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Biodiversität und Landnutzung

Im Dokument Wien, April 2021 (Seite 123-128)

Zielpfad für 2020

13. Biodiversität und Landnutzung

13.1 Notwendigkeit von Biodiversität für den Menschen

Als Biodiversität wird die biologische Vielfalt der lebenden Organismen und der Ökosysteme bezeichnet. Die biologische Vielfalt spaltet sich in drei Ebenen auf: die genetische Bandbreite der Arten, die Vielfalt der Arten und die Vielfalt an Lebensgemeinschaften von Arten bzw. deren Wechselwirkung. Die Arten und Ökosysteme auf der Erde haben sich über Millionen von Jahren ausgebildet und sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das Aussterben von Arten und Ökosystemen hinterlässt eine Informationslücke, ein wichtiger Teil fehlt. Die Biodiversitätsforschung steht erst am Anfang und die Funktion eines jeden einzelnen Teils der Umwelt ist nicht immer im Detail erforscht, klar ist jedoch, dass mit einer Abnahme der Artenvielfalt diese vom Aussterben bedroht sind und die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) abnimmt.

Die Tropen beherbergen einen großen Teil der Arten weltweit. Aus diesem Grund ist die Abholzung von Regenwald in mehrfacher Hinsicht für die dort lebenden Menschen und global gesehen fatal. Auch die Bedeutung von Schlüsselarten wie beispielsweise der Biene sollte nicht unterschätzt werden. Die Bestäubung durch die Biene ist für viele Pflanzen elementar (vgl. Umweltdachverband).

Der Mensch ist abhängig von funktionierenden Ökosystemen, produzieren sie doch Trinkwasser, Nahrung, Energieträger (z. B. Holz) und auch medizinische Wirkstoffe. Intakte Ökosysteme haben weitreichenden Nutzen:

Sie schützen vor Überschwemmungen, weil sie Wasser speichern; sie schützen vor Bodenerosion und Wüstenbildung; sie speichern Kohlendioxid (z. B. in Permafrost oder Mooren) und reinigen die Luft durch Photosynthese; sie produzieren fruchtbaren Boden und können auf natürliche Weise Schädlinge bekämpfen. Der Mensch ist somit umfassend von funktionierenden Ökosystemen und einer hohen biologischen Vielfalt abhängig.

Laut Living Planet Report ist es im Zeitraum von 1970 bis 2016 zu einem durchschnittlichen Rückgang von knapp 70 % der erfassten Bestände an Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen gekommen. Die Ökosysteme Gewässer und Feuchtgebiete haben im selben Zeitraum um ca. 80 % abgenommen (vgl. Living Planet Report 2020).

Abbildung 39: Durchschnittlicher Rückgang erfasster Bestände an Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen 1970–2016 (Quelle: Living Planet Index 2020; Darstellung: Österreichische Energieagentur)

Menschliche Aktivitäten bedingen in vielfacher Art und Weise die Nutzung von Land. Wirtschaftliche Aktivitäten, Nahrungsmittelproduktion, Mobilitäts- und Wohnbedürfnisse verursachen die Inanspruchnahme von Flächen und stören oder zerstören im schlimmsten Fall das vorherrschende Ökosystem.

Die Gründe für das Artensterben und den Verlust an Ökosystemen sind demnach vielfältig:

 Verlust von Ökosystemen durch z. B. Versiegelung, industrielle Landnutzung und Rodung

 Zerschneidung von Ökosystemen durch Zersiedelung und Straßen

 Umweltverschmutzung und Düngemittel

 Temperaturanstieg und die dadurch bedingte Klimakrise

Einerseits werden Ökosysteme stark gestresst durch Störfaktoren wie die globale Klimakrise und den Temperaturanstieg, durch Umweltverschmutzung und großflächigen Eintrag von Düngemitteln in den Boden sowie durch die Ausbreitung von gebietsfremden Arten und ein Verdrängen der heimischen Arten. Vom Menschen genutzte Kulturlandschaften (z. B. bewirtschaftete Wälder und Felder) weisen in den meisten Fällen eine sehr schlechte Biodiversität auf. Heimische Arten und Ökosysteme finden immer weniger Rückzugsmöglichkeit und Lebensraum.

