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4 DARSTELLUNG UND BETRACHTUNG VON KOSTEN FÜR DIE MEISTERQUALIFIZIERUNG

4.3 Betrachtung von Stundenumfänge in Vorbereitungskursen

Die beiden vorangegangenen Kapiteln 4.1 und 4.2 befassten sich mit den unterschiedlichen Kosten für die Vorbereitung auf und das Ablegen der Meisterprüfung, die in einem Ranking mündeten. Er-gänzend wurde der Anteil von Zusatzkosten in der Phase der Vorbereitung einer näheren Betrach-tung unterzogen.

Die vorgenommenen Berechnungen sowie die gewählte Darstellung zu den gewerkespezifischen Kosten (vgl. Anlagen A und B) liefern aber auch Informationen zu den gewerbespezifischen Kosten-unterschieden. Erweitert man zum Beispiel für das Dachdecker-Gewerbe die ermittelten durch-schnittlichen Gesamtkosten um die Minima und Maxima, so ergibt sich für die Differenz zwischen dem Minimum und Maximum ein Faktor von 1,79 (mit Zusatzkosten) bzw. 2,23 (ohne Zusatzkosten).

Tabelle 10: Kostenunterschiede innerhalb eines Gewerbes am Beispiel des Dachdeckers Gesamtkosten

mit ausgewiesenen Zusatzkosten ohne ausgewiesene Zusatzkosten

Minimum 6.730,00 €

Differenz:

5.345,00 €

4.260,00 €

Differenz:

5.220,00 €

Mittelwert 8.541,00 € 7.129,00 €

Maximum 12.075,00 € 9.480,00 €

Die Frage nach der Erklärung von Kostenunterschieden ist eng mit der Kalkulation von Kursgebühren durch die Anbieter verknüpft. Hier werden unterschiedliche Einflüsse zu vermutet, die jedoch nicht im Fokus dieser Studie stehen und damit auch nicht ausreichend belegt werden können. Inwiefern die Stundenumfänge der Vorbereitungskurse die Kosten beeinflussen, kann dahingegen anhand der vorliegenden Daten betrachtet werden. Die Annahme wäre dann, dass eine größerer Stundenum-fang auch zu höheren Kosten in der Vorbereitung führt.

Um einen Überblick über mögliche Unterschiede zu erhalten, werden zunächst in den Tabellen Tabelle 11 und Tabelle 12 unter Berücksichtigung des jeweiligen inhaltlichen Schwerpunktes die jeweiligen geringsten und höchsten Kursdauern (Minimum und Maximum) sowie die hieraus errechneten Spannweiten angegeben. Anders als bei den Berechnungen zuvor, werden die Angaben zu den Stundenumfängen für die Teil I und Teil II zu einem Wert addiert (Teile I+II (addiert), Spalte 3), jedoch nicht mit den Angaben für kombinierte Vorbereitungskurse (Spalte 4) zu einem Wert zu-sammengeführt. Hierdurch wird der Leser zusätzlich über Unterschiede zwischen den Angebotsformen (einzelne Angebote vs. kombinierte Angebote) informiert. Ergänzt werden die Werte wiederum durch die Anzahl der gültigen Fälle, um eine bessere Einschätzung der Aussagekraft der Daten zu ermöglichen.

Tabelle 11: Stundenumfänge von Meisterprüfungsvorbereitungskursen für die Teile I und II33

33 Die Gewerbe des CHIRURGIEMECHANIKERS, des SEILERS sowie die GLASBLÄSERS UND GLASAPPARATEBAUERS sind nicht enthalten (vgl. auch Kapitel 3.1).

Tabelle 11 (fortgesetzt)

Tabelle 11 (fortgesetzt)

Tabelle 11 (fortgesetzt)

Abschließend werden die in den beiden Tabellen dargestellten Werte in der nachfolgenden Dar-stellung nochmals in anderer Form zusammengefasst: So wird die Spannweite34 jeweils in Relation zum niedrigsten Stundenumfang (Minimum) gesetzt, wodurch sich die prozentuale Zunahme zwi-schen dem Minimum und Maximum ausdrückt. In Abbildung 8 sind für alle 38 Gewerbe die Stun-denumfänge für die Teile I und II dargestellt, einmal als aus den Angaben zu einzelnen Teilen addierter Wert (Teile I+II (addiert), grüner Balken), einmal als Angabe zu kombinierten Angeboten (Teile I+II (kombiniert), grauer Balken).

Abbildung 8: Zunahme zwischen größtem und geringstem Stundenumfang je Gewerbe (%)35

Zunächst weist die Abbildung vereinzelt Lücken für die addierte Summe auf, da nicht für alle Ge-werbe entsprechende Angaben vorliegen bzw. keine entsprechenden Angebote ermittelt werden konnten. Darüber hinaus bietet die gewählte Darstellung zwei Betrachtungsmöglichkeiten: Erstens können die Spannweiten zwischen den Gewerben einem Vergleich unterzogen werden. Hierdurch wird deutlich, dass es im MAURER UND BETONBAUER-GEWERBE (01) sehr große Abweichungen in den Stundenumfängen gibt (416 bis 1.520 Stunden, kombinierte Angebotsform), während beispiels-weise bei den ORTHOPÄDIESCHUHMACHERN (36) nur eine Spannweite von 180 zu finden ist (1.000 bis 1.180 Stunden, kombinierte Angebotsform). Eingeschränkt wird diese Aussage bei Betrachtung der

34 Spannweiten ergeben sich als Differenz zwischen dem höchsten und geringsten Stundenumfang.

35 Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit werden anstelle der vollständigen Namen der Gewerbe die Nummern verwendet. Wie zuvor erwähnt orientieren diese sich an der in Anlage A HwO verwendeten Nummerierung, die auch in den Tabellen Tabelle 11 und Tabelle 12 ausgewiesen ist. Für die gewerbeübergreifenden Angebote für die Teile III und IV wurde die Nummer 0 vergeben.

