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Bewertung der Varianten

Im Dokument 3 Erfassung von Ist-Zeiten (Seite 118-123)

4 Bestimmung von Plan-Zeiten

4.5 Bewertung der Varianten

Ziel der Gesamtmethodik ist die integrierte Bestimmung von Ist- und Plan-Zeiten für die beobachteten Abläufe sowie die Identifizierung von Verbesserungspotenzialen bei möglichst geringem Aufwand. Dieser Abschnitt vergleicht die vorgestellten Verfahren zur Bestimmung von Plan-Zeiten miteinander, indem er untersucht, ob sie die gestellten Anforderungen (vgl.

Abschnitt 4.1) erfüllen.

Teilautomatisierung des MTM-1-Verfahrens

Ziel des klassischen MTM-1-Verfahrens ist die Bestimmung von Plan-Zeiten, die Mitarbei-ter dauerhaft ohne Ermüdung erreichen können. Damit eignen sie sich sehr gut als Soll-Zei-ten für einen Vergleich mit den gemessenen Ist-ZeiSoll-Zei-ten. Zudem liefern die Zeiteinflussgrößen Ansatzpunkte für Verbesserungen. Sie eignen sich nur bedingt für die Planung (Plan-Zeiten), wenn die Ist-Zeiten stark von den Plan-Zeiten abweichen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Mitarbeiter nicht ausreichend geübt sind.

0 2 4 6 8 10

0,5 0,6 0,7 0,8

Zeit [s]

Häufigkeit

13488

Ein weiteres Problem dieser Variante ist, dass man sie nicht vollständig automatisiert durch-führen kann. Zudem ist weiterhin MTM-1-Wissen erforderlich und man muss einen Großteil der Einflussgrößen manuell bestimmen.

Vereinfachung des MTM-1-Verfahrens

Diese Vereinfachung des MTM-1-Verfahrens trifft geeignete Annahmen, um automatisiert Plan-Zeiten zu bestimmen. Die Verwendung des bestmöglichsten Wertes geht beispielsweise von ideal gestalteten Arbeitsplätzen aus. Die ermittelten Zeiten eignen sich dann sehr gut für die Identifikation von Verbesserungspotenzialen (Soll-Zeiten). Sie sind jedoch ebenfalls nicht als Plan-Zeiten geeignet, da reale Arbeitsplätze häufig nicht optimal gestaltet sind.

Diese Variante kann vollständig automatisiert erfolgen und erzeugt somit keinen zusätzli-chen manuellen Aufwand. Sie ermittelt jedoch lediglich Zeiten für Bewegungen und nicht für Stillstände.

Ableitung der Plan-Zeiten aus den Ist-Zeiten

Wie in den Anforderungen beschrieben (vgl. Abschnitt 4.1), geht die Methodik davon aus, dass aufgetretene Ausreißer während der Aufnahme keine Ausnahme darstellen. Deswegen sollte die Planung diese ebenfalls berücksichtigen. Die Verwendung des Mittelwertes der Ist-Zeiten als Plan-Zeit eignet sich somit sehr gut für diesen Zweck, da er die tatsächlichen Vorgänge am besten widerspiegelt. Als Soll-Zeit ist er Wert jedoch ungeeignet, da er prin-zipbedingt keine Verbesserungspotenziale aufdeckt.

Der Modalwert der Ist-Zeiten eignet sich als Plan-Zeit nicht so gut wie der Mittelwert, da er Ausreißer nicht berücksichtigt. Allerdings kann er als Soll-Zeit Potenzial im Ist-Ablauf durch einen Vergleich mit den Ist-Zeiten aufdecken. Dieser Vergleich verdeutlicht dann insbeson-dere die Auswirkungen der Ausreißer auf die Ist-Zeiten.

Die Ableitung aus den Ist-Zeiten ist vollständig automatisierbar und erfordert somit keinen manuellen Aufwand. Ein Nachteil gegenüber den anderen Varianten ist, dass er keinen sinn-vollen Soll-Ist-Vergleich ermöglicht, wenn der Modalwert dem Mittelwert entspricht.

Auswahl der Varianten

Tabelle 4-4 fasst die Varianten der Plan-Zeitbestimmung zusammen und zeigt, welche An-forderungen sie erfüllen.