Andererseits verschwinden Ökosysteme durch viele menschliche Aktivitäten vollkommen. Durch die Versiegelung von Boden für Wohnbau, Gewerbefläche und Straßenbau ist der darunterliegende Boden de facto tot. Ökologische Prozesse können nicht mehr ablaufen und diese Flächen weisen i. d. R. selbst nach Renaturierung eine sehr niedrige Qualität auf. Dem Österreichischen Umweltbundesamt zufolge beträgt der jährliche Zuwachs des Bodenverbrauchs in Österreich im Jahr 2019 44 km², der im Regierungsprogramm verankerte Maximalzielwert von 9 km² wird somit um knapp das Fünffache überschritten.

Weiterführende Informationen zur Landnutzung für Wohnzwecke und Mobilitätsbedürfnisse sind in Kapitel 11.3.2 Effizientes Bauen und Sanieren (Bauwerksbegrünung) und Kapitel 12.2.3 Motorisierter Individualverkehr braucht Platz zu finden.

13.2 Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität

Klimaschutzmaßnahmen sind ebenso Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität. Die Klimakrise bedeutet für viele Arten und Ökosysteme Stress bis hin zu einem Aussterben. Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität sind jedoch vielfältiger, teilweise kleinräumiger und abgekoppelt von der Maßzahl Treibhausgasemissionen. Kurz gesagt führt eine globale Reduktion der Treibhausgasemissionen nicht zwangsläufig zu einem Schutz der Biodiversität.

Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 soll in Europa eine Erholung der ökologischen Vielfalt bringen. Die Schlüsselelemente der Strategie beinhaltet die Ausweitung von ausgewiesene Schutzzonen auf Wasser und Land, die Stärkung der Biolandwirtschaft und biodiversitätsreicher Landschaftselemente auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, Reduktion des Einsatzes von Pestiziden, insbesondere den Schutz von Bestäubern, die Rückführung von Fließgewässern in einen naturnahen Zustand und die Anpflanzung von Bäumen. Für die Umsetzung will die Europäische Union 20 Mrd. Euro an öffentlichen und privaten Geldern aktivieren und somit eine globale Vorreiterrolle zum Schutz der Biodiversität einnehmen.

Dem Österreichischen Biodiversitätsrat zufolge lassen sich einzelne Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in Österreich erkennen, wie beispielsweise das Kapitel „Artenvielfalt“ im Regierungsprogramm 2020–2024, die ökosoziale Steuerreform oder die Einrichtung eines Biodiversitätsfonds im Jahr 2020. Insbesondere die

Treibhausgasemissionen bedingten Temperaturanstieg jedoch einen rasanten Verlust an Biodiversität und bleiben bisher unadressiert.

Mehr zum Thema

Umweltdachverband: Biodiversität

[https://www.umweltdachverband.at/themen/naturschutz/biodiversitaet/]

Umweltdachverband: Biodiversität erlebbar machen

[https://www.umweltdachverband.at/assets/Umweltdachverband/Publikationen/Eigene-Publikationen/Biodiversitaet-erlebbar-machen-2.Auflage-web.pdf]

Biodiversitätsatlas Österreich

[https://www.biodiversityaustria.at/atlas/]

Living Planet Index: Living Planet Report 2020

[https://f.hubspotusercontent20.net/hubfs/4783129/LPR/PDFs/ENGLISH-FULL.pdf]

Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES): Report on Biodiversity and Pandemics

[https://ipbes.net/sites/default/files/2020-12/IPBES%20Workshop%20on%20Biodiversity%20and%20Pandemics%20Report_0.pdf]