0,00 50,00 100,00 150,00 200,00 250,00 300,00

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 41

Prozentuale Zunahme

Stundenumfänge (addiert) Stundenumfänge (kombiniert)

Fallzahlen (44 bzw. 2 Angebote), die darauf hinweisen, dass durch mehr Anbieter auch mehr Varianz entsteht. Zugleich zeigen andere Gewerbe mit ebenfalls hohen Fallzahlen deutlich weniger Abwei-chung, zum Beispiel bei den KRAFTFAHRZEUGTECHNIKER (20) oder KAROSSERIE- UND FAHRZEUGBAUERN (15).

Zweitens zeigt der Vergleich innerhalb der Gewerbe, dass die Abweichungen bei kombinierten An-gebotsformen wesentlich größer ist als bei den aus den jeweiligen Einzelangeboten addierten Werten. Ergänzend zeigt die Abbildung hier auch, dass in 16 Gewerben nur kombinierte Angebote zu finden waren.

In der Summe zeigen die Tabellen Tabelle 11 und Tabelle 12 sowie die Abbildung 8, dass es auch bei den Stundenumfängen erhebliche Unterschiede gibt. Inwieweit hierdurch die innerhalb eines Ge-werbes festgestellten Kostenunterschiede erklärbar sind, zeigt die Relation zwischen Kursgebühren und Stundenumfang, ausgedrückt durch die Kurskosten je Stunde. Diese wird im Folgenden exemplarisch anhand des MAURER UND BETONBAUER-GEWERBES (01) dargestellt.

In Abbildung 9 sind zunächst einmal die berechneten Kurskosten je Stunde für jedes Angebot als einzelne Punkte (hellgrün) dargestellt. Wie der Darstellung zu entnehmen ist, werden dabei nur Fälle berücksichtigt,

v in denen die Kursgebühren eindeutig ausgewiesen und Zusatzkosten nicht enthalten sind (vgl.

Kapitel 3.2, insb. Abbildung 3) und

v die sich auf kombinierte Angebote (Teile I+II) beziehen.

Abbildung 9: Relation zwischen Kursgebühren und Stundenumfang

y = 2,4286x + 3151,9 R² = 0,2407

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000

0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600

Kostenr die Vorbereitung (ohne Zusatzkosten)

Stundenumfang

Punktediagramm mit Trendlinie

– Maurer und Betonbauer, Teile I + II (kombiniert) –

Die Betrachtung des Punktediagramms zeigt, dass ein umfangreicherer Vorbereitungskurs nicht immer zu höheren Kosten führt. Die zusätzlich eingezeichnete lineare Trendlinie36 (dunkelgrün) zeigt die Steigung, also die Zunahme der Kosten bei Erhöhung des Stundenumfangs, die insbeson-dere für den Vergleich zwischen den Gewerben Unterschiede hilfreich ist. Ergänzt wird die Geraden-gleichung durch das Bestimmtheitsmaß R2, welches die Güte der Trendlinie als beste geeignete Linie angibt. Zuletzt ist als gelbe vertikale Linie die vom Bundesfachverband ausgesprochene Empfehlung zum Umfang von Vorbereitungskursen eingezeichnet. Diese Empfehlung wird i. d. R. in Kombination mit einem Rahmenlehrplan herausgegeben.

Auf eine umfängliche Betrachtung aller Gewerbe wird in dem hier vorliegenden Bericht verzichtet, da der Schwerpunkt auf der Ermittlung von Kosten der Meisterqualifizierung und den damit verbundenen (methodischen) Herausforderungen liegt. Zusammenfassend kann jedoch festgestellt werden,

§ dass die Ergebnisse der exemplarischen Darstellung auch auf andere Gewerbe übertragbar sind.

Das heißt, die Höhe der Kursgebühren wird nicht allein durch den Stundenumfang beeinflusst.

Wie bereits zu Beginn dieses Unterkapitels erwähnt, sind entsprechende andere Einflüsse bisher ebenso wenig hinreichend belegt wie Informationen zur Kostenkalkulation.

§ dass Vorbereitungskurse hinsichtlich ihres Stundenumfangs sowohl zwischen als auch innerhalb des Gewerbes Unterschiede aufweisen. Insbesondere große Spannweiten innerhalb eines Ge-werbes werfen dabei die Frage nach möglichen Erklärungen auf, insbesondere mit Blick auf die Abweichungen zu den von den Bundesfachverbänden ausgesprochenen Empfehlungen.

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