfällt. Die Werte sind niedriger als bei der Raffinierung und Bereitstellung von Heizöl. Das in der Schweiz aufbereitete Altspeiseöl weist dennoch einen Be-reitstellungs-Anteil auf, da Glycerin aus der Rapsöl-Gewinnung zur Anwendung kommt. Beim franzö-sischen Altöl ist der Aufbereitungs-Prozess dagegen mit der Veresterung gekoppelt und das dabei entstehende Glyzerin kann intern genutzt werden.

Die übrigen Bereitstellungsketten sind alle stark von der Landwirtschaft geprägt. Durchs Band entfal-len 95% der Treibhausgas-Emissionen auf den landwirtschaftlichen Anbau und nur gerade 5% auf die Ölgewinnung (Abbildung 37 Mitte). Entsprechend konzentrieren sich die Emissionen auch auf die jeweiligen Produktionsländer (Abbildung 37 oben). Die Treibhausgas-Emissionen sind beim Europäi-schen und amerikaniEuropäi-schen Anbau dominiert von Lachgas-Emissionen aus den Landwirtschaftsflächen (Abbildung 37 unten). Ebenfalls relevant sind fossile CO2-Emissionen aus der Verwendung von fossi-len Treib- und Brennstoffen. Der Sojaanbau in Brasilien, aber auch die Ölpalm-Kulturen in Malaysia werden dominiert vom CO2, das bei der Brandrodung und dem darauf folgenden Abbau der organi-schen Bodenfraktionen frei wird.

Schweizer Rapsöl weist im Vergleich zum Deutschen Rapsöl eine bessere Energie- und Treibhaus-gasbilanz auf, weil in der Schweiz viel Mist, etwas Gülle verwendet und nur ca. 22g Mineraldünger/kg verwendet wird. Beim deutschen Anbau sind es ca. 150g/kg.

Heizöl CH

Abbildung 38 Midpoint-Indikatoren bei der Produktion von 1 MJ Pflanzenöl (die Skalierung entspricht dem Emissi-ons-Maximum aller Treibstoffe).

Die Aufbereitung von Altspeiseöl hat erwartungsgemäss sehr geringe Auswirkungen bei allen Umwelt-Indikatoren, die Unterschiede zwischen der Schweizer und der französischen Kette rühren von der unterschiedlichen Herkunft des Glyzerins (FR: interne Nutzung, CH: externes Produkt). Die einheimi-sche und die deuteinheimi-sche Produktion von Rapsöl und Sojaöl führen zu Umweltbelastungen bei

Boden-versauerung und Überdüngung, die durch das Auswaschen von Nährstoffen verursacht werden. Die amerikanische Sojaöl-Produktion zeichnet sich wegen ihrer hohen Effizienz durch geringe Umwelt-auswirkungen aus. Die Brandrodung beim brasilianischen Sojaanbau und in geringerem Masse beim malaiischen Palmölanbau führt dagegen zu starker Luftbelastung (Partikel, CO, organische Fraktio-nen) und dadurch zu erhöhter Smogbildung und Ökotoxizität.

0 0.005 0.01 0.015 0.02 0.025 0.03 0.035 0.04 0.045

Altspeiseöl CH Altspeiseöl FR Rapsöl CH Rapsöl RER Sojaöl CH Sojaöl US Sojaöl BR Palmöl MY Palmkernöl MY Heizöl CH

Pflanzenöl ab Werk; Eco-Indicator'99 [Punkte/MJ]

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450

Pflanzenöl ab Werk; UBP06 [Punkte/MJ]

EI'99

EI'99 Landuse UBP06

Abbildung 39 Aggregierte Bewertung der Produktion von 1 MJ Pflanzenöl mit Eco-indicator 99 und UBP 06.

Bei der aggregierten Bewertung schlagen die vielfältigen Umweltbelastungen der landwirtschaftlichen Prozesse durch. Stickstoff-Emissionen in den Boden führen zur hohen UBP-Bewertung bei Schweize-rischem, europäischen und amerikanischen Soja- und Raps-Öl. Die Bewertung mit der Eco-indicator-Methodik ist von der Landnutzung dominiert, von der 80-90% der Punktzahl stammen.

Die auf den ersten Blick etwas widersprüchlichen Resultate für Raps (CH) vs. Raps (RER) sowie Soja (CH) vs. Soja (USA) / Soja (BRA) basieren primär auf den für die CH-Daten in ecoinvent entwickelten, sehr komplexen Modellen für den Schadstoffeintrag in den Boden. Diese Modelle weisen eine Vielzahl von Abhängigkeiten (wie Fruchtfolgen, Zeitpunkt der Düngung, etc.) auf. Für die ausländischen Daten wurden mangels anderer Quellen diese Modelle teilweise übernommen im 1. Teil dieses Projektes hier, und führen zu grossen Unsicherheiten z.B. bei den Düngeremissionen in den Boden – Emissio-nen welche sich in solchen Gesamtbeurteilungen wie hier dargestellt als relevant erweisen für diese Unterschiede. Vertiefende Analysen würden weitergehende Studien und Abklärungen bedürfen – was im Rahmen dieses Projektes hier nicht möglich ist.

Sensitivitätsanalyse „Urwald-Abholzung für Soja(öl)-Produktion“

Der Einfluss des Anteils an abgeholztem Urwald für die Produktion von Soja auf das Resultat für So-jaöl wurde im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse untersucht.