Europäische Union: Biodiversitätsstrategie 2030

[https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal/actions-being-taken-eu/eu-biodiversity-strategy-2030_de#schlsselelemente-der-biodiversittsstrategie]

Österreichische Raumordnungskonferenz ÖROK: Bodenversiegelung in Österreich [https://www.oerok-atlas.at/#indicator/61]

Umweltbundesamt: Entwicklung des jährlichen Bodenverbrauchs

[https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/themen/boden/bodenverbrauch_oesterr_2019.pdf]

14. Annex

Primärenergie Primärenergie ist der Energieinhalt von Energieträgern wie Sonne, Holz, Wind, Steinkohle oder Uran in ihrer Ursprungsform, welche direkt in der Natur vorkommen.

Bruttoinlandsverbrauch Der Bruttoinlandsverbrauch gibt die im Inland verfügbare Energiemenge an.

(Inländisch erzeugte Primärenergie + Importe + Lager – Exporte = Bruttoinlandsverbrauch)

Endenergie Oft müssen Energieträger für ihre Nutzung nochmals in Endenergie umgewandelt werden (Wind in Strom oder Erdöl in Benzin).

(Primärenergie – Umwandlungsverluste = Endenergie)

Bruttostromerzeugung Die Bruttostromerzeugung beinhaltet den gesamten in einer Region erzeugten Strom. Exporte und Importe werden dabei nicht beachtet.

Förderungen für Klimaschutzmaßnahmen

Die nachfolgenden Links geben einen umfassenden Überblick über Förderungen im Bereich erneuerbare Energieträger und Energieeffizienz, die sowohl auf Bundes- als auch Länderebene für unterschiedliche Zielgruppen (z. B. Gemeinden, KMUs, Bildungseinrichtungen, Privatpersonen etc.) angeboten werden.

 Förderungen in Österreich: https://www.energyagency.at/foerderungen.html

 Förderungen des Klima- und Energiefonds: https://www.klimafonds.gv.at/ausschreibungen/

 Förderthemen und Förderprogramme der KPC: https://www.umweltfoerderung.at/alle-foerderungen.html

 Betriebliche Umweltförderung in den Bundesländern: https://www.wko.at/service/umwelt-energie/Betriebliche_Umweltfoerderung_in_den_Bundeslaendern.html

 Förderungen im Sinne des Klimaschutzes:

https://www.oesterreich.gv.at/themen/bauen_wohnen_und_umwelt/klimaschutz/Seite.1000400.html

 Förderungen des BMK: https://www.bmk.gv.at/service/foerderungen/themenspezifisch.html

klimaaktiv Förderungen: https://www.klimaaktiv.at/foerderungen.html

 Förderung Energiemanagement in KMU:

https://www.klimaaktiv.at/unternehmen/energiemanagement/foerderung-energiemanagement.html

 Förderungen für Solarwärme privat: https://www.solarwaerme.at/foerderuebersicht-privat/ bzw. für Betriebe: https://www.solarwaerme.at/foerderuebersicht-betrieblich/

 Allgemeine Informationen zur Förderung von Ökostromanlagen: https://www.oem-ag.at/de/foerderung/

 Förderungen Burgenland: https://www.burgenland.at/foerderungen/

 Förderungen Kärnten: https://www.ktn.gv.at/Themen-AZ/Uebersicht?thema=1&subthema=17

 Förderungen Niederösterreich: https://www.noel.gv.at/noe/Foerderungen-alle.html

 Förderungen Oberösterreich: https://www.land-oberoesterreich.gv.at/foerderungen.htm

 Förderungen Salzburg: https://www.salzburg.gv.at/themen/energie/energie_foerderung

 Förderungen Steiermark: https://www.technik.steiermark.at/cms/ziel/151226713/DE/

 Förderungen Tirol: https://www.tirol.gv.at/buergerservice/foerderungen/

 Förderungen Vorarlberg: https://vorarlberg.at/web/land-vorarlberg/themen?categoryIds=68608

 Förderungen Wien: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/foerderungen/

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