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Auf dem Weg zur Bibliothekszentrale – die Kunstbibliothek seit 1985

2. Zwischen Universalität und Spartengliederung – zur Geschichte der

2.2. Von der kunstgewerblichen Vorlagensammlung zur öffentlichen

2.2.6. Auf dem Weg zur Bibliothekszentrale – die Kunstbibliothek seit 1985

Im Oktober 1985 legte der zum 1. August 1985 neu berufene Direktor der Kunstbibliothek Bernd Evers eine Denkschrift zur Neuorganisation der Kunstbibliothek und zur Zusam-menlegung von Kunstbibliothek und Museumsbibliothek vor, die im November von der Bibliothekskommission der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beraten und befürwortet wurde. Um wieder Anschluss an bibliothekarische Standards zu finden, musste von der Kunstbibliothek und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein langer Aufgabenkatalog abgearbeitet werden, der sich bei Evers Dienstantritt etwa wie folgt darstellte: Mitarbeit an der Bauplanung des Neubaukomplexes am Kulturforum, die in der vorliegenden Form Mängel aufwies; Planung des Bibliotheksumzuges und der Magazineinrichtung, die mit einem Wechsel von einer feinsystematischen Buchaufstellung zu einer gruppenakzes-sorischen Aufstellung nach den bisherigen vier Formatklassen verbunden werden sollte;

Vollzug der beschlossenen Vereinigung von Museumsbibliothek und Kunstbibliothek und Entwicklung entsprechender Geschäftsgänge zur Literaturversorgung der nunmehr an die Kunstbibliothek angeschlossenen Handbibliotheken; Konzeption und Planung der EDV-Einführung und damit verbunden des Umstieges von PI auf RAK in der Katalogisierung;

Planung und Einführung einer neuen EDV-geeigneten Sacherschließung; Herauslösung und Umsignierung der bisher in die Systematik eingearbeiteten Zeitschriftenbestände und anschließende Eingabe in die Zeitschriftendatenbank; schließlich eine deutliche Anhebung des Erwerbungsetats und damit verbunden Bewältigung des ansteigenden Buchzugangs.296

Der Neuanfang im Bibliotheksbereich gelang und manifestierte sich deutlich in den steigenden Erwerbungszahlen in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre. 1986 betrug der Bestandszuwachs der Bibliothek einschließlich der Tausch-, Beleg- und Geschenkzugänge 3.744 Bände. Die Zahl der erworbenen Titel konnte 1987 nach einer Erhöhung des Er-werbungshaushaltes auf über 5.000 Bände gesteigert werden. 1988 wurden 5.624 Bände inventarisiert, darunter als wichtigste antiquarische Erwerbung die russische Architektur-zeitschrift Sowremennaja mit allen erschienenen Jahrgängen von 1926-1930. 1989 erhielt die Kunstbibliothek durch Überlassungsvereinbarung von der Sondervermögens- und Bauabteilung der Oberfinanzdirektion die Baufachbibliothek mit rund 3.000 Bänden zur Architektur- und Baugeschichte, darunter zahlreiche Quellenschriften. 1990 betrug die

296 Hierzu ausführlich Evers 1985, S. 15ff..

Zahl der erworbenen Bücher und Zeitschriften für die Bibliothek und Sondersammlungen 9.166 Bände, die Zahl der laufend abonnierten Zeitschriften erhöhte sich auf 787 Titel.297

Am 1. September 1987 begannen die Bauarbeiten für den Neubau von Kupferstich-kabinett und Kunstbibliothek nach der überarbeiteten Planung des Architekturbüros Hillmer und Sattler. Im November 1987 startete die EDV-Katalogisierung an der Kunst-bibliothek mit der Eingabe von Zeitschriftentiteln in die Zeitschriftendatenbank im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts. Im Herbst 1988 zogen die Mitarbeiter der ehemaligen Museumsbibliothek Dahlem in die Jebens-straße um. Am 14. Dezember 1988 fand die Richtfestfeier des Neubaus der Kunst-bibliothek am Kulturforum statt. In Abstimmung mit dem Ibero-Amerikanischen Institut begannen 1990 die Planungen für ein EDV-gestütztes, integriertes Bibliothekssystem.

In seiner Sitzung am 2. Dezember 1991 beschloss der Stiftungsrat der Stiftung Preus-sischer Kulturbesitz die Vereinigung der Staatlichen Museen zu Berlin und der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz zum 1. Januar 1992 unter dem Namen Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Die Zentralbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin wurde an diesem Tag mit der Kunstbibliothek zusammengelegt. Die bibliotheka-rische Betreuung einzelner Handbibliotheken erfolgt seitdem von der Museumsinsel aus, der Literaturzugang für die ehemalige Zentralbibliothek wurde eingestellt.298 Die Funktion der Kunstbibliothek als Bibliothekszentrale erstreckt sich auf die Abteilungen Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Antikensammlung, Gemäldegalerie, Kunstgewerbe-museum, Kupferstichkabinett, Münzkabinett, Museum für Spätantike und byzantinische Kunst, Nationalgalerie, Rathgen-Forschungslabor, Skulpturen-Sammlung und Vorderasia-tisches Museum. Der Schriftentausch und die Verwaltung der Belegstücke für diese Häuser werden seit der Zusammenlegung in der Kunstbibliothek am Kulturforum vorgenommen.