Heute sind 3.2% der jährlich neu angebauten Fläche in der Sojaproduktion Urwaldgebiet. Für die Zu-kunft stellt sich die Frage, wie es mit diesen 3.2% weitergehen wird – werden in ZuZu-kunft weniger oder gar mehr Urwaldflächen für die Produktion von Soja(öl) abgeholzt werden? Ausgehend von den Origi-naldaten für die Sojaproduktion, wurden deshalb die folgenden beiden Szenarien gerechnet:

-> Szenario „0.8% Urwald“: viermal weniger aus Rodung von Urwald genutzter Landfläche -> Szenario „6.4% Urwald“: Verdopplung der aus der Rodung von Urwald genutzten Landfläche

Dabei wurde angenommen, dass diese Mehr- resp. Minderflächen an Urwald durch entsprechende Veränderungen bei der genutzten Fläche an Krautvegetation („shrub land“) ersetzt werden.

En e rg ie a ufw a n d , nich t T re ib ha u sg a se m issio ne n V o lla g g re gie re n d e M e th o de n CO2 fossil CO2 land transformation

fossil land transformation nuklear Methan, fossil Methan, biogen EI'99 (H/A) UBP'06

N2O andere

Abbildung 40 Sensitivitätsanalyse „Urwald-Abholzung für Soja(öl)-Produktion“ – Änderungen beim nicht-erneuerba-ren KEA (rechts), beim Treibhauspotential (Mitte) sowie der aggregierten Bewertung mit Eco-indicator 99 und UBP’06 (links).

Alle hier untersuchten Faktoren zeigen ein sehr ähnliches Bild. Bei den beiden Einzelfaktoren (KEA, THP) führt eine viermal geringere Nutzung von Urwaldfläche zu einer Abnahme des Impacts auf der Stufe „Sojaöl, ab Produktion“ von rund 40-50% - während die Verdopplung der Urwaldnutzung zu einer Zunahme des Faktors um 50-75% führt. Bei den beiden aggregierten Bewertungen ist ein ana-loges Verhalten zu beobachten – allerdings in geringerem Umfang (Abnahme von 10-20% resp. Zu-nahme von 15-30%), wiederum aufgrund der Tatsache, dass in diese beiden aggregierenden Metho-den eine ganze Reihe von Faktoren einfliessen – Faktoren, die sich aufgrund der hier durchgeführten Sensitivitätsanalyse nur zu einem Teil verändern.

Sensitivitätsanalyse „Urwald-Abholzung für Palm(öl)-Produktion“

Der Einfluss des Anteils an abgeholztem Urwald für die Produktion von Palmfrüchten auf das Resultat für Palmöl wurde ebenfalls im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse untersucht. Heute muss in Malaysia davon ausgegangen werden, dass die gesamte Palmölproduktion auf Urwaldgebiet stattfindet, wel-ches in den letzten 25 Jahren abgeholzt wurde. Für die Zukunft stellt sich die Frage, ob es gelingen wird, die Palmölproduktion in Ländern wie Malaysia nachhaltiger zu gestalten – was automatisch auch eine geringere Nutzung von Urwald mit sich bringen würde. Ausgehend von den Originaldaten für die Palmfruchtproduktion, welche auf 100% Abholzung des Urwaldes basieren, wurden deshalb die fol-genden Szenarien gerechnet:

-> Szenario „75% Urwald“: Reduktion der Rodung von Urwald für die genutzte Landfläche (kann in circa 7 Jahren erreicht werden, wenn überhaupt kein Urwald mehr abgeholzt wird)

-> Szenario „kein Urwald“: keine Rodung von Urwald für die genutzte Landfläche (kann in 28 Jah-ren erreicht werden, wenn überhaupt kein Urwald mehr abgeholzt wird)

Dabei wurde angenommen, dass diese Mehr- resp. Minderflächen an Urwald durch entsprechende Veränderungen bei der genutzten Fläche an „Wald, Kurzumtrieb“ ersetzt werden.

KEA, n ich t e rn e u e rb a r

Orginal 75% Urw ald kein Urw ald fossil land transformation nuklear

T re ib h a u sg a se m issio ne n

Orginal 75% Urw ald kein Urw ald andere

Orginal 75% Urw ald kein Urw ald

Eco-Indicator'99, Total [Punkte]

Abbildung 41 Sensitivitätsanalyse „Urwald-Abholzung für Palm(öl)-Produktion“ – Änderungen beim nicht-erneuerba-ren KEA (rechts), beim Treibhauspotential (mitte) sowie der aggregierten Bewertung mit Eco-indicator 99 und UBP’06 (links)

Alle hier untersuchten Faktoren zeigen ein sehr ähnliches Bild. Bei den beiden Einzelfaktoren (KEA nicht-erneuerbar, THP) führt eine 25%-ige Reduktion der Nutzung von Urwaldfläche zu einer Abnah-me des Impacts auf der Stufe „Palmöl, ab Produktion“ von rund 10% - während die komplette Stop-pung der Urwaldnutzung zu einer Abnahme des Faktors um 40-45% führt. Bei den beiden aggregier-ten Bewertungen ist ein analoges Verhalaggregier-ten zu beobachaggregier-ten. Während sich dies bei der UBP-Methodik in geringerem Umfang (Abnahme von 8% resp. 30%) zeigt, aufgrund der Tatsache, dass in diese Me-thodik eine ganze Reihe von weiteren Faktoren einfliesst – so zeigt der Eco-indicator’99 sogar noch eine stärkere Reaktion als die beiden oben erwähnten Einzelfaktoren. Dies kommt aus dem Umstand, dass der Eco-indicator’99 zu rund 70% vom Faktor Landnutzung bestimmt wird.

Im Dokument ÖKOBILANZ VON ENERGIEPRODUKTEN: (Seite 61-71)