Tabelle 4-4 Varianten der Plan-Zeitbestimmung

Variante

MTM-1-Verfahrens ja (nur bei Bewegungen) nein ja

Ableitung von Plan-Zeiten

aus den Ist-Zeiten – Mittelwert nein ja ja

Ableitung von Plan-Zeiten

aus den Ist-Zeiten – Modalwert ja nein ja

13489

Das Verfahren, das sich am besten zur Bestimmung des Verbesserungspotenzials über einen Soll-Ist-Vergleich eignet, ist das vereinfachte MTM-1-Verfahren. Es eignet sich jedoch le-diglich für Bewegungen. Daher verwendet es die Methodik nur zur Bestimmung der Soll-Zeiten von Bewegungen. Die Soll-Soll-Zeiten der Stillstände ermittelt es mit dem Modalwert der Ist-Zeiten.

Der Mittelwert der Ist-Zeiten spiegelt die realen Abläufe am besten wider und eignet sich somit am besten für die Planung von Produktionsprozessen. Die Methodik verwendet diesen Wert somit zur Bestimmung von Plan-Zeiten.

Ergebnis der Plan-Zeitbestimmung

Mit den ausgewählten Verfahren liefert die Plan-Zeitbestimmung somit zwei Werte für jede Zustandsgruppe. Einen Soll-Wert, der sich für einen Vergleich mit der Ist-Zeit eignet und so das Potenzial von Verbesserungsmaßnahmen aufzeigen kann, und einen Wert für die Pla-nung, aus dem man verlässliche Zykluszeiten ableiten kann.

Tabelle 4-5 zeigt die erfassten Ist-Zeiten und die dazugehörigen bestimmten Plan-Zeiten des ermittelten Ablaufs (vgl. Tabelle 3-12). Dabei wurden die Soll-Zeiten der Bewegungen (Ab-laufschritte 1,3,5,7,9,11) mithilfe des vereinfachten MTM-1-Verfahrens bestimmt und die Soll-Zeiten der Stillstände (Ablaufschritte 2,4,6,8,10,12) aus den Modalwerten der Ist-Zei-ten. Die Zeiten für die Planung wurden ebenfalls aus den Ist-Zeiten abgeleitet (Mittelwert).

Für die Analyse der Produktivität (Kapitel 5) vergleicht die Methodik insbesondere Ist-Zei-ten und Soll-ZeiIst-Zei-ten. Die aus den Ist-ZeiIst-Zei-ten abgeleiteIst-Zei-ten Plan-ZeiIst-Zei-ten verwendet sie dafür nicht.

Tabelle 4-5 Erfasste Ist-Zeiten und bestimmte Plan-Zeiten für einen Ablauf

Ablauf-schritt

Zustandsgruppe Ist-Zeit

Zg,m[s]

Soll-Zeit Zg,Soll[s]

Plan-Zeit Zg,Plan[s]

g [-] Bezeichnung

1 1 Arm bewegen von Cluster 1 zu Cluster 3 0,5 0,6 0,5

2 2 Arm nicht bewegen bei Cluster 3 0,4 0,3 0,4

3 3 Arm bewegen von Cluster 3 zu Cluster 1 0,5 0,6 0,5

4 4 Arm nicht bewegen bei Cluster 1 4,2 3,0 4,2

5 5 Arm bewegen von Cluster 1 zu Cluster 2 0,6 0,7 0,6

6 6 Arm nicht bewegen bei Cluster 2 0,5 0,4 0,5

7 7 Arm bewegen von Cluster 2 zu Cluster 1 0,7 0,7 0,7

8 4 Arm nicht bewegen bei Cluster 1 4,2 3,0 4,2

9 5 Arm bewegen von Cluster 1 zu Cluster 2 0,6 0,7 0,6

10 6 Arm nicht bewegen bei Cluster 2 0,5 0,4 0,5

11 7 Arm bewegen von Cluster 2 zu Cluster 1 0,7 0,7 0,7

12 4 Arm nicht bewegen bei Cluster 1 4,2 3,0 4,2

Summe 17,6 14,1 17,6

13490

Analog zur Berechnung der Zykluszeit des Ist-Ablaufs ist es nun möglich, die Zykluszeit des Soll-Ablaufs zu bestimmen (vgl. Formel 4-1).

𝑍𝐴𝑏𝑙𝑎𝑢𝑓,𝑆𝑜𝑙𝑙= ∑ 𝑍𝑔,𝑆𝑜𝑙𝑙 ∀ 𝑟𝑒𝑙𝑒𝑣𝑎𝑛𝑡𝑒𝑛 𝑔 (4-1)

ZAblauf,Soll : Soll-Zeitdauer des Ablaufs [s]

Zg,Soll : Soll-Zeitdauer von Zustandsgruppe g [s]

g : Zustandsgruppe [-]

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