Die Erwerbung durch Kauf erfolgt für die Fachbibliotheken über eine Arbeitsstelle der Kunstbibliothek auf der Museumsinsel. Hier werden die Buchbestellung nach den An-schaffungswünschen der Bibliotheksbeauftragten der Museen, die Eingangsbearbeitung (Inventarisation, Bearbeitung der Rechnungen, Zeitschriftenverwaltung sowie Einband), die Katalogisierung und für zwei Museen auch die Signaturenvergabe durchgeführt. Die

297 Evers 1994b, S. 33f..

298 Evers 1994b, S. 33f.. Der nicht in den Handbibliotheken aufgestellte Buchbestand der ehemaligen Zentral-bibliothek im Umfang von etwa 80.000 Bänden wurde Anfang 1998 in das Gebäude der KunstZentral-bibliothek am Kulturforum verlagert und in einem Kompaktmagazin geschlossen aufgestellt. Er ist durch Mikrofiche-kataloge erschlossen und im Lesesaal der Kunstbibliothek benutzbar.

Museen verfügen jeweils über einen vergleichsweise bescheidenen Bucherwerbungsetat, der zur Zeit zwischen 10.000 und 20.000 DM liegt.

Wegen Umzugsvorbereitungen musste die Kunstbibliothek im Jahre 1992 für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben. Die Bibliotheksbestände wurden in diesem Zusammen-hang erstmals seit 1965 einer systematischen Revision unterzogen, wobei für die Lipper-heidesche Kostümbibliothek die folgenden Bestandszahlen ermittelt wurden: 31.800 Bände, 170 Handschriften, 80 fotografische Alben, ca. 40.000 Fotografien, ca. 17.000 Blatt Druckgraphik, 7.000 Handzeichnungen. Die kunstwissenschaftliche Bibliothek zählte 194.598 Bände und 17.500 Mikromaterialien, die Sammlung Grisebach 2.171 Bände, die Sammlung NB (Neue Bücher) 3.462 Bände und die Ornamentstichsammlung 3.294 Bände.

Eine weitere wichtige Entscheidung fiel mit der Auswahl des integrierten Bibliotheks-EDV-Systems Urica der Firma Mc Donnel-Douglas.299

Zwischen Februar und Mai 1993 zog die Kunstbibliothek in den Neubau ein. Die Zahl der erworbenen Bücher und Zeitschriften betrug 7.416 Bände, die Zahl der Periodika erhöhte sich von 871 auf 1.024 Titel. Mit dem Erwerbungsjahr 1993 wurde die fein-systematische Magazinaufstellung der Bibliothek zugunsten einer Aufstellung nach numerus currens aufgegeben. Am 31. Januar 1994 wurden die Lese- und Studiensäle wiedereröffnet.300

Im bislang letzten veröffentlichen Jahresbericht über das Berichtsjahr 1998 (1.4.

1998-31.3.1999) legte die Kunstbibliothek folgende Zahlen über die Bestandsentwicklung vor:

“Der Kaufzugang an Monographien, Fortsetzungen, Zeitschriften und Microformen betrug 8.695 Bände, weitere 2.388 Bände erhielt die Kunstbibliothek als Geschenk, Beleg oder auf dem Tauschwege.301 Zusätzlich wurden 1.752 Auktions- und Lagerkataloge eingearbeitet und in Sonderkatalogen verzeichnet. Der gesamte Buchbestand der Kunstbibliothek erhöhte sich auf 322.451 Bände (ohne die Bestände der beiden Museumsbibliotheken), denen noch 34.533 Micromaterialien hinzugerechnet werden müssen. Die Zahl der laufend gehaltenen Zeit-schriftenabonnements konnte auf 1.349 Titel (im Vorjahr 1.333) angehoben werden.“302

299 Evers 1994b, S. 34..

300 Evers 1994b, S. 36.

301 “Die Tauschstelle der Kunstbibliothek verzeichnete einen Zugang von 2.979 Publikationen von 721 aktiven Tauschpartnern. Davon wurden 2.388 Bände dem Bestand der Kunstbibliothek zugeführt, die übrigen überwiegend an die Handbibliotheken der Museen abgegeben. 2.215 Exemplare von Publikationen der Staatlichen Museen zu Berlin wurden auf dem Tauschwege versandt. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sammelschwerpunktprogramms konnten 942 Publikationen erworben werden.” Jahresbericht 1998, S. 21.

302 Jahresbericht 1998, S. 21.

Für die Handbibliotheken der an das Bibliothekssystem angeschlossenen Museen303 wurden zusätzlich 4.050 (im Vorjahr 3.796) Bände und Zeitschriften inventarisiert.304 Die Lese- und Studiensäle der Kunstbibliothek wurden 1998 von 36.713 Benutzern (im Vor-jahr 35.720) aufgesucht. Im Mittel besuchten damit 145 Besucher pro Tag bei 251 Öffnungstagen die Bibliothek. Den Benutzern wurden 126.330 (im Vorjahr 113.403 ) Bände aus den Magazinen ausgehändigt. Weiterhin wurden im Berichtszeitraum durch die Bibliotheksangestellten rund 75.000 kostenpflichtige Kopien angefertigt. Im Rahmen der Regelung über die Teilnahme am Leihverkehr in begründeten Ausnahmefällen erhielt die Kunstbibliothek 394 Bestellungen über den Deutschen und Internationalen Leihverkehr, davon konnten 129 positiv erledigt werden.305